Predatory Publishing

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Predatory Publishing, deutsch etwa „räuberisches Veröffentlichen“, ist ein betrügerisches Geschäftsmodell bestimmter Open-Access-Verlage. Die im Deutschen manchmal als „Raubverlage[1] bezeichneten Unternehmen geben vor, vollwertige wissenschaftliche Fachzeitschriften herauszugeben, und verlangen von den Autoren die im Open-Access-Segment üblichen Publikationsgebühren (Article Processing Charges), ohne dafür die redaktionellen und publizistischen Dienstleistungen zu erbringen, die bei seriösen Fachzeitschriften erwartet werden, wie z. B. ein ordentliches Peer Review. Solcherart minderwertige Zeitschriften werden als Raubjournale, Räuberjournale (englisch predatory journals) oder „Pseudo-Journals“[2] bezeichnet.

Ein weiterer zum Predatory Publishing gehörender Betrugsbereich sind die Predatory Conferences oder Predatory Meetings. Es handelt sich um Tagungen, die den Anschein einer legitimen wissenschaftlichen Konferenz erwecken sollen, aber keine angemessene redaktionelle Kontrolle über die eingereichten Beiträge bieten. Teilweise wird mit der Beteiligung prominenter Wissenschaftler geworben, die in Wirklichkeit gar nicht involviert sind. Auch im Bereich der Buchveröffentlichungen gibt es Verlage, die zu Beiträgen in Sammelbänden aufrufen, diese massiv bewerben und ohne wissenschaftliche Begutachtungsverfahren gegen Gebühr veröffentlichen.

Der Ausdruck Predatory Publishing wurde 2012 von Jeffrey Beall, einem ehemaligen Bibliothekar für interne Wissenschaftskommunikation an der Universität von Colorado, geprägt.[3][4] Dieser führte in der bis Januar 2017 regelmäßig aktualisierten, online abrufbaren Beall-Liste von ihm als „potential, possible, or probable predatory scholarly open-access publishers“ eingestufte Verlage auf.[5] Die Liste wurde unter anderem nach einer Beschwerde von Frontiers Media durch Beall selbst gelöscht; eine Untersuchung der Universität von Colorado wurde ohne Befund beendet.[6][7] Die Liste wird aber von einer anonymen Gruppe (Stop Predatory Journals) und anderen weitergeführt.[8]

Systematische Untersuchungen erbrachten, dass vor allem unerfahrene Autoren und solche aus Entwicklungs- und Schwellenländern bevorzugt bei solchen Verlagen publizierten. Autoren aus den Entwicklungs- und Schwellenländern seien dabei nicht zuletzt von der Aussicht auf eine breite Wahrnehmung ihrer Forschungsergebnisse infolge der freien Zugänglichkeit ihrer Artikel bei verhältnismäßig geringen Publikationsgebühren motiviert; viele der in der Beall-Liste enthaltenen Verlage operieren von solchen Ländern aus.[9][10][11] Andererseits kann das Predatory-Publishing-Modell gezielt von unter Publikationsdruck stehenden Nachwuchswissenschaftlern aus Industrieländern benutzt werden, um Forschungsarbeiten minderer Qualität oder mit marginalem Erkenntnisgewinn als „Peer-Reviewed“ in einem seriös aufgemachten Periodikum zu veröffentlichen.[12][13] Ähnliches gilt für Betrüger mit kommerziellen Interessen, die gefälschten technischen oder medizinischen Studien zur Nützlichkeit ihres Produktes mithilfe von Raubverlagen den Anschein von wissenschaftlicher Fundiertheit verleihen können.[13]

