Remmidemmi

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Remmidemmi (das, Neutr. Sing., andere Schreibungen: Remmi-Demmi, Remi-Demi) ist ein Wort der deutschen Umgangssprache und bedeutet „Durcheinander, Massenveranstaltung, Lärm, ausgelassenes Treiben, Streit, hin- und herwogender Kampf“.[1] Eine ähnliche Bedeutung hat auch Ramba Zamba.[2] Siehe auch unter Halligalli und Holterdiepolter.

Das Wort gilt als vor dem[3] oder im[4] 20. Jahrhundert entstanden. Seine Etymologie ist nicht geklärt. Vermutlich ist es eine Weiterentwicklung der lautmalerischen Bezeichnung Rammerdammer für den Steinmetz und Pflasterarbeiter.[1] Die weitere Entwicklung zu Remmidemmi geschah dann wahrscheinlich[1] unter dem Einfluss des in Norddeutschland verbreiteten Verbs rementen, ramenten, ramentern für „Unruhe verbreiten, lärmen, toben“.[5]

Als semantisch verwandt[4] oder auch in der Entstehung verwandt[6] gilt außerdem das österreichisch-bairische Remisuri, Remasuri, Ramasuri „Ausgelassenheit der Kinder bei Abwesenheit der Eltern“,[4] „Durcheinander, ärgerliche Vorkommnisse, Hast, geschäftiges Treiben“[6], das seit dem 18. Jahrhundert belegt sein und seinerseits auf Italienisch ramassare „sammeln, häufen“[6] oder aber auf oberitalienisch (piemontesisch) ramadán, rabadán „Lärm, Trubel“ zurückgehen soll,[4] welches vermittelt über okzitanisch ramadan auf den arabischen Namen des islamischen Fastenmonats Ramadan zurückgeführt und in der Bedeutungsverschiebung zu „Lärm, Trubel“ mit den während der fastenfreien Zeiten und am Ende der Fastenzeit stattfindenden Familienfesten und Feierlichkeiten erklärt wird.[7]

Da der arabische Name des Ramadan in der maghrebinischen Dialektform ramdam[8] von französischen Kolonialsoldaten während der 1890er-Jahre im Maghreb in der Bedeutung „Lärm, Krach“ in die französische Soldatensprache entlehnt wurde und ramdam seither mit Redewendungen wie faire du ramdam (ungefähr: „Remmidemmi machen“) auch im Argot und der französischen Umgangssprache verbreitet ist,[9] wurde zuweilen auch eine Entlehnung von Remmidemmi aus französisch ramdam erwogen.[10]

Mit Remmidemmi in Verbindung gebracht wird auch die bairische Redensart Rama dama! „Räumen tun wir!“, „Laßt uns aufräumen!“,[11] die der Münchner Oberbürgermeister Thomas Wimmer bei den Schutträumaktionen von 1949 zum populären Wahlspruch des Wiederaufbaus machte.[12] In der Form Ramadama ist sie noch heute der Name einer jährlichen Aktion zum Einsammeln von Abfällen in Münchner Naturgebieten (siehe Abfallwirtschaftsbetrieb München).

Von der Gesellschaft für deutsche Sprache wurde die Herkunft des Wortes Remmidemmi 1987 als Preisaufgabe ausgeschrieben.[13]

In den 1980ern gab es auch Potpourri-Schallplatten mit dem Titel „Remmidemmi“ oder „Ramba Zamba“ mit Zusätzen.[14] Der Song „Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)“ von der Hamburger Hip-Hop-Formation Deichkind belegte 2006 Platz 68 in den deutschen Singlecharts und blieb insgesamt 15 Wochen in den Top100.

Wiktionary: Remmidemmi – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. a b c Heinz Küpper, Pons - Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, Klett Verlag, Stuttgart 1987, S. 663 s. v. "Remmidemmi"
  2. Duden Online, s. v. "Rambazamba"
  3. Heinz Küpper: Illustriertes Wörterbuch der deutschen Umgangssprache. Band 6. Klett, Stuttgart 1984, S. 2265, 2306
  4. a b c d Wilhelm Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 24. Auflage, bearbeitet von Elmar Seebold. De Gruyter, Berlin / New York 2002, S. 757 s. v. „Remmidemmi“.
  5. Vgl. Jan ten Doornkaat Koolman: Wörterbuch der ostfriesischen Sprache. Band 3. Hermann Braams, 1884, S. 10 s. v. „ramenten“.
  6. a b c Hans Gehl: Wörterbuch der donauschwäbischen Lebensformen (= Schriftenreihe des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde. Bd. 14). Franz Steiner, Stuttgart 2005, Sp. 804f. s. v. „Ramasuri“.
  7. Wilhelm Meyer-Lübke: Romanisches Etymologisches Wörterbuch. 3. Auflage. Carl Winter, Heidelberg 1935, S. 581.
  8. Reinhard Kiesler: Sprachkontakte: Arabisch und Galloromania. In: Gerhard Ernst u. a. (Hrsg.): Romanische Sprachgeschichte (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Bd. 23). Teilband 2. De Gruyter, Berlin u. a. 2006, S. 1648–1654, hier S. 1651 f.
  9. Volker Noll: Die fremdsprachlichen Elemente im französisöchen Argot (= Heidelberger Beiträge zur Romanistik. Bd. 25). Peter Lang, Frankfurt am Main u. a. 1991, S. 80, 98. In den literarischen Argot eingegangen ist ramdam u. a. bei Raymond Queneau, Les oeuvres complètes de Sally Mara, Gallimard, Paris 1962, S. 150: „le jour où vous avez fait tout ce ramdam“; aus dem Französischen wurde das Wort von Samuel Beckett auch ins Englische versetzt in seinem Hörspiel All that fall (1956): „I am sorry for all this ramdam“, Collected shorter plays, Grover Press, New York 1984, S. 25.
  10. Leserzuschrift von Nelly Rode (Essen), zitiert in Der Sprachdienst 31 (1987), S. 159.
  11. Küpper, Pons – Wörterbuch der deutschen Umgangssprache, gefolgt von Gehl, Wörterbuch der donauschwäbischen Lebensformen, führt sie hierbei an in der Schreibung Ramma damma und Bedeutung „Rammen tun wir“, womit „man in München den Lärm der Pflasterer mit ihren Rammen“ wiedergebe (S. 663)
  12. Richard Bauer: Ruinen-Jahre: Bilder aus dem zerstörten München, 1945–1949. Hugendubel, München 1983, S. 43.
  13. Der Sprachdienst 31 (1987), S. 31f.
  14. www.Discogs.com