SECR-Klasse D

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SECR-Klasse D
Werksfoto der letzten Lokomotive von Sharp Stewart
Werksfoto der letzten Lokomotive von Sharp Stewart
Werksfoto der letzten Lokomotive von Sharp Stewart
Nummerierung: SECR 57…750
SR 1057…1750
BR 31057…31750
Anzahl: 51
Hersteller: SECR-Werkstätte Ashford, Dübs, Sharp Stewart, Stephenson Vulcan
Baujahr(e): 1901–1907
Ausmusterung: 1944–1956
Bauart: 2’B n2
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Dienstmasse: 50,8 t (50 long tons)
Dienstmasse mit Tender: 91,1 t
Reibungsmasse: 33,4 t
Radsatzfahrmasse: 17,3 t
Anfahrzugkraft: 78 kN (17.500 lbf)
Kuppelraddurchmesser: 2030 mm (6 ft 8 in)
Laufraddurchmesser vorn: 1090 mm (3 ft 7 in)
Steuerungsart: Stephenson
Zylinderanzahl: 2
Zylinderdurchmesser: 483 mm (19 in)
Kolbenhub: 660 mm (26 in)
Kesselüberdruck: 12,1 bar (175 lbf/in²)
Anzahl der Heizrohre: 263
Heizrohrlänge: 3,5 m
Rostfläche: 1,89 m² (20,3 sq ft)
Strahlungsheizfläche: 11,52 m² (124 sq ft)
Rohrheizfläche: 139,8 m² (1505 sq ft)
Verdampfungsheizfläche: 171,8 m²
Dienstmasse des Tenders: 40,3 t
Wasservorrat: 15…15,7 m³
(3300–3450 gal)
Brennstoffvorrat: 4,6 t (4 tons 10 cwt)
SECR-Klasse D Nr. 737 in York

Die Klasse D der South Eastern and Chatham Railway (SECR) war eine Baureihe von 51 Schlepptenderlokomotiven, die von fünf verschiedenen Herstellern gebaut wurden. Diese Lokomotiven mit der Achsfolge 2’B (American) wurden von Harry Wainwright, dem Locomotive and Carriage Superintendent der SECR, entworfen, um die kleinen und veralteten Lokomotiven der London, Chatham and Dover Railway (LC&DR) und South Eastern Railway (SER) durch leistungsfähigere Typen zu ersetzen, die für den Schnellzugverkehr geeigneter waren. Die robusten und zuverlässigen Maschinen waren bis in die 1950er Jahre im Dienst; die modernisierten Lokomotiven der Klasse D1 sogar bis 1961.[1]

Die bislang konkurrierenden Bahnen LC&DR und SER gründeten 1899 die Betreibergesellschaft SECR, in die beide Bahnen ihre Betriebs- und Technikabteilungen integrierten. Wainwright entwarf drei Baureihen zum Ersatz der alten Lokomotiven: die D-Klasse für den Schnellzugverkehr, die R1-Klasse für den Regionalverkehr und die Klasse C für den Güterverkehr. Die Konstruktion erfolgte überwiegend in der ehemaligen Technikabteilung der Longhedge-Werkstätte der LC&DR in Battersea, London.[2]

Die erste Lokomotive wurde 1901 vom Erbauer Sharp, Stewart & Co. ausgeliefert und unterschied sich radikal in Aussehen und Details von den Lokomotiven, die bis anhin bei der SER oder der LCDR eingesetzt waren. Die in Grün lackierten Lokomotiven, mit Kesselringen und Dampfdomverkleidung aus poliertem Messing, wurden weithin für ihr Design gelobt, was das Ansehen der beiden kleinen Eisenbahngesellschaften verbesserte. Der kupferne Schornsteinaufsatz verlieh den Lokomotiven den Spitznamen „Coppertops“ ein. Die Lokomotive Nr. 735 wurde 1901 auf der Glasgow International Exhibition ausgestellt.[1]

Die Lokomotiven der Klasse D wurden von verschiedenen Herstellern gebaut: Sharp, Stewart & Co. lieferte 1901 neun weitere Lokomotiven, während die hauseigene Werkstatt in Ashford bis 1902 zehn Lokomotiven und in den Jahren 1902 und 1903 weitere elf Lokomotiven lieferte. Dübs and Company lieferte 1903 zehn Stück, während die Stephenson and Company sowie die Vulcan Foundry im gleichen Jahr jeweils fünf Stück lieferten. Insgesamt wurden zwischen 1901 und 1907 51 Lokomotiven gebaut.[2] Die nachfolgende Baureihe war die mit einer Belpaire-Feuerbüchse ausgestattete Klasse E, die ab 1908 geliefert wurde.[3]

Die Lokomotiven der Klasse D wurden vor den Boat trains eingesetzt, die London mit den Häfen Dover und Folkestone verbanden. Diese Züge erschienen mit den neuen Wagen sehr elegant.[2]

Im Jahr 1907 wurde die Lokomotive Nr. 247 mit einer versuchsweise verlängerten Rauchkammer ausgestattet, die sich als erfolgreich erwies und daraufhin auch in die anderen Lokomotiven der Baureihe eingebaut wurde.[2]

