Protollin
Protollin ist ein aus bakteriellen Zellwänden gewonnenes Protein und experimenteller Arzneistoff. Aufgrund seiner immunmodulierenden Eigenschaften wird es zur Vorbeugung und Behandlung der Alzheimer-Krankheit entwickelt.
Entwicklungsgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ursprünglich wurde Protollin als Adjuvans entwickelt: Forscher des kanadischen Biotech-Unternehmens ID Biomedical untersuchten Anfang der 2000er Jahre Protollin (damals geschütztes Warenzeichen für die Substanz[1]) zunächst als Wirkverstärker für nasal applizierte Grippeimpfstoffe.[2][3] In der Folge testeten Alzheimer-Forscher um Howard L. Weiner ein neues Nasenspray mit Protollin und Glatirameracetat an Mäusen gegen die Alzheimerkrankheit. Die behandelten Tiere hatten deutlich weniger Amyloid-Plaques als Mäuse der Kontrollgruppe. Die Wissenschaftler vermuteten, dass durch diese Kombination Mikrogliazellen aktiviert werden, die die Amyloid-Plaques abbauen. Sie kamen dieser Erkenntnis eher zufällig auf die Spur, als sie die Nebenwirkung einer früheren experimentellen Alzheimer-Impfung untersuchten.[4] Man erkannte, dass auch Protollin allein Amyloidablagerungen bei jungen Mäusen zu verhindern und die Amyloidablagerung und Gedächtnisfunktion bei alten Mäusen mit einer großen Amyloidbelastung zu beeinflussen vermochte.[5] 15 Jahre nach der ersten Veröffentlichung war die Forschung so weit, dass die Prüfung am Menschen geplant werden konnte.[3] Partner für die kommerzielle Entwicklung sind die chinesischen Unternehmen I-Mab Biopharma und Jiangsu Nhwa Pharmaceutical (NHWA).[3] Nach Angaben des Lizenzpartners Inspirevax begann im Dezember 2021 in Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Brigham and Women’s Hospital eine Phase-I-Studie mit dem über die Nase verabreichten Impfstoff zur Dosisfindung.[6] Zuvor hatte die FDA im Juli 2021 die Verwendung des Wirkstoffs als Prüfarzneimittel genehmigt.[7]
Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Protollin besteht aus äußeren Membranproteinen des Bakteriums Neisseria meningitidis und nicht kovalent komplexverbundenen Shigella-flexneri-2a-Lipopolysacchariden.[2]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Taff Jones, Sonya Cyr, Francine Allard, Nathalie Bellerose, George H Lowell, David S Burt: Protollin™: a novel adjuvant for intranasal vaccines. In: Vaccine. Band 22, Nr. 27–28, September 2004, S. 3691, doi:10.1016/j.vaccine.2004.03.035, PMID 15315848 (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ FORM 6-K, Report of Foreign issuer, Pursuant to Rule 13a-16 or 15d-16 of the Securities Exchange Act of 1934, 30. September 2005, abgerufen am 4. Dezember 2021.
- ↑ a b Taff Jones, Sonya Cyr, Francine Allard, Nathalie Bellerose, George H Lowell, David S Burt: Protollin™: a novel adjuvant for intranasal vaccines. In: Vaccine. Band 22, Nr. 27-28, September 2004, S. 3691, doi:10.1016/j.vaccine.2004.03.035, PMID 15315848 (englisch).
- ↑ a b c Howard L. Weiner: Alzheimer’s Disease. In: The Brain Under Siege: to a Cure. Benbella Books, 2021. S. 103 ff. ISBN 978-1-953295-54-5.
- ↑ D. Frenkel., R. Maron, D. S. Burt, H. L. Weiner: Nasal vaccination with a proteosome-based adjuvant and glatiramer acetate clears beta-amyloid in a mouse model of Alzheimer disease. Journal of Clinical Investigation, Band 115, 2005.doi:10.1172/JCI23241
- ↑ D. Frenkel, L. Puckett, S. Petrovic, W. Xia, G. Chen, J. Vega, A. Dembinsky-Vaknin, J. Shen, M. Plante, D.S. Burt, H. L. Weiner: A nasal proteosome adjuvant activates microglia and prevents amyloid deposition. Annals of Neurology, Band 63, 2008. doi:10.1002/ana.21340
- ↑ Inspirevax Pipeline. In: inspirevax.com. Abgerufen am 28. Oktober 2024.
- ↑ Archivierte Kopie ( vom 5. Dezember 2021 im Internet Archive)