Rußgrauer Täubling

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Rußgrauer Täubling

Rußgrauer Täubling (Russula consobrina)

Systematik
Klasse: Agaricomycetes
Unterklasse: unsichere Stellung (incertae sedis)
Ordnung: Täublingsartige (Russulales)
Familie: Täublingsverwandte (Russulaceae)
Gattung: Täublinge (Russula)
Art: Rußgrauer Täubling
Wissenschaftlicher Name
Russula consobrina
(Fr.) Fr.

Der Rußgraue Täubling (Russula consobrina)[1] ist ein Blätterpilz aus der Familie der Täublingsverwandten (Russulaceae). Der mittelgroße Täubling hat einen rußgrauen bis schmutzig dunkelolivbraunen oder -grauen, feucht sehr schmierigen Hut, weißliche Lamellen und ein cremefarbenes Sporenpulver. Der scharf schmeckende und daher ungenießbare Pilz riecht fruchtig oder unauffällig. Sein Fleisch verfärbt sich mit Formol rot. Die Sporen haben strichförmige Verbindungen zwischen den niedrigen Warzen, die so ein fast vollständiges Netz bilden. Der Mykorrhizapilz erscheint meist zwischen Juli und September fast ausschließlich in Gebirgsnadelwäldern über Silikatgestein. Seine wichtigsten Begleiter sind Fichten und Kiefern. In den süddeutschen Gebirgen und den Alpen kommt er zerstreut vor, anderswo ist er sehr selten oder fehlt ganz.

Makroskopische Merkmale

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Der Hut hat einen Durchmesser von 5–10 (12) cm. Er ist jung halbkugelig, später gewölbt bis abgeflacht und in der Mitte niedergedrückt oder breit genabelt. Die Oberfläche ist fein radialaderig bis schwach höckerig und im trockenen Zustand seidigglänzend. Bei Feuchtigkeit wird sie glänzend und schmierig. Die Färbung reicht von dunkelgrau oder olivbraun über umberoliv bis blass rußig. Der Rand ist heller getönt und glatt. Nach Krieglsteiner et al. soll er stark und breit gerieft oder gerippt sein. Die Huthaut ist bis zur Hälfte abziehbar. Insgesamt ist der Hut recht fleischig, doch leicht zerbrechlich.

Die Lamellen sind erst weiß und danach cremefarben mit einem schmutzig graulichem Ton. Sie stehen recht gedrängt, sind dünn und stehen im Längsschnitt 4–8 mm vom Hutfleisch ab. Außerdem sind sie oft gegabelt und am Stiel angeheftet. Ihre glatte Schneide ist ockergelb gefärbt und das Sporenpulver ist cremefarben (IIb-c nach Romagnesi).

Der zylindrische bis spindelig wurzelnde Stiel ist zunächst weiß, verfärbt sich später jedoch grau und schließlich bräunlichgrau. Er misst 4–8 (13) × 1–2,5 (3) cm, die Oberfläche ist fein längsaderig. Die Stielbasis kann sich bisweilen rosa verfärben. Diese Verfärbung beobachtet man nicht bei durchfeuchteten Exemplaren. Das Stielinnere ist anfangs voll und besitzt eine schwammige, aber feste Konsistenz; später ist es auch gekammert-hohl. Das relativ dicke und feste Fleisch ist mehr oder weniger weiß, unter der Huthaut jedoch grau. Es schmeckt sehr scharf. Sein obstiger Geruch erinnert an den Kirschroten Spei-Täubling (R. emetica). Der Täubling kann aber auch ganz unauffällig riechen. Mit Eisensulfat verfärbt sich das Hutfleisch schmutzig graurosa, mit Guajak blaugrün, während es Phenol weinbraun und Formol rot verfärbt.[2]

Mikroskopische Merkmale

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Die rundlichen bis elliptischen Sporen messen 7,5–10,5 × 6,5–9,5 µm. Der Q-Wert (Quotient aus Sporenlänge und -breite) ist 1,1–1,2. Das 0,4–0,8 µm hohe Sporenornament besteht aus zahlreichen, teilweise verlängerten Warzen, die über strichförmige Verbindungen zu einem fast vollständigen Netz miteinander verbunden sind.

Die viersporigen, keuligen Basidien messen 47–52 × 10–12 µm. Die zahlreichen Hymenialzystiden färben sich in Sulfobenzaldehyd grauschwarz und in Sulfovanillin blau an. Die Cheilozystiden sind spindelig, seltener zylindrisch oder pfriemförmig und tragen an ihrer Spitze oft ein Anhängsel, die größeren Pleurozystiden sind ähnlich. Sie messen 50–110 × 8–12 µm, während die Cheilozystiden 50–80 µm lang und 8–11 µm breit werden.

