Rue FR

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FR ist das Kürzel für den Kanton Freiburg in der Schweiz. Es wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Ruef zu vermeiden.
Rue
Wappen von Rue
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Freiburg Freiburg (FR)
Bezirk: Glanew
BFS-Nr.: 2097i1f3f4
Postleitzahl: 1673 Gillarens
1673 Promasens
1673 Rue
1675 Blessens
Koordinaten: 552785 / 163319Koordinaten: 46° 37′ 10″ N, 6° 49′ 20″ O; CH1903: 552785 / 163319
Höhe: 675 m ü. M.
Höhenbereich: 549–846 m ü. M.[1]
Fläche: 11,20 km²[2]
Einwohner: 1592 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte: 142 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
16,3 %
(31. Dezember 2023)[4]
Website: www.rue.ch
Blick auf Rue
Blick auf Rue
Lage der Gemeinde
Karte von RueKanton WaadtBroyebezirkBroyebezirkBroyebezirkBroyebezirkGreyerzbezirkSaanebezirkVivisbachbezirkAuborangesBillens-HennensChapelle (Glâne)ChâtonnayeEcublens FRGrangettes FRLa FolliazLe Châtelard FRMassonnensMézières FRMontet (Glâne)Romont FRRue FRSiviriezTornyUrsyVillazVillorsonnensVuisternens-devant-Romont
Karte von Rue
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Rue (Freiburger Patois Ruva/?; deutsch historisch Rüw[5]) ist eine politische Gemeinde im Distrikt Glâne des Kantons Freiburg in der Schweiz. Der frühere deutsche Name Rüw wird heute nicht mehr verwendet. Am 1. Januar 2001 wurden die vorher selbständigen Gemeinden Promasens und Gillarens nach Rue eingemeindet. Rue galt als «die kleinste Stadt Europas».[5]

Die Stadt Rue im Kanton Freiburg

Rue liegt auf 675 m ü. M., 12 km südwestlich des Bezirkshauptortes Romont und 6 km südsüdöstlich von Moudon (Luftlinie). Das historische Städtchen erstreckt sich auf einem Vorsprung am östlichen Talhang der Broye, an aussichtsreicher Lage rund 100 m über dem Flusslauf, im Südwesten des Freiburger Mittellandes.

Die Fläche des 11,2 km² grossen Gemeindegebiets umfasst einen Abschnitt des Molassehügellandes am Oberlauf der Broye. Die westliche Grenze bildet stets der Flusslauf der Broye, die sich mit einigen Mäandern durch die besonders im südlichen Teil bis zu 1 km breite Talebene schlängelt. Vom Talboden erstreckt sich der Gemeindeboden ostwärts über den sanft geneigten Hang bis auf die angrenzenden Molassehöhen, auf denen oberhalb von Vauderens mit 840 m ü. M. der höchste Punkt von Rue erreicht wird. Dieser Hang wird durch eine Reihe kleiner Bäche zur Broye entwässert. Im nördlichen Bereich des Gemeindegebietes läuft der Vorsprung von Rue (bis 715 m ü. M.) vom Plateau bei Ursy nach Südsüdwesten aus und endet mit einem kleinen Felsplateau, auf dem das Schloss steht, gegen das Broyetal hin. An der Süd- und der Südostflanke dieses Felsvorsprungs befindet sich das Städtchen Rue. Ganz im Süden reicht der Gemeindeboden bis in das Waldgebiet Bois de Mont bei Oron-la-Ville. Von der Gemeindefläche entfielen 1997 8 % auf Siedlungen, 17 % auf Wald und Gehölze, 74 % auf Landwirtschaft, und etwas weniger als 1 % war unproduktives Land.

Zu Rue gehören die Dörfer Promasens (607 m ü. M.) und Gillarens (671 m ü. M.), die Weiler Blessens (706 m ü. M.) und Arlens (691 m ü. M.) am östlichen oberen Talhang der Broye sowie einige Hofsiedlungen und Einzelhöfe. Nachbargemeinden von Rue sind Auboranges, Ecublens, Montet (Glâne), Ursy, Le Flon und Chapelle (Glâne) im Kanton Freiburg sowie Oron im Kanton Waadt.

Luftbild (1949)

Mit 1592 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2023) gehört Rue zu den mittelgrossen Gemeinden des Kantons Freiburg. Von den Bewohnern sind 96,9 % französischsprachig, 1,3 % deutschsprachig, und 0,7 % sprechen Portugiesisch (Stand 2000). Die Bevölkerungszahl von Rue belief sich 1900 auf 1082 Einwohner (inklusive die heute eingemeindeten Ortschaften). Im Verlauf der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts blieb die Bevölkerungszahl nahezu konstant und erreichte 1950 mit 1155 Personen den Höchststand. Danach setzte eine starke Abwanderung ein, so dass Rue 1980 nur noch 799 Einwohner zählte. Erst seither wurde wieder ein deutliches Bevölkerungswachstum verzeichnet.

Rue war bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts eine vorwiegend durch die Landwirtschaft geprägte Gemeinde. Noch heute haben die Milchwirtschaft, die Viehzucht und der Ackerbau einen wichtigen Stellenwert in der Erwerbsstruktur der Bevölkerung. Weitere Arbeitsplätze sind im lokalen Kleingewerbe und im Dienstleistungssektor vorhanden. Zu den bedeutenderen Unternehmen zählen eine Sägerei und ein Betrieb der Transportbranche. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Dorf dank seiner attraktiven Lage auch zu einer Wohngemeinde entwickelt. Viele Erwerbstätige sind deshalb Wegpendler, die hauptsächlich in den Regionen Moudon und Oron-la-Ville arbeiten.

Während Promasens an der Broyetalstrasse von Moudon nach Oron-la-Ville liegt, sind Rue und Gillarens leicht von dieser Strasse aus erreichbar. Durch die Buslinie der Transports publics Fribourgeois, die von Romont via Ursy nach Palézieux-Gare verkehrt, ist Rue an das Netz des öffentlichen Verkehrs angebunden. Der obere Gemeindeteil wird auch von der Eisenbahnlinie von Lausanne nach Freiburg durchquert, daran gibt es aber keine Haltestelle. Der nächste Bahnhof befindet sich in Vauderens, rund zwei Kilometer von Rue entfernt. Der Haltepunkt Ecublens-Rue an der Bahnlinie Palézieux – Moudon – Payerne befindet sich auf dem Gebiet der westlichen Nachbargemeinde Ecublens.

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte wahrscheinlich im Jahr 1101 (nicht einwandfrei geklärt) unter dem Namen Rouda. Später erschienen die Bezeichnungen Rota (1147), Rua la villa (1221), Rou und Roa (1237), danach Roda, Rotavilla und Ruaz. Der Ortsname geht auf das lateinische Wort rota (Rad[5]) zurück.

Seit dem Mittelalter war Rue Mittelpunkt der gleichnamigen Herrschaft, deren Burg vermutlich im frühen 12. Jahrhundert errichtet und 1155 als Castrum Rote erstmals erwähnt wird. Die Herren von Rue waren Vasallen der Grafen von Genf. Während der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den im Waadtland residierenden Baronen und den Savoyern in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde die Burg Rue von letzteren zweimal belagert. Ungefähr um 1260 kam die Herrschaft Rue unter die Oberhoheit von Savoyen. Sie wurde zu einer Kastlanei umgewandelt, die in zivilen und rechtlichen Angelegenheiten dem in Moudon residierenden Vogt der Waadt unterstand.

Unter den Savoyern wurde zwischen 1264 und 1271 das Städtchen Rue unterhalb der Burg gegründet. Das Städtchen erreichte nie grössere Bedeutung und wurde im 14. Jahrhundert durch Pestepidemien an der Entwicklung gehindert. Im Rahmen der Burgunderkriege wurde Rue 1476 von freiburgischen Truppen erobert, beim anschliessenden Friedensvertrag aber wieder an Savoyen zurückgegeben.

