Rundkirche

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Ny Kirke, Bornholm

Die Rundkirche ist eine kirchenbauhistorische Besonderheit, bei der der Innenraum im Gegensatz zum Longitudinalbau oder der kreuzförmigen Kirche einen im Wesentlichen kreisförmigen Grundriss aufweist.

Die Rundkirche ist eine Form des einfachen Zentralbaus. Sie diente früher als Tauf-, Grab- oder Wehrkirche. Etwaige Anbauten, wie Apsiden, Portikus (Vorraum), Seitenkapellen oder Sakristei sind nicht Bestandteil des eigentlichen Kirchenraumes, und ändern den Charakter der Rundkirche nicht wesentlich.

Friedhofskapelle Chambon-sur-Lac, F, 10. und 12. Jh.
Kirche von Solna, Schweden

Vorgeschichte und Geschichte

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Europa und Levante

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Die ältesten Rundbauten sind offene neolithische Tempel, wie sie vom Göbekli Tepe bekannt sind und in Jerf el Ahmar in der Levante gefunden wurden; auch Stonehenge, seine hölzernen Vorläufer und andere megalithische Steinkreise (cromlechs) sind Rundbauten. Die Idee des Rundtempels verschwand jedoch immer wieder eine Zeit lang, um dann beispielsweise als Clava Cairn oder Tholos wieder aufzutreten. Oft sind nur noch Fundamente zu finden, wie in Agrigent auf Sizilien sowie auf Sardinien und den Balearen. Ab der Bronzezeit werden die Überreste etwas umfangreicher. Rundbauten wie die irischen Duns oder die schottischen Wheelhouses belegen den Fortbestand der Idee ebenso wie die sardischen Nuraghen. Während der Eisenzeit kommen die Beehive-huts sowie die schwedischen Fornburgen hinzu. In Rom entstanden die Vestatempel am Tiber.

Es ist davon auszugehen, dass die Idee der Rundkirche als formale Übernahme vorchristlicher Kultbauformen wie den Tholoi und Monopteroi entstand. Besonders in altchristlicher Zeit und im Mittelalter konnte sich diese Bauform gelegentlich gegenüber der christlichen Kreuzbasilika behaupten. Die älteste christliche Rundkirche soll die Grabeskirche in Jerusalem (ca. 335 n. Chr.) sein. In der Folgezeit treten christliche Rundkirchen vor allem in Form von Land-, Tauf-, Wehr- und Grabkirchen oder Schlosskapellen auf. Die Kirche Sv. Donat in Zadar stammt aus dem 9. Jahrhundert. In Skandinavien prägen Nordische Rundkirchen aus dem Mittelalter noch heute ganze Landstriche, vor allem auf der Insel Bornholm.

Rekonstruktionszeichnung der georgischen Kathedrale in Bana von Anatoly Kalgyn, 1907

Georgien und Armenien

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Es gibt in der mittelalterlichen georgischen und armenischen Kirchenarchitektur einige herausragende Beispiele von Vierkonchenbauten und Sechskonchenbauten, bei denen die entsprechende Zahl von halbrunden Apsiden um einen zentralen Kuppelsaal angeordnet sind. Außen umgibt sie ein kreisrunder Umgang. In Ruinen erhalten blieben die armenische Kathedrale von Swartnoz aus dem 7. Jahrhundert und die georgische, um 900 erbaute Rundkirche von Bana. Armenische Rundkirchen in Ani stammen aus dem 10. und 11. Jahrhundert.

Typische Rundkirche in Äthiopien

In Äthiopien hat sich seit dem 16. Jahrhundert die Rundkirche durchgesetzt und ist heute die charakteristische Form des Kirchenbaus. Äußerlich sehen diese Kirchen aus wie große Tukuls (klassische Rundhütten), im inneren sind sie meistens in drei Bereiche aufgeteilt: Das Kene Mahalet, das Mäkdas und das Kedus Kedusan.

