Psychologische Theorien des Fleischkonsums
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Psychologische Theorien des Fleischkonsum stellen einen der Ernährungspsychologie zuzuordnenden Forschungsbereich dar, der das Zusammenspiel von Moral, Emotionen, Kognition und Persönlichkeitsmerkmalen beim Phänomen des Konsums von Fleisch beleuchtet. Hierbei entstanden mehrere Konzepte und Theorien die den Verzehr von Fleisch psychologisch erklären und untersuchen.
Einleitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die psychologische Forschung setzt sich seit den 50iger Jahren mit Fragen zum Fleischkonsum von Konsumenten auseinander. Den Anfang bildeten evolutionsbiologische Erklärungsmodelle; es folgten emotions-, sozial-, motivations- und differentialpsychologische Erklärungsansätze.[1] Letztere gehen der Frage nach, welchen Einfluss individuelle Bedürfnisse, Interessen, Einstellungen, Fertigkeiten und Persönlichkeitsmerkmale auf die Präferenz von Menschen Fleisch zu konsumieren haben. Von einer marktpsychologischen Perspektive wird darüber hinaus der Frage nachgegangen, inwieweit Fleischersatzprodukte oder beispielsweise In-Vitro-Fleisch, d.h. Fleisch aus dem Labor, von Konsumenten angenommen wird.[2] Zusammenfassend sind die unterschiedlichen psychologischen Theorien der Ernährungspsychologie zuzuordnen.
Evolutionsbiologische Ansätze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Evolutionäre Perspektive
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach einer evolutionsbiologischen Theorie zufolge machte erst der Fleischkonsum den Menschen zum Menschen (Meat made us human). In den 1990er Jahren stellten Leslie Aiello und Peter Wheeler die Hypothese des teuren Gewebes (expensive tissue) auf, laut der sich im Zuge der Entwicklung des menschlichen Gehirns anderes Gewebe zurückbilden musste. Sie wollten damit die Frage beantworten, woher die frühen Homininen die Energie für ihr immer größer werdendes Denkorgan nahmen. Betrug das Hirnvolumen von Homo rudolfensis noch etwa 750 Kubikzentimeter, waren es bei Homo erectus bereits bis zu 1250 Kubikzentimeter und beim Homo sapiens liegt das Volumen bei 1100 bis 1800 Kubikzentimeter. Das menschliche Gehirn benötigt im Verhältnis zur Körpermasse sehr viel der Gesamtenergie eines Menschen. Fleisch (dabei vor allem Innereien wie Leber, Herz oder Zunge) weist im Vergleich zu Wurzeln, Blättern und vielen anderen Pflanzenteilen eine deutlich höhere Nährstoffdichte mit vielen Proteinen und vor allem Fetten auf.[3] Zu diesem Erklärungsansatz existieren zahlreiche Gegenstimmen. Der britische Primatologe Richard Wrangham vertritt beispielsweise die Theorie, dass das Kochen von Lebensmitteln ausschlaggebend war, weil es eine bessere Verwertung der Nahrungsmittel ermöglichte. Dadurch sei genügend Energie entstanden, um das Gehirn zu versorgen und dessen Weiterentwicklung zu ermöglichen.[4]
Speziesismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Psychologe Richard Ryer (1970) prägte den Begriff Speziesismus, welcher die Zuschreibung von Werten und Rechten eines Individuums lediglich auf Grundlage seiner Spezieszugehörigkeit definiert. Speziesismus beschreibt somit die Diskriminierung von Lebewesen aufgrund ihrer Artzugehörigkeit.[5] Peter Singer (1975) führte die theoretischen Überlegungen des Speziesismus in seinem Buch Animal Liberation weiter aus. Darauf aufbauend entwickelte die Psychologin Melanie Joy mit ihren Ausführungen zum Karnismus die psychologischen Hintergründe des Fleischessens weiter.[6] Speziesismus ist eng verbunden mit Karnismus.
Emotions-, sozial- und motivationspsychologische Theorien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Karnismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Begriff Karnismus wurde erstmals 2001 von Melanie Joy verwendet und beschreibt ein System aus Überzeugungen (bzw. eine Ideologie oder eine Weltsicht), die es Menschen ermöglicht, ihr Mitgefühl, das sie generell für fühlende Wesen empfinden, bei den für sie als essbar geltenden Tierarten auszuschalten.[7] Gerade in Hinblick auf soziale Normen und individuelles Handeln schlägt ihre Abhandlung über das Fleischessen eine Brücke zwischen Soziologie und Psychologie.[8] Ihr Buch Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen schaffte großes Aufsehen, durch zahlreiche Artikel, Bücher und Forschungsarbeiten.[9][10] Darauf aufbauend wurden weitere Konzepte wie das Fleisch-Paradoxon und Fleisch-Scham entwickelt.
