Sanctio
Die Sanctio oder Poenformel im Kontext von Urkunden des Mittelalters und der Frühen Neuzeit enthält die Androhung einer Strafe für den Fall einer Zuwiderhandlung gegen den in der Dispositio festgelegten rechtssetzenden Inhalt einer Urkunde.[1][2][3] Parallel dazu oder auch stattdessen konnte die Verheißung einer Belohnung für die Einhaltung des Rechtsgehaltes der Urkunde stehen.[2][3] Die angedrohte Strafe konnte in Form einer Geldbuße, des in Ungnadefallens beim Urkundenaussteller oder einer geistlichen Strafe, etwa eines Anathems, bestehen.[2]
Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Begriff sanctio im Sinne von Androhung einer Strafe zur Durchsetzung eines schriftlich fixierten Rechtsgehaltes war bereits in altrömischer Zeit gebräuchlich.[2][4]
Stellung im Urkundenformular
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Anordnung des Formulars einer Urkunde findet sich die Sanctio in der Regel zwischen der rechtssetzenden Dispositio und der die Beglaubigungsmittel angebenden Corroboratio.[1][3] Allerdings konnte bis in die Zeit der Regierung von Heinrich V. und vereinzelt auch noch unter Lothar III. zwischen der Sanctio und der Corroboratio die Zeugenliste stehen.[5]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter-Johannes Schuler: Poenformel. In: Peter Dinzelbacher (Hrsg.): Sachwörterbuch der Mediävistik (= Kröners Taschenausgabe. Band 477). Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-520-47701-7, S. 641–642.
- Joachim Spiegel: Sanctio. In: Lexikon des Mittelalters (LexMA). Band 7. LexMA-Verlag, München 1995, ISBN 3-7608-8907-7, Sp. 1362.
- Alessandro Pratesi: Genesi e forme del documento medievale. Rom 1979, S. 75f. als Sanzione
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur zur Pönformel im Opac der Regesta Imperii
- Urkundenformulare von Horst Enzensberger
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Ahasver von Brandt: Werkzeug des Historikers. Eine Einführung in die Historischen Hilfwissenschaften. (= Urban-Taschenbücher. Band 33). 13. Auflage. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1992, ISBN 3-17-012099-9, S. 91.
- ↑ a b c d Peter-Johannes Schuler: Poenformel. In: Peter Dinzelbacher (Hrsg.): Sachwörterbuch der Mediävistik (= Kröners Taschenausgabe. Band 477). Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-520-47701-7, S. 641.
- ↑ a b c Harry Bresslau: Handbuch der Urkundenlehre für Deutschland und Italien. Band 1, 3. Auflage. Verlag Walter de Gruyter, Berlin 1958, S. 48.
- ↑ Harry Bresslau: Handbuch der Urkundenlehre für Deutschland und Italien. Band 1, 3. Auflage. Verlag Walter de Gruyter, Berlin 1958, S. 48, Anm. 4.
- ↑ Harry Bresslau: Handbuch der Urkundenlehre für Deutschland und Italien. Band 2, 3. Auflage. Verlag Walter de Gruyter, Berlin 1958, S. 211 mit Anm. 5.