Ribeauvillé

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Ribeauvillé
Rappschwihr
Ribeauvillé (Frankreich)
Ribeauvillé (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Haut-Rhin (68)
Arrondissement Colmar-Ribeauvillé
Kanton Sainte-Marie-aux-Mines
Gemeindeverband Pays de Ribeauvillé
Koordinaten 48° 12′ N, 7° 19′ OKoordinaten: 48° 12′ N, 7° 19′ O
Höhe 188–989 m
Fläche 32,21 km²
Einwohner 4.682 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 145 Einw./km²
Postleitzahl 68150
INSEE-Code
Website http://www.ribeauville.net/

Luftbild

Ribeauvillé (deutsch Rappoltsweiler[1], elsässisch Rappschwihr) ist eine französische Stadt mit 4.682 Einwohnern (1. Januar 2021) im Département Haut-Rhin in der Europäischen Gebietskörperschaft Elsass und in der Region Grand Est. Die Stadt gehört zum Kanton Sainte-Marie-aux-Mines und ist Sitz des Gemeindeverbandes Pays de Ribeauvillé. Sie war bis zum 31. Dezember 2014 Sitz der Unterpräfektur (französisch Sous-préfecture) des Arrondissements Ribeauvillé.

Ribeauvillé liegt 15 Kilometer nordwestlich von Colmar am Ostrand der Vogesen am Talausgang des Strengbachs auf 185 m ü. NHN. Das Gemeindegebiet gehört zum Regionalen Naturpark Ballons des Vosges und erstreckt sich von der Rheinebene über die von Weinkulturen geprägte Vorbergzone bis auf den Gipfel des 992 m hohen Taennchel im Westen. Durch die Stadt verläuft die Elsässer Weinstraße (Route des Vins d’Alsace). Wenige Kilometer östlich liegt der Bahnhof Ribeauvillé an der Bahnstrecke Strasbourg–Basel.

Zahlreiche Münzfunde – darunter eine 1745 entdeckte Goldmünze mit dem Abbild Kaiser Hadrians – belegen die frühe Anwesenheit der Römer an dieser Siedlungsstätte.[2] Rappoltsweiler (lat. Rappolti villa)[2] wird erstmals 759 als Ratbaldouilare erwähnt; weitere Nennungen sind Ratbertouillare (768), Ratpoldesuilare (896) und Rapolswilre (1162). Auch der französische Ortsname wird schon im späten Mittelalter genannt (1344 Ribauvillers). 1290 ist Rappoltsweiler erstmals als Stadt bezeugt. Seit 1038 sind die Herren zu Rappoltstein urkundlich fassbar, die bis 1673 die Rechte der Stadtherren ausübten. Nach deren Aussterben fiel die Herrschaft Rappoltstein (Ribeaupierre) und mit ihr die Stadt an Pfalz-Birkenfeld, ab 1734 Pfalz-Birkenfeld-Zweibrücken.

1680/81 kamen die Stadt und die Herrschaft Rappoltstein vom Heiligen Römischen Reich unter die Souveränität Frankreichs, jedoch wurde die französische Verwaltung erst im Zuge der Auflösung der Feudalherrschaften mit der Französischen Revolution 1789 eingeführt und dies 1801 auch völkerrechtlich sanktioniert.

Am 13. Januar 1835 wurde in der evangelischen Kirche eine Gedenktafel für den im Ort geborenen Theologen Philipp Jacob Spener angebracht.[3] Im Jahr 1861 hatte Rappoltsweiler 7181 Einwohner.[4] Um 1900 hatte Rappoltsweiler eine evangelische und zwei katholische Kirchen, eine Synagoge, eine Realschule, ein Amtsgericht und eine Oberförsterei.[5]

Von 1871 bis 1918 war die Stadt Verwaltungssitz des elsaß-lothringischen Kreises Rappoltsweiler.

