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Schlacht von Montgisard

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Schlacht von Montgisard
Teil von: Krieg zwischen Kreuzfahrern und Ayyubiden

Die Schlacht von Montgisard. Historiengemälde von Charles-Philippe Larivière (1798–1876)
Datum 25. November 1177
Ort Montgisard, bei Ramla
Ausgang Sieg der Kreuzfahrer
Konfliktparteien

Königreich Jerusalem
Templerorden
Johanniterorden

Ayyubiden

Befehlshaber

Balduin IV.
Rainald von Chatillon

Saladin

Truppenstärke

ca. 500 Ritter, darunter

  • 80 Tempelritter,
  • ca. 40 Johanniterritter,

ca. 2.500 rangniedere Soldaten[1]

um 30.000

Verluste

1.100 Tote, 750 Verwundete[2][1]

um 20.000

Die Schlacht von Montgisard wurde am 25. November 1177 zwischen dem Königreich Jerusalem und Saladin ausgetragen.

Im Jahr 1177 hatte Philipp von Elsass, Graf von Flandern, Vermandois und Valois, auf einem Kreuzzug das Heilige Land erreicht. Verhandlungen mit Byzanz über einen gemeinsamen Angriff auf Ägypten verliefen ergebnislos, woraufhin Philipp zusammen mit Truppen der Kreuzfahrerstaaten im nördlichen Syrien bei Hama und Harenc den Kampf gegen die Muslime aufnahm, ohne aber Nennenswertes zu bewirken.[3] Während sich die Kreuzfahrer somit auf Syrien konzentrierten, unternahm der Ayyubidensultan Saladin eine Invasion des Königreichs Jerusalem von Ägypten aus.

Als König Balduin IV. von Jerusalem von Saladins Vormarsch erfuhr, verließ er mit allen verfügbaren Truppen Jerusalem und zog seinem Feind zur Stadtfestung Askalon entgegen. In Jerusalem blieben nur Zivilisten zurück.[4] In Askalon angekommen, berief er den Arrière-ban („Heerbann“) ein. Von diesem Einberufungsbefehl, nach dem sich jeder waffenfähige Mann dem königlichen Heer anzuschließen hatte, wurde im Königreich Jerusalem nur äußerst selten Gebrauch gemacht; seine Verwendung deutet darauf hin, dass sich Balduin in einer verzweifelten Situation befand.[5][6]

Unter den Vasallen, die Balduin begleiteten, waren Rainald von Chatillon, Herr von Oultrejordain und erbitterter Gegner Saladins, der gerade aus seiner Gefangenschaft in Aleppo freigelassen worden war, Balduin von Ibelin, Herr von Ramla, dessen Bruder Balian von Ibelin, Herr von Ibelin und Mirabel, Rainald von Grenier, Graf von Sidon, Hugo von Saint-Omer und sein Bruder Wilhelm,[7] Joscelin III., der Onkel des Königs, und Aubert, der Bischof von Betlehem, der das „Wahre Kreuz“ mitführte. Ebenso dabei war ein kleines Kontingent des Johanniterordens; ein Kontingent des Templerordens unter ihrem Großmeister Odo von St. Amand stieß auf seinem Marsch nach Askalon auf das Hauptheer Saladins und zog sich nach Gaza zurück.

Zu den unausrottbaren Legenden um die Schlacht zählt die Behauptung, zur Armee habe ein Kontingent des Lazarus-Ordens gehört, deren Mitglieder auch die Leibgarde des jungen Königs sowie die berühmte Einheit der „Lebenden Toten“ gestellt hätten[8]. Nichts davon ist durch Zeitgenossen bezeugt; im Übrigen wahrte Balduin IV. zum Lazaritenorden sogar eher eine gewisse Distanz: Da Lepra im Mittelalter als göttliche Strafe für einen liederlichen Lebenswandel galt, hätte es dem öffentlichen Ansehen der Krone geschadet, wenn der aussätzige König selbst die Gesellschaft Aussätziger gesucht hätte.[9]

Saladin rückte mit seinem Heer über al-Arisch an, wo er die schweren Wagen seines Trosses zurückließ. Von dort marschierte er vorbei an der Templerfestung Gaza nach Askalon, wo er am 22. November eintraf. Balduin ließ sein Heer vor Askalon zur Schlacht aufstellen, zog es aber wieder hinter die Mauern zurück, als klar wurde, dass das Heer Saladins um ein Vielfaches größer war als seines. Saladin erkannte, dass Balduins Heer keine Bedrohung für ihn darstellte. Er unterließ eine Belagerung Askalons, sondern wandte Balduin den Rücken zu und marschierte in Richtung Jerusalem weiter, in der Erwartung, dass Balduin ihm mit so wenigen Männern nicht zu folgen wagen würde.[10]

Laut Wilhelm von Tyrus umfasste Balduins Heer insgesamt nur 375 Mann aller Ränge, womit er aber wohl deutlich untertreibt – die Johanniter bezifferten allein die christlichen Toten und Verwundeten der Schlacht mit dem Fünffachen dieser Zahl.[2] Wahrscheinlich kommandierte Balduin einige Tausend Soldaten. Die Stärke von Saladins Heer gibt Wilhelm von Tyrus mit 26.000 Mann an.

