Bitterorange

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Bitterorange

Illustration der Pomeranze oder Bitterorange (Citrus × aurantium)

Systematik
Rosiden
Eurosiden II
Ordnung: Seifenbaumartige (Sapindales)
Familie: Rautengewächse (Rutaceae)
Gattung: Zitruspflanzen (Citrus)
Art: Bitterorange
Wissenschaftlicher Name
Citrus × aurantium
L.

Die Bitterorange oder Pomeranze (Citrus × aurantium L.), auch Sevilla-Orange und Saure Orange genannt, ist eine Zitruspflanze. Entstanden ist die Bitterorange vermutlich als Hybride zwischen Pampelmuse (Citrus maxima) und Mandarine (Citrus reticulata),[1] wahrscheinlich im Süden Chinas.

Ihre Frucht ist ähnlich der aus den gleichen Elternarten entstandenen süßen Orange, aber bitterer, herbschmeckender und kleiner. Sie wird wegen ihrer gänzlich unterschiedlichen Verwendung von den süßen Orangen unterschieden. Während die Bitterorange spätestens im 11. Jahrhundert nach Italien gekommen ist, wurde die süße Variante erst im 15. Jahrhundert nach Europa eingeführt. Die Heimat der Pomeranzen ist heute nicht mehr feststellbar.[2] Wahrscheinlich wuchsen die ersten Bäume mit der orangefarbenen Frucht in den südlichen tropischen Gebieten des Himalaya oder in den Gebirgsregionen Chinas. Fest steht, dass der Baum seit mehr als 4000 Jahren vor allem wegen seiner aromatischen Frucht kultiviert wird.

Zweige mit Früchten

Die Bitterorange wächst als immergrüner, bis zehn Meter großer Baum mit einer runden Krone. Die Zweige sind in den Blattachseln mit Dornen besetzt, die meist dünn und kurz sind, an jungen, stark wachsenden Trieben aber auch fünf bis acht Zentimeter Länge erreichen können.

Die ovalen Blätter enden in einer etwas ausgezogenen, aber stumpfen Blattspitze und sind am Blattgrund abgerundet bis keilförmig zulaufend. Der Blattstiel ist zwei bis drei Zentimeter lang und deutlich herzförmig verbreitert (geflügelt): Die Breite beträgt nahe der Blattspreite ein bis zwei Zentimeter, zum Spross hin läuft die Verbreiterung keilförmig aus. Die Blätter enthalten Öldrüsen, der Geruch des Öls (Petitgrain) wird als angenehm empfunden.

Die weißen Blüten duften ebenfalls stark. Fünf bis zwölf Prozent der Blüten enthalten nur Staubgefäße, kein Gynoeceum.

Bitterorangen

Die Früchte sind rundlich, etwas abgeplattet, die im reifen Zustand leuchtend orange Schale ist dicker und unebener als die der Orange. Die äußere, farbige Schale lässt sich relativ leicht abschälen. Im Innern ist die Frucht in zehn bis zwölf Segmente eingeteilt, viele Sorten enthalten zahlreiche Samen. Das Fruchtfleisch ist sauer, die weiße Schicht unter der Schale (Mesokarp, Albedo) und die Häutchen um die einzelnen Segmente (Endokarp) schmecken bitter. Die zentrale Achse der Frucht ist zur Reifezeit meist hohl. Erntezeit im Mittelmeerraum ist Januar bis Februar.

Im deutschsprachigen Raum waren die aus Venedig eingeführten Pomeranzen und kandierte Pomeranzenschalen, insbesondere beim hohen Adel und der hohen Geistlichkeit begehrt.[3] Aus der äußeren Fruchtschale wird Orangeat und aus der gesamten Frucht Orangenmarmelade hergestellt, wobei die äußere Fruchtschale abgeschält und zerkleinert dem Gelee beigegeben wird. Außerdem werden Schalen und Saft der Pomeranze für die Herstellung des Likörs Curaçao, des Berliner Likörs Mampe Halb und Halb und der italienischen Bitterorangenlimonade Aranciata Amara benötigt. Die Chinottofrucht, vermutlich eine Varietät der Bitterorange, ist Basis für die Chinottolimonade; diese „italienische Cola“ gab ihrerseits das Vorbild für das maltesische Kinnie ab. Beide Produkt- bzw. Markennamen verweisen auf China als mutmaßliche Heimat der Ursprungspflanze.

Die Pomeranze liefert auch der Parfümerie gleich drei sehr wichtige Duftbausteine, die sich geruchlich deutlich voneinander unterscheiden:

In mittelalterlichen Duftrezepturen verwendete man auch ein wässriges Destillat aus den Blüten, das Aqua Naphae genannt wurde.

Synephrin ist ein in der Bitterorange vorkommender Stoff, der als Fatburner vermarktet wird. Es wurden ähnliche Effekte wie bei dem pharmakologisch verwandten Ephedrin versprochen, die tatsächliche Wirksamkeit ist allerdings sehr umstritten.

Die Blütendroge Aurantii amari flos

Hesperidin wird aus der getrockneten Frucht mittels Auskochen mit Wasser und anschließender Extraktion mit Natronlauge gewonnen. Dieser Naturstoff dient als Ausgangsprodukt der Synthese von Diosmin, einem Wirkstoff für Arzneimittel des kardiovaskulären Systems.

