Zarter Birken-Täubling
Zarter Birken-Täubling | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Der Zarter Birken-Täubling (Russula gracillima) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Russula gracillima | ||||||||||||
Jul. (Schaff) |
Der Zarte Birken-Täubling (Russula gracillima) ist ein Pilz aus der Familie der Täublingsverwandten (Russulaceae). Das Art-Epitheton leitet sich vom lateinischen Adjektiv gracilis ab, was so viel wie zart oder schlank bedeutet.
Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Makroskopische Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Hut ist 2–6 cm breit. Gewöhnlich ist er in der Mitte trüb grünlich oder oliv gefärbt und hat einen rosa Rand. Er kann aber auch rein rosa oder blass violett gefärbt sein. Jung ist der Pilz konvex, dann ausgebreitet und manchmal hat er einen kleinen Buckel. Die Huthaut lässt sich zu einem Drittel bis maximal zur Hälfte abziehen. Ältere Fruchtkörper haben oft einen gerieften Rand. Der zerbrechliche und weich-fleischige Stiel ist im Verhältnis zum Hut lang. Er ist oft rosa geflammt. Die Lamellen laufen kaum am Stiel herab und sind cremefarben, wie auch das Sporenpulver. Die Lamellenschneiden sind nicht gesägt oder gezackt, wenn man sie mit der Lupe betrachtet. Das Fleisch ist weiß und schmeckt mäßig scharf.[1][2]
Mikroskopische Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Sporen sind breit-elliptisch, 7–9 µm lang und 5–7 µm breit, mit bis zu 1 µm hohen, meist isoliert stehenden Warzen. Zwischen den Warzen sind keine oder nur sehr wenige verbindende Linien ausgebildet. Die zahlreichen Huthaut-Zystiden sind zylindrisch bis leicht keulenförmig und bis zu 10 µm breit, nicht oder einfach septiert. Die Basidien sind 42–48 µm lang und 8,5–11,5 μm breit, mit vier 4,5–5,5 µm breiten Sterigmen. Die Zystiden sind langkeulig oder bauchig mit meist 1(–2) Einschnürungen, mit kurzem, 0,5–2 μm langem Appendikul oder zu einem Spitzchen ausgezogen, 58–85 × 9,5–13,5 µm, meist 70 µm lang und 11 μm breit. In Sulfovanillin färben sie sich mit Ausnahme des Stielchens und des eventuell vorgezogenen Spitzchens blau an.[3]
Artabgrenzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den ähnlichen Arten gehört der Birken-Spei-Täubling Russula betularum, der oft unter Birken gefunden wird, und obwohl er häufiger blasser ist, kann er leicht für einen ausgebleichten Birken-Täubling gehalten werden. Seine Lamellen und sein Sporenpulver sind weiß und er hat einen deutlich schärferen Geschmack.
Auch der Wechselfarbige Spei-Täubling Russula fragilis ist sehr ähnlich, er kann an den gleichen Standorten vorkommen. Er ist normalerweise dunkler und stärker purpurfarben und hat gesägte oder gekerbte Lamellenschneiden, die unter einer Lupe unverkennbar sind.
Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Zarte Birken-Täubling ist ein Mykorrhizapilz der Birke. Normalerweise findet man ihn vom Sommer bis in den späten Herbst hinein in kleinen Gruppen unter Birken oder seltener unter Weiden.
Er wächst gerne an feuchten grasigen Stellen auf sauren, nährstoffarmen Sand-, Ton-, Lehm- oder Moorböden. Über Kalk ist er sehr selten. Typische Standorte für den Zarten Birken-Täubling sind Moore, Birkenbrüche oder andere wassernahe Standorte unter Birken. Man kann den Täubling aber auch an Waldrändern, Waldwegen oder in Parkanlagen finden.[4][1][2]
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Zarte Birken-Täubling ist eine holarktische Art, die vorwiegend in temperaten bis borealen Klimazonen vorkommt und teilweise bis in submeridionale Bereiche vordringt. Man findet den Täubling in Nordasien (Ostsibirien, Japan), Nordamerika (USA, Kanada) und Europa. In Europa ist Spanien und Italien seine südliche Verbreitungsgrenze und im Südosten Slowenien. Im Westen kommt er in Frankreich, den Niederlanden und Großbritannien vor. Dort findet man ihn bis zu den Hebriden. In Nordeuropa ist der Täubling stark verbreitet und kann in ganz Fennoskandinavien gefunden werden. Die Nordgrenze seines Verbreitungsgebietes liegt in Lappland.[4]
In Deutschland kommt der Täubling in allen Bundesländern vor. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von den Ostfriesischen Inseln im Norden bis ins Alpenvorland. Insgesamt ist er sehr lückig gestreut und überall selten.
