Departamento Santa Cruz

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Departamento Santa Cruz
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Lage
Symbole
Flagge
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Basisdaten
Staat Bolivien
Hauptstadt Santa Cruz de la Sierra
Fläche 370.621 km²
Einwohner 3.115.386 (Volkszählung 2024)
Dichte 8,4 Einwohner pro km²
ISO 3166-2 BO-S
Webauftritt www.santacruz.gob.bo (spanisch)
Politik
Präfekt Rubén Costas
Koordinaten: 17° S, 62° W

Das Departamento Santa Cruz liegt im Osten Boliviens. Es hat eine Fläche von 370.621 km² und (nach der Volkszählung 2024) 3.155.386 Einwohner. Die Hauptstadt ist Santa Cruz de la Sierra.

Santa Cruz ist die wirtschaftlich stärkste Region Boliviens, sie verfügt über bedeutende landwirtschaftlichen und industrielle Produktion.

Das Departamento Santa Cruz erstreckt sich von der Cordillera Oriental am Ostrand der Anden ins flache Tiefland des Amazonasbeckens und des Gran Chaco. Santa Cruz grenzt im Osten an Brasilien und im Südosten an Paraguay. Innerhalb Boliviens grenzt Santa Cruz an das Departamento Beni im Norden, das Departamento Cochabamba im Westen und das Departamento Chuquisaca im Südwesten.

Das Klima ist tropisch mit einer Regenzeit im Sommer. Durch kalte Südwinde mit polarem Ursprung (Surazos) kann es insbesondere im Winter zu kurzzeitigen Kälteeinbrüchen kommen. Die Vegetation im Flachland reicht vom tropischem Regenwald im feuchten Norden des Departamentos über Feuchtwälder und Feuchtsavannen bis zu Trockenwäldern im trockenen Gran Chaco.

Denguefieberausbruch 2023

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Im Jahr 2023 brach in Bolivien Denguefieber aus. Das Departamento Santa Cruz war am stärksten betroffen. Von Anfang Januar 2023 bis Mitte Februar 2023 erkrankten tausende Menschen und es starben mehr als 25. Die Nachrichtenagentur ABI berichtete unter Berufung auf die staatlichen Gesundheitsbehörden, dass die Krankenhäuser im Department an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gerieten. Kinder waren besonders betroffen, in Santa Cruz de la Sierra waren mehr als die Hälfte der Infizierten in den Kliniken Minderjährige.[1][2]

Die Einwohnerzahl des Departamento Santa Cruz ist von 1950 bis 2024 auf mehr als das Zwölffache angestiegen:

Jahr Einwohner Quelle
1950 244.658 Volkszählung[3]
1976 710.724 Volkszählung[3]
1992 1.364.389 Volkszählung[3]
2001 2.029.471 Volkszählung[3]
2012 2.655.084 Volkszählung[4]
2024 3.115.386 Volkszählung[5]

Bei der Volkszählung 2001 bezeichneten sich im Departamento Santa Cruz von den über 15-jährigen 16,95 % der Bevölkerung als Quechua, weitere 20,49 % nannten eine andere indigene Ethnie (darunter Aymara, Guaraní, Chiquitano und Mojeño). 62,56 % zählten sich zu keiner indigenen Ethnie.[6] Laut Volkszählung 2012 ist für 88,9 % der Bevölkerung Spanisch die primäre Sprache, gefolgt von Quechua (7,7 %), Deutsch (2,3 %) und Guaraní (1,7 %).[7]

Eine wichtige Ursache für den raschen Bevölkerungsanstieg seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts ist die teilweise staatlich geförderte Umsiedlung von Menschen aus dem kargen Hochland des Altiplano im Westen des Landes in das fruchtbare Tiefland. Im Anschluss an die Agrarreform von 1953 entstanden im Departamento de Santa Cruz so genannte Agrarkolonisationsgebiete, in denen Zuwanderer in Plandörfern, bestehend aus meist 40 Familien pro Dorf, angesiedelt wurden. Die Umsiedlungsprogramme gerieten in den 1960er Jahren aufgrund der hohen Kosten, die sie verursachten, ihres begrenzten Erfolges (Projektziele: Importsubstituierung von Agrargütern im Tiefland, Stärkung der nationalen Einheit, demographische Entlastung des Hochlandes u. a.) und der umstrittenen Arbeit der Kolonisationsbehörden (INC/INRA) bei der Vergabe von Flächen und Landtiteln in die Kritik. Dagegen stehen positive Ansätze eines interkulturellen Zusammenlebens von Hoch- und Tieflandbevölkerung (Beispiel San Julián, vgl. Literaturhinweise).