2008 machte der Kanadier Gunther Eysenbach, Herausgeber einer frühen Open-Access-Zeitschrift, „auf schwarze Schafe unter den Open-Access-Verlagen und -Zeitschriften“ aufmerksam[14] und hob im Blog Verleger und Zeitschriften hervor, die mit übermäßigem Spam Autoren und Redakteure anlocken, insbesondere Bentham, Dove Medical Press und Libertas Academica. Im gleichen Jahr machte der britische Journalist Richard Poynder in einer Interviewreihe auf die Praktiken aufmerksam, die „die Möglichkeiten der neuen Umgebung ausnutzen“.[15] 2009 wurden weitere Zweifel an der Ehrlichkeit bestimmter Open-Access-Zeitschriften angemeldet.[16][17] Aus Sorge um die Spamming-Praktiken ihrer „schwarzen Schafe“ gründeten die führenden Open-Access-Verlage 2008 die Open Access Scholarly Publishing Association.[14] 2009 hatte der Blog Improbable Research entdeckt, dass die Zeitschriften von Scientific Research Publishing anderswo publizierte Arbeiten dupliziert hatten;[18] über diesen Fall wurde anschließend in Nature berichtet.[19] 2010 reichte der Cornell-University-Absolvent Phil Davis (Betreiber des Blogs Scholarly Kitchen) ein Manuskript ein, das einen sinnfreien, mittels der Software SCIgen erstellten Inhalt hatte und gegen Gebühr angenommen (aber dann vom Autor zurückgezogen) wurde.[20] Es wurde berichtet, dass Raubverlage sich weigerten, Zurückziehungen eingereichter Manuskripte zu akzeptieren, und dadurch die Einreichung bei einer anderen Zeitschrift verhinderten.[21][22]

Im August 2016 reichte die Federal Trade Commission (FTC) Klage gegen die indische OMICS-Verlagsgruppe (einschließlich ihrer Töchter iMedPub und Conference Series) und deren Präsidenten Srinubabu Gedela ein.[23] Akademiker und Forscher würden über den Charakter der Verlagsprodukte getäuscht und das Fälligwerden einiger Hunderter bis einiger Tausender Dollar an Publikationsgebühren würde bis zur Annahme des Manuskripts für die Veröffentlichung verschwiegen.[24][25] Die FTC reagierte damit auch auf wachsenden Druck aus dem akademischen Sektor, endlich gegen Raubverlage vorzugehen.[25] Die OMICS-Gruppe wies die Vorwürfe auf ihrer Website zurück und beschuldigte die etablierten Verlage der Konspiration.[23] Nach einem Urteil von 2019 darf der Verlag in den USA nicht mehr tätig werden und muss 50 Millionen Dollar Strafe zahlen. Omics will in Berufung gehen.[26]

Bohannons Experiment

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2013 reichte John Bohannon, Mitarbeiter der Zeitschrift Science, bei einer Reihe von Open-Access-Zeitschriften ein völlig fehlerhaftes Manuskript über die angebliche Wirkung eines Flechtenbestandteils ein und veröffentlichte das Resultat in einem Text mit dem Titel Who’s Afraid of Peer Review?[27] („Wer hat Angst vorm Peer-Review?“). Etwa 60 % der Zeitschriften hatten die gefälschte Arbeit akzeptiert, darunter das Journal of Natural Pharmaceuticals, während 40 % sie ablehnten, darunter die bekannte PLOS ONE.

„Dr. B. Trüger“

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2015 erfanden vier polnische Psychologen eine fiktive unterdurchschnittliche Wissenschaftlerin namens Anna O. Szust (von polnisch oszust Betrüger) und ließen sie sich um eine Redaktionsstelle bei 360 englischsprachigen wissenschaftlichen Zeitschriften bewerben. Szusts Qualifikationen waren düster; sie hatte nichts veröffentlicht und keine redaktionelle Erfahrung. Die in ihrem Lebenslauf aufgeführten Bücher und Buchkapitel sowie die Verlage waren frei erfunden.

Ein Drittel der Zeitschriften, bei denen sich Szust bewarb, wurde der sogenannten Beall-Liste entnommen, die nur Zeitschriften mutmaßlicher Raubverlage enthält. Vierzig dieser Zeitschriften akzeptierten Szust als Herausgeberin ohne Hintergrundüberprüfung und oft innerhalb von Tagen oder sogar Stunden. Im Vergleich dazu erhielt sie von den 240 Zeitschriften der Kontrollgruppe, die im Directory of Open Access Journals (DOAJ) und im Journal Citation Reports (JCR) geführt werden und bestimmte Qualitätsstandards erfüllen einschließlich ethischer Veröffentlichungspraktiken, nur minimale bis gar keine positive Resonanz.[28] Von den 120 DOAJ-Zeitschriften akzeptierten sie immerhin acht. Das DOAJ hat inzwischen einige (aber nicht alle) der betroffenen Journale aussortiert. Von den 120 JCR-Zeitschriften bot keine einzige Szust eine Position an.

