Rahel Szalit-Marcus

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Das bin ich selbst

Rahel Szalit-Marcus (geboren als Rahel Marcus 3. Juli 1892 in Telschi oder Chjenty (?), Gouvernement Kowno, Russisches Kaiserreich[1]; gestorben 1942 im Vernichtungslager Auschwitz) war eine Malerin und Graphikerin in München, Berlin und Paris.

Herkunft und Kindheit

Rahel Marcus wuchs in einer jüdischen Familie bei Kaunas in Russisch-Litauen auf, später in Łódź in Russisch-Polen.[2] Die häusliche Umgangssprache war wahrscheinlich Jiddisch.

Leben in München

Ihre Eltern förderten ihre künstlerischen Ambitionen. 1911 kam sie an die Münchener Kunstakademie. Hier traf sie auf die ebenfalls aus Łódź stammenden Maler Henri Epstein und Marcel Słodki sowie auf expressionistische Malerei.[3] Sie studierte auch in Paris und London. Rahel heiratete den Schauspieler Julius Szalit. Dieser trennte sich von ihr 1916, nachdem sie eine Beziehung zu dem Maler Iser Weinberg hatte.

Leben in Berlin

Seit 1916 lebte Rahel Szalit in Berlin, wo sie sich der Malergruppe Berliner Secession anschloss und ab 1918 bei der Novembergruppe aktiv wurde. Sie besuchte auch häufig das Romanische Café. 1919 beging ihr ehemaliger Mann Selbstmord.[4]

In den frühen 1920er Jahren illustrierte Rahel Szalit einige Bücher von jiddischen und anderen Autoren. 1928 wohnte sie in Berlin-Charlottenburg in der Stübbenstraße 3.[5]

Rahel Szalit war Mitglied im Verein der Berliner Künstlerinnen seit 1929 und war an deren Ausstellungen 1929, 1931 und 1932 beteiligt.[6] Sie stellte auch in Zürich 1929 und in Frankfurt am Main in Sammelausstellungen aus.[7]

Emigration in Frankreich

1933 emigrierte Rahel Szalit nach Paris. Dort malte sie weiter. Sie verkehrte häufiger im Künstler-Café du Dôme.

Deportation

Am 16. Juli 1942 wurde Rahel Szalit-Marcus durch die französische Polizei inhaftiert.[8] Am 19. August wurde sie mit dem Transport Nr. 21 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Es ist unbekannt, ob sie auf dem Transport oder im Lager starb.

Künstlerisches Schaffen

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Illustration zu Mentshelekh un stsenes (1922)

Rachel Szalit-Marcus malte in Berlin zunächst Landschaften und Straßenszenen, wie eine Winterimpression und ein Blick auf die Leipziger Straße.

Ab etwa 1920 illustrierte sie jiddische Bücher von Mendele Moicher Sforim und Shalom Aleichem, sowie Werke von Chaim Nachman Bialik, Heinrich Heine, und weiteren Autoren der Weltliteratur.

In Paris malte Rahel-Szalit-Marcus (Kinder-)Porträts, Blumenstücke und Stillleben. Ihre Arbeit dort wird dem Stil der École de Paris der 1930er Jahre zugerechnet.

Ihr Atelier wurde bei ihrer Verhaftung 1942 geplündert und vernichtet.

Erhaltene Werke

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Von ihren Radierungen und Lithographien sind einige Exemplare erhalten, unter anderem in der Sammlung Gruber in Wittenberg, sowie in den Buchausgaben. Daneben gibt es bisher nur ein erhaltenes Ölgemälde und ein Aquarell.[9]

Werke (Auswahl)

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Buchillustrationen
Buchtitel zu Das Krokodil (1921)

Es sind alle bekannten Bücher mit Illustrationen von ihr angegeben.

  • Fjodor Dostojewski: Das Krokodil: ein äusserst sonderbarer Vorfall oder Was in der Passage passierte. Übertragen von Edith Ziegler; mit 12 Original-Lithografien, Kiepenheuer, Potsdam 1921.
  • Fischke der Krumme. Mappe mit 16 Lithographien auf Bütten und einer Einleitung von Julius Elias. Propyläen, Berlin 1922. (nach Text von Mendele Moicher Sforim)[10]
  • Mentshelekh un stsenes : zekhtsn tseykhenungen tsu Sholem-Aleykhems verk Motl Peyse dem khazns yingl. Bagleytvort von Bal-Makhshoves. Klal-Farlag, Berlin 1922. (Menschchen und Szenen für das Buch "Motl Peyse" von Scholem Alejchem)[11][12][13]
  • Heinrich Heine: Hebräische Melodien. Mit zwölf Lithographien; herausgegeben und eingeleitet von Hugo Bieber. Für die literarische Vereinigung Hesperus, Berlin 1923.
  • Leo Tolstoy: Die Kreutzersonate, Mit 7 Original-Lithographien von R. Szalit-Markus, Sebastian Löwenbuck Akademischer Verlag Berlin, 1922
  • Charles Dickens: Londoner Bilder. Aus dem Englischen von Ernst Sander. Mit Steinzeichnungen von Rahel Szalit-Marcus und Hans Heinrich Tillgner, Berlin 1923.
  • Chaim Nachman Bialik, Ketina Kol-Bo (קטְינא כּל בּו Kleines Allerlei), Rimon, Berlin 1923 (hebräisch), Kinderbuch[14][15]
  • Nachman Breslover: Sipurei Ma'asiyot (סיפּורי מעשׂיות, Geschichten), gesammelt von Moshe Kleynman, Rimon, Berlin 1923 (hebräisch)[16]
  • Claude Tillier: Mein Onkel Benjamin, Volksverband der Bücherfreunde, Wegweiser-Verlag, Berlin 1927[17]
  • (?) Martin Buber: Kinderbuch, nicht feststellbar[18]
Weitere Grafiken
Selbstporträt (um 1925?)
  • Das bin ich selbst, Zeichnung, [um 1920?]
  • Die Straße, Lithographie, 1922
  • Tartarin (Ritt auf dem Kamel), Lithographie, in Die Schaffenden, IV. Jahrgang, 3. Mappe, Blatt 5, Euphorion-Verlag, 1923, 125 Exemplare (nach Alphonse Daudet, Tartarin von Tarascon)
  • Grafik zu König der Schnorrer von Israel Zangwill[19]
  • Selbstporträt, Zeichnung, [um 1925?]
  • Johannes R. Becher, Zeichnung, 1928[20], Erhalt ungewiss
Die Dorfmusikanten (Les musiciens du village), 1920
  • Leipziger Straße, 1919/20, Ölgemälde, verschollen[21]
  • Die Dorfmusikanten (Les musiciens du village), 1920, Öl auf Leinwand, einziges erhaltenes Gemälde[22][23]
  • Landschaft (Paysage), (nach 1933?), erhalten[24]
Commons: Rachel Szalit-Marcus – Sammlung von Bildern
Biographische Angaben
  • Rahel Szalit-Marcus Artistes juifs de l’École de Paris (französisch), mit einzigem Foto, (wahrscheinlich nach Fenster 1951)
  • Rachel Szalit-Marcus Jewish Virtual Library (Encyclopaedia Judaica, 1972, englisch)
Werke
Weitere Links