Wie in den Kolonisationsgebieten (San Julián, Yapacaní u. a.) so weist auch in der Hauptstadt Santa Cruz de la Sierra die Bevölkerung aufgrund der starken Zuwanderung eine hohe ethnische Vielfalt auf. Neben Siedlungsgebieten von Tieflandbewohnern oder Zuwanderern aus dem Hochland existieren im Departamento de Santa Cruz auch Kolonien von Plautdietsch-sprachigen Russlandmennoniten, die sich zuerst aus Paraguay kommend seit den 1950er-Jahren angesiedelt haben. Später kamen Russlandmennoniten aus Mexiko, Kanada und Belize dazu. im Jahre 2016 lebten etwa 70.000 Russlandmennoniten im Departamento Santa Cruz. Südlich der Hauptstadt liegt die auch von Untersuchungshäftlingen bewohnte Gefangenensiedlung Palmasola, in der es 2001 zu Unruhen kam.

Das Departamento Santa Cruz ist in 15 Provinzen unterteilt:

Index Provinz Einwohner 1992 Einwohner 2001 Einwohner 2012 Einwohner 2024 Provinz-Hauptstadt
07-01 Provinz Andrés Ibáñez 784.678 1.256.801 1.654.311 1.939.159 Santa Cruz de la Sierra
07-02 Provinz Ignacio Warnes 38.285 56.979 108.888 161.311 Warnes
07-03 Provinz José Miguel de Velasco 42.929 56.702 69.828 91.573 San Ignacio de Velasco
07-04 Provinz Ichilo 49.484 70.444 92.721 100.473 Buena Vista
07-05 Provinz Chiquitos 42.519 60.359 82.429 114.019 San José de Chiquitos
07-06 Provinz Sara 29.607 37.733 43.171 44.713 Portachuelo
07-07 Provinz Cordillera 88.628 101.733 120.236 134.713 Lagunillas
07-08 Provinz Vallegrande 26.744 27.429 26.576 26.155 Vallegrande
07-09 Provinz Florida 22.750 27.447 32.842 37.291 Samaipata
07-10 Provinz Obispo Santistevan 104.660 142.786 181.198 196.101 Montero
07-11 Provinz Ñuflo de Chávez 61.008 93.392 116.652 129.674 Concepción
07-12 Provinz Ángel Sandoval 10.695 13.073 14.470 15.336 San Matías
07-13 Provinz Manuel María Caballero 16.074 20.010 23.309 23.189 Comarapa
07-14 Provinz Germán Busch 25.426 33.006 42.830 43.935 Puerto Suárez
07-15 Provinz Guarayos 20.902 31.577 48.301 57.744 Ascención de Guarayos

Größte Städte

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Die mit Abstand größte und wichtigste Stadt des Departamentos ist die Hauptstadt Santa Cruz de la Sierra.

Stadt Volkszählung 2012 Volkszählung 2001
Santa Cruz de la Sierra 1.653.001 1.116.059
Montero 107.294 78.294
Warnes 77.668 17.872
La Guardia 76.123 29.745
Yapacaní 30.952 14.589
Camiri 28.855 26.505
San Ignacio de Velasco 23.126 19.401
San Julián 20.687 6.585

Autonomie-Referendum

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Siehe auch Bolivien/Innenpolitische Spannungen