Die Ergebnisse des Experiments wurden im März 2017 in Nature veröffentlicht[28] und erregten erhebliches Aufsehen.[29][30][31]

SCIgen ist ein Computerprogramm, das nach dem Zufallsprinzip Informatik-Fachartikel mittels einer kontextfreien Grammatik erstellt. Seine Texte wurden von einer Reihe von Raubzeitschriften und Raub-Konferenzen akzeptiert.

Beschwerden im Zusammenhang mit räuberischen Open-Access-Publikationen richten sich unter anderem gegen

  • das Verlangen von sehr hohen Geldbeträgen für die Publikation von Artikeln in Verbindung mit einem mangelhaften Peer-Review-Verfahren.
  • erst nach Annahme der Manuskripte ergangene Hinweise auf Artikelgebühren,[32]
  • aggressive Werbung für Akademiker, die Artikel einreichen oder in wissenschaftlichen Redaktionsbeiräten (engl. editorial boards) mitarbeiten sollen,[33]
  • schnelle Annahme von Artikeln ohne oder mit wenig Peer-Review oder Qualitätskontrolle,[32][34] um die Bearbeitungsgebühren für Artikel möglichst gering zu halten und den Profit des Publizierens zu steigern.[35] Selbst Hoaxes und sinnlose Texte werden angenommen,[36][37][38]
  • Auflistung von Wissenschaftlern als Mitglieder wissenschaftlicher Redaktionsbeiräte ohne deren Zustimmung und ohne Möglichkeit zum Austritt,[39][40]
  • Berufung von falschen Akademikern in die wissenschaftlichen Redaktionsbeiräte,[41]
  • Nachahmung des Namens oder des Webseitenstils etablierterer Zeitschriften,[40]
  • unsachgemäße Verwendung von ISSNs,
  • Verbreitung von Fehlinformation über den Ort der veröffentlichenden Organisation
  • gefälschte[42][43] oder nicht vorhandene impact factors.

Das sind die zehn grundlegenden Kriterien, die bei Stop Predatory Journals[44] gelistet sind, und einige der wesentlichen Kriterien, die Beall für seine Liste herangezogen hatte.[45]

Wachstum und Struktur

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Raubzeitschriften haben ihr Publikationsvolumen von 53.000 im Jahr 2010 auf geschätzt 420.000 Artikel im Jahr 2014 erhöht, die von rund 1000 Verlagen mit 12.000 aktiven Zeitschriften herausgegeben werden.[46][47] Zu Anfang dominierten Verlage mit mehr als 100 Zeitschriften den Markt, doch seit 2012 haben Verlage in der Klasse mit 10–99 Zeitschriften den größten Marktanteil erobert. Nach einer 2015 veröffentlichten Studie stammten drei Viertel der Autoren aus Asien oder Afrika, allein 35 % der Autoren waren Inder.[46] Die Autoren zahlten eine durchschnittliche Gebühr von 178 USD pro Artikel für Manuskripte, die in der Regel innerhalb von 2 bis 3 Monaten nach Einreichung veröffentlicht wurden. Der Gesamtumsatz wurde für das Jahr 2014 auf 74 Mio. USD geschätzt im Vergleich zu 10,5 Mrd. USD des weltweiten Markts von abonnierbaren Fachzeitschriften.[46] In der Fachrichtung der Management-Wissenschaften machten 2018 räuberische Zeitschriften basierend auf Cabells schwarzer Liste etwa 8,5 % aller Open Acess Zeitschriften aus.[48]

Der Bibliothekar und Forscher Jeffrey Beall von der University of Colorado Denver, der den Begriff „räuberisches Publizieren“ geprägt hat, veröffentlichte seine Liste der räuberischen Verlage erstmals im Jahr 2010.[33] Bealls Liste potenzieller, möglicher oder wahrscheinlicher räuberischer wissenschaftlicher Open-Access-Verlage versuchte, Open-Access-Wissenschaftsverlage zu identifizieren, die sich durch fragwürdige Praktiken auszeichnen.[49] Im Jahr 2013 berichtete Nature, dass Bealls Liste und Website „überall von Bibliothekaren, Forschern und Open-Access-Befürwortern gelesen werden, von denen viele die Bemühungen um die Aufdeckung anrüchiger Veröffentlichungspraktiken loben“.[33] Andere haben Zweifel daran geäußert, ob es fair sei, all diese Zeitschriften und Verlage als „räuberisch“ einzustufen – man könne mehrere Grautöne unterscheiden.[50]