Das Kene Mahalet ist ein Rundgang im äußeren Bereich, der durch eine Wand von den beiden inneren Abschnitten getrennt ist. Es kann von jedermann betreten werden, der Boden ist mit Teppichen ausgelegt und im Eingangsbereich befinden sich Stühle für die Alten und Kinder (der äthiopisch-orthodoxe Gottesdienst wird stehend gefeiert). In den zweiten Bereich, das Mäkdas dürfen nur die Priester durch Türen eintreten. Dort werden die Kirchentrommeln (kebero) und Sistren für den Gottesdienst aufbewahrt. Der Boden ist ebenfalls mit Teppichen ausgelegt. Das Kedus Kedusan ist das Allerheiligste. Es ist rechteckig und beinhaltet den Altar und den Tabot, eine Nachbildung der Bundeslade aus Holz. Alle Wände sind mit Ornamenten und Heiligenbildern bemalt.

Verwandte Bezeichnungen

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Rotunde ist die Bezeichnung für Bauwerk mit einem kreisrunden Grundriss oder für ein rundes architektonisches Element. Sie ist auch die Bezeichnung für frühe runde Kirchenbauten in Italien, Frankreich, Böhmen und Mähren, etwa bis ins 12. Jahrhundert. Eine Rotunde steht entweder alleine (Zentralbau) oder ist Teil eines unrunden Gesamtkonzepts (Petersdom).

Große, insbesondere barocke Zentralbauten bezeichnet man in einigen Fällen nicht als Rundkirchen, wenn sie nicht vom Typus Tauf-, Grab- oder Wehrkirche sind.

Beispiele:

Ovalkirchen, also Kirchenbauten mit einem ovalen Grundriss, werden oft auch als Rundkirchen bezeichnet.

Beispiele:

Ein Oktogon

Oktogone werden manchmal, auch in Architekturlexika, als Rundkirchen bezeichnet.

Die möglicherweise erste oktogonale Kirche ist die Domus Aurea in Antiochia, deren Bau unter Konstantin I. im Jahre 327 n. Chr. begann. Die älteste erhaltene Oktogonalkirche ist San Vitale in Ravenna.

Beispiele oktogonaler Rundkirchen:

Zwölfeckige Bauten

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La Vera Cruz in Segovia

Auch Kirchen mit einem zwölfeckigen Grundriss stehen in der Tradition der Rundkirche.

Eine Besonderheit ist die 15-eckige Schlosskapelle Griebenow.

Fünfzehneckiger Bau

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Dreikonchenanlage

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Einen dreieckigen Grundriss (Dreikonchenanlage) hat die Dreifaltigkeitskirche Kappl in Waldsassen.

Jesuskapelle in Odorheiu Seguiesc

Einen Grundriss von vier Kreisen (Vierpass) hat die Jesuskapelle in Odorheiu Seguiesc (Oderhellen) in Siebenbürgen wahrscheinlich aus dem 13. Jahrhundert.

Rundkirchen im engeren Sinne

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San Michele Arcangelo, Perugia

Hauptartikel: Liste der Rundkirchen

Frühchristliche Zeit

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Nicht mehr erhalten oder Ruine sind:

Ruine der Rundkirche von Orphir, Orkney

Beispiele für mittelalterliche Rundkirchen, die nicht in der Wehrkirchen-Tradition stehen, finden sich in England:

Rotonda di San Tomè

Italien hat eine Vielzahl von Rundkirchen (siehe Weblinks)

Kirche von Thorsager

An den Skandinavischen Rundkirchen, insbesondere auf Bornholm, ist der architektonische Grund-Typus sehr instruktiv.

Heilig-Kreuz-Rotunde, Prag

In Böhmen und Mähren haben sich einige Rundkirchen (meist Rotunden) erhalten, drei davon in Prag.[1]

Rundkirche von Öskü

In Ungarn gibt es einige gut erhaltene Rundkirchen (Rotunden)[2].

16. bis 19. Jahrhundert

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  • Ehnen, 1826, einzige Rundkirche in Luxemburg

In den folgenden Bauten wird architektonisch, jedoch nicht funktional, an die alte Tradition angeknüpft:

  • Matthias Untermann: Der Zentralbau im Mittelalter. Form – Funktion – Verbreitung. Darmstadt 1989, ISBN 978-3-534-10267-9.
  • Denis Boniver: Der Zentralraum. Studien über Wesen und Geschichte. Stuttgart 1937

Einzelnachweise

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  1. Zeitschrift für christliche Archäologie und Kunst 1.1856: Über die mittelalterliche Kunst in Böhmen und Mähren; Seite 146ff
  2. ungarisch Körtemplom, von koer ‚Kreis, rund‘ und templom ‚Kirche, Tempel‘
Commons: Rundkirchen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Rundkirche – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen