Es gibt Fragen, die sich viele Menschen stellen, die sich aber nicht mit den Begriffen und Methoden der „gewöhnlichen“ Einzelwissenschaften bearbeiten lassen. Die Fragen etwa nach dem, was moralisch „gut“ und „böse“ ist, was „Gerechtigkeit“ bedeutet, ob es einen Gott gibt, ob der Mensch eine unsterbliche Seele besitzt, worin der Unterschied zwischen Geist und Körper besteht, was der „Sinn des Lebens“ ist oder, ob die vorgenannten Fragen überhaupt sinnvoll gestellt und beantwortbar sind.
Weitere Arten von Fragen können ebenfalls nicht mithilfe von Einzelwissenschaften untersucht werden:
So untersucht die Biologie zwar den Gesamtbereich des Lebendigen, sie kann aber nicht bestimmen, was das „Wesen“ des Lebendigen ausmacht, ob und wann lebende Organismen getötet werden dürfen, oder welche Rechte und Pflichten für menschliche Lebewesen bestehen.
Mit Hilfe von Physik und Mathematik können zwar Naturgesetze ausgedrückt werden, aber die Frage, ob und inwiefern die Natur überhaupt gesetzmäßig ist, kann keine Naturwissenschaft beantworten.
Die Rechtswissenschaften untersuchen und legen fest, wann etwas im Einklang mit dem positiven Recht geschieht. Was aber gemäß welcher Prinzipien sinnvollerweise Inhalt der Gesetze sein soll, ist nicht Teil ihres Gegenstandsbereichs.
Allgemein erhebt sich nicht nur hinsichtlich jeder Einzelwissenschaft, sondern grundsätzlich die Frage, wie wir mit dem daraus gewonnenen Wissen umgehen sollen.
Noch allgemeiner stellen sich Probleme, die gar nicht einzelne Erkenntnisse betreffen, sondern Grenzen des Denkens überhaupt, wie etwa die Frage, ob die in diesem Moment individuell erlebte Wirklichkeit außerhalb des Denkens besteht.
Auf solche Fragen sind die Erklärungsmodelle der Einzelwissenschaften nicht anwendbar. Solche Fragen sind philosophische Fragen!