Bealls Analysen wurden als Verallgemeinerungen ohne Beweise bezeichnet;[51] er sei gegen Open-Access-Zeitschriften aus wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern voreingenommen.[52] Ein Bibliothekar schrieb, dass Bealls Liste „eine binäre Teilung dieses komplexen Goldrausches versucht: Gute und Böse. Doch viele der verwendeten Kriterien sind entweder nicht quantifizierbar…, oder treffen für etablierte Open-Access-Zeitschriften ebenso häufig zu wie für die Neueinsteiger… Einige der Kriterien scheinen auf Regeln der Ersten Welt zu beruhen, die nicht weltweit gültig sind.“[53] Beall schrieb Mitte 2015 eine Gegenrede.[54]

Nach dem Erscheinen von Who’s Afraid of Peer Review? hat das DOAJ seine Einschlusskriterien verschärft, mit dem Ziel, als Whitelist zu dienen, so wie Bealls Liste eine schwarze Liste war.[55] Die Untersuchung ergab, dass „Beall gut darin ist, Verlage mit schlechter Qualitätskontrolle zu erkennen“.[56] DOAJ-Geschäftsführer Lars Bjørnshauge schätzt allerdings, dass diese fragwürdige Publikationspraxis wahrscheinlich weniger als 1 % aller autorenfinanzierter Open-Access-Fachartikel betrifft, weit weniger als Bealls Schätzung von 5–10 %. Anstatt sich auf schwarze Listen zu verlassen, sollten Bjørnshauge zufolge Open-Access-Verbände wie das DOAJ und die Open Access Scholarly Publishers Association mehr Verantwortung übernehmen und selbst Kriterien für eine „Weiße Liste“ aufstellen.[57]

Ein kanadischer Verleger, der auf der Liste auftaucht, drohte Beall mit Klage. Er sei online belästigt worden. Beall stütze sich hauptsächlich auf die Analyse der Verlags-Websites, arbeite nicht mit den Verlagen zusammen und liste auch neugegründete, aber seriöse Zeitschriften.[58] Beall veröffentlichte daraufhin seine Kriterien und berief eine anonyme dreiköpfige Kommission, an die sich Verlage wenden können, um von der Liste gestrichen zu werden.[33] Beispielsweise führte eine Neubewertung im Jahr 2010 dazu, dass einige Zeitschriften von der Beall-Liste gestrichen wurden.[59]

2013 drohte OMICS, Beall auf 1 Mrd. USD zu verklagen wegen der „lächerlichen, grundlosen,[und] unverschämten“ Aufnahme in die Liste, die „einen Hauch von buchstäblicher Unprofessionalität und Arroganz“ aufweise.[60] Ein unbearbeiteter Satz aus dem Brief lautet: “Let us at the outset warn you that this is a very perilous journey for you and you will be completely exposing yourself to serious legal implications including criminal cases launched against you in INDIA and USA.” (deutsch: „Seien Sie zu Beginn gewarnt, dass dies eine sehr gefährliche Reise für Sie ist und Sie sich ernsthaften rechtlichen Konsequenzen aussetzen werden, einschließlich Strafverfahren, die in Indien und den USA gegen Sie angestrengt wurden.“)[61] Beall meinte, der „schlecht geschriebene und persönlich bedrohliche“ Brief sei „ein Versuch, von der Ungeheuerlichkeit der redaktionellen Praktiken der OMICS abzulenken“.[62] Die Anwälte von OMICS beriefen sich auf ein indisches Gesetz, welches den mit Gefängnisstrafe bedroht, der per Computer falsche, grob anstößige oder bedrohliche Informationen veröffentlicht.[63] In einem ähnlichen Fall entschied das oberste Gericht Indiens allerdings gegen eine Einschränkung der freien Meinungsäußerung.[64] August 2016 wurde OMICS durch die Federal Trade Commission (einer US-Regierungsbehörde) wegen „irreführender Geschäftspraktiken im Zusammenhang mit der Veröffentlichung von Zeitschriften und wissenschaftlichen Konferenzen“ verklagt, in erster Instanz erfolgreich.[65]

