Schienennahverkehr in der Region Helsinki

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Zug der Baureihe Sm5

Der Schienennahverkehr in der Region Helsinki (finnisch Pääkaupunkiseudun lähijunaliikenne, schwedisch Huvudstadsregionens närtågstrafik) ist ein Vorortzugsystem in der finnischen Region Helsinki. Es entspricht in etwa aus einem aus Deutschland bekannten gemeinsamen Mischsystem aus S-Bahnen, Regional-Expressen und Regionalbahnen. Einige Nahverkehrszüge fahren außerhalb der Region Helsinki bis Riihimäki, Tampere und Lahti.

Der Schienennahverkehr wird vom regionalen Verkehrsverbund Helsingin seudun liikenne / Helsingfors regionaltrafik (HSL/HRT) organisiert. Er ist Teil des Verkehrssystems und verläuft weitenteils auf eigenen, vom Fernverkehr gesonderten Gleisen. Seit 1969 kommen elektrisch betriebene Züge zum Einsatz.

Für Fahrten auf dem HSL/HRT-Gebiet (Helsinki, Espoo, Vantaa, Kauniainen, Kerava, Kirkkonummi, Sipoo) müssen HSL/HRT-Fahrkarten genutzt werden. Sie erlauben auch die Nutzung aller anderen HSL/HRT-Verkehrsmittel (Busse, Straßenbahnen, Metro und die Fähre nach Suomenlinna). Für weiter entfernte Ziele gilt ein VR-eigener Tarif.

Ein Zug am Bahnhof des Flughafens Helsinki-Vantaa

Anders als bei deutschen S-Bahnen gibt es für das System in der finnischen Hauptstadt keinen speziellen Markennamen und kein eigenes Logo (es werden nur die allgemeinen Logos von VR und HSL/HRT verwendet). In der Praxis wird zumeist vom lähijuna/närtåg (wörtlich „Nahzug“) gesprochen. In Verbindung mit der Linienkennung reicht auch einfach juna/tåg („Zug“), beispielsweise P-juna/P-tåget für Züge der Linie P oder für die Linie P als Ganzes.

Für das Gesamtsystem benutzt HSL/HRT zumeist die Bezeichnung lähijunaliikenne / närtågstrafik („Nahzugverkehr“), VR dagegen die Bezeichnung pääkaupunkiseudun lähiliikenne / huvudstadsregionens närtrafik („Nahverkehr der Hauptstadtregion“) oder einfach lähiliikenne / närtrafik („Nahverkehr“ – der Verweis auf die Hauptstadtregion kann entfallen, da es in Finnland kein zweites derartiges System gibt, und der Verweis darauf, dass es sich um Zugverkehr handelt, ist im VR-Kontext ebenfalls unnötig). Außerdem gibt es das Wort kaupunkirata / stadsbana („Stadtbahn“), mit dem die von den Nahverkehrszügen genutzten, vom Fernverkehr gesonderten Gleise gemeint sind.

Am Betrieb des Schienennahverkehrs sind mehrere Organisationen beteiligt.[1] Aufgabenträger ist der regionale Verkehrsverbund HSL/HRT, der die Gesamtheit des öffentlichen Personennahverkehrs in der Region plant. Für den praktischen Betrieb ist zumindest bis Ende 2017[2] VR zuständig. Instandhaltung und Ausbau des Schienennetzes fallen dagegen in den Zuständigkeitsbereich der Finnischen Verkehrsbehörde (Liikennevirasto/Trafikverket). Beim Bauen von neuen Nahverkehrsstrecken kooperiert die Verkehrsbehörde eng mit den jeweiligen Kommunen, die an den Baukosten beteiligt werden.

Die neueren Nahverkehrszüge (Baureihe Sm5) sind Eigentum der Firma Pääkaupunkiseudun Junakalusto, die von den Städten Helsinki (34 %), Vantaa (17 %), Espoo (12 %) und Kauniainen (2 %) sowie von VR (35 %) gehalten wird. Diese Firma least die Züge an den Verkehrsverbund HSL/HRT, der sie seinerseits für den praktischen Betrieb an VR weitergibt. Nach 2017 könnte es für HSL/HRT möglich werden, im Ausschreibungsverfahren zwischen verschiedenen Betreibern zu wählen.[3]