Boat train von 1905 mit Klasse D Nr. 736 (1905)

Umbau zur Klasse D1

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D1 Nr. 470 als BR D1 Nr. 31470

Als Richard Maunsell die Nachfolge von Wainwright antrat, stattete er 21 Lokomotiven mit neuen Kesseln aus, die eine Belpaire-Feuerbüchse, einen Überhitzer und eine größere Rauchkammer[4] erhielten. Auch das Führerhaus wurde erneuert, sodass lediglich das Fahrwerk von den D-Lokomotiven übernommen wurde, dessen Triebwerk jedoch Kolbenschieber erhielt.[4] Die umgebauten Lokomotiven wurden in die Klasse D1 eingeordnet. Aus Kapazitätsgründen wurden die ersten zehn Lokomotiven im Jahr 1921 nicht in der hauseigenen Werkstatt in Ashford umgebaut, sondern bei Beyer, Peacock & Co. in Gorton bei Manchester. Der Umbau war so erfolgreich, dass 1923 zwei weitere Maschinen sowie in den Jahren 1926 und 1927 neun zusätzliche in Ashford umgebaut wurden.[5] Die Lokomotiven der D1-Klasse wurden auf der Chatham Main Line eingesetzt.[4]

Southern Railway, British Railways und Ausmusterung

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Mit der Zusammenlegung der Eisenbahngesellschaften in Großbritannien wurden die Lokomotiven 1923 in die Southern Railway (SR) übernommen. In den ersten Jahren der SR kamen die Lokomotiven der Klasse D weiterhin im Schnellzugdienst zum Einsatz. Mit dem Erscheinen größerer Lokomotiven begannen sich die Einsätze der Klasse D auf die Strecken der South Central Division der SR auszuweiten, die zuvor von der ehemaligen London, Brighton and South Coast Railway betrieben worden waren.[6]

Nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten noch 28 Lokomotiven der Klasse D zu British Railways. Von 1944 bis 1956 wurden alle nicht umgebauten Lokomotiven der Klasse D ausrangiert, während die letzten elf Lokomotiven der Klasse D1 erst 1961 aus dem Dienst genommen wurden. Die nicht umgebaute Lokomotive der D-Klasse mit der Nr. 737 ist erhalten geblieben und im National Railway Museum in York ausgestellt.[6]

Die Lokomotiven der Klasse D hatten die Achsfolge 2’B (American) und verfügten über ein Zweizylinder-Triebwerk, das als Innentriebwerk ausgeführt war. Die ebenfalls innenliegende Stephenson-Steuerung trieb die Flachschieber der inneren Steuerung an. Der schmale Stehkessel mit runder Decke war zwischen den beiden Kuppelachsen angeordnet und war auf dem Rücken mit einem flachen Sattel ausgestattet, der die beiden Ross-Pop-Sicherheitsventile trug. Der Langkessel war ohne Überhitzer ausgeführt. Die letzten elf Lokomotiven, die in den Jahren 1906 und 1907 in Ashford gebaut wurden, erhielten einen Schlepptender mit einem vergrößerten Wasservorrat.[2] Äußerlich waren die Lokomotiven an dem gerade durchlaufenden Umlaufblech zu erkennen, auf dem die beiden Radschutzkästen der Kuppelräder aufgesetzt waren, die Aussparungen für die Kurbelzapfen der Kuppelstangen aufwiesen. Die obere Kante der Radschutzkästen hatte eine geschwungene Führung, die in die vertikalen Kanten der Eckpfosten des Führerhauses überging. Die Kontur des hinteren Radschutzkastens wurde durch ein Farbband an der Seitenwand des Führerhauses angedeutet. Die Lokomotiven hatten bei der SECR ein rotes Untergestell und grüne Aufbauten.

Der Umbau der Lokomotiven zur Klasse D1 umfasste neue Kessel mit Maunsell-Überhitzer, Belpaire-Feuerbüchsen, Kolbenschieber in den Triebwerken sowie neue Führerhäuser. Durch die Belpaire-Feuerbüchse erhielt die Lokomotive eine um etwa 20 % größere Strahlungsheizfläche, und die langhubigen Kolbenschieber ermöglichten das Fahren mit kleineren Füllungen in den Zylindern, was zu einer Einsparung von Kohle führte.[7] Um den Dampfsammelkasten des Überhitzers unterzubringen, wurde die Rauchkammer vergrößert.[4]

Äußerlich wichen die D1-Lokomotiven stark vom Erscheinungsbild der Klasse D ab. Der Umlauf verlief nun durchgehend horizontal bis kurz vor der ersten Kuppelachse, wo er sich eng nach oben bog und eine Kante oberhalb der Kurbelzapfen der Kuppelräder erreichte. Von dort aus führt er gerade bis zu einer Kante hinter der zweiten Kuppelachse, wo er mit dem Träger unter dem Führerhaus zusammentraf. Dieser Träger verlief zunächst horizontal auf der Höhe des Umlaufs und bog dann stark nach oben, bis er mit der Kante des Umlaufs über den Kurbelzapfen zusammentraf. Durch diese Konstruktion entfielen die Aussparungen für die Kurbelzapfen in den Radkästen, sodass diese gerade Seitenwände aufwiesen.[4]

Die Nummern wurden nicht in geschlossenen Blöcken vergeben; lediglich die ersten 15 Lokomotiven bilden einen geschlossenen Block. Auch die Höhe der Betriebsnummer lässt keine Rückschlüsse auf das Alter der Lokomotive zu.