Fleisch-Paradoxon
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Stellt man die positiven Aspekte von Fleischkonsum den negativen Aspekten gegenüber, wird deutlich, dass Menschen sich in einem Dilemma befinden. Dieses Dilemma bezeichnen die Sozialpsychologen Bastian und Loughnan im Jahr 2017 als das Fleisch-Paradoxon. So essen Menschen einerseits gerne Fleisch, weil es ihnen schmeckt, weil es in ihrem sozialen Umfeld verankert und weil es ihre Persönlichkeit ausdrückt; andererseits möchten sie Tieren kein Leid zufügen und sie wissen, dass Tiere für Fleischkonsum sterben müssen.[11]
Dissoziation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein möglicher innerpsychischer Mechanismus zur Umgehung des Fleisch-Paradox ist der der Dissoziation. Wenn es Fleischessern gelingt, das Fleisch, welches sie essen, vom Tier, welches getötet wurde, zu dissoziieren (trennen), bleibt ihnen die Konfrontation mit unangenehmen Gedanken und Gefühlen erspart. Je besser ihnen dies gelingt, desto unbefangener können sie ihren Fleischkonsum fortsetzen.[12] Die Forscher Kunst und Hohle waren die ersten Wissenschaftler, die die Dissoziationshypothese empirisch prüften, und alle ihre fünf Studien unterstützen diese Annahme.[13]
Fleisch-Scham
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fleisch-Scham oder auch Meatshaming ist eine Interventionsart, die zum Fleischverzicht motivieren soll. Den Konsumierenden werden das Tierleiden oder Umweltschäden durch den Fleischkonsum mittels Botschaften oder Bildern vor Augen geführt, um so Emotionen wie Scham und Schuld auszulösen, wodurch die Kaufbereitschaft sinken soll. Die Wirkung wurde bereits unteranderem von Kranzbühler und Schifferstsein (2023) mithilfe von Experimenten bestätigt.[14]
Differentialpsychologische Theorien und Erklärungsansätze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Persönlichkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Psychologische Studien der Differenziellen Psychologie fanden Unterschiede in einzelnen Persönlichkeitsmerkmalen zwischen Menschen mit vegetarischer Ernährungsform im Vergleich zu fleischessenden Personen.[15] So weisen Menschen mit vegetarischer Ernährungsform höhere Werte in den Persönlichkeitseigenschaft „Offenheit“ und geringere in „Gewissenhaftigkeit“ auf. Vegane Menschen sind offener, gewissenhafter und emotional stabiler im Vergleich zu Personen, die sich vegetarisch ernähren. Personen, die sich in Persönlichkeitstests als offener, verträglicher und gewissenhafter als der Bevölkerungsdurchschnitt erwiesen, konsumieren weniger Fleisch. Es zeigt sich darüber hinaus eine geringere emotionale Empathie Fleisch essender Personen gegenüber Tieren im Vergleich zu Personen, die vegetarisch und vegan leben. Darüber hinaus zeigen sich omnivor ernährende Menschen im Vergleich mit vegetarisch und vegan lebenden Menschen in bildgebenden Verfahren eine geringere Aktivität in empathiebezogenen Arealen des Gehirns, wenn sie ein Video über Gewalt an Tieren sehen. Dasselbe Phänomen tritt bei dieser Personengruppe auf, wenn sie ein Video zu Gewalt an Menschen ansehen.[16]
Geschlecht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit Ausnahme von China, Indien und Indonesien tendierten Männer dazu, mehr Fleisch zu essen als Frauen. Auf Basis der Ergebnisse einer von Christopher Hopwood an der Universität Zürich durchgeführten Studie, welche Personen in 23 Ländern befragte, zeigte sich, dass das Essverhalten in den untersuchten Ländern deutlich varriert. Je wohlhabender und je stärker die Geschlechter in dem Land gleichgestellt waren, desto höhere Unterschiede fanden die Forscher beim Fleischkonsum.[17][18] Die grössten Geschlechterunterschiede im Fleischkonsum fand die Studie in Deutschland, Argentinien, Polen und Grossbritannien.[19]
Sozioökonomischer Status