Im Südafrika verwendete das Department of Higher Education and Training Bealls Liste als maßgebliche Quelle für die Akkreditierung von Fachzeitschriften: Nach der Akkreditierung richtet sich die Vergabe von Fördergeldern,[66] jedoch werden Zeitschriften, die als räuberisch identifiziert wurden, aus dieser Liste gestrichen. ProQuest überprüft alle Zeitschriften auf Bealls Liste und hat damit begonnen, sie aus der International Bibliography of the Social Sciences zu entfernen.[66]

Im Januar 2017 schloss Beall seinen Blog und entfernte die Inhalte unter Berufung auf den Druck seines Arbeitgebers,[67] was dieser dementiert.[68]

Cabell’s Listen

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Auf dem Treffen der Society for Scholarly Publishing im Mai 2017 meldete Cabell’s International, ein Unternehmen, das wissenschaftliche Publikationsanalysen und andere wissenschaftliche Dienstleistungen anbietet, man werde eine schwarze Liste von räuberischen Zeitschriften (keine Verlage) veröffentlichen. Der Zugang erfordere ein Abonnement.[69] Seit Anfang 2016 hatte das Unternehmen an der Liste gearbeitet.[70] Im Juli 2017 wurden sowohl eine schwarze als auch eine weiße Liste auf der Website angeboten.[71][72]

Nach dem Verschwinden von Bealls Liste haben sich neue Gruppen gebildet,[73] darunter das indische Structural Engineering Research Centre (ein staatliches Labor für Bauingenieurswesen in Chennai), und eine anonyme Gruppe mit Namen Stop Predatory Journals.[73][74]

Sonstige Anstrengungen

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Kampagne Think. Check. Submit. (englisch)

Ein transparenteres Peer Review, wie Offenes Peer-Review mit offenen Identitäten und Berichten der Reviewer oder Post-Publication Peer Review, könnte räuberische Zeitschriften „bekämpfen“.[75][48] Zum Beispiel wird argumentiert, dass beim offenen Peer-Review durch die Sichtbarmachung der „mühsame(n) Arbeit von Autoren, Gutachtern und Redakteuren“ räuberische Zeitschriften nicht mithalten könnten, und somit erkennbarer seien.[48] Andererseits meinen andere, dass die Diskussion über räuberische Zeitschriften nicht „in eine Debatte über die Unzulänglichkeiten von Peer Review verwandelt werden“ solle, denn damit habe das Problem nichts zu tun. „Es geht um Betrug, Täuschung und Verantwortungslosigkeit.“[76]

In dem Bestreben, „seriöse Zeitschriften und Verlage von unseriösen zu unterscheiden“, haben das Committee on Publication Ethics, das DOAJ, die Open Access Scholarly Publishing Association, und die World Association of Medical Editors gemeinsame Richtlinien zur Transparenz und Best Practice herausgegeben.[77] Verschiedene Zeitschriften-Review-Websites (Crowdsourced oder mit Experten) wurden gestartet, von denen einige sich auf die Qualität des Peer-Review-Prozesses konzentrieren und Nicht-OA-Publikationen einbeziehen.[78][79] Eine Gruppe von Bibliotheken und Verlagen startete eine Sensibilisierungskampagne.[80][81]

Eine Reihe von weiteren Maßnahmen wurde vorgeschlagen. Forschungseinrichtungen müssten die Publikationskompetenz insbesondere der Nachwuchswissenschaftler in Entwicklungsländern verbessern.[82] Einige Organisationen haben auch Kriterien entwickelt, nach denen man räuberische Verlage erkennen kann.[83]

Da Beall das räuberische Publizieren dem Goldenen Weg zugeschrieben hat (insbesondere in der Autor-zahlt-Variante),[84] könnte ein „Platin-Open-Access“ ohne Bearbeitungsgebühren den Interessenkonflikt der Verlage beseitigen.[85] Es wurden objektivere Unterscheidungsmetriken[86] vorgeschlagen, wie z. B. ein „räuberischer Score“[87] und positive und negative Qualitätsindikatoren für Zeitschriften.[88] Autoren werden ermutigt, die von Fachleuten begutachteten Zeitschriftenverzeichnisse zu konsultieren, wie zum Beispiel das Verzeichnis der Pflegezeitschriften bei der International Academy of Nursing Editors.[89] Es wurde hervorgehoben, dass die Anreize für Betrug beseitigt werden müssen.[90]