Hersteller Baujahr SECR Nr. SR Nr. BR Nr. Umbau zur D1 Umbau durch Ausmusterung
Sharp Stewart 1901 727 1727 31727 1923 Ashford 1961
Sharp Stewart 1901 726 1726 31726 1947
Sharp Stewart 1901 728 1728 31728 1953
Sharp Stewart 1901 729 1729 31729 1954
Sharp Stewart 1901 730 1730 31730 1951
Sharp Stewart 1901 731 1731 31731 1951
Sharp Stewart 1901 732 1732 31732 1951
Sharp Stewart 1901 733 1733 31733 1953
Sharp Stewart 1901 734 1734 31734 1955
Sharp Stewart 1901 735 1735 31735 1921 Beyer, Peacock & Co 1961
Ashford 1901 736 1736 31736 1927 Ashford 1950
Ashford 1901 737 1737 31737 1956
Ashford 1902 738 1738 31738 1950
Ashford 1902 739 1739 31739 1927 Ashford 1961
Ashford 1902 740 1740 31740 1951
Ashford 1902 246 1246 31246 1921 Beyer, Peacock & Co 1961
Ashford 1902 57 1057 31057 1951
Ashford 1902 487 1487 31487 1921 Beyer, Peacock & Co 1961
Ashford 1902 488 1488 31488 1956
Ashford 1902 490 1490 31490 1951
Dübs & Co 1903 75 1075 31075 1956
Dübs & Co 1903 92 1092 31092 1951
Stephenson & Co 1903 741 1741 31741 1927 Ashford 1959
Dübs & Co 1903 145 1145 31145 1923 Ashford 1961
Dübs & Co 1903 247 1247 31247 1921 Beyer, Peacock & Co 1961
Dübs & Co 1903 489 1489 31489 1921 Beyer, Peacock & Co 1961
Dübs & Co 1903 492 1492 31492 1927 Ashford 1960
Dübs & Co 1903 494 1494 31494 1921 Beyer, Peacock & Co 1960
Stephenson & Co 1903 742 1742 31742 1944
Stephenson & Co 1903 743 1743 31743 1927 Ashford 1960
Dübs & Co 1903 493 1493 31493 1954
Dübs & Co 1903 501 1501 31501 1953
Dübs & Co 1903 502 1502 31502 1921 Beyer, Peacock & Co 1951
Stephenson & Co 1903 744 1744 31744 1953
Stephenson & Co 1903 745 1745 31745 1927 Ashford 1951
Vulcan Foundry 1903 746 1746 31746 1954
Vulcan Foundry 1903 747 1747 31747 1921 Beyer, Peacock & Co 1944
Vulcan Foundry 1903 748 1748 31748 1951
Vulcan Foundry 1903 750 1750 31750 1953
Vulcan Foundry 1905 749 1749 31749 1921 Beyer, Peacock & Co 1961
Ashford 1906 470 1470 31470 1926 Ashford 1959
Ashford 1906 509 1509 31509 1927 Ashford 1960
Ashford 1906 545 1545 31545 1921 Beyer, Peacock & Co 1961
Ashford 1906 549 1549 31549 1956
Ashford 1906 577 1577 31577 1956
Ashford 1907 505 1505 31505 1927 Ashford 1961
Ashford 1907 574 1574 31574 1956
Ashford 1907 586 1586 31586 1955
Ashford 1907 477 1477 31477 1951
Ashford 1907 496 1496 31496 1955
Ashford 1907 591 1591 31591 1955

Quelle der Tabelle: [2][5]

Commons: SECR-Klasse D – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b SECR D Class. In: Caledonia Works. Abgerufen am 25. Oktober 2024 (amerikanisches Englisch).
  2. a b c d e f SECR Wainwright D class 4-4-0. In: Southern Railway E-Mail Group. Abgerufen am 25. Oktober 2024.
  3. SECR E class 4-4-0. In: Southern Railway E-Mail Group. Abgerufen am 25. Oktober 2024.
  4. a b c d e H. C. Casserley: The Observer's Book of Railway Locomotives of Britain. Frederick Warne, London 1957, Southern Region 4-4-0: D-1 Class, S. 202 (englisch).
  5. a b SECR Maunsell D1 Class. In: Southern Railway E-Mail Group. Abgerufen am 25. Oktober 2024.
  6. a b Rails of Sheffield, Dapol and Locomotion Models: SECR 'D' Class. In: World of Railways. 4. November 2021, abgerufen am 26. Oktober 2024.
  7. SECR D1 Class. In: Kent Rail. Abgerufen am 29. Oktober 2024.