Knöterich-Laichkraut

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Potamogeton polygonifolius)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Knöterich-Laichkraut

Knöterich-Laichkraut (Potamogeton polygonifolius), Illustration

Systematik
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Monokotyledonen
Ordnung: Froschlöffelartige (Alismatales)
Familie: Laichkrautgewächse (Potamogetonaceae)
Gattung: Laichkräuter (Potamogeton)
Art: Knöterich-Laichkraut
Wissenschaftlicher Name
Potamogeton polygonifolius
Pourr.

Das Knöterich-Laichkraut[1] (Potamogeton polygonifolius), auch Knöterichblättriges Laichkraut[2] genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Laichkräuter (Potamogeton) innerhalb der Familie der Laichkrautgewächse (Potamogetonaceae).

Habitus und Schwimmblätter
Habitus und Laubblätter eines submersen Exemplars
Blütenstand

Das Knöterich-Laichkraut ist äußerst vielgestaltig mit Wasser- und Landformen.[1]

Vegetative Merkmale

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Knöterich-Laichkraut wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchslängen von 5 bis 30,[3] selten bis zu 60 Zentimetern. Die rötlichen Ausläufer[1] sind bis etwa 10 Zentimeter lang, kurz gegliedert und im Boden kriechend und sind mit 2 Millimeter etwa so dick wie der Stängel. Der einfache oder nur wenig verzweigte Stängel ist stielrund.[3][1][4]

Die wechselständig und mehr oder weniger spiralig angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und -spreite gegliedert.[3] Die einfache, dunkel-grüne Spreite der Schwimmblätter ist bei einer Länge von bis zu 9 Zentimetern sowie einer Breite von bis zu 4 Zentimetern breit-eiförmig bis lanzettlich-elliptisch mit gerundeter oder schwach herzförmiger Spreitenbasis, manchmal mit leichter Falte.[1] Ihr 1 bis 3, selten bis zu 8 Zentimeter langer[3] Blattstiel ist verbreitert,[1] ohne biegsames Gelenk. Ihr Mittelnerv an der Unterseite der Spreite ist dick, schwammig. Die Tauchblätter = Unterwasserblätter sind zur Blütezeit noch vorhanden, lanzettlich mit stumpfem oberem Ende, dünn und in einen langen Stiel verschmälert.[1] Ein Mittelstreifennetz ist deutlich zu erkennen.[1] Die auffälligen, haltbaren, häutigen, grünlichen Nebenblätter sind 3 bis zu 5 Zentimeter lang und nicht mit dem Laubblatt verwachsen.[3][4]

Generative Merkmale

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit reicht von Juni bis August[1][2][5] oder sogar März[4] bis Oktober. Der Blütenstandsschaft ist dünn und bei Fruchtreife 5,5 bis 11 Zentimeter lang.[1] Der ährige Blütenstand besitzt einen lockeren und schmalen Aufbau.[1] Die zwittrige Blüte[1][5] ist vierzählig. Der Staubbeutel ist bei einer Länge von etwa 0,8 Millimetern zylindrisch.[4]

Die Sammelsteinfrucht enthält Früchtchen, die 1,5 bis 2,5 Millimeter lang[1] und auf dem Rücken stumpf gekielt sind. Es werden manchmal Turio gebildet.[1][5]

Chromosomensatz

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 13; es liegt Diploidie mit einer Chromosomenzahl von 2n = 26 vor.[1][2][5][6]

Beim Knöterich-Laichkraut handelt es sich um einen hydromorphen, plurienn-pollakanthen Hydrophyten.[1][5][2] Es kann eine vegetative Vermehrung durch Fragmentation der Ausläufer erfolgen.[1][5]

Der Blütenstand ragt über die Wasseroberfläche hinaus[3] und die Bestäubung erfolgt meist durch den Wind.[1][5] Die Blüten sind protogyn.[1][5] Es liegt Selbstkompatibilität vor.[1]

Die Ausbreitung der Diasporen, es sind die Teilfrüchte, erfolgt im Wasser (Hydrochorie).[1][5]