Streckenverlauf

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Streckennetz der Nahverkehrszüge
Ältere Nahverkehrszüge (Baureihe Sm1) im Hauptbahnhof Helsinki
Älterer Nahverkehrszug (Baureihe Sm2) in Helsinki-Malmi

Die Nahverkehrszüge verkehren hauptsächlich oberirdisch, jedoch gibt es auf der Ringbahn (s. u.) auch einen 8 km langen Tunnelabschnitt. Auf stark frequentierten Streckenabschnitten verkehren die Züge auf eigenen Gleisen, sonst auf den Gleisen des Fernverkehrs. Die eigenen Nahverkehrsgleise sind nicht technisch von den Fernverkehrsgleisen getrennt, sodass es beispielsweise im Fall von Verkehrsstörungen möglich ist, die Züge auf die anderen Gleise umzuleiten.

Es gibt vier Eisenbahnstrecken, auf denen insgesamt 15 verschiedene Linien verkehren. Alle Strecken beginnen am Hauptbahnhof Helsinki und verzweigen sich nach dem ersten gemeinsamen Bahnhof Pasila in folgende Richtungen:

  • Helsinki–Kerava–Riihimäki (päärata/huvudbanan, „Hauptbahn“, in untenstehendem Linienschema blau), 71 km (54 min). Eigene Gleise bis Kerava (29 km).
  • Helsinki–Karis (rantarata/kustbanan, „Küstenbahn“, im Linienschema grün), 87 km (67 min). Eigene Gleise bis Leppävaara (11 km).
  • Helsinki–Flughafen–Tikkurila (kehärata/ringbanan, „Ringbahn“, im Linienschema gelb), 15 km (22 min). Eigene Gleise auf gesamter Strecke. Diese Bahn wurde im Juli 2015 durch die 18 km lange Ringbahn (s. u.) zum Bahnhof Hiekkaharju an der Hauptbahn verlängert.
  • Helsinki–Kerava–Lahti (Lahden oikorata, „Lahti-Abkürzungsbahn“, im Linienschema rot), 103 km (60 min). Eigene Gleise bis Kerava (29 km).

Die 15 Linien, die auf den vier Bahnstrecken verkehren, unterscheiden sich vielfach nur durch die jeweils angefahrenen Stationen und werden mit Buchstaben bezeichnet. Ein Teil der Linien wird nur zur Hauptverkehrszeit befahren. Züge einzelner Linien fahren bestenfalls im 10-Minuten-Takt (beispielsweise Linie P/I), meistens seltener. Da jedoch die meisten Bahnhöfe von mehreren Linien bedient werden, ergibt sich für die Fahrt zwischen zwei bestimmten Bahnhöfen oft eine Taktfrequenz von weniger als zehn Minuten. Andererseits werden die Bahnhöfe Siuntio, Ingå und Karis (50–70 km westlich von Helsinki) nur von der Linie Y bedient, die sonntags nur dreimal am Tag verkehrt (Stand: April 2012).

R
 Tampere/Tammerfors
 Lempäälä G Z
 Viiala
 Lahti/Lahtis
 Toijala  Herrala
 Iittala  Järvelä
 Parola  Lappila
 Hämeenlinna/Tavastehus  Mommila
 Turenki  Oitti  Mäntsälä
T D  Ryttylä  Hikiä
Y
 Riihimäki
Siuntio/Sjundeå  X U L  Hyvinkää/Hyvinge G
Kirkkonummi/Kyrkslätt   Jokela  Haarajoki
Tolsa/Tolls   Saunakallio 
Jorvas  Martinlaakso/Mårtensdal   Vantaankoski/Vandaforsen  Järvenpää/Träskända
Masala/Masaby  E Louhela/Klippsta   Vehkala/Veckal K N  Ainola
Kauklahti/Köklax  Myyrmäki/Myrbacka   Kivistö