Bevölkerungsentwicklung bis zum Ende des Ersten Weltkriegs
Jahr Einwohner Anmerkungen
1821 5246 davon 3801 Katholiken, 998 Protestanten, 35 Täufer und 412 Juden[6]
1861 7181 [4]
1866 7146 [7]
1872 6320 am 1. Dezember, in 781 Häusern[8]
1880 6013 am 1. Dezember, auf einer Fläche von 3195 ha, in 768 Häusern, davon 4638 Katholiken, 1132 Protestanten und 207 Juden[9]
1885 5904 davon 4587 Katholiken, 1115 Protestanten und 174 Juden[10]
1890 5920 [4]
1905 5986 meist katholische Einwohner,[5] nach anderen Angaben 5990 Einwohner[4]
1910 5846 auf einer Fläche von 3195 ha[11][12][4]
Anzahl Einwohner seit Mitte des 20. Jahrhunderts
Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2007 2017
Einwohner 4314 4137 4282 4506 4774 4929 4916 4729

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Die Altstadt von Ribeauvillé zeichnet sich durch zahlreiche Häuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert aus. Dominierende mittelalterliche Baudenkmäler sind die Pfarrkirche Saint-Grégoire-le-Grand und der Metzgerturm (Tour des Bouchers; beide aus dem 13. Jahrhundert). Überragt wird der Ort von den drei Burgruinen Ulrichsburg (Stammsitz der Herren zu Rappoltstein), Girsberg und Hohrappoltstein.

St.-Gregor-Kirche

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Die St.-Gregor-Kirche ist dem Hl. Gregor dem Großen (540–604) gewidmet und geht bis auf das 13. Jahrhundert zurück. Das Gebäude ist gotischen Stils und von der rheinischen Schule beeinflusst. Die Kirche hat ein Haupt- und zwei Seitenschiffe. Einige seiner architektonischen Eigenheiten sind als historische Baudenkmäler eingestuft. Die beiden Kirchportale an der Seite und hinten stammen aus dem 14. Jahrhundert. Das hintere Portal weist im Tympanon ein Bas-Relief mit der sitzenden Jungfrau auf, die Jesus auf den Knien trägt. Darunter sind der gekreuzigte Erlöser, zu seiner Rechten Maria und die Hl. Katharina mit ihren Folterinstrumenten Rad und Schwert. Zu seiner Linken stehen der Hl. Johannes der Täufer, das Lamm Gottes tragend, und Johannes der Evangelist. Zu beiden Seiten des Portals im Inneren befinden sich zwei Grabsteine an der Wand vom Ende des 18. Jahrhunderts.

Die Orgel der Kirche stammt aus dem Temple Neuf aus Straßburg und wurde vom Orgelbauer Rinck im Jahre 1700 geschaffen, von Legros im Jahre 1702 fertiggestellt und von Andreas Silbermann 1708 überprüft. Sie enthält einige der ältesten elsässischen Orgelpfeifen – nach denen der Kirche von Bouxwiller. Das Instrument wurde 1984 vom Orgelbauer Dieter Kern vollständig restauriert. Das polychrome Orgelgehäuse ist barocken Stils.

Château du Girsberg

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Die Burg Girsberg, französisch Château du Girsberg, liegt als Ruine einer Spornburg auf 528 Meter Höhe an einem senkrecht aufragenden Granitfelsen über der Gemeinde Ribeauvillé. Ab 1250 von den Herren von Rappoltstein (franz.: Ribeaupierre) erbaut und 1288, nach Zerstörung durch Blitzschlag, wiedererrichtet, wird sie erstmals in Urkunden erwähnt. Im Jahre 1304 nahmen die Ritter von Girsberg die Burg zu Lehen und gaben ihr den Namen. Die Burg wurde am 11. Juni 1422 bei einer Fehde von Maximin I. Smassmann von Rappoltstein belagert, eingenommen und Guillaume von Girsberg wurde getötet. Die Kernburg wurde im 15. Jahrhundert bei einem Neubau vergrößert, der Bergfried erhöht und ein romanischer Wohnbau errichtet. Die Anlage wurde nach dem Aussterben des Geschlechts Rappoltstein Ende des 17. Jahrhunderts verlassen und dem Verfall preisgegeben. Die noch vorhandene Bausubstanz wurde in den 1990er Jahren restauriert.

