Kolloidale Infusionslösung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Plasmaersatzmittel)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
HAES und Hyper-HAES

Kolloidale Infusionslösungen sind in der Infusionstherapie eingesetzte Präparate, die eine Stabilisierung oder Zunahme des Volumens in den Blutgefäßen bewirken. Sie enthalten kolloidale Makromoleküle wie Kohlenhydrate (Hydroxyethylstärke, Dextrane) oder Proteine (Gelatine oder humanes Albumin). Da diese die Gefäßwand nicht überschreiten können, wird der durch sie erhöhte kolloidosmotische Druck so lange aufrechterhalten, bis die Moleküle über enzymatischen Abbau oder Aufnahme durch das mononukleäre Phagozytosesystem eliminiert sind. Dadurch ergibt sich ein ausgeprägter Effekt auf das Blutvolumen, weshalb sie zum Ausgleich größerer Volumenverluste beim hypovolämischen Schock eingesetzt werden. Die Verbesserung der Mikrozirkulation, die die Kolloide bewirken, wirkt sich im Schock zusätzlich positiv aus.

Je nach Präparation verhalten sich die Lösungen hypo- bis isoonkotisch (niedriger oder gleicher kolloidosmotischer Druck) im Vergleich zum Blutplasma (Plasmaersatzmittel wie das Dextran-Präparat Macrodex[1]) oder hyperonkotisch (höherer kolloidosmotischer Druck, Plasmaexpander). Durch die hyperonkotische Wirkung wird Wasser aus dem Extrazellularraum in die Blutbahn gezogen und so einem Volumenverlust entgegengewirkt.

Mögliche Nebenwirkungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mögliche Nebenwirkungen sind Veränderungen in der Blutgerinnung (Blutungsneigung), anaphylaktische Reaktionen und akutes Nierenversagen. Humanalbumin beinhaltet zusätzlich das Risiko der Übertragung von Virusinfektionen.

Ruhende Zulassung von HES

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) empfahl am 24. Juni 2013, bis zum Abschluss des europäischen Risikobewertungsverfahrens „von der Anwendung hydroxyethylstärkehaltiger Infusionslösungen abzusehen“.[2] Seit 2018 ist Hydroxyethylstärke nicht mehr in Europa zugelassen.[3] Siehe im Artikel Hydroxyethylstärke

  • Rossaint, Werner, Zwißler (Hrsg.): Die Anästhesiologie. Allgemeine und spezielle Anästhesiologie, Schmerztherapie und Intensivmedizin. Springer, Berlin; 2. Auflage 2008. ISBN 978-3-540-76301-7
  • Zander: Flüssigkeitstherapie. (2. erweiterte Auflage) Bibliomed 2009. ISBN 3-89556-040-5 (PDF, 892 kB (Memento vom 5. Juli 2011 im Internet Archive))

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Neu! Macrodex. Ein physiologisches Plasmasubstitut. In: Münchener Medizinische Wochenschrift. Band 95, Nr. 1, 2. Januar 1953, S. LXXXVI (Anzeiger der Knoll AG).
  2. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM): Hydroxyethylstärke (HES): Empfehlung des PRAC. (Memento vom 1. Juli 2013 im Webarchiv archive.today) Mitteilung vom 24. Juni 2013.
  3. Julia Borsch: HES-Zulassungen sollen ausgesetzt werden. 12. Januar 2018, abgerufen am 29. Mai 2021.