State Oil Company of Azerbaijan Republic

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SOCAR

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Rechtsform Staatliches Unternehmen
Gründung 1992
Sitz Baku, Aserbaidschan Aserbaidschan
Leitung Rövnəq Abdullayev
Branche Erdöl- und Erdgaswirtschaft
Website www.socar.gov.az

Die State Oil Company of Azerbaijan Republic (SOCAR, aserbaidschanisch Azərbaycan Respublikası Dövlət Neft Şirkəti, ARDNS ‚Staatliche Energiegesellschaft der Republik Aserbaidschan‘[1]) ist ein aserbaidschanisches Unternehmen mit Firmensitz in Baku. Das Unternehmen ist in der Erdöl- und Erdgaswirtschaft tätig. Präsident von SOCAR ist seit 9. Dezember 2005 Rövnəq Abdullayev.[2]

Tätigkeitsfelder von SOCAR

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Socar-Tankstelle in Aserbaidschan

Erstes Ziel von SOCAR ist gemäß eigener Aussage, die Nachfrage von Aserbaidschan nach Öl, Gas und Kohlenwasserstoff-Produkten zu decken.[3]

Das Unternehmen entstand im September 1992 durch die Fusion der staatlichen Mineralölunternehmen Azerineft und Azneftkimiya.[4] Über zahlreiche Tochtergesellschaften und Beteiligungen betätigt sich SOCAR in der Förderung von Erdöl und -gas, dem Betrieb der beiden Ölraffinerien Aserbaidschans sowie der Vermarktung der geförderten und verarbeiteten Produkte. SOCAR hält Anteile an der Baku-Tiflis-Ceyhan-, der Baku–Supsa Pipeline und der Südkaukasus-Pipeline.

Heute besteht SOCAR aus einer Vielzahl von Vertriebslinien, die die verschiedenen Geschäftsfelder des Unternehmens abdecken. Sowohl die Suche, Exploration und Förderung von Öl- und Gasfeldern in Aserbaidschan als auch die Verarbeitung, Raffinerie und Produktion sowie Transport, Lieferung und Verkauf der Produkte auf in- und ausländischen Märkten sind die Tätigkeitsfelder von SOCAR.[3] Unter der Leitung von SOCAR agieren drei Produktionsbereiche, zwei Ölraffinerien und eine Gasaufbereitungsanlage, eine Öltankerflotte, eine Tiefseeplattformenfabrik, zwei Trusts, eine Institution und 22 Subunternehmen als juristische Personen.[3]

Nach einem Bericht von Handelszeitung gibt es über 75.000 Angestellte.[5]

Erdöl- und Erdgasinfrastruktur in Aserbaidschan

Rund die Hälfte der Ölförderung von SOCAR entfällt auf das Ölfeld Guneshli (ehemals „Feld des 28. April“), das sich östlich der Abşeron-Halbinsel im kaspischen Meer befindet.[4] Insgesamt verfügt SOCAR nach eigenen Angaben über 57 eigene Öl- und Gasförderstätten, davon 18 offshore.[6] Zudem fungiert SOCAR innerhalb in Aserbaidschan tätiger internationaler Förderkonsortien als einheimischer Partner, etwa für die AIOC. Das Exportgeschäft von SOCAR deckte 2012 rund 95 Prozent des Staatshaushalts von Aserbaidschan in der Höhe von rund 18 Milliarden US-Dollar.

SOCAR im Ausland

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SOCAR ist vor allem im Ausland aktiv und dort insbesondere in der Schweiz. Rund drei Viertel des Umsatzes generiert SOCAR in der Schweiz (Stand: 2019).[7] Im Allgemeinen hat SOCAR neben der Schweiz Repräsentanzen in Georgien, der Türkei, Rumänien, Österreich, Kasachstan, Großbritannien, Iran, Deutschland und der Ukraine, sowie Handelsunternehmen in der Schweiz, Singapur, Vietnam und in Nigeria.[3] Im Nachbarstaat Georgien ist SOCAR Georgia Petroleum Ltd nach eigenen Angaben der größte Ölimporteur.[8] Seit September 2009 unterhält SOCAR eine Repräsentanz in Frankfurt am Main.[9]

