Kwitajny

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Kwitajny
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Kwitajny (Polen)
Kwitajny (Polen)
Kwitajny
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Elbląg
Gmina: Pasłęk
Geographische Lage: 54° 1′ N, 19° 48′ OKoordinaten: 54° 1′ 5″ N, 19° 48′ 13″ O
Einwohner: 253
Telefonvorwahl: (+48) 55
Kfz-Kennzeichen: NEB
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 527: DzierzgońPasłękMorągOlsztyn
Nächster int. Flughafen: Danzig

Kwitajny (deutsch Quittainen) ist ein Ort in der Gmina Pasłęk, Woiwodschaft Ermland-Masuren, im Norden Polens.

Geographische Lage

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Der Ort liegt im ehemaligen Ostpreußen in der Landschaft Ermland-Masuren, etwa zehn Kilometer östlich von Pasłęk (Preußisch Holland), 28 Kilometer östlich von Elbląg (Elbing) und 53 Kilometer nordwestlich von Olsztyn (Allenstein) in einem fruchtbaren Tal, das von Hügeln, Wäldern und Hainen umgeben ist.

Westlich der Ortschaft fließt das Flüsschen Zalle.[1]

Bis Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 gehörte das Gebiet zum Kreis Preußisch Holland im Regierungsbezirk Königsberg der Provinz Ostpreußen. Der Amtsbezirk Quittainen im Kreis Preußisch Holland umfasste damals die sechs Gemeinden Groß Thierbach, Lägs, Mäken, Nauten, Pergusen und Quittainen.

Die Ortschaften Groß und Klein Quittainen wurden am 8. April 1431 in einer Handfeste erwähnt, die der Elbinger Ordenskomtur Konrad von Beldersheim in Preußisch Holland beurkundet hatte.[2] Laut einer in Königsberg i. Pr. ausgestellten Handfeste war Groß und Klain Qittainen am 4. Dezember 1557 von Herzog Albrecht von Preußen zusammen mit zahlreichen anderen Gütern für treue Dienste Anton von Borke überlassen worden; in einer weiteren in Königsberg am 17. April 1573 ausgestellten Handfeste wurde der Familie Borke dieser Besitz durch Herzog Albrecht Friedrich von Preußen bestätigt. Im Zeitraum von 1681 bis 1695 war der kurfürstlich-brandenburgische Generalfeldmarschall Freiherr Georg von Derfflinger (* 1606; † 1695) Lehnsherr der Quittainenschen Güter. Nach dessen Ableben kamen die Güter an den kurfürstlich-brandenburgischen Generalfeldmarschall Johann Albrecht von Barfuß, der sie seinem Sohn Karl Friedrich Ludwig von Barfuß hinterließ; dieser stammte aus zweiter Ehe mit Eleonore von Dönhoff.

1710 wurde Quittainen von der in Ostpreußen ausgebrochenen Pest erfasst, die zahlreichen jungen und alten Menschen den Tod brachte.[3]

Karl Friedrich Ludwig von Barfuß ließ im Zeitraum 1714–1719 in der Mitte des Dorfes unweit des Schlosses eine neue Kirche im barocken Stil errichten. Diese wurde im zeitlichen Wechsel sowohl von der evangelisch-reformierten als auch von der evangelisch-lutherischen Gemeinde genutzt. Für den Neubau hatte er selbst ein Orgelwerk sowie die Turmuhr und die Glocke beschafft.[4] Im Jahr 1785 wird Quittainen als ein adliges Gut mit einem gräflichen Schloss, Dorf und Vorwerk sowie einer Ziegelei am Flüsschen Selle mit insgesamt 31 Feuerstellen (Haushaltungen) beschrieben.[5] Die Gerichtsfunktion wurde vom Stifts- und Armengericht Quittainen wahrgenommen.

Im 19. Jahrhundert verfügte Quittainen über eine eigene Poststation.[6]

Um 1920 waren Rittergut und Forst Quittainen Teil der gleichnamigen Herrschaft. Zur Herrschaft Quittainen gehörten außerdem noch das Dorf Schönau, das Gut Komthurhof, das Rittergut Lägs, das Rittergut Matzweißen, das Rittergut Amalienhof, das Rittergut Mäken, das Rittergut Skollmen sowie das Rittergut Nauten mit den beiden Rittergütern Kanditten und Einhöfen; als Besitzer der Herrschaft war die Graf von Dönhoffsche Familien- und Armenstiftung eingetragen, deren Kurator Stanislaus Graf von Dönhoff, Majoratsherr auf Skandau, war.[7]