Der Bioethiker Arthur Caplan hat davor gewarnt, dass räuberische Veröffentlichungen, gefälschte Daten und akademische Plagiate das Vertrauen der Öffentlichkeit in den medizinischen Beruf untergraben, die seriöse Wissenschaft entwerten, und die öffentliche Unterstützung für evidenzbasierte Politik untergraben.[91]

2015 stellte Rick Anderson, stellvertretender Dekan der J. Willard Marriott Library, University of Utah, den Begriff selbst in Frage: „Was meinen wir mit ‚räuberisch‘ und ist dieser Begriff überhaupt noch nützlich? … Diese Frage ist relevant, weil Bealls Kritiker immer sagen, dass er nur eine Art von Raubtier untersuche – diejenige Art, die im Zusammenhang mit vom Autor bezahltem OA auftaucht.“[92] Ein Artikel in der New York Times aus dem Jahr 2017 legt nahe, dass viele Wissenschaftler „begierig“ seien, ihre Arbeiten in diesen Zeitschriften zu veröffentlichen, was die Beziehung eher zu einer „neuen und hässlichen Symbiose“ mache als zu einem Fall von Wissenschaftlern, die von „Räubern“ ausgenutzt würden.[12]

Auch eine im Januar 2018 veröffentlichte Studie ergab, dass „Wissenschaftler in den Entwicklungsländern der Meinung waren, dass seriöse westliche Zeitschriften gegen sie voreingenommen sein könnten und sich manchmal bei Zeitschriften aus den Entwicklungsländern wohler fühlten. Andere Wissenschaftler waren sich des [schlechten] Rufs der Zeitschriften, in denen sie publizierten, nicht bewusst und hätten sie andernfalls nicht ausgewählt. Einige Wissenschaftler sagten jedoch, dass sie weiterhin in den gleichen Zeitschriften veröffentlicht hätten, wenn ihre Institution sie anerkannt hätte. Der Druck, zu ‚publizieren oder zu verschwinden‘, sei ein weiterer Faktor. In manchen Fällen hatten die Forscher keine angemessene Beratung und waren der Meinung, dass sie zu wenig Kenntnisse in der Forschung hätten, um ihr Manuskript bei einer angeseheneren Zeitschrift einzureichen.“[93]

Um räuberische Zeitschriften weiter zu definieren und voneinander abzugrenzen, schlugen Leonhard Dobusch und Maximilian Heimstädt 2019 eine dreigliedrige Klassifizierung von Open-Access-Zeitschriften mit qualitativ unterdurchschnittlichen Peer-Review-Verfahren vor.[48] Basierend auf deren Arbeitsweisen gäbe es 1) „aspirant“ 2) „junk“ und 3) „fake“ Zeitschriften. Während erstere trotz ihrer unterdurchschnittlichen Peer-Review wissenschaftsorientiert seien, wie beispielsweise manche aufstrebende oder studentische Zeitschriften, seien letztere beiden eher oder alleinig profitorientiert. Zudem wiesen sie trotz gegensätzlicher Bewerbung oberflächliche oder keine Peer-Review Verfahren auf.

Als Folge des wachsenden Publikationsaufkommens und vielfach undurchsichtiger Reviewprozesse stoppte der Schweizer Nationalfonds im Februar 2024 die Finanzierung von Artikeln, die in sogenannten „Special Issues“ erscheinen, in thematischen Spezialausgaben, die vom SNF als „Fehlentwicklung“ eingeschätzt werden.[94]

