Gelappter Schildfarn
Gelappter Schildfarn | ||||||||||||
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Gelappter Schildfarn | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Polystichum aculeatum | ||||||||||||
(L.) Roth |
Der Gelappte Schildfarn (Polystichum aculeatum), auch Glanzschildfarn oder Dorniger Schildfarn genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Schildfarne (Polystichum) innerhalb der Familie der Wurmfarngewächse (Dryopteridaceae). Sie ist in europäischen Gebirgen für Schluchtwälder und Schutthangwälder typisch.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Insgesamt ist der Gelappte Schildfarn im Habitus sehr variabel. Der Gelappte Schildfarn ist eine immergrüne, ausdauernde krautige Pflanze. Wedel von jungen Pflanzen sind oft nur einfach gefiedert, wodurch sie wegen der Vorwärtsbiegung der Fiederchen denen des Lanzen-Schildfarns ähneln.
Die Wedel sind doppelt gefiedert und 30 bis 90 (bis 100) Zentimeter lang.[1] Der Blattstiel ist 5 bis 20 Zentimeter lang, bis 7 Millimeter dick und macht weniger als ein Drittel der gesamten Länge aus.[1] Er ist gerillt und mit kleinen und großen kupferbraunen Spreuschuppen besetzt.[1] Im Umriss ist die Blattspreite lanzettlich bis lineal-lanzettlich und zum Grund hin deutlich verschmälert. Sie ist 20 bis 8o Zentimeter lang und 5 bis 22 Zentimeter breit.[1] Die ziemlich derbe Blattspreite ist auf der Oberseite glänzend dunkelgrün, auf der Unterseite etwas blasser und spärlich mit kleinen Spreuschuppen besetzt. Sie besitzt auf beiden Seiten 40 bis 50 Fiedern.[1] Die Fiedern sind 30 bis 80 Millimeter lang und 10 bis 18 Millimeter breit.[1] Die Fiederchen (also die Fieder zweiter Ordnung) sind sitzend und leicht sichelig nach vorne gekrümmt; sie sind 8 bis 15 Millimeter lang.[1] Charakteristisch ist das unterste vordere Fiederchen, welches deutlich größer ist als alle anderen, meist eineinhalb bis doppelt so groß. Die Blattzähne sind kräftig begrannt.[1] Die Sori stehen in 2 Reihen; ihr Indusium ist kreisrund und bleibend. Sporenreife ist Juni bis Oktober.[1]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 164.[2] Entstanden ist der Gelappte Schildfarn als Hybride aus dem Lanzen-Schildfarn (Polystichum lonchitis) und dem Grannen-Schildfarn (Polystichum setiferum) mit anschließender Chromosomenverdoppelung.[1]
Verbreitung und Standortansprüche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gelappte Schildfarn findet sich in den Gebirgen und Mittelgebirgen Europas sowie im Kaukasus und im nordindischen Himalaya. Funde aus China, Japan oder Nordamerika scheinen zweifelhaft und wurden inzwischen meist anderen Arten zugeordnet. In Europa kommt er ursprünglich in fast allen Ländern vor; er fehlt nur in Portugal, Dänemark, Island, Kosovo, Belarus, im europäischen Russland und im europäischen Teil der Türkei.[3]
Der Gelappte Schildfarn ist die verbreitetste mitteleuropäische Schildfarn-Art. Er kommt zerstreut in felsigen und luftfeuchten Berg- und Schluchtwäldern vor. Er gedeiht meist auf humusreichem, sowohl auf kalkhaltigem als auch auf kalkfreiem Untergrund. In den Alpen steigt er kaum über die Waldgrenze auf. In den Allgäuer Alpen steigt er in Bayern am Kluppenkopf an der Höfats und am Schochen nahe dem Laufbacher Eck in Höhenlagen bis zu 2000 Meter auf.[4] Er steigt aber bis über 2200 Meter Meereshöhe auf.[1] Er ist in Deutschland gesetzlich geschützt.[5]
Der Gelappte Schildfarn wächst gesellig an beschatteten bis schattigen, frischen und bewegten, steilen Hängen mit kalkarmen, doch basenreichen Böden; er wächst gern an schuttreichen Hängen, an Felsen oder auf Mauern, meist in mehr oder weniger wintermilder, luftfeuchter Klimalage. Er ist kennzeichnend für Schluchtwälder (Aceri-Fraxinetum), gelegentlich kommt er auch in schuttreichen oder steilen Buchenwäldern (Asperulo-Fagetum) vor.
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3+ (feucht), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 3 (montan), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[6]
Hybriden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gelappte Schildfarn kann mit dem Lanzen-Schildfarn die Hybride Polystichum ×illyricum (Borbás) Hahne bilden. Sie ist triploid mit 2n = 123.[1]
Taxonomie und Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gelappte Schildfarn wurde 1753 von Carl von Linné als Polypodium aculeatum in Species Plantarum Tomus II, S. 1090 erstbeschrieben. Die Art wurde 1799 von Albrecht Wilhelm Roth in Tentamen Florae Germanicae Band 3 (1.1), S. 79 als Polystichum aculeatum (L.) Roth in die Gattung Polystichum Roth gestellt. Synonyme für die Art sind Polypodium aculeatum L., Aspidium lobatum (Huds.) Sw., Polystichum aculeatum subsp. lobatum (Huds.) Vollm., Dryopteris lobata (Huds.) Schinz & Thell. und Polystichum lobatum (Huds.) Bastard.[7][3] Das Epitheton "aculeatum" bedeutet "stachelig" und bezieht sich auf die spitzigen Blattzähne.[1]
Es kann eine Varietät unterschieden werden:[7]
- Polystichum aculeatum var. samoense Luerss.: Sie kommt auf den Samoa-Inseln vor.[7]
Quellen und weiterführende Informationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
- Werner Rothmaler: Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Band 2: Gefäßpflanzen, 14. Auflage. Volk und Wissen, Berlin 1988, ISBN 3-06-012539-2.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-8252-1828-7
- Georg Eberle: Farne im Herzen Europas. Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt 1970.
- Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Spezieller Teil (Pteridophyta, Spermatophyta): Lycopodiaceae bis Plumbaginaceae. 2., ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-3322-9.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g h i j k l m Josef Dostál, Tadeus Reichstein: Polystichum. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 3. Auflage, Band I, Teil 1. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1984, ISBN 3-489-50020-2. Seite 174–187.
- ↑ Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. Seite 86. ISBN 3-8001-3131-5
- ↑ a b Maarten J. M. Christenhusz & E. von Raab-Straube (2013+): Polypodiopsida. Datenblatt Polystichum aculeatum In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 77.
- ↑ Michael Koltzenburg: Polystichum. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 99. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2024. ISBN 978-3-494-01943-7. S. 164–165.
- ↑ Polystichum aculeatum (L.) Roth In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 28. April 2021.
- ↑ a b c Michael Hassler: Taxon in Suchmaske eintragen bei World Ferns. - Synonymic Checklist and Distribution of Ferns and Lycophytes of the World. Version 12.10 vom Februar 2022.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Polystichum aculeatum bei hardyfernlibrary.com.
- Markku Savela: Polystichum - Finnish Pteridophyta.
- The Ferns (Filicopsida) of the British Isles - Polystichum aculeatum
- Polystichum aculeatum (L.) Roth, Dorniger Schildfarn. auf FloraWeb.de
- Gelappter Schildfarn. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Die Verbreitung auf der Nordhalbkugel nach Eric Hultén
- Thomas Meyer: Schildfarn Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)