Furanocumarine sind gerinnungshemmende Substanzen, welche die Haut lichtempfindlicher (Photosensibilisierung) machen. Daher kann es bei gleichzeitiger intensiver Einwirkung von UV-Licht (Sonnenstudio bzw. intensives Sonnenlicht) zu Hautreizungen führen. Zusätzlich sind auch in geringen Mengen Cumarine[4] enthalten.

Die getrocknete Blütendroge wird als Geschmacks- und Geruchskorrigens[5] in pharmazeutischen Zubereitungen, vor allem Tees eingesetzt.

Älteste Bitterorangenpflanze (circa 300 Jahre) im deutschsprachigen Raum (Schlosspark Pillnitz)

Die Pomeranze kam bereits im Mittelalter nach Europa. Erste Erwähnungen im Mittelmeerraum finden sich im 10. Jahrhundert in arabischen Schriften als nārandsch / نارنج. Dieses Wort leitet sich über das Persische und Sanskrit von einem dravidischen Wort ab. In Spanien gab es spätestens im 11. Jahrhundert Pflanzungen von Bitterorangen. Die arabische Bezeichnung wurde ins Spanische und Portugiesische übernommen und ist der Ursprung des Wortes Orange (vgl. den Abschnitt Namensgebung im Artikel „Orange“). Erst bei Giovanni Baptista Ferrari findet sich 1646 die Form Aurantium, die einen Bezug zum lateinischen Wort aurum für „Gold“ und damit zur Farbe der Frucht hat.[6][7][8] Die Bezeichnung Pomeranze leitet sich vom lateinischen pomum aurantium (mit dem Zusatz „pomum“ = „Apfel“) her.

Carl von Linné wählte für die Bitterorange den wissenschaftlichen Namen Citrus aurantium. Nachdem heute klar ist, dass es sich dabei um eine Kreuzung handelt, wird der Name durch ein Kreuzungszeichen ergänzt: Citrus × aurantium.

Von der Pomeranze abgeleitet ist der umgangssprachlich scherzhafte oder auch abwertende Begriff „Landpomeranze“ für eine Frau aus ländlicher Provinz mit mangelnder Weltbildung, der sich u. a. auch auf die frische Farbe des Teints mit pomeranzenroten Pausbacken bezieht.

Pomeranzen-Rarität

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Eine Pomeranzen-Rarität ist die „Deutsche Landsknechthose“

Eine Pomeranzen-Rarität ist die „Deutsche Landsknechthose“ (Citrus aurantium Fasciata). Die bereits im 16. Jahrhundert beschriebene Frucht ist im reifen Zustand markant gestreift. Der Name spielt auf die Hosentracht deutscher Landsknechte an. Gestreifte Landsknechthosen werden nach wie vor von der Vatikan-Garde getragen. Die gestreiften Fruchtschalen der Landsknechthosen-Pomeranze sind während der Reife zunächst grün gefärbt, während sich die untere Schale gelb färbt. Zur Zeit der Vollreife sind die Streifen orangefarben. Die historische Sorte ist auch unter den Sortennamen Virgatum, Virgolare oder Fiamato zu finden.[9][10][11]

  • Walter Reuther, Leon Dexter Batchelor, Herbert John Webber (Hrsg.): The Citrus Industry. (Memento vom 1. Februar 2012 im Internet Archive) Band 1. University of California, Berkeley 1967.
  • Walter Reuther, Leon Dexter Batchelor, Herbert John Webber (Hrsg.): The Citrus Industry. Band 2. University of California, Berkeley 1968.
Commons: Bitterorange – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. E. Nicolosi et al. (2004): Citrus phylogeny and genetic origin of important species as investigated by molecular markers. Theoretical and Applied Genetics 100(8):1155-1166.
  2. Pomeranze/Bitterorange – Wirkung, Anwendung, Botanik. In: DocJones.de. (online (Memento vom 10. Januar 2012 im Internet Archive) [abgerufen am 23. November 2017]).
  3. Harry Kühnel: Die Sachkultur bürgerlicher und patrizischer Nürnberger Haushalte des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit. In: Trude Ehlert (Hrsg.): Haushalt und Familie in Mittelalter und früher Neuzeit. Vorträge eines interdisziplinären Symposions vom 6.–9. Juni 1990 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Mit einem Register von Ralf Nelles. Thorbecke, Sigmaringen 1991, ISBN 3-7995-4156-X, S. 15–31, hier: S. 30.
  4. Aurantii amari epicarpium et mesocarpium – Bitterorangenschale. Abgerufen am 23. November 2017.
  5. Bettina Rahfeld: Mikroskopischer Farbatlas pflanzlicher Drogen. 1. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-8274-1951-4, S. 138; Bezugnahme auf Monographie der Kommission E.
  6. L. Ramón-Laca (2003): The Introduction of Cultivated Citrus to Europe via Northern Africa and the Iberian Peninsula. Economic Botany 57(4):502–514.
  7. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7 (Nachdruck von 1996).
  8. H. Marzell (1943): Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. Verlag S. Hirzel, Leipzig.
  9. Martina Römer Ein Kübel Süden Artikel vom 24. Juli 2005 auf welt.de
  10. Johann Werfring: Kur im Schönbrunner Orangeriekrankenhaus. In: Wiener Zeitung, 10. Mai 2012, Beilage „ProgrammPunkte“, S. 7.
  11. Deutsche Landsknechtshose auf flora-toskana.com