Rundfunkberichte

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Einzelnachweise

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  1. tagesschau.de: Recherche „Fake Science“: Wissenschaft auf Abwegen. Abgerufen am 28. Juli 2018: „Das Phänomen [ist] seit einigen Jahren bekannt unter dem Begriff ‚Raubverlage‘.“
  2. Nadine Eckert: Wissenschaftliche Publikationen. So erkennt man Raubjournale. In: Deutsches Ärzteblatt. Band 116, Heft 49, 6. Dezember 2019, S. B 1900 f.
  3. T. Scott Plutchak: The Health Sciences Publishing Environment. In: Susan K. Kendall (Hrsg.): Health Sciences Collection Management for the Twenty-First Century. Lanham/Boulder/New York/London 2018, S. 20
  4. John Grant: Corrupted Science: Fraud, Ideology and Politics in Science (Revised & Expanded). Sea Sharp, Tucson 2018, S. 129
  5. Jeffrey Beall: List of Publishers. Beall’s List: Potential, possible, or probable predatory scholarly open-access publishers. (Memento vom 11. Januar 2017 im Internet Archive) Scholarly Open Access – Critical analysis of scholarly open access publishing (seit Januar 2017 faktisch offline)
  6. Paul Basken: Why Beall's List Died — and What It Left Unresolved About Open Access. In: The Chronicle of Higher Education, 12. September 2017.
  7. Paul Basken: Why Beall's blacklist of predatory journals died. In: University World News, 22. September 2017.
  8. List of Predatory Journals | Stop Predatory Journals. 20. Dezember 2021, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Dezember 2021; abgerufen am 31. Mai 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/predatoryjournals.com
  9. Margaret H. Kearney: Predatory Publishing: What Authors Need to Know. In: Research in Nursing & Health. 38, 2015, S. 1–3. doi:10.1002/nur.21640
  10. Jingfeng Xia, Jennifer L. Harmon, Kevin G. Connolly, Ryan M. Donnelly, Mary R. Anderson, Heather A. Howard: Who publishes in „predatory“ journals?. In: Journal of the Association for Information Science and Technology. 66, Nr. 7, 2014, S. 1406–1417. doi:10.1002/asi.23265
  11. Cenyu Shen, Bo-Christer Björk: ‘Predatory’ open access: a longitudinal study of article volumes and market characteristics. In: BMC Medicine. Band 13, Nr. 1, 1. Oktober 2015, ISSN 1741-7015, S. 230, doi:10.1186/s12916-015-0469-2, PMID 26423063, PMC 4589914 (freier Volltext).
  12. a b Gina Kolata: Many Academics Are Eager to Publish in Worthless Journals. In: The New York Times. 30. Oktober 2017, abgerufen am 5. Dezember 2022.
  13. a b Svea Eckert, Peter Hornung: Exclusiv im Ersten: Fake Science – Die Lügenmacher. NDR, gesendet am 23. Juni 2018.
  14. a b Gunther Eysenbach: Black sheep among Open Access Journals and Publishers. Gunther Eysenbach Random Research Rants Blog, 8. März 2008 (mit Postskripten vom 21. April, 23. April und 3. Juni 2008), abgerufen am 21. Juli 2018
  15. Richard Poynder: The Open Access Interviews: Dove Medical Press. Open and Shut? (Blog) 5. November 2008, abgerufen am 21. Juli 2018 (weitere Interviews mit verschiedenen Protagonisten der Open-Access-Bewegung sind auf Poynders Webpräsenz verlinkt).
  16. Peter Suber: Ten challenges for open-access journals. In: SPARC Open Access Newsletter, 2. Oktober 2009.
  17. Jeffrey Beall: Bentham Open. The Charleston Advisor. Bd. 11, Nr. 1, 2009, S. 29–32 online
  18. Marc Abrahams: Strange academic journals: Scam? 22. Dezember 2009. Abgerufen am 13. Januar 2015.
  19. Katharine Sanderson: Two new journals copy the old. In: Nature News. 463, Nr. 7278, 13. Januar 2010, S. 148–148. doi:10.1038/463148a PMID 20075892. Abgerufen am 11. April 2013.
  20. Paul Basken: Open-Access Publisher Appears to Have Accepted Fake Paper From Bogus Center. In: The Chronicle of Higher Education, 10. Juni, 2009.
  21. Alison McCook: U.S. government agency sues publisher, charging it with deceiving researchers. Retraction Watch. 26. August 2016. Abgerufen am 2. November 2016.
  22. Megan Molteni: The FTC is Cracking Down on Predatory Science Journals. In: Wired, 19. September 2016. Abgerufen am 2. November 2016.