Die Hutdeckschicht besteht aus zylindrischen bis unregelmäßig geformten, ein- bis zweifach septierten Haaren, die 3–6 µm breit sind und in der Epicutis mehr oder weniger aufrecht stehen. Dazwischen findet man mehr oder weniger zylindrische und an der Spitze bisweilen eingeschnürte Pileozystiden. Diese sind etwa 5–8 (12) µm breit und färben sich in Sulfobenzaldehyd schwach grauschwarz an. An den Septen können sie auch ampullenförmige erweitert sein.[2]

Am gleichen Standort, in bodensauren Nadelwäldern, kommen auch der Rauchbraune Schwärz-Täubling (Russula adusta) und der Dichtblättrige Schwärz-Täubling (Russula densifolia) vor. Die beiden ähnlichen Schwärztäublinge haben ebenfalls grauendes und rötendes Fleisch. Ihr Hut ist jedoch in der Jugend weiß oder weißlich und ihr Fleisch verfärbt sich nach längerem Liegen stets schwarz. Außerdem sind ihre Sporen deutlich kleiner. Eine ähnliche Hutfarbe wie die hier beschriebene Art hat auch der ebenfalls scharf schmeckende Camembert-Täubling (Russula amoenolens). Er wächst meist bei Eichen und sein Fleisch graut oder rötet nie. Außerdem besitzt er einen unangenehmen, für die Pectinata-Gruppe typischen gummi- bis maggiähnlichen Geruch. Bei keinem dieser drei Täublinge verfärbt sich das Fleisch mit Formol rot.[2]

Der Rußgraue Täubling ist in Fichten-Tannen- und Fichtenwäldern zu finden. Dort besiedelt er frische bis stark feuchte, sauer-humose, teils podsolierte Braunerden, die arm an Nährstoffen und Basen sind. Diese sind über kristallinem Ausgangsgestein ausgebildet. Der Pilz bevorzugt zudem montane Lagen.

Der Rußgraue Täubling ist ein Mykorrhiza-Pilz, der vor allem mit Fichten und Kiefern in Symbiose lebt. Die Fruchtkörper erscheinen zwischen Juli und Oktober.

Europäische Länder mit Fundnachweisen des Rußgrauen Täublings.[3][4][5][6][7][8][9][10]
Legende:
  • Länder mit Fundmeldungen
  • Länder ohne Nachweise
  • keine Daten
  • außereuropäische Länder
  • Der Rußgraue Täubling ist in der Holarktis in Nordamerika (Kanada, USA), Europa und Nordasien (Kaukasus, Russland) verbreitet. In Europa ist er vor allem in Nord-, Nordost- und Osteuropas verbreitet und teilweise häufig. Seltener ist er dagegen in den höheren Lagen der Mittel- und Hochgebirge Mittel- und Südosteuropas anzutreffen. Das Hauptverbreitungsgebiet reicht von Fennoskandinavien bis südwärts nach Litauen und das ehemalige Ostpreußen sowie ostwärts nach Zentralrussland. Weiterhin ist er in den Alpen und Karpaten sowie in den Hochlagen der Vogesen, des Schwarzwaldes, des Bayerischen und Böhmerwaldes, der Sudeten und der Hohen Tatra[11] anzutreffen.

    Die Rote Liste der Großpilze Deutschlands listet die Art als vom Aussterben bedroht (Gefährdungskategorie 1).[12]

    Die infragenerische Einordnung des Rußgrauen Täublings ist nicht einfach. Von Bon wird er in die Untersektion Felleinae gestellt, die unterhalb der Sektion Russula steht. Bei Sarnari steht er in einer eigenen Untersektion Consobrinae. R-DNA-Analysen zeigen, dass die Art mit den Vertretern der Untersektion Exalbicantinae nahe verwandt ist.

    Der Rußgraue Täubling ist aufgrund seines stark scharfen Geschmackes ungenießbar.

