Roggensteder Kirche
Die evangelisch-lutherische Roggensteder Kirche steht im ostfriesischen Ort Roggenstede (Gemeinde Dornum) und wurde im 13. Jahrhundert errichtet. Sie steht auf einem Granitfundament und ist aus Backstein gemauert.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Mittelalter gehörte Roggenstede zum Erzbistum Bremen und unterstand dem Sendbereich von Ochtersum.[1] Die Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert und wurde wahrscheinlich um 1260 bis 1270[2] als Ersatz für eine ältere Vorgängerkirche erbaut. Ursprünglich war der Innenraum in drei Jochen mit Gewölben abgeschlossen, die jedoch um 1670 einstürzten. Die Westwand wurde in diesem Zuge etwas verkürzt und neu aufgeführt. Im Jahr 1891 wurde die Apsis mit kleinen Backsteinen neu aufgemauert.
Baubeschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf einem Sockel aus Granit wurde die Backsteinkirche als romanischer Saalbau mit halbrunder Ostapsis errichtet. Die alten Rundbogen-Portale mit Granitleibungen wurden später vermauert. Die Längswände außen werden in der oberen Hälfte durch Lisenen in unterschiedlich große Felder gegliedert. Ursprünglich wiesen die Längsseiten je drei hoch sitzende rundbogige Fenster auf, entsprechend den einst vorhandenen drei Jochen. Die Schildbögen an den Längswänden im Inneren und die starken Wandpfeiler weisen noch auf die einstigen Steingewölbe hin. Eine Besonderheit ist das Hagioskop, eine mittelalterliche Lepraspalte.[3]
Der separate Glockenturm des geschlossenen Typs datiert aus der Erbauungszeit des Gotteshauses und befindet sich an der nordöstlichen Ecke. Die Glocke wurde 1627 der Gemeinde von Graf Rudolf Christian geschenkt.[1]
Ausstattung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Innenraum wird heute durch eine flache Holzbalkendecke abgeschlossen. Der protestantische zweiflügelige Schriftaltar der Kirche stammt aus dem 16. Jahrhundert. Früher stand er in der Dornumer Kirche und wurde im Jahr 1683 der Roggensteder Gemeinde geschenkt, als man in Dornum den großen Barockaltar errichtete.[2] An der Rückseite ist noch der spätgotische Schrein erhalten, dessen Rückwand im Jahr 1582 mit Sprüchen bemalt wurde. 1950 wurde der bekrönende Baldachin entfernt.[4]
Die sechseckige Kanzel wurde im 15. Jahrhundert gefertigt, aber im Stil der Neogotik im 19. Jahrhundert verändert und neu bemalt. Dargestellt sind Mose und die Evangelisten.
Zu den weiteren Ausstattungsgegenständen zählt ein an der Nordwand hängendes Kruzifix aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Ursprünglich hing der Corpus Christi an einem Gabelkreuz; der heutige Querbalken ist eine spätere Ergänzung. Das sogenannte Hunger- oder Pestkreuz zeigt Christus mit ausgemergeltem Körper, hervortretenden Rippen und dürren Gliedmaßen, der Anteil am Leiden der Menschen hat.[5] Das Taufbecken aus Bentheimer Sandstein stammt aus der Zeit des Kirchenbaus und das gotische Sakramentshaus in der Nordostecke mit der ursprünglichen Bemalung und den Weihekreuzen aus dem Beginn des 15. Jahrhunderts. Seit 1680 ziert ein Votivschiff das Gotteshaus. Des Weiteren befindet sich ein Epitaph der Tochter eines ehemaligen Pfarrers aus dem Jahr 1722 in der Kirche. Zum Altar gehört ein tulpenförmiger Kelch, der aus dem Jahr 1706 stammen soll.
Orgel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Orgel schuf der Esenser Orgelbauer Johann Gottfried Rohlfs 1827 bis 1833 mit acht Registern auf einem Manual und angehängtem Pedal. Das Instrument blieb von Umbauten nicht ganz verschont, die 1899 und 1953 durchgeführt, aber bei der Restaurierung durch Martin Haspelmath 1988/89 wieder rückgängig gemacht wurden.[6]
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Anmerkungen:
- R = Register von Johann Gottfried Rohlfs (1827–1833)
- H = Register von Martin Haspelmath (1989)
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans-Bernd Rödiger, Heinz Ramm: Friesische Kirchen im Auricherland, Norderland, Brokmerland und im Krummhörn, Band 2. Verlag C. L. Mettcker & Söhne, Jever (2. Auflage) 1983, S. 93.
- Hermann Haiduck: Die Architektur der mittelalterlichen Kirchen im ostfriesischen Küstenraum. 2. Auflage. Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebs-GmbH, Aurich 2009, ISBN 978-3-940601-05-6, S. 136 ff.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Homepage der Kirchengemeinden Westeraccum, Westerbur und Roggenstede
- Kirchenkreis Harlingerland: Roggensteder Kirche
- Hartwig Mammen (Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft): Roggenstede (PDF-Datei; 32 kB)
- Genealogie-Forum: Roggenstede
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Hartwig Mammen (Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft): Roggenstede (PDF-Datei; 32 kB), gesehen am 12. Juni 2011.
- ↑ a b Gottfried Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2010, ISBN 978-3-86795-021-3, S. 313.
- ↑ Ingeborg Nöldeke: Verborgene Schätze in ostfriesischen Dorfkirchen – Hagioskope, Lettner und Sarkophagdeckel – Unbeachtete Details aus dem Mittelalter. Isensee Verlag, Oldenburg 2014, ISBN 978-3-7308-1048-4, S. 79 f.
- ↑ Dietrich Diederichs-Gottschalk: Die protestantischen Schriftaltäre des 16. und 17. Jahrhunderts in Nordwestdeutschland. Verlag Schnell + Steiner GmbH, Regensburg 2005, ISBN 978-3-7954-1762-8, S. 135 ff.
- ↑ Gottfried Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2010, ISBN 978-3-86795-021-3, S. 314.
- ↑ Orgel auf NOMINE e. V., gesehen am 12. Juni 2011.
Koordinaten: 53° 37′ 51,8″ N, 7° 29′ 7,6″ O