Satz von Nikomachos

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Der Satz von Nikomachos besagt in der Zahlentheorie, dass das Quadrat der Summe der ersten n natürlichen Zahlen gleich der Summe deren Kubikzahlen ist,[1] beispielsweise bei n=4 Zahlen:

(1+2+3+4)2 = 102 = 100 = 1+8+27+64 = 13+23+33+43

Die Summe in der Klammer ist eine Dreieckszahl. Nikomachos selbst entdeckte, dass jede Kubikzahl n3 eine Summe von n aufeinander folgenden ungeraden Zahlen ist, und sich diese Zahlen bei wachsendem n direkt aneinander anschließen. Indem diese Summen addiert werden, ergibt sich der obige Satz.

Nikomachos’ Entdeckung

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Nikomachos weist in seinem Buch Arithmetik II,20[2] auf eine von ihm gemachte Entdeckung hin:

„Denn wenn die aufeinanderfolgenden ungeraden Zahlen von 1 beginnend bis ins Unendliche aufgestellt werden, beobachte dies: Die erste bildet den potentiellen Kubus; die nächsten beiden, summiert, (bilden) den zweiten; die nächsten drei den dritten; die vier danach folgenden den vierten; die sich anschließenden fünf den fünften; die nächsten sechs den sechsten und so fort.“

Nikomachos von Gerasa[3]

Nikomachos gibt also die ersten sechs Kubikzahlen als Beispiele

1 = 1 = 13
3+5 = 8 = 23
7+9+11 = 27 = 33
13+15+17+19 = 64 = 43
21+23+25+27+29 = 125 = 53
31+33+35+37+39+41 = 216 = 63

für die Regel[1]

Die hier auftretenden Summen erstrecken sich über aufeinander im gleichen Abstand folgende Zahlen, deren Mittelwert die Hälfte der Summe der größten und der kleinsten summierten Zahl ist. Wenn n Zahlen mit bekanntem Mittelwert addiert werden, dann ist nach der Definition des Mittelwerts die Summe gleich dem n-fachen Mittelwert, siehe auch Gaußsche Summenformel.

Auf der linken Seite in obiger Regel steht die Summe der ungeraden Zahlen von (n2−n+1) bis (n2+n−1), deren Mittelwert n2 ist und von denen n addiert werden. Somit ergibt ihre Summe die Kubikzahl n3 auf der rechten Seite.

Nach Addition der ersten n dieser Identitäten steht, wie aus der Tabelle abzuleiten ist, rechts die Summe der ersten n Kubikzahlen 13 bis n3 und links die Summe der ersten (n2+n)/2 ungeraden Zahlen 1, 3, … bis (n2+n−1). Deren Mittelwert ist die Hälfte der Summe aus der kleinsten und der größten Zahl, also (n2+n)/2, und genauso viele Zahlen werden addiert, sodass die Summe dieser ungeraden Zahlen gleich dem Quadrat [(n2+n)/2]2 entspricht.

Der Mittelwert der ganzen Zahlen 1, 2, … bis n ist (n+1)/2 und in deren Summe werden n Zahlen addiert, sodass die Summe der ersten n Zahlen gleich n(n+1)/2=(n2+n)/2 ist.

Daher entspricht das Quadrat der Summe der ersten n Zahlen der Summe der ersten n Kubikzahlen.[1]

Geometrischer Beweis

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Die folgende Ableitung benutzt Quader der Dicke eins, sodass ihr Volumen zahlenmäßig gleich dem Inhalt ihrer Deckfläche ist. Betrachtet werden die einfarbigen Winkel der Breite n, die für n=1 (rot), n=2 (gelb), n=3 (grün), n=4 (blau) und n=5 (lila) im Bild dargestellt sind. Die Deckfläche eines solchen einfarbigen Winkels der Breite n besteht aus n Quadraten der Kantenlänge n, wobei bei geradem n ein Quader in zwei Hälften geteilt wird (gelb und blau). Die Deckfläche des Winkels ist also n·n2=n3, und die quadratischen Quader der Kantenlänge n und Dicke 1 können zu den Würfeln mit Volumen n3 am oberen Rand des Bildes aufgestapelt werden. Von einem Schritt zum nächsten nimmt die Breite des Winkels um eine Einheit zu, sodass sich der Winkel der Breite n in einen quadratischen Quader □ einpasst (bunte Fläche unter den Würfeln), dessen Kantenlänge die n-te Dreieckszahl

🛆n := 1 + 2 + … + n

ist. Also ist das Volumen des Quaders □

  • einerseits gleich (🛆n)2=(1+2+…+n)2,
  • andererseits gleich der Summe der Kuben 13 bis n3.

Einzelnachweise

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  1. a b c Dietmar Herrmann: Die antike Mathematik. Eine Geschichte der griechischen Mathematik, ihrer Probleme und Lösungen. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg 2014, ISBN 978-3-642-37611-5, S. 312, doi:10.1007/978-3-642-37612-2.
  2. Beispielsweise:
    • Richard Hoche (Hrsg.): Nicomachi Geraseni Pythagorei introductionis arithmeticae libri II. Teubner, Leipzig 1866 (kritische Ausgabe)
    • Kai Brodersen: Nikomachos von Gerasa: Einführung in die Arithmetik. Sammlung Tusculum, Berlin: de Gruyter 2021 (zweisprachige Ausgabe griechisch-deutsch)
  3. Sonja Brentjes: Untersuchungen zum Nicomachus Arabus. In: Centaurus. Band 30, 1987, S. 218 (academia.edu).