Mit aller Macht

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Film
Titel Mit aller Macht
Originaltitel Primary Colors
Produktionsland Vereinigte Staaten, Frankreich, Vereinigtes Königreich, Deutschland, Japan
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1998
Länge 138 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Mike Nichols
Drehbuch Elaine May
Produktion Mike Nichols
Musik Ry Cooder
Kamera Michael Ballhaus
Schnitt Arthur Schmidt
Besetzung

Mit aller Macht ist ein Filmdrama von Mike Nichols aus dem Jahr 1998, der damit Joe Kleins Roman Primary Colors: A Novel of Politics verfilmt hat.

Henry Burton ist Enkel eines schwarzen Bürgerrechtlers sowie Mitarbeiter eines US-amerikanischen Politikers und trifft im Wahlkampf zur Nominierung des Kandidaten der demokratischen Partei für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten auf den charismatischen Südstaaten Gouverneur Jack Stanton.

Nachdem Stanton beim Besuch einer New Yorker Abendschule für Erwachsene, die des Lesens nicht mächtig sind, Emotionen zeigt und eine rührselige Geschichte über seinen eigenen Onkel, der zwar ein Kriegsheld im Zweiten Weltkrieg war, jedoch nicht den Mut hatte seine Leseschwäche zuzugeben, erzählt, wird Burton nachdenklich und überlegt, seinen Job hinzuschmeißen um von nun an für Stanton zu arbeiten.

Ehe er es sich versieht, gehört er – zum Ärger seiner Freundin, der Journalistin March – dem zusammengewürfelten Team des Präsidentschaftskandidaten um den unkonventionellen Politikberater Richard Jemmons, der attraktiven Sprecherin Daisy Green, Howard Ferguson, dem "Mädchen für alles", sowie der ehrgeizigen Frau Stantons, Susan, an. Es stehen zwar wenig Ressourcen für eine Wahlkampagne zur Verfügung, Henry ist aber der Ansicht, dass es Jack Stanton ehrlich meint und für die Menschen wirkliche Verbesserungen schaffen will, weswegen er an Bord bleibt.

Nachdem March, die für die Zeitung "Black Rights" arbeitet, Jack Stanton nach einer erfolgreichen TV-Konfrontation mit seiner Verhaftung als junger Mann bei einer Demonstration gegen den Vietnamkrieg in Chicago konfrontiert hat, beschließen Henry, Daisy und Richard mit Susan über die Vergangenheit des Gouverneurs zu sprechen. Susan engagiert daraufhin eine langjährige aber psychischkranke Freundin namens Libby Holden, die zukünftig Skandale des notorisch untreuen Stanton verhindern bzw. unter den Teppich kehren soll.

Tatsächlich meldet sich schon bald Susans Friseurin, Cashmere McLeod, und behauptet öffentlich eine außereheliche Beziehung mit Stanton gehabt zu haben. Eine Tonbandaufnahme scheint dies zu bestätigen, doch Libby gelingt es den Urheber, der Passagen aus einem Mobiltelefonat zwischen Stanton und Henry belauscht und zusammengeschnitten hat, ausfindig zu machen. Sie zwingt ihn, ein Geständnis zu unterschreiben.

Stantons Beliebtheitswerte steigen. Es gelingt ihm seinen größten Rivalen, Floridas Senator Harris, in den Umfragen hintersichzulassen, nachdem er – nach Harris Attacken unter der Gürtellinie – selbst zu negativen Werbesports greift. In einer Live-Radioshow wird Stanton mit einem Anruf Harris konfrontiert. Während der hitzigen Diskussion erleidet sein Rivale einen Herzinfarkt und fällt ins Koma. Stanton lässt daraufhin die negativen Werbespots wieder zurückziehen.

Henry bekommt Besuch von einem Bekannten der Stantons, dem Grillrestaurantbesitzer "Fat Willie". Willie behauptet seine 17-jährige Tochter Loretta, die gelegentlich als Babysitterin von Stantons Sohn arbeitet, soll von Stanton schwanger sein. Howard und Henry bestehen auf die Durchführung eines genetischen Tests, doch – obwohl sie die Familie um Stillschweigen ersuchen – wird die Wahlkampagne Stantons durch die durchsickernden Gerüchte schwer belastet.

Nachdem Harris seine Kampagne nicht fortführen kann, ersetzt ihn der frühere US-Gouverneur von Florida, Fred Picker, der sich eigentlich vor einigen Jahren aus der Politik zurückgezogen hatte. Picker gibt sich als ungewöhnlicher Konkurrent, der mit Stanton sachlich diskutieren möchte, und – im Gegensatz zu Harris – keine schmutzige Wäsche wäscht.

Die große Konkurrenz durch Picker, die Gerüchte um die Affäre mit einer minderjährigen Schwarzen, Streitigkeiten innerhalb des Teams belasten die Kampagne Stantons schwer. Nachdem Daisy und Richard aussteigen, schlägt der – neu dazugekommene – Politikberater Norman Asher vor, in der Vergangenheit Pickers zu wühlen um herauszufinden, warum Picker einst der Politik den Rücken gekehrt hat, obwohl er schon damals die Aussicht auf das Präsidentenamt hatte.

Libby und Henry finden in einem Gespräch mit Pickers Ex-Schwager schnell heraus, dass dieser als Gouverneur kokainsüchtig war und mit seinem Drogenlieferanten auch eine homosexuelle Beziehung hatte. Im Gegensatz zu den Stantons will Libby diese Information aber nicht an die Öffentlichkeit tragen, da sie Picker persönlich verletzen würde. Nachdem Susan hart bleibt und die Meldung unbedingt der Presse zuspielen will, eröffnet Libby, dass jener Vaterschaftstest, der bewiesen hatte, dass Jack nicht der Vater von Lorettas ungeborenem Baby sein kann, gefälscht ist, weil Jack Blut seines Onkels abgegeben hatte. Sie zieht demnach den Schluss, dass Jack eine Affäre mit der Minderjährigen hatte und es für möglich hielt, der Vater des Kindes zu sein. Libby kündigt daraufhin und verabschiedet sich in Tränen aufgelöst und verzweifelt von Henry. Sie erschießt sich in ihrem Auto und hinterlässt einen Abschiedsbrief, in dem sie Jack wissen lässt, wie enttäuscht sie von ihm ist.

Nach der Beerdigung Libbys konfrontiert Stanton seinen Konkurrenten Picker privat mit den Ergebnissen der Nachforschungen. Picker tritt daraufhin von seiner Kandidatur zurück. Henry erklärt Jack noch auf Pickers Grundstück seine Kündigung, doch Stanton lässt diese nicht gelten. Der Film endet mit der Wahl Jack Stantons zum US-Präsidenten.

„Der Film basiert auf einem Buch über den authentischen Wahlkampf von Präsident Bill Clinton im Jahr 1992 und liefert die satirische, gelegentlich nachdenkliche, insgesamt aber wenig substanzreiche Beschreibung eines volksnahen Karrieristen, dem behauptete Liebesaffären mehr Probleme bereiten als die Gegenkandidaten. In ihrer absichtsvollen Einengung auf das Vorbild Clinton stößt die Geschichte rasch an reale und geschmackliche Grenzen, legt sie doch eindeutig mehr Wert auf die sensationellen als auf die politischen Aspekte. Nur in den Nebenrollen gewinnt der Film einiges Profil und vermag einen Eindruck vom politischen Pragmatismus während des Wahlkampfs zu vermitteln.“

„Eine gelungene Verfilmung eines Insider-Romans, der das politische Geschehen der USA aufs Beste erhellt und gelegentlich persifliert. Dennoch keine Satire wie „Wag the Dog“, sondern der ernst gemeinte Versuch, auszuloten, welche Grenzen Menschen auf dem Weg zur Macht kennen, was dabei aus ihren alten Idealen und was aus jungen Idealisten wird. Zwar ist der Film mit 143 Minuten deutlich zu lang, aber Michael Ballhaus’ Kameraarbeit sowie der Schnitt sind für manche Überraschung gut. Eine Lehrstunde über Mechanismen politischer Macht, die nicht nur für die USA Gültigkeit besitzt. Lob auch für Ry Cooders Soundtrack.“

Kathy Bates und Elaine May wurden 1999 für den Oscar nominiert. John Travolta und Kathy Bates wurden 1999 für den Golden Globe Award nominiert.

Kathy Bates gewann 1999 den American Comedy Award, Emma Thompson wurde für den American Comedy Award nominiert. Elaine May gewann 1999 den BAFTA Award, Kathy Bates wurde für den BAFTA Award nominiert.

Kathy Bates gewann 1998 den Las Vegas Film Critics Society Award, 1999 den Screen Actors Guild Award.

Die Deutsche Film- und Medienbewertung FBW in Wiesbaden verlieh dem Film das Prädikat wertvoll.

Die Handlung basiert auf dem Schlüsselroman Mit aller Macht von “Anonymous” (Joe Klein) aus dem Jahr 1996. Der Charakter von Jack Stanton wird häufig mit dem von Bill Clinton verglichen.

Nach den ersten Planungen sollte die Rolle von Jack Stanton Mel Gibson spielen, er lehnte sie jedoch ab.

2011 entstand der Politthriller The Ides of March – Tage des Verrats, der eine ähnliche Handlung zugrunde lag, hier spielte George Clooney einen demokratischen Präsidentschaftskandidaten, der auch über eine sexuelle Affäre stolpert.

Einzelnachweise

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  1. Freigabebescheinigung für Mit aller Macht. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, September 2006 (PDF; Prüf­nummer: 80 436 DVD).
  2. Mit aller Macht. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
  3. Mit aller Macht. In: prisma. Abgerufen am 30. April 2021.