Einzelnachweise

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  1. Der Geburtsort ist unsicher; sowohl für „Chjenty“ als auch für die Schreibweise „Ischgenty“ fehlt eine Identifizierung des Siedlungsnamens für den Bezirk Kaunas. Möglicherweise Šančiai. Als Geburtsjahr wird auch 1894 angegeben; der Vorname war immer Rahel mit h, siehe Unterschrift auf Selbstporträt
  2. Sabine Koller: Mentshelekh un stsenes. 2012., S. 207–231, besonders S. 208–210, mit einigen biographischen Angaben (und einigen unbelegten Vermutungen)
  3. Szalit, Rachel. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 32: Stephens–Theodotos. E. A. Seemann, Leipzig 1938, S. 370 (biblos.pk.edu.pl – Sie studierte auch in Paris und London).
  4. 28. August 1919 in München; siehe Deutsches Bühnenjahrbuch, 1920 (1919?), S. 164; Alfred Kerr schrieb am 31. August darüber, er hatte gerade die Nachricht aus München bekommen. Er beschreibt auch eine Begegnung mit Szalit 1918
  5. Stübbenstraße. In: Berliner Adreßbuch, 1928, IV, S. 1003 (6183). „3. Szalit, R., Malerin“.; siehe auch andere Jahre im alphabetischen Namensverzeichnis
  6. Rahel Szalit-Marcus Verein der Berliner Künstlerinnen 1867
  7. Jüdische Künstler unserer Zeit, Ausstellung im Salon Henri Brendle, Katalog, Zürich 1929
  8. Rahel Szalit-Marcus Artistes juifs de l’École de Paris, mit Angaben zu ihrem Aufenthalt in Frankreich
  9. Rachel Szalit-Marcus Artnet
  10. Rahel Szalit-Marcus Jüdisches Museum Berlin
  11. Illustrationen von Rahel Szalit-Marcus und Solomon Gerschow zu Scholem Alejchem Derfner, Ausstellung
  12. Sabine Koller: Mentshelekh un stsenes. Rahel Szalit-Marcus illustriert Sholem Aleichem. In: Jiddistik heute. 2012, S. 207–231 (PDF); die deutsche Schreibweise wäre Mentschelech un szenes (Menschchen und Szenen)
  13. @1@2Vorlage:Toter Link/polona.pl (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  14. Ketina Kol-Bo mit Titelblatt (bunt)
  15. Ketina Kol-Bo WorldCat, mit einigen Bibliotheksnachweisen
  16. Koller, 2012, S. 210; das Buch ist bibliographisch bisher nicht nachweisbar (kein Eintrag bei WorldCat, Börsenblatt digital), wahrscheinlich auch wegen der hebräischen Schrift; (es ist aber nicht Martin Buber Die Geschichten des Rabbi Nachman, 1911, mit einigen Neuauflagen (deutsch))
  17. WorldCat
  18. Koller, 2012, S. 210; in der älteren Literatur war ein solcher Titel angegeben, er ist aber nirgends bibliographisch zu finden, möglicherweise war es eine jiddische oder hebräische Ausgabe?
  19. Koller, 2012, S. 210, nach älterer Literatur; das Buch erschien nur 1897 und 1909 in deutscher Sprache (und dann später); es muss sich also um eine gesonderte Grafik handeln (oder eine jiddische oder hebräische Ausgabe?), Erhalt ist ungewiss
  20. Die neue Bücherschau, 6. 1928, H. 10, Oktober @1@2Vorlage:Toter Link/www.arthistoricum.net (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  21. Karl Schwarz: Rahel Szalit-Marcus. In: Ost und West. Heft 3–4, 1920, S. 74–77, hier S. 74/75 Digitalisat, mit Abbildung
  22. Musicians in the street Mutual Art
  23. Jean Digne, Sylvie Buisson: Montparnasse déporté. 2005, Ausstellungskatalog, mit Erwähnung
  24. Rachel Szalit-Marcus Artnet