Profilneurose
Eine Profilneurose ist die zwanghafte Angst, in der Wahrnehmung Anderer zu wenig zu gelten und nicht die Aufmerksamkeit oder Anerkennung zu bekommen, die man vermeintlich verdient. Sie beschreibt einen krankhaften Zustand bei Menschen, welcher darauf ausgerichtet ist sich dauerhaft beweisen müssen, um das eigene übersteigerte Streben nach Aufmerksamkeit (sog. „Geltungssucht“) zu stillen und genügend wahrgenommen zu werden. Insbesondere im Berufsleben zeigen sich Profilneurotiker besonders häufig, sind jedoch auch im Privatleben anzutreffen. Menschen mit einer Profilneurose haben den Eindruck sich ständig vor anderen Mitmenschen (Kollegen, Vorgesetzte, Familienmitglieder, Freunde etc.) hervortun zu müssen, da sie nach eigenem Denken zu wenig gelten. Sie wollen um jeden Preis beachtet und sogar bewundert werden, Lob und Bestätigung erhalten.[1][2][3]
Der Begriff „Profilneurose“ stammt dabei aus der Umgangssprache und ist kein medizinisch verwendeter Fachbegriff, jedoch besitz er inhaltliche Nähe zum sog. „Narzismus“ als Charaktereigenschaft sowie zur narzisstischen Persönlichkeitsstörung als Krankheitsbild.
Symptome
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Profilneurotiker haben ein Problem damit, dass sich die Welt nicht allein um sie dreht. Der übersteigerte Wunsch nach Aufmerksamkeit zeigt sich dabei in verschiedenen Symptomen und Anzeichen:[4][5]
Nutzung von Betonung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Menschen mit Profilneurose müssen immer wieder hervorheben, wie gut sie sind und welch herausragende Leistungen sie vollbringen. Bei jeder Gelegenheit erzählen und zeigen sie, mehr oder weniger offensichtlich, was sie in ihrem Leben gemacht und geschafft haben. Ziel ist immer, dass andere sie dafür bewundern. Teilweise wird diese Selbstinszenierung auch bei geschickten Profilneurotikern hinter in eine vorgespielten Bescheidenheit gehüllt.
Suche nach Herausforderung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Profilneurotiker wollen sich beweisen und suchen sich deshalb immer wieder Herausforderungen. Mit dem Erfolg wollen sie sich anschließend profilieren. Viele der Herausforderungen sind aber eher kleine Hürden, die anschließend zu „mehr“ gemacht werden.
Nutzung von Übertreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Um Aufmerksamkeit zu bekommen, übertreiben Profilneurotiker gerne. Alles ist mit einem Superlativ versehen. Es ist außergewöhnlich, extrem, unglaublich etc. Profilneurotiker haben nicht einfach eine Aufgabe erfüllt, sondern schier unlösbare Probleme gemeistert und dabei bspw. Rekordumsätze erzielt.
Lüge / Kriminalität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine Profilneurose schreckt auch vor Lügen nicht zurück. Es wird erzählt, was nötig ist, um von anderen beachtet und bewundert zu werden. Manchmal steckt dahinter noch ein Funken Wahrheit, teilweise sind es aber auch komplette Märchengeschichten. In schlimmen Fällen werden Menschen mit ausgeprägter Profilneurose sogar kriminell (Betrug, Mobbing etc.)
Im Rampenlicht stehen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wer eine Profilneurose hat, will im Rampenlicht stehen. Solche Leute finden sich beispielsweise regelmäßig in Trash-TV-Formaten. Andere schämen sich dafür fremd, echte Profilneurotiker sehen aber nur die Aufmerksamkeit.
Ausprägung von Streit- und Konkurrenzsucht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Profilneurotiker, ertragen Konkurrenten und Kritik besonders schlecht. Mitmenschen im beruflichen, privaten und familiären Umfeld werden als Konkurrenten wahrgenommen, da diese die für das eigene Ego so dringend benötigte alleinige Aufmerksamkeit abschöpfen. Auf negative Kritik reagiert das Ego des Profilneurotikers besonders heftig, da es dem (übersteigerten) positive Selbstbild entgegenarbeitet und Minderwertigkeitsgefühle verstärkt.
Entwicklung eines Geltungskonsums
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Drang durch auffälligem oder üppigem Konsum und Lebensführung (etwa durch zur Schau gestellten Materialismus in der Öffentlichen Wahrnehmung) als besonders großartig wahrgenommen zu werden. Insbesondere die sozialen Medien sind bei der jüngeren Generation eine Plattform hierfür.
Ursachen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Psychologe Alfred Adler erkläre Profilneurosen als eine Überkompensation von Minderwertigkeitsgefühlen. Profilneurotiker haben daher im Grunde ein geringes Selbstwertgefühl (Minderwertigkeitskomplex) und wollen dies durch ihre Geltungssucht ausgleichen. Es wird ein Pseudo-Selbstbewusstsein aufgebaut, um Selbstzweifel zu verhindern und ein positives Selbstbild zu schaffen, das aber nicht der Wahrheit entspricht.[6]
Trivia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein aus der Antike überliefertes Beispiel für Profilneurose berichtet von Herostratos, der den Tempel der Artemis in Ephesos (eins der sieben Weltwunder) zerstörte, um Berühmtheit zu erlangen.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Jochen Mai: Profilneurose: Psychologie, Ursachen & Tipps. 21. September 2017, abgerufen am 17. Oktober 2024 (deutsch).
- ↑ Profilneurose. Abgerufen am 17. Oktober 2024.
- ↑ Profilneurose. In: Wiktionary. 16. Januar 2023 (wiktionary.org [abgerufen am 17. Oktober 2024]).
- ↑ Jochen Mai: Profilneurose: Psychologie, Ursachen & Tipps. 21. September 2017, abgerufen am 17. Oktober 2024 (deutsch).
- ↑ Auswirkungen sozialer Medien auf mentale Gesundheit. Abgerufen am 17. Oktober 2024.
- ↑ Jochen Mai: Profilneurose: Psychologie, Ursachen & Tipps. 21. September 2017, abgerufen am 17. Oktober 2024 (deutsch).