Qahedjet

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Namen von Qahedjet

Stele des Qahedjet im Louvre, Paris[1]
Horusname
G5
N29S1
Qa-hedjet / Qai-hedjet
Q3j-ḥḏ.t
Der mit hoher weißer Krone[2]
Die Weiße Krone des Horus ist erhoben[3]

Qahedjet (eigentlich Hor-Qahedjet) ist der Horusname eines altägyptischen Königs (Pharaos), welcher möglicherweise entweder gegen Ende der 3. Dynastie (Altes Reich)[4], in der ersten Zwischenzeit[5] oder gar erst in der 18. Dynastie regierte.[6]

Qahedjet wird, ähnlich wie König Huni, von der Ägyptologie als besonders schwer einzuordnender Herrscher angesehen, da sich die bisherigen Erkenntnisse über ihn auf nur ein einziges Artefakt stützen können. Der Name „Qahedjet“ ist auf keinem weiteren Monument oder Artefakt erhalten. Die Einordnung des Herrschers in die 3. Dynastie ist zudem mit Unsicherheiten verbunden, der tatsächliche Regierungszeitpunkt ist unbekannt.

Name und Identität

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Qahedjets Identität ist aufgrund der einmaligen Namensnennung umstritten.[7][8] Thomas Schneider[6]Jürgen von Beckerath, Rainer Stadelmann, Dietrich Wildung sehen in ihm einen Herrscher der späten 3. Dynastie.[4] Diese Zuweisung stützt sich hauptsächlich auf stilistische Ähnlichkeiten zwischen den Gesichtsprofilen von Qahedjet und König Djoser (3. Dynastie) auf Reliefabbildungen.[7][9]Toby Wilkinson[9], Ian Shaw[10] und Nabil Swelim schlagen ergänzend dazu eine Gleichsetzung von Qahedjet mit Huni vor, da von Letzterem nur der Geburtsname bekannt ist und ihm bislang kein Horusname zugewiesen werden konnte. Dieser Vorschlag ist allerdings nicht allgemein akzeptiert.[2] Nach Peter Kaplony hat Qahedjet eventuell während der Ersten Zwischenzeit regiert.[5] Jean-Pierre Pätznik und Jacques Vandier halten es für möglich, dass Qahedjet mit Thutmosis III. (18. Dynastie) identisch sein könnte.[7]

Oberer Teil der Stele (Detail).

Das bislang einzige Artefakt, das auf die Existenz dieses Königs verweist, ist eine etwa 50,5 Zentimeter hohe, 31,0 Zentimeter breite und etwa 3,0 Zentimeter dicke Stele aus poliertem, feinkörnigen Kalkstein[7], die sich seit 1967 im Besitz des Louvre in Paris befindet.[2] Sie stammt aus privatem Kunsthandel. Ihr Fundort ist unbekannt.[7]

In die Stele (siehe Abbildung rechts oben) ist ein rechteckiges Fenster eingraviert. Hauptmotiv des darin befindlichen Reliefs ist eine aufrechte Königsfigur mit der Weißen Krone (links), umarmt von einer Menschengestalt mit Falkenkopf (rechts). Beide Figuren sind gleich groß und blicken einander in die Augen. Das Gesicht des Herrschers wirkt mit seiner kurzen Nase und den kräftigen Lippen markant, dazu ein sehr großer Königsbart. Das geschürzte Kleid weist einen Gurt mit einem Dolch an der Seite auf, über den Torso verläuft ein Stoffband. Qahedjet hält in der einen Hand eine Prunkkeule mit birnenförmigem Knauf, in der anderen Hand hält er einen Stab mit markanter Kerbung auf halber Höhe. Die Gestalt mit Vogelkopf hingegen kann als der Falkengott Horus identifiziert werden. Die Beischrift rechts vom Serech des Königs verweist laut Jean-Pierre Pätznik und Jacques Vandier auf einen möglichen Besuch des Herrschers in einem Tempel des Gottes Re in Heliopolis oder in dem oberägyptischen Schrein Per-wer.[7][9]

Das Bildprogramm der Stele ist nach Meinung von Pätznik und Vandier in seiner Stilistik und Thematik widersprüchlich.[7] Das Gesichtsprofil des Herrschers und die Gestaltung des königlichen Serechs ähneln denen der Reliefs des Königs Djoser in den unterirdischen Grabgalerien der Djoser-Pyramide in Sakkara, entsprechen also der Kunst der 3. Dynastie, auch wenn die technische Ausführung der Reliefgravur feiner und ausgereifter ist und auf ein späteres Entstehungsdatum schließen lässt.[9] Doch die Thematik der Bilddarstellung gibt Anlass zu Spekulationen und Diskussionen. Zwar galt der Herrscher in seinem Königsamt als Repräsentant des Horus,[11] doch die Porträtierung eines Gottes, wie er einen Herrscher umarmt, wäre ob der provokanten Ikonografie für ein königliches Monument des Alten Reiches eher ungewöhnlich und der bislang früheste Beleg dieser Art.[7]