 Kerava/Kervo
Espoo/Esbo  Malminkartano/Malmgård   Aviapolis


 Savio
Tuomarila/Domsby  Kannelmäki/Gamlas   Lentoasema/Flygplatsen


 Korso
Koivuhovi/Björkgård  Pohjois-Haaga/Norra Haga   Leinelä/Lejle


 Rekola/Räckhals
Kauniainen/Grankulla 


 Koivukylä/Björkby
Kera 





 Hiekkaharju/Sandkulla
Kilo  A





 Tikkurila/Dickursby
Leppävaara/Alberga 





 Puistola/Parkstad
Mäkkylä 





 Tapanila/Mosabacka
Pitäjänmäki/Sockenbacka 





 Malmi/Malm
Valimo/Gjuteriet 





 Pukinmäki/Bocksbacka
Huopalahti/Hoplax 








 Oulunkylä/Åggelby
Ilmala 








 Käpylä/Kottby
Pasila/Böle 









 Pasila/Böle
Helsinki/Helsingfors 









 Helsinki/Helsingfors
  Y X U L E A P I I P K N T D R Z
= der Zug hält am diesen Bahnhof
= der Zug hält nicht am diesen Bahnhof
= der Zug fährt über eine andere Strecke

Neue Streckenprojekte

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Die sogenannte Ringbahn (rot).
Flughafenbahnhof Vantaa

Im Juli 2015 wurde die als „Ringbahn“ (finnisch kehärata) bezeichnete Neubaustrecke in Betrieb genommen, die die Hauptbahn mit der Vantaankoski-Bahn verbindet und den Flughafen Helsinki-Vantaa an das Schienennetz anschließt. Es handelt sich um die erste Querverbindung im S-Bahn-Netz. Die neue, ausschließlich für den Nahverkehr bestimmte Strecke ist 18 km lang, davon verlaufen 8 km in einem Tunnel unter dem Flughafengelände. Es wurden zunächst fünf neue Bahnhöfe gebaut, davon zwei unterirdisch. Später sollen weitere drei Bahnhöfe errichtet werden, davon ebenfalls zwei unterirdisch. Die Baukosten wurden auf insgesamt 738,5 Millionen Euro veranschlagt. Auf der Ringbahn verkehren auf den neuen Linien I und P ausschließlich Züge der neuen Baureihe Sm5, die Taktfrequenz beträgt während der Stoßzeiten zehn Minuten. Die Fahrtzeit zwischen dem Flughafen und dem Hauptbahnhof Helsinki beträgt ca. 30 Minuten.[4]

Zu den weiteren neuen Streckenvorhaben, die sich erst im Planungsstadium befinden, gehört die sogenannte „Tropfenbahn“ (finnisch pisara-rata). Sie hat ihren Namen von ihrem an einen Wassertropfen erinnernden Streckenverlauf erhalten. Diese 7,2 km lange, ausschließlich für den Nahverkehr reservierte Strecke würde in Pasila beginnen und in einem sechs Kilometer langen Tunnel eine Runde unter der Helsinkier Innenstadt machen, um wieder nach Pasila zurückzuführen. Es würden drei neue unterirdische Bahnhöfe gebaut werden (in Töölö, am Hauptbahnhof und in Hakaniemi).[5] Die „Tropfenbahn“ würde den an seiner Kapazitätsgrenze angelangten Hauptbahnhof und die stark frequentierte oberirdische Strecke zwischen dem Hauptbahnhof und Pasila entlasten sowie neue Teile der Innenstadt ans S-Bahn-Netz anschließen.

Sm4 im Bahnhof Pasila

Es kommen in erster Linie elektrisch betriebene Triebwagenzüge, bestehend aus zwei Einheiten der Baureihe Sm4 auf regionale Linien (R/Z) und Sm5 (Stadler Flirt) auf S-Bahnähnliche Strecken zum Einsatz. Im Berufsverkehr werden aber auch einzelne ältere VR-Triebzüge der Baureihe Sm2 eingesetzt. Die Spurweite beträgt 1524 mm und die Stromversorgung erfolgt über eine Oberleitung mit 25 kV/50 Hz.

Einzelnachweise

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  1. Lähijunaliikenne. Helsingin seudun liikenne, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. August 2013; abgerufen am 1. Juni 2016.
  2. Rautateiden henkilöliikenteen kilpailuttaminen järkevintä aloittaa Helsingin seudulta. Finnisches Ministerium für Verkehr und Kommunikation, 18. Mai 2010.
  3. Yrityksemme Pääkaupunkiseudun Junakalusto Oy. Abgerufen am 24. April 2012.
  4. Kehärata lyhyesti. (Memento des Originals vom 14. Mai 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/portal.liikennevirasto.fi Finnische Verkehrsbehörde, 12. Juni 2013.
  5. Pisara-radan yleissuunnitelma on hyväksytty. Väylävirasto, 16. März 2012.