Château du Haut-Ribeaupierre

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Die Burg Hohrappoltstein, französisch Château du Haut-Ribeaupierre, ist die Ruine einer Gipfelburg auf 645 Meter Höhe über Ribeauvillé. Im 13. Jahrhundert wurde eine Befestigung aus dem Hochmittelalter durch die heutige Burg überbaut, welche 1254 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Im Eigentum des Bistums Bamberg und später des Bistums Basel wurde die Anlage an die Familie von Rappoltstein bis zu deren Aussterben 1673 als Lehen gegeben. Die Burg war zuletzt nicht mehr bewohnt und eine Halbruine. Sie ist heute Eigentum des französischen Staats und der nationalen Forstbehörde Frankreichs (französisch Office national des forêts (ONF)) und wegen Einsturzgefahr für Besucher gesperrt. Die Burg ist von Wällen und Gräben umgeben und gliedert sich in ein sogenanntes Oberschloss mit Bergfried, die Unterburg Vorburg und eine Bastion auf der Südflanke mit einem zweiten Tor.

Château de Saint-Ulrich

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Die Felsenburg Sankt Ulrich, französisch Château de Saint-Ulrich, ist eine Ruine in 510 Meter Höhe und die größte der drei nahe beieinanderliegenden Rappoltsteiner Burgen. Zwischen dem quadratischen Bergfried im Norden und einem Wehrturm im Süden gibt es Wohngebäude und eine Kapelle aus dem Jahr 1435. Ein Zwinger und der Rittersaal mit neun romanischen Zwillingsfenstern sind erhalten. Nach einer ersten Bauphase im 11. Jahrhundert wurde die Burg 1289 fertig gestellt und erstmals 1298 urkundlich erwähnt. Die Burg verwahrloste nach dem Dreißigjährigen Krieg. Die Ruine ist heute ein beeindruckendes Beispiel für die militärische Baukunst des mittelalterlichen Elsass.

Notre-Dame de Dusenbach

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Notre-Dame de Dusenbach ist ein Kapuzinerkloster und Wallfahrtsort bei Ribeauvillé. Nach Rückkehr aus dem Kreuzzug von Damiette ließ sich Egenolph II. von Rappoltstein, Lehnsherr des Basler Bischofs, 1221 als Einsiedler in Dusenbach nieder, um sich von den Strapazen des Krieges zu erholen. Er hatte von seinen Reisen eine Marienstatue mitgebracht und zum Dank für seine glückliche Heimkehr eine Kapelle in Dusenbach erbauen lassen. Um 1260 errichteten die Brüder Ulrich II. und Heinrich I. von Rappoltstein, Neffen von Egenolph II., eine zweite Kapelle neben der ersten. Beide Kapellen stehen hintereinander auf einem Felsen und sind gotisch geprägt. Anselm II. von Rappoltstein wurde 1296 nach dem missglückten Aufstand gegen König Adolf von Nassau arretiert und gelobte für seine Freilassung in Dusenbach eine neue Kapelle zu errichten. Dies geschah zu Mariä Lichtmess 1297, woraufhin er eine dritte Kapelle im neugotischen Stil errichtete. Maximin II. von Rappoltstein stiftete 1484 nach einer Pilgerreise in das Heilige Land einen Kreuzweg mit einem Kalvarienberg und ersetzte 1494 die 1360 von Franzosen zerstörte Marienstatue durch eine hölzerne Mater Dolorosa, die Christus in ihren Armen trägt. Im Rahmen der Französischen Revolution wurden die Kapellen 1791 zerstört. Der nahezu originalgetreue Wiederaufbau erfolgte 1892 durch den Straßburger Bischof Adolf Fritzen. 1896 weihte der Bischof einen neuen Kreuzweg ein, dessen kleine Stationskapellen 1921/1922 und 2001/2004 restauriert wurden. Bis 2009 lebte in Dusenbach eine kleine Gemeinschaft der Kapuziner. Am 11. September 2016 wurde das Kloster wieder eröffnet.