In der Schweiz, über die SOCAR ihr Exportgeschäft abwickelt, tritt die SOCAR Energy Switzerland GmbH mit Sitz in Zürich mit modernisiertem Logo als Betreiber der früheren Esso-Tankstellen[10][11] und als Hauptsponsor des Montreux Jazz Festival auf.[12] Die SOCAR Trading SA mit Sitz in Genf betreibt das Exportgeschäft.[7][13] SOCAR Schweiz beschäftigt per 2017 rund 800 Angestellte und 60 Lehrlinge, das Tankstellennetz umfasst per 2016 155 Stationen.[14] 2018 hat Socar an 60 Tankstellen in der Schweiz ein Migrolino betrieben[15] und bis 2023 soll ein flächendeckendes Netz für Wasserstofftankstellen realisiert werden.[16] In Österreich wurde 2017 der Tankstellenbetreiber A1 sowie die im Mineralölhandel tätige Pronto Oil übernommen und infolge 2019 in Graz die erste offizielle SOCAR-Tankstelle – mit Nah&Frisch punkt – in Österreich eröffnet. In der Schweiz erfolgte der Markteintritt 2012.

SOCAR ist außerdem Sponsor der UEFA-Nationalmannschaftswettbewerbe, unter anderem für die Spiele der Qualifikation und Endrunde zur UEFA EURO 2016.[17] Im Jahr 2021 beendete die UEFA allerdings „still und heimlich“ die Partnerschaft mit SOCAR, ohne die Öffentlichkeit darüber zu informieren, nachdem die Kritik am Sponsoring stärker geworden war.[18]

Korruption und Kontroversen

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SOCAR wird oft mit der in Aserbaidschan grassierenden Korruption in Verbindung gebracht. In einer Untersuchung der Antikorruptionspraktiken von 44 Erdölfirmen durch Transparency International belegte SOCAR 2011 den letzten Platz.[12] Der Bundestagsabgeordnete und Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarats, Frank Schwabe, sieht in SOCAR ein „zentrales Steuerungsinstrument für die Außenpolitik und Sportpolitik des autoritären Präsidenten von Aserbaidschan“.[19] Auch im Zuge von Enthüllungen um Lobbyismus und Korruption in Zusammenhang mit der Aserbaidschan-Affäre spielt SOCAR eine Rolle und gilt in Deutschland als „gut vernetzt“. Der Staatskonzern unterstützt unter anderem jährliche Symposien, die von der aserbaidschanischen Botschaft in Berlin und dem Verein Deutsch-Aserbaidschanisches Forum veranstaltet werden.[20][21]

1997/1998 war die Regierung Aserbaidschans dabei, SOCAR zu privatisieren. Im Jahr 2009 wurden Frederic Bourke, Gründer des Modeunternehmens „Dooney & Bourke“, und der tschechische Finanzier Viktor Kožený von einem Gericht in Manhattan wegen der Zahlung von Bestechungsgeldern verurteilt. Die Geschworenen sahen es als erwiesen an, dass Bourke und Kožený dem ehemaligen Präsidenten von Aserbaidschan, Heydər Əliyev, seinem Sohn und damaligen ersten Vizepräsidenten von SOCAR, İlham Əliyev, und anderen aserbaidschanischen Regierungsvertretern Bestechungsgelder gezahlt hatten, um sie zu veranlassen, die Privatisierung von SOCAR zu Gunsten von Bourke und Kožený zu manipulieren. Bourke bestritt, von den Bestechungsgeldern gewusst zu haben, während Kožený zugab, aserbaidschanische Führer bestochen zu haben. Der Anklageschrift zufolge belief sich der Gesamtbetrag der Bestechungsgelder auf 11 Millionen US-Dollar.[22][23][24]

Laut einem vertraulichen Ethikbericht finanzierte SOCAR im Jahr 2013 heimlich eine Reise zu einer Konferenz in Baku für zehn amerikanische Kongressabgeordnete und 32 ihrer Mitarbeiter. Drei ehemalige hochrangige Berater des damaligen Präsidenten Barack Obama traten bei der Veranstaltung als Redner auf. Die Abgeordneten und ihre Mitarbeiter erhielten die Reisekosten und Luxusgeschenke im Wert von Hunderttausenden von Dollar. Die Gelder in Höhe von 750.000 US-Dollar soll SOCAR durch gemeinnützige Unternehmen mit Sitz in den Vereinigten Staaten geschleust haben, um die Herkunft der Geldmittel zu verschleiern. Die an der Reise teilnehmenden Kongress-Mitglieder gaben später an, nicht gewusst zu haben, dass die Reise von SOCAR finanziert worden sei. SOCAR selbst erklärte, dass ihr Sponsoring nie geheim gewesen sei.[25][26]