  23. a b Ivan Oransky, Adam Marcus: FTC sues OMICS group: Are predatory publishers' days numbered? 2. September 2016. (Abgerufen am 21. Juli 2018)
  24. David C. Shonka: Complaint for permanent injunctionand other equitable relief. United States District Court Nevada, Las Vegas, 25. August 2016.
  25. a b Carl Straumsheim: Federal Trade Commission begins to crack down on 'predatory' publishers. Inside Higer Ed News, 29. August 2016, abgerufen am 3. September 2016.
  26. #FakeScience: Hohe Geldstrafe für pseudowissenschaftlichen Verlag, Tagesschau, 3. April 2019
  27. Bohannon, John (2013): Who’s Afraid of Peer Review? Science. 342 (6154): 60–65, doi:10.1126/science.342.6154.60, PMID 24092725; Data and Documents.
  28. a b Piotr Sorokowski: Predatory journals recruit fake editor. In: Nature. 22. März 2017.
  29. Jeffrey Kluger: Dozens of Scientific Journals Offered Her a Job. But She Didn't Exist. In: Time, 22. März 2017, abgerufen am 26. Juli 2018.
  30. Gina Kolata: A Scholarly Sting Operation Shines a Light on 'Predatory' Journals. In: The New York Times, 22. März 2017, abgerufen am 22. März 2017.
  31. Alan Burdick: “Paging Dr. Fraud”: The Fake Publishers That Are Ruining Science. In: The New Yorker, 22. März 2017, abgerufen am 31. Oktober 2021.
  32. a b Michael Stratford: „Predatory“ Online Journals Lure Scholars Who Are Eager to Publish. In: The Chronicle of Higher Education, 4. März 2012. (kostenpflichtiger Artikel)
  33. a b c d Declan Butler: Investigating journals: The dark side of publishing. In: Nature. 495, Nr. 7442, 27. März 2013, S. 433–435. bibcode:2013Natur.495..433B doi:10.1038/495433a, PMID 23538810.
  34. Leonhard Dobusch, Maximilian Heimstädt, Katja Mayer, Tony Ross-Hellauer: Defining predatory journals: no peer review, no point. In: Nature. Band 580, Nr. 7801, 31. März 2020, S. 29–29, doi:10.1038/d41586-020-00911-x (Online [abgerufen am 10. Oktober 2021]).
  35. Jingfeng Xia: Predatory journals and their article publishing charges. In: Learned Publishing. Band 28, Nr. 1, 2015, ISSN 1741-4857, S. 69–74, doi:10.1087/20150111 (Online [abgerufen am 21. Mai 2021]).
  36. Basken, Paul (10. Juni 2009): Open-Access Publisher Appears to Have Accepted Fake Paper From Bogus Center. The Chronicle of Higher Education.
  37. Safi, Michael (25. November 2014), Journal accepts bogus paper requesting removal from mailing list. The Guardian.
  38. Natasha Gilbert: Editor will quit over hoax paper. In: Nature. 15. Juni 2009. doi:10.1038/news.2009.571
  39. Elliott, Carl (5. Juni 2012): On Predatory Publishers: a Q&A With Jeffrey Beall. Brainstorm. The Chronicle of Higher Education.
  40. a b Gina Kolata: For Scientists, an Exploding World of Pseudo-Academia. In: The New York Times, 7. April 2013.
  41. Ralf Neumann: „Junk Journals“ und die „Peter-Panne“. In: Laborjournal. 2. Februar 2012.
  42. Jeffrey Beall (11. Februar 2014): Bogus New Impact Factor Appears.9 Scholarly Open Access. Vom Original archiviert am 25. Oktober 2014. (Memento vom 25. Oktober 2014 im Internet Archive)
  43. Mehrdad Jalalian; Hamidreza Mahboobi (2013): New corruption detected: Bogus impact factors compiled by fake organizations (PDF). Electronic Physician 5 (3): 685–686.
  44. Stop Predatory Journals
  45. Bealls Kriterien sind hier verlinkt
  46. a b c Shen, Cenyu; Björk, Bo-Christer (2015-10-01): „Predatory“ open access: a longitudinal study of article volumes and market characteristics. BMC Medicine. 13 (1): 230. doi:10.1186/s12916-015-0469-2 ISSN 1741-7015.
  47. Carl Straumsheim (Oktober 2015): Study finds huge increase in articles published by „predatory“ journals. Abgerufen am 15. Februar 2016.
  48. a b c d Leonhard Dobusch, Maximilian Heimstädt: Predatory publishing in management research: A call for open peer review. In: Management Learning. Band 50, Nr. 5, 1. November 2019, ISSN 1350-5076, S. 607–619, doi:10.1177/1350507619878820.
  49. List of Publishers. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. September 2016; abgerufen am 30. April 2016.
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