Am ersten Sonntag im September ist Ribeauvillé bis heute Schauplatz eines traditionellen Fests, des „Pfifferdaj“ (Fête des Ménétriers, auch Jour des Fifres; dt. Pfeifertag), an dem Straßenmusikanten aus der gesamten Region ihrem einstigen adligen Schutzherrn, dem Seigneur de Ribeaupierre, den Treueid bestätigen.

In den Bergen westlich der Stadt liegen die Ruine des Klosters Sylo und die Burgruine Bilstein. Auf dem Gipfelgrat des Taennchel befinden sich neben mehreren interessanten Felsformationen vor allem die Reste der rätselhaften „Heidenmauer“ (Mur païen), einer 2,3 km langen Befestigungsanlage unbekannten Alters.

Wegen seiner reizvollen landschaftlichen Lage an der Elsässer Weinstraße, der Nähe zu den Vogesen und der zahlreichen Baudenkmäler ist Ribeauvillé ein beliebtes Ausflugsziel, der Fremdenverkehr daher ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Eine wichtige Rolle spielt auch der Weinbau (auf 321 Hektar Rebfläche); bekannte Alsace-Grand-Cru-Weinlagen sind Geisberg, Kirchberg und Osterberg. Auch die Gastronomie ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. In der Stadt ist ferner der Mineralwasserabfüller Société des Eaux (Markenname „Carola“) ansässig. Der japanische Elektronikkonzern Sony hat in Ribeauvillé eine Niederlassung.

Bahnhof Rappoltsweiler-Stadt, vor 1894
Staatsbahnhof Ribeauvillé

Der Bahnhof von Ribeauvillé lag etwa 4 km östlich des Ortes an der Bahnstrecke Strasbourg–Basel. Er ist heute für den Personenverkehr geschlossen. Um die Distanz zwischen der Gemeinde und ihrem Bahnhof zu überbrücken, ging 1879 die Schmalspurbahn Ribeauvillé-Ville–Ribeauvillé-Gare in Betrieb. 1894 wurde sie auf Normalspur umgespurt, 1938 stillgelegt.

Persönlichkeiten

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Städtepartnerschaften

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Mit Landau in der Pfalz besteht seit 1960 eine Städtepartnerschaft.

Commons: Ribeauvillé – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Charta der Stadt Rappoltsweiler zur Förderung der Regionalsprache auf der Grundlage der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen. Abgerufen am 19. April 2022.
  2. a b Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten. Basel 1782, S. 173–175 (books.google.de).
  3. Bericht über die in Strassburg und Rappoltsweiler begangene Säcularfeier der Geburt des ehrwürdigen Philipp Jakob Spener. Straßburg 1836, S. 13 (books.google.de).
  4. a b c d e Michael Rademacher: Landkreis Rappoltsweiler, Elsaß-Lothringen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  5. a b Rappoltsweiler. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 16: Plaketten–Rinteln. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1908, S. 604 (Digitalisat. zeno.org).
  6. Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Zweiter Theil, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 92–96.
  7. Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 49 (books.google.de).
  8. C. Stockert, Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 50 (books.google.de) und S. 78 (books.google.de).
  9. Statistisches Büro des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen (Hrsg.): Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 73, Ziffer 883 (books.google.de).
  10. Anonymes Mitglied des Katholischen Volksvereins: Die konfessionellen Verhältnisse an den Höheren Schulen in Elsaß-Lothringen. Statistisch und historisch dargestellt. Straßburg 1894, S. 44 (books.google.de).
  11. Rappoltsweiler, Landkreis Rappoltsweiler, Elsass-Lothringen. In: Meyers Gazetteer. (Mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Rappoltsweiler, meyersgaz.org)
  12. Kreis Rappoltsweiler, Elsass-Lothringen – gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)