2017 wurde bekannt, dass SOCAR 2012 illegale Zahlungen in Höhe von insgesamt 28.000 Euro an den CDU-Kreisverband Frankfurt getätigt hatte. Die Partei verstieß durch Annahme der Spenden gegen das Parteiengesetz, da Unternehmensspenden aus dem Nicht-EU-Ausland verboten sind. Der Fall führte unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu einem jahrelangen Rechtsstreit mit der Bundestagsverwaltung.[27][21]

SOCAR ist zudem Teil von Korruptionsenthüllungen, die im Oktober 2017 zur Ermordung der maltesischen Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia führten.[28][29][30] Der maltesische SOCAR-Chef sitzt im Zusammenhang mit dem Mord als Hauptverdächtiger in Untersuchungshaft.[19][18]

2018 wurde bekannt, dass SOCAR im Jahr 2014 eine umstrittene Spende in Höhe von 3.000 Euro an den Sportverein „TuS Dexheim“ zahlte. Organisiert wurde die Spende vom damaligen Bürgermeister von Oppenheim und ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Marcus Held.[31][32]

2020 geriet SOCAR in die Kritik, nachdem es im Zuge des 44-tägigen Bergkarabach-Krieges zwischen Armenien und Aserbaidschan öffentlich Kriegspropaganda gegen Armenien im Sinne des aserbaidschanischen Regimes betrieben hatte.[7][33][19][18]

Im April 2021 wies ein Schweizer Gericht eine Klage von SOCAR ab, mit dem Aserbaidschans Staatsunternehmen versuchte, die Weitergabe von Bankinformationen an die lettische Polizei zu verhindern. Lettland untersucht verdächtige Zahlungen in Höhe von rund 28 Millionen Euro durch aserbaidschanisch kontrollierte Briefkastenfirmen, die im Zusammenhang mit einem Abkommen zwischen der maltesischen Regierung und SOCAR stehen. Das Abkommen wurde im Rahmen der investigativen Recherchen der ermordeten Journalistin Daphne Caruana Galizia publik.[34] Die lettischen Behörden konnten erzwingen, dass Schweizer Banken entsprechende Informationen über SOCAR in Zusammenhang mit der Untersuchung eines internationalen Geldwäscheskandals herausgeben müssen.[35][19]