    • Edmund Michael, Bruno Hennig, Hanns Kreisel: Handbuch für Pilzfreunde. Fünfter Band: Blätterpilze – Milchlinge und Täublinge. 2. Auflage. Fischer, Stuttgart 1983, ISBN 3-437-30350-3.
    • German Josef Krieglsteiner (Hrsg.), Andreas Gminder, Wulfard Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 2: Ständerpilze: Leisten-, Keulen-, Korallen- und Stoppelpilze, Bauchpilze, Röhrlings- und Täublingsartige. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0.
    • Russula consobrina. In: Mycobank (Fungal Nomenclature and Species Databank). International Mycological Association, abgerufen am 7. Februar 2014.
    • Henri Romagnesi: Les Russules d'Europe et d'Afrique du Nord. essai sur la valeur taxinomique et spécifique des caractères morphologiques et microchimiques des spores et des revêtements. Bordas, Paris 1967, S. 375 (französisch, online [abgerufen am 7. Februar 2014]).
    • Russula consobrina. In: Partial Russula species database des CBS-KNAW Fungal Biodiversity Centre. Abgerufen am 7. Februar 2014 (englisch, Sporenzeichnung und tabellarische Auflistung der makro- und mikroskopischen Merkmale (basierend auf H. Romagnesis "Les Russules d'Europe et d'Afrique du Nord")).
    • Alfred Einhellinger: Die Gattung Russula in Bayern. In: Bibliotheca Mycologica. 3. Auflage. Band 112. Berlin / Stuttgart 1994, ISBN 3-443-59013-6, S. 54.

    Einzelnachweise

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    1. Russula consobrina. In: Species Fungorum / speciesfungorum.org. Abgerufen am 18. August 2011.
    2. a b c Josef Breitenbach, Fred Kränzlin (Hrsg.): Pilze der Schweiz. Beitrag zur Kenntnis der Pilzflora der Schweiz. Band 6: Russulaceae. Milchlinge, Täublinge. Mykologia, Luzern 2005, ISBN 3-85604-060-9, S. 152.
    3. Torbjørn Borgen, Steen A. Elborne und Henning Knudsen: Arctic and Alpine Mycology. Hrsg.: David Boertmann und Henning Knudsen. Band 6. Museum Tusculanum Press, 2006, ISBN 87-635-1277-7, A checklist of the Greenland basidiomycetes, S. 37–59, hier S. 56 (online).
    4. Cvetomir M. Denchev & Boris Assyov: Checklist of the larger basidiomycetes in Bulgaria. In: Mycotaxon. Band 111, 2010, ISSN 0093-4666, S. 279–282 (online [PDF; 592 kB; abgerufen am 31. August 2011]).
    5. Zdenko Tkalcec & Mesic Armin: Preliminary checklist of Agaricales from Croatia. I. Families Pleurotaceae and Tricholomataceae. In: Mycotaxon. Vol: 81, 2002, S. 113–176 (englisch, cybertruffle.org.uk).
    6. Weltweite Verbreitung von Russula consobrina. In: GBIF Portal / data.gbif.org. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Februar 2014; abgerufen am 8. Februar 2014.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/data.gbif.org
    7. German Josef Krieglsteiner (Hrsg.), Andreas Gminder, Wulfard Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 2: Ständerpilze: Leisten-, Keulen-, Korallen- und Stoppelpilze, Bauchpilze, Röhrlings- und Täublingsartige. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0, S. 560.
    8. Jean-Pierre Prongué, Rudolf Wiederin, Brigitte Wolf: Die Pilze des Fürstentums Liechtenstein. In: Naturkundliche Forschung im Fürstentum Liechtenstein. Band 21. Vaduz 2004 (online [PDF]).
    9. Grid map of Russula consobrina. In: NBN Gateway / data.nbn.org.uk. Abgerufen am 8. Februar 2014 (englisch).
    10. Russula consobrina. Pilzoek-Datenbank, abgerufen am 8. Februar 2014.
    11. ANNA RONIKIER, SLAVOMÍR ADAMČÍK: CRITICAL REVIEW OF RUSSULA SPECIES (AGARICOMYCETES) KNOWN FROM TATRA NATIONAL PARK (POLAND AND SLOVAKIA). In: Polish Botanical Journal. Band 54, Nr. 1, 2009, S. 41–53 (online [PDF]).
    12. Redaktion: Rote Liste Zentrum: Detailseite - Rote Liste. Abgerufen am 29. März 2020.
    Commons: Rußgrauer Täubling (Russula consobrina) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    • Russula consobrina. In: Russulales News. Bart Buyck, abgerufen am 7. Februar 2014 (englisch, lateinische Originaldiagnose).
    • Russula consobrina. In: Funghi in Italia / funghiitaliani.it. Abgerufen am 7. Februar 2014 (italienisch, Fotos vom Rußgrauen Täubling).