Am 4. Mai 2008 fand ein Referendum über eine weitgehende Autonomie nach spanischem Vorbild[8] statt. Nach einem Urteil des Nationalen Wahlgerichtshof, welcher das Referendum wegen fehlender rechtlicher Voraussetzungen untersagte, wurde es vom Präsident Boliviens Evo Morales als verfassungswidrig bezeichnet.[9] Befürworter des Referendums bezeichneten dieses allerdings mit der zurzeit gültigen Verfassung Boliviens in Einklang.[10] Die bolivianische Armee warnte vor einer Gefahr für die territoriale Integrität des Landes. [11][12] Nach Angaben der Departementsregierung von Santa Cruz antworteten 350.000 Menschen „mit friedlichen Demonstrationen auf die Drohungen der [Zentral-]Regierung gegen die Demokratie.“[13]

Hintergrund für das Referendum und die in weiteren Departamentos stattfindenden Referenden im Juni 2008 sind die inneren Gegensätze in Bolivien. Dabei sind die östlichen Departamentos im Tiefland rohstoffreicher und wohlhabender als die westlichen Departamentos des Hochlandes. Zusätzlich sind die konservativen politischen Kräfte für die Autonomie und die linken politischen Kräfte für den Status quo. Die Autonomiebefürworter der östlichen Departamentos kritisieren die Regierung für den Plan, einen größeren Teil der Einnahmen aus dem Osten im ärmeren Westen auszugeben. Der sozialistische Präsident stützt seine Macht auf die indigenen Bevölkerungsteile, während die spanischstämmige Bevölkerung eher die konservativen Kräfte unterstützt. Die Autonomiebefürworter stehen für eine freie Marktwirtschaft, die sozialistischen Autonomiegegner für eine Wirtschaft mit wesentlicher Staatsbeteiligung.

Die Wahlbeteiligung betrug etwa 61 %.[14] Ersten Ergebnissen zufolge haben sich mehr als 80 % der Wahlteilnehmer für die Autonomie ausgesprochen[15] Bolivianische Quellen sprechen von 84 %. 11,5 % stimmten mit „nein“ und 1,3 % legten leer ein.[16]

Rubén Costas, Präfekt des Departamentos Santa Cruz, begrüßte das Ergebnis als Sieg. Er kündigte an „Bolivien zum dezentralisiertesten Land Lateinamerikas“ zu machen.[17] Präsident Morales hingegen bezeichnete das Referendum wegen der im Vergleich zu früheren Wahlen geringen Wahlbeteiligung als Misserfolg für die Autonomie,[9] erklärte aber, er sei sich darüber bewusst, dass zumindest ein breiter Teil der Bevölkerung Autonomieforderungen stelle.[18]

Regionalwahlen 2010 und 2021

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Gesamtergebnis im Departamento Santa Cruz bei den Regionalwahlen vom 4. April 2010:[19]

Wahl-
berechtigte
Wahl-
beteiligung
gültige Stimmen VERDES MAS-IPSP TODOS FA MSM FCN
1.225.072   1.052.426 979.123   515.370 374.326 43.929 25.031 11.530 8.937
  85,9 % 93,0 %   52,6 % 38,2 % 4,5 % 2,6 % 1,2 % 0,9 %

Gesamtergebnis im Departamento Santa Cruz bei den Regionalwahlen (elecciones de autoridades políticas) vom 7. März 2021:[20]

Wahl-
berechtigte
Wahl-
beteiligung
gültige Stimmen CREEMOS MAS-IPSP UNIDOS SOL ASIP MNR
1.914.621   1.641.302 1.545.658   860.023 589.978 50.315 20.850 17.530 6.962
  85,72 % 94,17 %   55,64 % 38,17 % 3,26 % 1,35 % 1,13 % 0,45 %

Die Region um die Hauptstadt Santa Cruz de la Sierra wird intensiv landwirtschaftlich genutzt, im waldreichen Norden herrscht Forstwirtschaft vor. Land- und Forstwirtschaft sowie die Verarbeitung der land- und forstwirtschaftlichen Produkte sind wirtschaftlicher Schwerpunkt des Departamento Santa Cruz.

Die Region besitzt außerdem die zweitgrößten Erdgasvorkommen in Südamerika. In den 1990ern wurden diese privatisiert. Forderungen nach Rücknahme der Privatisierungen führten mit zum Sturz von Boliviens Präsident de Lozada. 2005 unter Präsident Mesa versuchten Oberschicht und Unternehmensverbände, diesen Bestrebungen mit einer Forderung nach Autonomie für die Region zuvorzukommen.

In Santa Cruz befinden sich die als Weltkulturerbe der UNESCO geschützten Jesuitenmissionen der Chiquitos und die Festung von Samaipata sowie der als Weltnaturerbe geschützte Nationalpark Noel Kempff Mercado. Eine weitere Sehenswürdigkeiten ist der Nationalpark Amboró. In der Ortschaft La Higuera am westlichen Rand des Departamentos wurde im Jahre 1967 Che Guevara gefangen genommen und getötet.

Literaturhinweise

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  • Johannes Winter (2006): Bolivien – Armut schweißt zusammen. Ansätze für ein interkulturelles Zusammenleben jenseits aller Fragmentierung. In: eins – Entwicklungspolitik Information Nord-Süd, H. 11–12 (Juni), S. 42–45, 2006.
  • Johannes Winter (2005): Integrationsprozesse im ländlichen Bolivien. Beispiele aus dem Departamento de Santa Cruz. In: Arbeitshefte des Lateinamerika-Zentrums. / CeLA, Nr. 91. Münster. Download: (PDF; 1,7 MB)
  • Sevilla, Rafael und Benavides, Ariel (2001): Bolivien – das verkannte Land? Horlemann, Bad Honnef.

Einzelnachweise

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  1. Bolivian hospitals under strain as dengue kills dozens. 15. Februar 2023, abgerufen am 16. Februar 2023 (englisch).
  2. RedaktionsNetzwerk Deutschland: Bolivien: Ausbruch von Dengue-Fieber – Tausende Infektionen, mehrere Tote. Abgerufen am 16. Februar 2023.
  3. a b c d Instituto Nacional de Estadística (INE) (Memento vom 26. Februar 2014 im Internet Archive)
  4. INE – Instituto Nacional de Estadística Bolivia 2012 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  5. RESULTADOS - CENSO BOLIVIA, abgerufen am 1. September 2024
  6. Instituto Nacional de Estatística(INE) (Memento vom 27. Oktober 2009 im Internet Archive): Censo de Población y Vivienda 2001
  7. Censo de Población y Viviendo 2012. (pdf) Características de la Población. Instituto Nacional de Estadística, Februar 2015, S. 36, abgerufen am 21. September 2020 (spanisch).
  8. Die Presse: Bolivien: Das Tiefland sagt leise „Adiós“ (4. Mai 2008)
  9. a b AFP: Reichste Region Boliviens stimmt in Referendum für Autonomie, 5. Mai 2008 (Memento vom 24. Januar 2013 im Webarchiv archive.today)
  10. El Diario: Llegó la hora de la verdad para el referéndum por la autonomía (Memento vom 8. Mai 2008 im Internet Archive) aufgerufen am 4. Mai 2008
  11. ORF: Bolivien: Umstrittenes Referendum in Santa Cruz (4. Mai 2008)
  12. La Razón (Zeitung, La Paz): FFAA ven que el Estatuto afecta la seguridad interna (Memento vom 8. Juni 2008 im Internet Archive) aufgerufen am 4. Mai 2008
  13. Departamentsregierung Santa Cruz (Memento vom 30. November 2010 im Internet Archive) (spanisch), abgerufen am 9. April 2024.
  14. El Diario: Victoria del Sí en consulta perfila un acuerdo nacional (Memento vom 8. Mai 2008 im Internet Archive) abgerufen am 5. Mai 2008
  15. Deutsche Welle: Schlappe für Morales: Santa Cruz will mehr Autonomie (5. Mai 2008)
  16. El Diario (La Paz): El “Sí” triunfó con más del 84% de votos en consulta autonómica (Memento vom 8. Mai 2008 im Internet Archive) aufgerufen am 5. Mai 2008
  17. Rückenstärkung für Santa Cruz in Bolivien, NZZ, 6. Mai 2008
  18. Das Problem Santa Cruz, Telepolis, 5. Mai 2008
  19. Acta de Cómputo Nacional Elecciones Departamentales, Municipales y Regional 2010
  20. Elección de Autoridades Políticas Departamentales, Regionales y Municipales 2021
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