Das Knöterich-Laichkraut kommt in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel vor.[7] Es ist in Europa verbreitet, in Nordafrika kommt es selten in den Küstenregionen vor. In Europa reicht das geschlossene Verbreitungsgebiet nordwärts bis ca. 60° nördlicher Breite, isolierte Vorkommen finden sich in Norwegen bis 68° nördlicher Breite, ostwärts reichen die Vorkommen bis ca. 20° östlicher Länge, wobei der Knöterich-Laichkraut im östlichen Mitteleuropa sehr selten ist. Es gibt Fundortangaben für die Azoren, Madeira, Algerien, Marokko, Tunesien, Spanien,[4] Portugal,[8] Andorra, Frankreich,[9] Monaco, Malta, Sizilien, Italien,[10] die Schweiz, Liechtenstein Österreich, Deutschland, Luxemburg, die Niederlande, Belgien, das Vereinigte Königreich, Irland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Nordmazedonien, Griechenland,[11] Assam, das kanadische Nova Scotia sowie Neufundland und den US-Bundesstaat New Jersey.[12]

Im nordwestlichen Mitteleuropa ist das Knöterich-Laichkraut selten, sonst tritt sie nur vereinzelt auf. In Deutschland ist es vor allem im nordwestlichen Flachland sowie entlang der Ostseeküste verbreitet. Ansonsten findet man nur im Rheingebiet (südlich bis zur Pfalz) und im unteren Maingebiet einige zerstreute Vorkommen. Das Knöterich-Laichkraut ist in der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten Deutschlands nach Metzing et al. 2018, unverändert zur Roten Liste von 1998, in der Gefährdungskategorie 3 = „gefährdet“ und vielerorts im starken Rückgang begriffen; Ursachen für den Rückgang der Bestände sind Eutrophierung von Böden und Gewässern durch Düngereintrag, Überschüttung sowie Auffüllung der Gewässer, Begradigung und Verbauung kleinerer Flüsse sowie Bäche und Gewässerverschmutzung.[1] In der Schweiz gilt Potamogeton polygonifolius als „EN“ = „stark gefährdet“ und kommt dort nur in der Alpensüdflanke vor.[2] In der Roten Liste der gefährdeten Arten der IUCN wurde 2015 Potamogeton polygonifolius als „LC“ = „Least Concern“ = „nicht gefährdet“ bewertet.[12]

Das Knöterich-Laichkraut gedeiht in Mitteleuropa meist in kalkarmen, mäßig sauren Torfböden und kommt daher ausschließlich in Moorentwässerungsgräben, Torfstichen, Moortümpeln und tieferen Schlenken vor, in denen dem Untergrund oft etwas Sand beigemischt ist. Es erträgt zeitweilige Trockenzeiten und bildet dann Landformen aus.

Das Knöterich-Laichkraut bildet die eigene Pflanzengesellschaft Hyperico-Potametum oblongi oder wächst in Strandlings-Gesellschaften, aber auch in ärmeren Seerosen-Beständen und in Beständen des Kleinen Wasserschlauchs.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Ellenberg sind: Lichtzahl 7 = Halblichtpflanze, Temperaturzahl 6 = Mäßigwärme- bis Wärmezeiger, Kontinentalitätszahl 2 = ozeanisch, Reaktionszahl 3 = Säurezeiger, Feuchtezahl 10 = Wechselwasserzeiger, Stickstoffzahl 2 = Extremer Stickstoff- bis Stickstoffarmutzeiger, Salzzahl 0 = nicht salzertragend, Schwermetallresistenz = nicht schwermetallresistent.[1]

Die Erstveröffentlichung von Potamogeton polygonifolius erfolgte 1788 durch Pierre André Pourret de Figeac in Mémoires de l'Académie des Sciences, Inscriptions et Belles-Lettres de Toulouse, Band 3, Seite 325.[7][11][13] Das Artepitheton polygonifolius bedeutet „vieleck-blättrig“. Synonyme für Potamogeton polygonifolius Pourr. sind: Potamogeton anglicus Hagstr., Potamogeton cyprifolius Lowe ex Graebn., Potamogeton heterophyllus Biroli nom. illeg., Potamogeton intermedius Cham. & Schltdl., Potamogeton microcarpus Boiss. & Reut., Potamogeton natans var. polygonifolius (Pourr.) Fiori & Paol., Potamogeton natans subsp. polygonifolius (Pourr.) Bonnier & Layens, Potamogeton natans subsp. intermedius Gaudin nom. illeg., Potamogeton natans var. minor Mert. & W.D.J.Koch, Potamogeton natans var. oblongus (Viv.) Gaudin, Potamogeton natans var. parnassiifolius (Schrad. ex Mert. & W.D.J.Koch) Boenn., Potamogeton oblongus Viv., Potamogeton oblongus var. cordifolius (Cham. & Schltdl.) Fieber, Potamogeton oblongus var. lancifolius (Cham. & Schltdl.) Fieber, Potamogeton oblongus var. ovato-oblongus Fieber, Potamogeton parnassiifolius Schrad. ex Mert. & W.D.J.Koch, Potamogeton polygonifolius var. amphibius (Fr.) Hagstr., Potamogeton polygonifolius var. amphibius (Fr.) Graebn., Potamogeton polygonifolius var. microcarpus A.Benn., Potamogeton polygonifolius subsp. microcarpus (Boiss. & Reut.) Nyman, Potamogeton polygonifolius var. parnassiifolius (Schrad. ex Mert. & W.D.J.Koch) Gren. & Godr., Potamogeton polygonifolius var. terrestris (Coss. & Germ.) Rouy[7]

Die Abgrenzung zu anderen Arten ist schwierig und so kommt es oft zu Fehlbestimmungen.[12] Es sind einige Naturhybriden bekannt.[12]

  • Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2. korrigierte und erweiterte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
  • Siegmund Seybold: Die Flora von Deutschland und der angrenzenden Länder. Ein Buch zum Bestimmen aller wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. Begründet von Otto Schmeil, Jost Fitschen. 95. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01498-2.
  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 2. erweiterte Auflage. Band 2: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Dilleniidae): Hypericaceae bis Primulaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1993, ISBN 3-8001-3323-7.
  • Heinz-Dieter Krausch: Farbatlas Wasser- und Uferpflanzen. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1999, ISBN 3-8001-3352-0.
  • Joanna Zalewska-Gałosz, Arkadiusz Nowak, Zygmunt Dajdok: Ecological variation between marginal and central populations of Potamogeton polygonifolius, a rare and endangered species in Central Europe. In: Journal for Nature Conservation, Volume 20, Issue 2, 2012, S. 76–84. doi:10.1016/j.jnc.2011.08.002
  • Robert R. Haynes, C. Barre Hellquist: Potamogetonaceae. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 22: Magnoliophyta: Alismatidae, Arecidae, Commelinidae (in part), and Zingiberidae. Oxford University Press, New York und Oxford, 2000, ISBN 0-19-513729-9. Potamogeton oblongus Viviani - textgleich online wie gedrucktes Werk. (Synonym von Potamogeton polygonifolius)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w Potamogeton polygonifolius Pourr., Knöterich-Laichkraut. auf FloraWeb.de
  2. a b c d e Potamogeton polygonifolius Pourr. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 9. November 2023.
  3. a b c d e f Robert R. Haynes, C. Barre Hellquist: Potamogetonaceae. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 22: Magnoliophyta: Alismatidae, Arecidae, Commelinidae (in part), and Zingiberidae. Oxford University Press, New York und Oxford, 2000, ISBN 0-19-513729-9. Potamogeton oblongus Viviani - textgleich online wie gedrucktes Werk. (Synonym von Potamogeton polygonifolius)
  4. a b c d e Datenblatt mit Fotos bei Flora Vascular.
  5. a b c d e f g h i Knöterich-Laichkraut. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
  6. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Seite 106. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001, ISBN 3-8001-3131-5.
  7. a b c Datenblatt Potamogeton polygonifolius bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
  8. Datenblatt mit Fotos und Verbreitung in Portugal bei Flora-On.
  9. Datenblatt mit Fotos und Verbreitung in Frankreich bei Tela Botanica.
  10. Datenblatt mit Fotos und Verbreitung in Italien bei Portale della Flora d'Italia - Portal to the Flora of Italy.
  11. a b P. Uotila, 2009+: Potamogetonaceae. Datenblatt Potamogeton polygonifolius In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  12. a b c d Potamogeton polygonifolius in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2022.2. Eingestellt von: L. Maiz-Tome, 2015. Abgerufen am 9. November 2023.
  13. Potamogeton polygonifolius bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 9. November 2023.
Commons: Knöterich-Laichkraut (Potamogeton polygonifolius) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien