Sturmvögel

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Sturmvögel

Weißkinn-Sturmvogel (Procellaria aequinoctialis)

Systematik
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Ordnung: Röhrennasen (Procellariiformes)
Familie: Sturmvögel
Wissenschaftlicher Name
Procellariidae
Leach, 1820

Die Sturmvögel (Procellariidae) sind eine Familie von Vögeln aus der Ordnung der Röhrennasen (Procellariiformes). Der Familie werden 93 Arten in 16 Gattungen zugerechnet.[1] Es handelt sich um eine Gruppe meist mittelgroßer Hochseevögel, die über allen Ozeanen, vor allem aber auf der Südhalbkugel verbreitet ist. Sie haben damit eines der größten Verbreitungsgebiete aller Vogelfamilien. Die südlichste Art ist der Schneesturmvogel, der in der Antarktis brütet. Die am nördlichsten verbreitete Art ist der Eissturmvogel.

Wie andere Röhrennasen sind Sturmvögel durch zwei röhrenartige Nasenöffnungen auf der Oberseite des Schnabels gekennzeichnet, durch die Meersalz und Magenöl ausgeschieden werden können. Der Schnabel ist lang und hakenförmig, hat eine nagelartige Spitze und sehr scharfe Kanten. Diese Beschaffenheit hilft dabei, schlüpfrige Beute wie Fische besser festhalten zu können.

Die Größe ist sehr variabel. Als kleinste Art ist der Kleine Sturmtaucher 25 cm lang, hat eine Flügelspannweite von 60 cm und ein Gewicht von 170 g (Mindestmaße). Die meisten Arten sind nur unwesentlich größer. Ausnahmen sind allein die Riesensturmvögel, die an kleine Albatrosse erinnern – sie können 1 m lang werden, eine Spannweite von 2 m und ein Gewicht von 5 kg erreichen.

Das Gefieder ist weiß, grau, braun oder schwarz gefärbt. Nur wenige Arten sind durchgehend dunkel gefärbt. Die meisten Arten sind auf der Körperoberseite dunkel und auf der Unterseite hell. Alle Arten sind recht unscheinbar. Manche Arten gleichen einander so sehr, dass sie bei Feldbeobachtungen nicht voneinander unterscheidbar sind. Einen sichtbaren Geschlechtsdimorphismus gibt es nicht, abgesehen von im Schnitt etwas geringeren Größen der weiblichen Vögel. Bei vielen Arten haben die beiden Geschlechter unterschiedliche Lautäußerungen.

Alle Sturmvögel sind sehr gute Flieger, haben aber je nach Art unterschiedliche Flugstile. Die Beine sind dagegen schwach und sitzen weit hinten am Körper an. Zum Laufen sind sie ungeeignet, so dass sich ein Sturmvogel an Land mit der Brust abstützen und die Flügel zur Hilfe nehmen muss.

Außerhalb der Brutzeit verbringen sie ihr ganzes Leben auf hoher See und sind in der Lage, auch mit schwersten Wetterbedingungen zurechtzukommen. Ihre Nahrung ist ausschließlich carnivor. Die meisten Arten fressen kleine Fische und wirbellose Meerestiere wie Tintenfische, die sie an oder knapp unter der Meeresoberfläche erbeuten. Einige wenige Arten leben von Plankton und andere fressen auch Aas – etwa tote, im Meer treibende Wale. Letztere Arten ernähren sich heute auch häufig von den Abfällen der Fischereiflotten. Diese Arten haben in ihrer Populationszahl stark von der Ausweitung der Fischerei profitiert und zum Teil in ihren Beständen stark zugenommen.[2]

Sturmvögel, die einem Fischereischiff folgen

Sturmvögel brüten gewöhnlich in großen Kolonien in der Nähe von Küsten, häufig auf steilen Klippen oder Geröllhalden. Sie legen ein einziges Ei, das eine weiße Schale hat und im Verhältnis zum Vogel ungewöhnlich groß ist. Die Brutzeit liegt zwischen 40 und 60 Tagen. Bei den kleineren Arten wird das Küken nach 45 bis 55 Tagen flügge, bei den größten Arten kann dies 100 bis zu 135 Tage dauern.