Als die Berner 1536 das Waadtland eroberten, kam die Herrschaft Rue unter die Oberherrschaft von Freiburg. Diese neuen Herren wandelten die Herrschaft in die Vogtei Rue um, zu der neben dem oberen Broyetal auch die südöstlich angrenzenden Gebiete bis zum Tal der Mionna gehörten. Die Obrigkeit hatte einen anspruchsvollen Lebensstil, weshalb neben einem Casino auch fünf Gasthöfe und mehrere Geschäfte eröffneten.[5] Nach dem Zusammenbruch des Ancien Régime (1798) gehörte Rue während der Helvetik und der darauf folgenden Zeit zum Bezirk Rue und wurde 1848 in den neu geschaffenen Bezirk Glâne eingegliedert.

Ein erstes Mal vergrösserte sich das Gemeindegebiet von Rue, als am 1. Januar 1993 das vorher selbständige Blessens nach Rue eingemeindet wurde. Im Rahmen der seit 2000 vom Kanton Freiburg geförderten Gemeindefusionen wurden mit Wirkung auf den 1. Januar 2001 auch die weiter südlich liegenden Dörfer Promasens und Gillarens mit Rue zusammengelegt. Auf den 1. Januar 2025 ist ein Fusionsprojekt mit den Gemeinden Auboranges, Chapelle und Ecublens zur Gemeinde Rue geplant.

Sehenswürdigkeiten

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Schloss Rue

An strategisch hervorragender Lage auf einem Felsplateau aus Molassesandstein wurde im frühen 12. Jahrhundert das Schloss Rue errichtet. Zu den ältesten erhaltenen Teilen gehört der massive viereckige Bergfried, dessen Form eindeutig in die vorsavoyische Zeit zurückreicht. Er beherrschte den nordöstlichen Teil der Anlage und bildet den einzigen Zugang zum Plateau. Gegen Westen ist das Anwesen durch einen Turm geschützt. Nachdem das Schloss bei den Belagerungen durch die Savoyer in Mitleidenschaft gezogen worden war, wurde es in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wieder instand gesetzt. Grössere Veränderungen wurden vorgenommen, nachdem Rue zum Vogteisitz bestimmt worden war. Die heutigen Wohngebäude im äussersten Südwesten an der Spitze des Plateaus wurden in der Zeit von 1618 bis 1630 im Stil der Renaissance errichtet. Das Schloss befindet sich heute in Privatbesitz.

Das Städtchen wurde um 1270 innerhalb der äusseren Ringmauern des Schlosses gegründet. Es besitzt noch heute ein malerisches Ortsbild mit bemerkenswerter Bausubstanz. Die unterhalb des Schlosses stehende katholische Kirche Saint-Nicolas, um 1336 von Ritter Richard von Prez gestiftet,[6] wurde im 18. Jahrhundert neu erbaut und im 19. Jahrhundert erweitert. Daneben befindet sich das Haus Dupraz aus dem 16. Jahrhundert. Charakteristische Häuser der Freiburger Oberschicht, wie der Familie Maillardoz de Rue,[5] sind erhalten. Auf dem Friedhof steht das Mausoleum der Familie Demierre.[7]

Commons: Rue FR – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. a b c d e Daniel Chenaux, Judith Ducry, Jean-Marc Ducry, Christian Raemy (Hrsg.): Die vier Jahreszeiten der Wanderungen im Freiburgerland . Freiburger Wanderverein/Paulus Verlag, Fribourg 2014, Wegbeschreibung: 29.
  6. François Ducrest: Note complémentaire sur Richard de Prez. In: Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte, Bd. 2, 1908, S. 295.
  7. Joseph Demierre. In der Datenbank Find a Grave. 20. Februar 2017, abgerufen am 30. Oktober 2024.