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Zarte Birken-Täubling wird in die Untersektion Exalbicantinae[13] gestellt, die innerhalb der Sektion Firmae steht. Die Untersektion enthält kleinere bis mittelgroße Täublinge mit vorwiegend rosa bis weinrötlich gefärbten Hüten. Der Stiel ist weiß oder rosa überlaufen und neigt bei Feuchtigkeit zum Grauen. Die Täublinge schmecken schärflich bis scharf und haben creme- bis ockerfarbenes Sporenpulver.[14]
Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Speisewert des Pilzes ist unbekannt. Aufgrund seines scharfen Geschmacks muss man aber davon ausgehen, dass er zumindest roh genossen leicht giftig ist.[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dieser Artikel beruht in Teilen auf Informationen aus dem englischsprachigen Wikipedia-Artikel über Russula gracillima.
- Russula gracillima. In: de.mycobank.org. International Mycological Association, abgerufen am 2. März 2014.
- Henri Romagnesi: Les Russules d'Europe et d'Afrique du Nord. essai sur la valeur taxinomique et spécifique des caractères morphologiques et microchimiques des spores et des revêtements. Bordas, Paris 1967, S. 92 (französisch, MycoBank (Fungal Nomenclature and Species Databank) [abgerufen am 2. März 2014]).
- Russula gracillima. In: Partial Russula species database des CBS-KNAW Fungal Biodiversity Centre. Abgerufen am 2. März 2014 (englisch, Sporenzeichnung und tabellarische Auflistung der makro- und mikroskopischen Merkmale (basierend auf H. Romagnesis "Les Russules d'Europe et d'Afrique du Nord")).
- Russula gracillima. In: Russulales News. Bart Buyck, abgerufen am 2. März 2014 (englisch, lateinische Originaldiagnose).
- Russula gracillima. In: Funghi in Italia / funghiitaliani.it. Abgerufen am 2. März 2014 (italienisch, Fotos vom Zarten Birken-Täubling).
- Alfred Einhellinger: Die Gattung Russula in Bayern. In: Bibliotheca Mycologica. 3. Auflage. Band 112. Berlin / Stuttgart 1994, ISBN 978-3-443-59056-7, S. 92.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Phillips R.: Mushrooms. Pan MacMillan, 2006, ISBN 0-330-44237-6, S. 25.
- ↑ a b Marcel Bon (Hrsg.): Pareys Buch der Pilze. Franckh-Kosmos Verlag,, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-09970-9, S. 74.
- ↑ Artbeschreibung von Russula gracillima in Singer „Monographie der Gattung Russula“; erschienen in "Beihefte zum Botanischen Centralblatt", Herausgeber A. Pascher (1932) S. 285.
- ↑ a b c German Josef Krieglsteiner (Hrsg.), Andreas Gminder, Wulfard Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 2: Ständerpilze: Leisten-, Keulen-, Korallen- und Stoppelpilze, Bauchpilze, Röhrlings- und Täublingsartige. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0, S. 567.
- ↑ Belgian List 2012 - Russula gracillima. Abgerufen am 7. Juni 2012 (Täubling selten: No threat).
- ↑ Estonian eBiodiversity Species description Russula gracillima. In: elurikkus.ut.ee. Ehemals im ; abgerufen am 13. Juni 2012 (englisch). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Weltweite Verbreitung von Russula gracillima. In: data.gbif.org. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 28. Januar 2015; abgerufen am 19. August 2011. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Gordana Kasom & Mitko Karadelev: Survey of the family Russulaceae (Agaricomycetes, Fungi) in Montenegro. In: Warsaw Versita (Hrsg.): Acta Botanica Croatica. Band 71, Nr. (2), 2012, ISSN 0365-0588, S. 1–14 (online [PDF]).
- ↑ Nahuby.sk - Atlas húb - Russula gracillima. In: nahuby.sk. Abgerufen am 13. September 2012.
- ↑ Grid map of Russula gracillima. In: NBN Gateway / data.nbn.org.uk. Ehemals im ; abgerufen am 13. September 2012 (englisch). (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ NMV Verspreidingsatlas | Russula gracillima. In: verspreidingsatlas.nl. Abgerufen am 7. Mai 2012.
- ↑ Russula gracillima in der PILZOEK-Datenbank. In: pilzoek.de. Abgerufen am 19. August 2011.
- ↑ Blut, Galle und Tränen. Täublinge Teil 6 - Scharfe Cremesporer. Der Tintling 96, Ausgabe 5/2015, S. 19–30
- ↑ Monographic Key to European Russulas (1988). (PDF; 1,4 MB) In: Englische Übersetzung von M. Bons Russula-Schlüssel. The Russulales Website, S. 32, archiviert vom am 28. Juli 2010; abgerufen am 6. Januar 2011.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Synonyme des Russula gracillima unter www.speciesfungorum.org
- Porträt des Zierlichen Birkentäublings Russula gracillima mit Beschreibung und Mikrozeichnung sowie einer Abbildung der Verwechslungsart Russula fragilis (PDF; 206 kB)
- Russula gracillima. In: Russulales News. Bart Buyck, abgerufen am 2. März 2014 (englisch, lateinische Originaldiagnose).
- Russula gracillima. In: Funghi in Italia / funghiitaliani.it. Abgerufen am 2. März 2014 (italienisch, Fotos vom Zarten Birken-Täubling).