Rahmenwerkzeug
Als Spezialwerkzeug oder Rahmenwerkzeug bezeichnet man Werkzeuge, die speziell für Arbeiten am Fahrradrahmen hergestellt werden.
Ein als „Campa-Koffer“ bekannt gewordener Koffer mit diesen und anderen Fahrradwerkzeugen wurde erstmals von der Firma Campagnolo angeboten, heute gibt es auch preiswerte Alternativen.
Grundlagen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Arbeit mit diesen Werkzeugen verlangt Fingerspitzengefühl und Erfahrung. Sehr schnell hat man bei falscher Handhabung den Rahmen zerstört. Teure Rennräder sollten vor der Endmontage an Tretlager, Gabelkonus und Steuerrohr plangefräst werden, wenn Lackreste vorhanden sind, ist eine korrekte Montage der Lager meist unmöglich. Beim Fräsen und Nachschneiden der Gewinde muss Schneideöl verwendet werden.
Die Arbeiten, die mit diesem Spezialwerkzeugen ausgeführt werden, sind teilweise mit herkömmlichem Werkzeug möglich, allerdings besteht dann eine höhere Verletzungsgefahr, die Montage gelingt weniger exakt.
Steuersatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gabelkonusabschläger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dieser Abschläger entfernt den Gabelkonus, welcher kraftschlüssig auf der Gabel sitzt. Beim Abschlagen mit einem Durchschläger verkantet der Konus und beschädigt den Sitz der Gabel. Das Werkzeug ist für Konen der Größe 1", 1 1/4" und 1 1/8" gleichzeitig geeignet. Die Gabelkrone darf maximal 32 mm dick sein.
Zum Abschlagen des Konus wird die Gabel in einen Schraubstock gespannt. Um ein Abrutschen der Gabel zu verhindern, ist es besser, sie waagerecht einzuspannen.
Gabelkonusfräser
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dieses Fräswerkzeug wird eingesetzt, wenn aufgrund fehlerhafter Demontage oder Neulackierung ein sicherer Sitz des Gabelkonus nicht mehr gewährleistet ist. Werden Lackreste an der Gabel belassen, setzt sich der Konus im Betrieb innerhalb kurzer Zeit, der Steuersatz muss ständig nachgestellt werden.
Steuersatzfräser
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für den Sitz des Steuersatzes gilt das Gleiche wie für den Gabelkonus. An Neurädern finden sich häufig Lackreste, die eine korrekte Montage des Steuersatzes unmöglich machen.
Gabelkonusaufschläger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit diesem Aufschläger werden Gabelkonen sauber aufgeschlagen. Dies gelingt nur, wenn bei einer neuen Gabel der Sitz vorher plangefräst wurde. Das Aufschlagen erfolgt mit der Hand, das relativ hohe Gewicht dieses Werkzeugs macht dies möglich.
Austreiber für Steuersatzschalen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Demontage der Steuersatzschalen ist auch behelfsmäßig mit Hammer und Schraubenzieher möglich, dabei ist das Verletzungsrisiko hoch, man riskiert außerdem ein Verkanten der Lagerschalen und damit die Beschädigung des Rahmens. Der Austreiber garantiert eine schnelle und saubere Demontage der Lagerschalen.
Steuersatz-Einpresswerkzeug
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Behelfsweise kann man den Steuersatz mit Schraubstock oder der Gabel einpressen, ein genaues Ergebnis erhält man nur mit dem Einpresswerkzeug.
Tretlager
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Planfräser Tretlager
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Tretlagerschalen werden heute üblicherweise eingeschraubt. Wenn am Rahmen Lackreste oder sonstige Ungenauigkeiten existieren, kann man das Innenlager nicht fachgerecht montieren, da sich die Lager bei Belastung setzen können. Aus diesem Grund werden sie bei hochwertigen Rädern plangefräst. Das Werkzeug wird mit der Fräserseite eingeführt und auf der Gegenseite mit einem Kegel und einer Feder fixiert. Die Federspannung darf dabei gerade so groß sein, dass der Fräser angedrückt wird, der Verzicht auf Schneideöl oder zu hohe Federspannung bringt „Rubbeln“ des Fräsers und ein unsauberes Ergebnis.
Gewindebohrer Tretlager
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach einer Neulackierung oder nicht fachgerechtem Einbau der Tretlagerschalen kann ein Nachschneiden der Gewinde des Tretlagers erforderlich sein.
Die Gewindebohrer müssen immer beidseitig angesetzt werden, ihr Einsatz garantiert die Erzeugung einer optimalen Koaxialität der Gewinde im Rahmen. Ist diese nicht gegeben, laufen die Innenlager schwer und verschleißen frühzeitig.
Kontrolllehre für Schaltungsauge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ist das Schaltungsauge nur leicht verbogen, kann man die Kettenschaltung nicht mehr exakt einstellen. Eine behelfsmäßige Ausrichtung kann man durch das Einschrauben eines Vorderrades in das Schaltungsauge erreichen, mit dem Spezialwerkzeug kann das Schaltungsauge sehr genau gerichtet werden.
Kontrolllehre für Ausfallenden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die glockenförmigen Kontrolllehren werden in die Ausfallenden eingeschraubt und ermöglichen das planparallele Richten der Ausfallenden, was für eine korrekte Funktion des Schaltwerks wichtig ist.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Rob van der Plas: Die Fahrradwerkstatt – Reparatur und Wartung Schritt für Schritt. 1. Auflage, BVA Bielefelder Verlaganstalt, Bielefeld, 1995, ISBN 3-87073-147-8