Die Sturmvögel werden als Familie innerhalb der Röhrennasen geführt. Sie sind hier die Schwestergruppe der Tauchsturmvögel, und beide gemeinsam bilden die Schwestergruppe der Albatrosse.[3]

Gattungen und Arten

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Traditionell wurden die Sturmvögel in vier Unterfamilien unterteilt, bei denen es sich aber nach jüngeren Erkenntnissen nicht um systematische Gruppen handelt. Sie haben jeweils einige gemeinsame Merkmale, die aber nicht in allen Fällen auf tatsächliche Verwandtschaft schließen lassen.[1]

Gelbschnabel-Sturmtaucher (Calonectris diomedea)
Riesensturmvogel (M. giganteus)
Schwarzkappen-Sturmtaucher (Pterodroma hasitata)
Keilschwanz-Sturmtaucher (Ardenna pacificus)

Ein Kladogramm der Gattungen der Sturmvögel sieht demnach folgendermaßen aus:[4][3]

 Sturmvögel (Procellariidae) 

 Möwensturmvögel
(Fulmarinae) 




Fulmarus


   

Riesensturmvögel (Macronectes)



   

Kapsturmvogel (Daption)



   

Weißflügel-Sturmvogel (Thalassoica)



   

Schneesturmvogel (Pagodroma)



   



Blausturmvogel (Halobaena)


   

Walvögel (Pachyptila)



   

Procellaria


   

Bulweria




   

Sturmtaucher (Puffinus) und Calonectris


   

Pseudobulweria


   

Kerguelensturmvogel (Lugensa)


Vorlage:Klade/Wartung/3



   

Hakensturmtaucher (Pterodroma)



Als einzige der vier klassischen Unterfamilien sind die Möwensturmvögel (Fulmarinae) offenbar tatsächlich eine monophyletische Gruppe. Sie werden aufgrund typischer Merkmale ihres Schädels und besonders großer Nasenröhren zusammengefasst. Die bekannteste Art ist der Eissturmvogel (F. glacialis), der als einziger Möwensturmvogel nördlich des Äquators vorkommt. Weitere Möwensturmvögel sind der Kapsturmvogel (D. capense), der Riesensturmvogel (M. giganteus), der Hall-Sturmvogel (M. halli), der Silbersturmvogel (F. glacialoides), der Schneesturmvogel (P. nivea) und der Antarktiksturmvogel (T. antarctica)

Mensch und Sturmvögel

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Einige Arten des Sturmvögels spielen eine kleine Rolle in der menschlichen Ernährung. Sie werden wegen ihres wohlschmeckenden Fleisches im englischen Sprachgebrauch als „Muttonbirds“ (=Hammelvögel) bezeichnet. Die Jungen des Kurzschnabel-Sturmtauchers und des Dunklen Sturmtauchers, die das Nest noch nicht verlassen haben, kommen als „tasmanische Jungtauben“ auf den Markt. Beide Arten haben sehr hohe Populationszahlen und durch festgelegte Fangquoten soll verhindert werden, dass sich der Fang für den menschlichen Verzehr negativ auf den Bestand auswirkt.[2] 2004 trat das derzeit von 13 Staaten unterzeichnete Übereinkommen zum Schutz der Albatrosse und Sturmvögel (ACAP) in Kraft.

  • Michael Brooke: Albatrosses and Petrels Across the World. Oxford University Press, 2004, ISBN 0-19-850125-0.
  • Josep del Hoyo u. a.: Ostrich to Ducks. Lynx, Barcelona 1992, ISBN 84-87334-10-5 (Handbook of the Birds of the World, Bd. 1).
  • Peter H. Barthel, Paschalis Dougalis: Was fliegt denn da? Kosmos, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-440-09977-3.
  • P. J. Higgins (Hrsg.): Handbook of Australian, New Zealand & Antarctic Birds. Band 1, Ratites to Ducks, Oxford University Press, Oxford 1990, ISBN 0-19-553068-3.
  1. a b David W. Winkler, Shawn M. Billerman, Irby J. Lovette: Bird Families of the World: A Guide to the Spectacular Diversity of Birds. Lynx Edicions (2015), ISBN 978-8494189203. Seite 168.
  2. a b Christopher M. Perrins (Hrsg.): Die BLV-Enzyklopädie Vögel der Welt. Aus dem Englischen von Einhard Bezzel. BLV, München/Wien/Zürich 2004, ISBN 978-3-405-16682-3, S. 71 u. 72.
  3. a b Gary Nunn, Scott Stanley: Body size effects and rates of cytochrome b evolution in tube-nosed seabirds. In: Molecular Biology and Evolution. Nr. 15, 1998, S. 1360–1371
  4. V. Bretagnolle, C. Attié, E. Pasquet: Cytochrome-B evidence for validity and phylogenetic relationships of Pseudobulweria and Bulweria (Procellariidae). In: The Auk. Nr. 115, 1998, S. 188–195
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