Sulfasalazin

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Salazosulfapyridin)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Strukturformel
Struktur von Sulfasalazin
Allgemeines
Freiname Sulfasalazin
Andere Namen
  • Salazosulfapyridin
  • 2-Hydroxy-5-[(E)-4-(pyridin-2-ylsulfamoyl)phenyldiazenyl]benzoesäure (IUPAC)
  • 5-[4-(2-Pyridylsulfamoyl)-phenylazo]salicylsäure
Summenformel C18H14N4O5S
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 599-79-1
EG-Nummer 209-974-3
ECHA-InfoCard 100.009.069
PubChem 5353980
ChemSpider 10605946
DrugBank DB00795
Wikidata Q420035
Arzneistoffangaben
ATC-Code

A07EC01

Wirkstoffklasse

Intestinaler Entzündungshemmer

Eigenschaften
Molare Masse 398,39 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

220 °C (Zersetzung)[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 317​‐​334
P: 261​‐​280​‐​284​‐​304+340​‐​333+313​‐​342+311[2]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Sulfasalazin (INN) oder Salazosulfapyridin ist ein entzündungshemmender Arzneistoff, der insbesondere zur Behandlung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt wird. Beispiele dafür sind Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, aber auch chronische Polyarthritis. Chemisch handelt es sich um eine Verbindung des Sulfonamids Sulfapyridin mit 5-Aminosalicylsäure (5-ASA, auch Mesalazin genannt).

Salazosulfapyridin ist ein Co-Drug (Mutual Prodrug) und wird (oral eingenommen) erst durch Dickdarmbakterien in seine wirksamen Bestandteile Sulfapyridin und 5-ASA gespalten. Daher kann es nur im Dickdarm wirken. Durch den Prodrug-Effekt wird also verhindert, dass die Substanz schon im Dünndarm aufgenommen wird und somit im Dickdarm keine wirksame Menge mehr ankommt.

Das Prodrug Sulfasalazin wird im oberen Dünndarm (Jejunum) teilweise resorbiert, ein größerer Teil jedoch erst im Kolon durch das bakterielle Enzym Azoreduktase zu Sulfapyridin und 5-Aminosalicylsäure gespalten. Das Sulfonamid Sulfapyridin ist selbst auch entzündungshemmend und wird zur Therapie der rheumatoiden Arthritis eingesetzt, ist aber auch für einen Großteil der Nebenwirkungen von Sulfasalazin verantwortlich. Die 5-Aminosalicylsäure wirkt über eine Hemmung des Arachidonsäurestoffwechsels, als Radikalfänger und über eine Hemmung des Immunsystems entzündungshemmend. Die einzelnen Mechanismen sind im Artikel über 5-ASA ausführlich dargestellt.

Anwendungsgebiete

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Salazosulfapyridin findet vor allem bei der Akutbehandlung und Rezidivprophylaxe der Colitis ulcerosa Anwendung. Aber auch bei Morbus Crohn, hier wird es vor allem bei Dickdarmbefall eingesetzt. Ein weiteres Einsatzgebiet ist bei Gelenkerkrankungen (Arthropathien), die typischerweise als Begleiterscheinungen der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen auftreten. Schließlich gilt es auch als Basistherapeutikum bei chronischer Polyarthritis.

In Abhängigkeit von der Dosis des Medikamentes kann es zu Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, verminderter Aufnahme des Vitamins Folsäure und Kopfschmerzen kommen. Dosisunabhängig treten häufig Blutbildveränderungen mit Verminderung der weißen Blutkörperchen (Leukozyten), verkürzter Lebensdauer und vermehrtem Zerfall der roten Blutkörperchen (hämolytische Anämie) oder Verminderung der Blutplättchen (Thrombozytopenie) auf. In seltenen Fällen münden diese Nebenwirkungen in einem bedrohlichen vollständigen Verschwinden der sogenannten Granulozyten (Agranulozytose) oder einem vollständigen Versagen des Knochenmarks. Zu den häufigen Nebenwirkungen zählen weiterhin Hautausschläge, die selten in ein Stevens-Johnson-Syndrom übergehen können, Bauchschmerzen, sowie Erhöhungen der Leberenzyme, die wiederum selten Ausdruck einer Hepatitis sein können.

Bei Frauen wird die Fertilität durch die Medikation von Sulfasalazin nicht beeinträchtigt.[5] Bei Männern kann das Präparat die Beweglichkeit der Spermien beeinträchtigen. Auch die Zahl der Spermien scheint während der Therapie verringert zu sein. Es ist also möglich, dass Männer während einer Sulfasalazin-Therapie nicht zeugungsfähig sind. Dies normalisiert sich jedoch 2–3 Monate nach Absetzen des Medikaments.[6]

Schwangerschaft, Stillzeit und Kinderwunsch

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frauen sollten vor bzw. in einer bereits eingetretenen Schwangerschaft unter der Medikation von Sulfasalazin unbedingt Folsäure einnehmen. Sulfasalazin vermindert anscheinend die Folsäureabsorption. Vom Stillen wird nicht abgeraten.[5]

Monopräparate

Azulfidine (D), Azulfidine RA (D), Colo-Pleon (D), Pleon RA (D), Salazopyrin (A, CH), diverse Generika (D, A)

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d Eintrag zu Sulfasalazine in der ChemIDplus-Datenbank der United States National Library of Medicine (NLM) (Seite nicht mehr abrufbar)
  2. a b c Datenblatt Sulfasalazine ≥ 98 % bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 13. Mai 2017 (PDF).
  3. Drugs in Japan. S. 420, 1990.
  4. Journal of the Royal Society of Medicine. Vol. 73, S. 587, 1980.
  5. a b Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e. V.. (Stand: 1. Juli 2008).
  6. H. E. Langer: Muss ich als Mann Sulfasalazin vor einem geplanten Kinderwunsch absetzen. Stand 21. November 2006.