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einer Studie zufolge essen Menschen mit geringem Einkommen mehr Fleisch als Besserverdiener. Der Konsum von Fleisch ist nach wie vor ein Symbol von Macht und Status, das einen geringen sozioökonomischen Status aufwertet. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie, die von Wissenschaftlern der Universität Monash und der University of Technology in Sydney durchgeführt wurde. Demnach präferieren Menschen, die sich selbst einen eher geringen sozioökonomischen Status zuschreiben, fleischlastige Ernährung. Der Studienleitung Natalina Zlatevska zufolge gibt es eine symbolische Verbindung zwischen dem Fleischkonsum und Gefühlen von Stärke, Macht und Männlichkeit, da Fleisch aus traditioneller Sicht ein Nahrungsmittel ist, dem ein hoher Status zugeschrieben wird. Über mehrere Experimente fanden die australischen Forscher heraus, dass der Wunsch nach Status die stärkste Motivation für Fleischkonsum ist. Hunger oder mögliche ernährungsbedingte Vorteile wurden vergleichsweise selten als Begründung angegeben. [20]
Bildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Personen, die sich vegetarisch ernähren, haben häufiger einen höheren Bildungsstand als Omnivore. Je niedriger das Bildungsniveau, desto mehr Fleisch wird konsumiert.[21]
Alter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für die deutsche Bevölkerung repräsentative Studien ergaben, dass vegetarische Menschen zwar im Durchschnitt jünger sind als fleischessende Personen; jedoch konsumieren von den fleischessenden Personen die Jüngeren mehr Fleisch als Ältere.[22]
Politische Einstellung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine vegetarische Ernährung geht mit einer eher linksgerichteten politischen Einstellung einher, während Fleischkonsum eher mit einer rechtsgerichteten politischen Einstellung assoziiert ist.[23]
Dominanz und Autoritarismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine soziale Dominanzorientierung – das heißt, dass eine Hierarchisierung gesellschaftlicher Gruppen unterstützt und begrüßt wird – und eine Tendenz zum Autoritarismus sind relevant und positiv mit der Häufigkeit des Fleischkonsums assoziiert. Personen mit einer stark ausgeprägten sozialen Dominanzorientierung essen dabei nicht nur Fleisch, weil es ihnen gut schmeckt, sondern bringen damit ihren Glauben an soziale Hierarchien und die menschliche Überlegenheit über Tiere zum Ausdruck.[24]
Weiterführende Themen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Belege
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ https://unipub.uni-graz.at/obvugrhs/download/pdf/8289719
- ↑ https://www.mdr.de/wissen/in-vitro-fleisch-aus-dem-labor-100.html
- ↑ Spektrum: Evolution des Fleischkonsums. Abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ Der Standard: Evolution des Fleischkonsums. Abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ Blog: Speziesismus. Abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ Soziologieblog: Melanie Joy Karnismus. Abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ Soziologie Magazin: Karnismus und Fleischkonsum. Abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ Soziologieblog: Melanie Joy Karnismus. Abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ Der Standard: Karnismus. Abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ Der Standard: Karnismus-Forscherin Joy. Abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ The Inquisitive Mind: Fleischparadox. Abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ Vegan.eu: Fleischesser trennen Fleisch vom Tier. Abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ PSYLEX: Dissoziation. Abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ Spektrum: Fleisch-Scham. Abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ https://www.psychologie-heute.de/gesundheit/artikel-detailansicht/38900-vegetarier-ticken-anders.html
- ↑ APuZ: Du bist, was du isst? Abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ Frankfurter Allgemeine: Fleischkonsum und Geschlecht. Abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ Der Standard: Fleischkonsum und Geschlecht. Abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ https://www.news.uzh.ch/de/articles/media/2024/fleischkonsum.html
- ↑ Der Standard: Wie der soziale Status den Fleischkonsum triggert. Abgerufen am 14. November 2024.
- ↑ APuZ: Du bist, was du isst? Abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ APuZ: Du bist, was du isst? Abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ APuZ: Du bist, was du isst? Abgerufen am 12. November 2024.
- ↑ APuZ: Du bist, was du isst? Abgerufen am 12. November 2024.