Im Frühjahr 1945 wurde die Region von der Roten Armee besetzt. Bald darauf wurde die südliche Hälfte Ostpreußens mit dem Kreis Preußisch Holland und Quittainen von der Sowjetunion gemäß dem Potsdamer Abkommen dem kommunistischen Regime der Volksrepublik Polen zur Verwaltung unterstellt. Quittainen wurde in Kwitajny umbenannt. Soweit die deutschen Einwohner nicht vor Kriegsende geflohen oder bei Kriegshandlungen ums Leben gekommen waren, wurden sie in der Folgezeit größtenteils vertrieben und durften später nicht in ihren Besitz zurückkehren.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohnerzahl Anmerkungen
1782 31 Feuerstellen (Haushaltungen), davon drei Feuerstellen auf dem abgebauten Vorwerk Amalienhof[5]
1818 330 adliges Dorf und Vorwerk im Besitz der Graf Dönhoffschen Stiftung[8]
1858 285 sämtlich Evangelische, auf einer Fläche von 4220 Morgen[9]
1864 286 am 3. Dezember[10]
1867 322 am 3. Dezember[11]
1871 300 am 1. Dezember, sämtlich Evangelische[11]
1910 239 am 1. Dezember[12][1]
1933 422 [13]
1939 379 [13]

Schloss Quittainen

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Schloss Quittainen, Mai 2007

Das Schloss wurde im Auftrag von Christoph Graf zu Dohna-Schlodien nach Plänen von Jean de Bodt um 1700 erbaut, wobei von diesen Plänen nur ein Stockwerk des Hauptgebäudes und ein Seitenflügel realisiert wurden.[14]

Schloss und Gut Quittainen wechselten 1742 von der Familie Barfus an Philipp Otto Graf Dönhoff. Dieser erweiterte den Besitz durch Ankauf der Güter Schönau-Gehlfeldt, Nauten und Samrodt. In Quittainen ließ er das Schulhaus ausbauen.[4]

Das Schloss wurde bis 1944 von Christoph Graf Dönhoff (1906–1992) bewohnt, der Diplomat gewesen war. Seine Schwester, die später bekannte Publizistin Marion Gräfin Dönhoff, bewohnte das gegenüberliegende Rentamt. Sie leitete den Gutsbetrieb während der Kriegsjahre. Sie begann im Januar 1945 von hier aus ihre Flucht Richtung Westen. In einem Brief an die Gräfin berichtete eine Bewohnerin von Quittainen über das Schicksal der zurückgebliebenen Dorf- und Gutsbewohner: Zehn Männer, sechs Frauen und Kinder waren erschossen und vierzehn Einwohner in die Sowjetunion deportiert worden.[15]

Das Schlossgebäude wurde um 1985 renoviert und danach als Verwaltungs- und Wohngebäude genutzt. Das ehemalige Rentamt verfiel und ist nur noch als Ruine erhalten.

Commons: Kwitajny – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Quittainen, Kreis Preußisch Holland. In: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Quittainen).
  2. Joachim Stephan: Die Handfesten des Elbinger Komtureibuches. In: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands. Band 54. Saur, München 2008, S. 110; books.google.de
  3. Wilhelm Sahm: Geschichte der Pest in Ostpreußen. Duncker & Humblot, Berlin 1905, S. 117.
  4. a b H. F. Elsner: Einige historische Nachrichten von den Evangel. Reformirten und Simultan-Kirchen zu Samrodt und Quittainen im Ostpreußischen Oberlande, nebst einem Wort über Union. In: Preußische Provinzial-Blätter. Band 18. Königsberg 1837, S. 237 ff.; books.google.de
  5. a b Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I: Topographie von Ost-Preussen. Marienwerder 1785, S. 148; Textarchiv – Internet Archive.
  6. Amtsblatt der Preussischen Regierung zu Königsberg, Ausgabe 14, 4. April 1872, S. 85–86, Nr. 166; Textarchiv – Internet Archive.
  7. Paul Niekammer: Güter-Adreßbuch für die Provinz Ostpreußen mit Anhang: Memelland. 4. Auflage. Reichenbach, Leipzig 1922, S. 302–303; portal.dnb.de
  8. Alexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 4: P–S. Halle 1823, S. 100, Ziffer 116; Textarchiv – Internet Archive.
  9. Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 120, Ziffer 151; books.google.de
  10. Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg: 9. Kreis Pr. Holland. Preußisches Finanzministerium, Berlin 1966, S. 18, Ziffer 121; books.google.de
  11. a b Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Königliches Statistisches Bureau, Berlin 1874, S. 178–179, Ziffer 152; books.google.de
  12. Kreis Preußisch Holland - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
  13. a b Michael Rademacher: Ostpreußen – Kreis Preußisch Holland. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  14. Helmut Sieber: Schlösser und Herrensitze in Ost- und Westpreußen. Verlag Wolfgang Weidlich, 1958, S. 52–53.
  15. Marion Gräfin Dönhoff: Namen die keiner mehr nennt. 3. Auflage. Eugen Diederichs, München 1991, ISBN 3-424-00977-6, S. 74 ff.