Die Nennung eines Gebäudes namens hwt-ˁ3.t („hut-aat“ = „Großer Palast“) in der Orthographie, wie sie auf der Stele präsentiert wird, ist zudem erst seit Sesostris I. (12. Dynastie) belegt. Horusnamen mit einer der beiden Kronen als Namenselement sind erst seit König Thutmosis III. (18. Dynastie) geläufig. Hinzu kommt die Gestaltung der Schleiereulen-Hieroglyphe (Gardiner-Zeichen G17; Lautwert „m“), die so nicht vor der 18. Dynastie erscheint, auch das Arrangement der Zeichen Horus + Eule + Toponym ist auf keinem Monument früherer Epochen belegt. Und Darstellungen eines anthropomorphen Horus, wie er in vertrauter Pose einen ägyptischen Herrscher empfängt, sind unter König Sahure (5. Dynastie) in dessen Sonnenheiligtum erstmals bezeugt. Hinzu kommen die auffällig nach rechts versetzten Inschriften über den Figurdarstellungen, die dem in Reliefs des Alten Reiches sichtbaren Streben nach künstlerischer Harmonie und den bild-kanonischen Regeln widersprechen. Das Wort Qa-hedjet ist zudem in einer selten belegten Variante des Horusnamens von Thutmosis III. als Namenssilbe belegt. Der Name auf der Stele wäre demnach eine einmalige Kurzform.[7]

Die deutlichen Widersprüche des Kunststils und der inschriftlichen Ausführungen haben bei Jean-Pierre Pätznik und Jacques Vandier letztendlich die Frage aufgeworfen, ob es sich bei der Stele möglicherweise um eine moderne Fälschung oder um eine Reproduktion aus dem Neuen Reich oder aus Saitischer Epoche handeln könnte. Letztere Vermutung fußt auf dem Umstand, dass beispielsweise von König Djoser ein stark zerstörter, reliefgeschmückter Schrein in Heliopolis existierte, dessen künstlerische Ausführungen der Bildmotive eine eindeutige Hommage an die 3. Dynastie darstellt, der Schrein selbst jedoch ist nicht zeitgenössisch. Im Neuen Reich und in der Saitischen Epoche waren solche Hommages in königlichen Dekorationen häufig anzutreffen.[7]

  • Jürgen von Beckerath: Handbuch der ägyptischen Königsnamen. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 1984, ISBN 3-422-00832-2.
  • Peter Kaplony: Die Rollsiegel des Alten Reiches (= Monumenta Aegyptiaca. Band 3). Fondation égyptologique Reine Elisabeth, Bruxelles 1981.
  • Jean-Pierre Pätznik, Jacques Vandier: L’Horus Qahedjet: Souverain de la IIIe dynastie?. In: Jean-Claude Goyon, Christine Cardin: Proceedings of the Ninth International Congress of Egyptologists. Peeters Publishers, Leuven 2007, ISBN 90-429-1717-2, S. 1455–1472.
  • Stephan J. Seidlmayer: The Relative Chronology of Dynasty 3. In: Erik Hornung, Rolf Krauss, David A. Warburton (Hrsg.): Ancient Egyptian Chronology (= Handbook of Oriental studies. Section One. The Near and Middle East. Band 83). Brill, Leiden / Boston 2006, ISBN 90-04-11385-1, S. 116–123 (Online).
  • Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Albatros, Düsseldorf 2002, ISBN 3-491-96053-3.
  • Nabil Swelim: Some Problems on the History of the Third Dynastiy. In: Archaeological and Historical Studies. Band 7, The Archaeological Society of Alexandria, Alexandria 1983, S. 184.
  • Jacques Vandier: Une stèle égyptienne portant un nouveau nom royal de la IIIe dynastie. In: Comptes rendus des séances de l'Académie des Inscriptions et Belles-Lettres. 112 Jahrgang, N. 1, 1968. Académie des Inscriptions et Belles Lettres PERSÉE: Université de Lyon/ De Boccard, Paris 1968, Séance du 12 janvier, S. 16–22.
  • Toby A. H. Wilkinson: Early Dynastic Egypt. Routledge, London/ New York 1999, ISBN 0-415-18633-1.

Einzelnachweise

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  1. Stele von Qahedjet
  2. a b c Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Düsseldorf 2002, S. 226.
  3. Jean-Pierre Pätznik, Jacques Vandier: L’Horus Qahedjet: Souverain de la IIIe dynastie? Leuven 2007, S. 1456.
  4. a b Jürgen von Beckerath: Handbuch der ägyptischen Königsnamen. München / Berlin 1984, S. 52 und S. 177.
  5. a b Peter Kaplony: Die Rollsiegel des Alten Reiches. Bruxelles 1981, S. 155, Anmerkung 271.
  6. a b Thomas Schneider: Lexikon der Pharaonen. Düsseldorf 2002, S. 315.
  7. a b c d e f g h i j Jean-Pierre Pätznik, Jacques Vandier: L’Horus Qahedjet: Souverain de la IIIe dynastie? Leuven 2007, S. 1455–1472.
  8. Erik Hornung, Rolf Krauss, David Warburton: Ancient Egyptian Chronology. Leiden / Boston 2006, S. 121.
  9. a b c d Toby Wilkinson: Early Dynastic Egypt. London/ New York 1999, S. 103–105.
  10. Ian Shaw (Hrsg.): The Oxford history of ancient Egypt. Oxford University Press, Oxford u. a. 2002, ISBN 0-19-280293-3, S. 88.
  11. Susanne Bickel: Die Verknüpfung von Weltbild und Staatsbild: Aspekte von Politik und Religion in Ägypten. In: Reinhard Gregor Kratz, Hermann Spieckermann (Hrsg.): Götterbilder, Gottesbilder, Weltbilder. Polytheismus und Monotheismus in der Welt der Antike. Band 1: Ägypten, Mesopotamien, Persien, Kleinasien, Syrien, Palästina (= Forschungen zum Alten Testament. 2. Reihe, Band 17). Mohr Siebeck, Ulmen 2006, ISBN 3-16-148673-0, S. 82–84 und S. 87–88.
VorgängerAmtNachfolger
Chaba?
Sanacht?
König von Ägypten
3. Dynastie
Huni?
Snofru?