Commons: SOCAR – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. https://www.socarenergy.ch/socar-energy-switzerland/unsere-geschichte/
  2. Präsident SOCAR. SOCAR Germany, abgerufen am 10. August 2017.
  3. a b c d Über SOCAR. In: SOCAR Germany. Abgerufen am 10. August 2017 (deutsch).
  4. a b Landesdossier Aserbaidschan der amerikanischen Energy Information Administration (EIA); veröffentlicht im Dezember 2007.
  5. Socar: Der Zorn des Diplomaten. In: Handelszeitung. 7. Februar 2012, ISSN 1422-8971 (handelszeitung.ch [abgerufen am 15. August 2017]).
  6. „About SOCAR“ (Memento vom 10. März 2009 im Internet Archive) auf der offiziellen Website des Unternehmens.
  7. a b c Wie Milliardendeals in der Schweiz die Kriegskassen von Aserbeidschan füllen. In: Tages-Anzeiger. 3. Dezember 2020, abgerufen am 4. Oktober 2022.
  8. "SOCAR Georgia Petroleum" Website des Tochterunternehmens
  9. SOCAR Germany. Abgerufen am 10. August 2017.
  10. Blick: Esso-Tankstellen werden zu Socar-Tankstellen, 2. Juli 2012
  11. SOCAR Energy Switzerland GmbH. Handelsregisteramt des Kantons Zürich, abgerufen am 4. Oktober 2022.
  12. a b Rohstoffhandel: Basler Kantonalbank setzt NGO vor die Tür, TagesWoche vom 22. Dezember 2012.
  13. SOCAR Trading SA. Registre du Commerce du Canton de Genève, abgerufen am 4. Oktober 2022.
  14. PDF
  15. Philipp Albrecht: Migros: Wie Denner und Migrolino zuverlässig Gewinne abliefern. In: bilanz.ch. 24. April 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. Mai 2019; abgerufen am 4. Mai 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bilanz.ch
  16. Mario Graf: Socar Energy Switzerland setzt auf Wasserstoff. In: energate-messenger.ch. 21. September 2018, abgerufen am 30. September 2018.
  17. "SOCAR ist offizieller Sponsor der UEFA"; Pressemitteilung vom 1. Juni 2013.
  18. a b c Aserbaidschanischer Ölkonzern SOCAR: UEFA beendet Partnerschaft mit umstrittenem Sponsor. In: Deutschlandfunk. 13. Mai 2021, abgerufen am 24. Dezember 2021.
  19. a b c d Schweizer EM-Spiel in Aserbaidschan: Kulisse für Despoten. In: Deutschlandfunk. 12. Juni 2021, abgerufen am 23. Dezember 2021.
  20. Nina Katzemich: Thomas Bareiß: Wie nah steht er den Aserbaidschan-Lobbynetzwerken? In: Lobbycontrol. 2. Mai 2021, abgerufen am 29. Dezember 2021.
  21. a b Die Baku-Connection: Wie Aserbaidschan in Deutschland schmiert und lobbyiert. RedaktionsNetzwerk Deutschland, 12. März 2021, abgerufen am 25. Dezember 2021.
  22. Executive Guilty of Conspiracy in Foreign Bribery Case. In: The New York Times. 10. Juli 2009, abgerufen am 3. Januar 2022 (englisch).
  23. Azerbaijan and International Corruption Scandals. Baku Research Institute, 3. Juni 2021, abgerufen am 3. Januar 2022 (englisch).
  24. Debevoise & Plimpton: FCPA-related money laundering: risks for financial and non-financial firms. 30. Oktober 2013, abgerufen am 3. Januar 2022 (englisch).
  25. Ethics Report Reveals Azerbaijan Secretly Bankrolled Trip for US Lawmakers. Organized Crime and Corruption Reporting Project, 14. Mai 2015, abgerufen am 25. Dezember 2021 (englisch).
  26. 10 members of Congress took trip secretly funded by foreign government. In: The Washington Post. 13. Mai 2015, abgerufen am 27. Dezember 2021 (englisch).
  27. CDU erhält mysteriöse Gelder aus Aserbaidschan. In: Süddeutsche Zeitung. 26. Oktober 2017, abgerufen am 22. Dezember 2021.
  28. It’s time to make a commitment to protect the media. In: euronews. 16. Oktober 2021, abgerufen am 28. Dezember 2021 (englisch).
  29. 17 Black money trail leads to Switzerland, with links to Azerbaijan. In: The Times of Malta. 16. Oktober 2020, abgerufen am 28. Dezember 2021 (englisch).
  30. Das Image des Ölhändlers leidet Socar – Feuer und Flamme für so vieles. In: Public Eye. 12. Januar 2021, abgerufen am 25. Dezember 2021.
  31. TuS Dexheim lässt Mitglieder über SOCAR-Spende entscheiden. In: Allgemeine Zeitung (Mainz). 4. Oktober 2018, abgerufen am 21. Dezember 2021.
  32. "Blut an den Händen" Die Aserbaidschan-Connections der Union. In: n-tv. 13. März 2021, abgerufen am 26. Dezember 2021.
  33. CVP-Nationalrat boykottiert Tankstellen-Partner Socar wegen Kriegspropaganda: «Die Migros geschäftet mit Kriegstreibern!» In: Blick. 8. Oktober 2020, abgerufen am 26. Februar 2021.
  34. Maltese Taxpayers Losing Out in Gas Deal with Azerbaijan. Organized Crime and Corruption Reporting Project, 25. April 2018, abgerufen am 23. Dezember 2021 (englisch).
  35. SOCAR fails in legal bid to block Latvian investigation into secret Malta LNG agreement. In: The Shift. 8. April 2021, abgerufen am 22. Dezember 2021 (englisch).