Saladins Heer fächerte sich weit auf und plünderte die fruchtbare Küstenebene des Hinterlandes. Unterwegs stießen sie auf kleinere Abteilungen christlicher Fußsoldaten, die als Teil des Heerbanns auf dem Weg zum König nach Askalon waren. Sie wurden gefangen genommen und sollten als Sklaven verkauft werden. Saladins Vorhut besetzte die verlassene Siedlung Ramla, deren Bevölkerung nach Jaffa geflohen war, und brannte die Siedlung Mirabel nieder. Anschließend griffen sie Lydda an, wo sich die Bevölkerung in der festungsartigen St. Georg-Kathedrale verschanzte und belagert wurde. Jerusalem war indessen seit Jahrzehnten nicht mehr bedroht worden; die Stadtmauern befanden sich in einem vernachlässigten Zustand und die Bevölkerung suchte Schutz in der Zitadelle des Davidsturms.[11]

Saladin verließ sich so sehr auf seine Einschätzung, dass Balduin den Schutz Askalons nicht verlassen werde, dass er keine Soldaten zurückließ, um Balduin dort zu blockieren oder zumindest seine Bewegungen zu beobachten. Dieser Mangel an elementarer Vorsicht ermöglichte es Balduin, dass er unbemerkt von Saladin Askalon verlassen, sich mit den Templern aus Gaza vereinigen und sich mit ihnen gemeinsam zunächst nordwärts entlang der Küste, dann ostwärts den Brandspuren des gegnerischen Heeres folgend, zu einem Überraschungsangriff formieren konnte.[12]

Am 25. November 1177 hatte Saladin mit seiner Hauptarmee die Hügel von Montgisard (auch Tell Jazar), ca. 5 km südöstlich von Ramla erreicht. Sie waren gerade dabei, einen kleinen Fluss zu überqueren, als sie völlig unerwartet vom christlichen Heer überrascht wurden. Viele von Saladins Männern befanden sich zwecks Plünderung im weiteren Umland, wodurch Saladin den Vorteil seiner enormen zahlenmäßigen Überlegenheit nicht voll ausspielen konnte; dennoch blieb er Balduins Heer zahlenmäßig überlegen.[13]

Wie Saladin später über die Schlacht aussagte, trafen ihn die Christen unvorbereitet und setzten zum Sturmangriff an, noch bevor er seine Truppen in einer Schlachtaufstellung formieren konnte.[13] Rainald von Chatillon führte den Hauptteil der christlichen schweren Kavallerie zu einer wuchtigen Attacke in Saladins Zentrum,[14] während dessen rechter und linker Flügel noch dabei waren, in einem komplizierten Manöver ihre Position einzunehmen. Die Muslime, auch Saladins aus Mamluken bestehende persönliche Garde, wurden völlig überrumpelt und in die Flucht geschlagen. Einer von Saladins Großneffen wurde im Nahkampf getötet.

Saladin selbst konnte nur knapp entkommen. Die christlichen Gefangenen aus dem Heerbann nutzten die allgemeine Verwirrung, um sich zu befreien und überwältigten die Wachen des muslimischen Trosses.[15]

Die Schlacht hatte erst am Nachmittag begonnen, so dass bald die Dunkelheit der Nacht die fliehenden Muslime umgab. Dies erleichterte zwar ihre Flucht, machte es Saladin aber unmöglich, sie in irgendeiner Form zusammenzuhalten. Anschließend war es Balduin ein leichtes, die verstreuten Abteilungen Saladins, die etwa Lydda belagerten oder plündernd Richtung Jerusalem voraus marschiert waren, zu stellen und gefangen zu nehmen bzw. zu töten.[16]

Am nächsten Tag begannen heftige winterliche Regenfälle, die zehn Tage anhielten und Saladin daran hinderten, sein Heer wieder wirksam zu sammeln. Die Kreuzfahrer verfolgten ihn bis Askalon, während Saladin die Nachricht erreichte, dass kriegerische Beduinen sein Basislager in al-Arisch geplündert hatten. Wegen dieses Verlusts musste Saladin die Reste seiner Armee mit nur unzureichenden Vorräten über den Sinai nach Ägypten heimführen. Nur noch mit einem Zehntel seiner Armee erreichte Saladin am 8. Dezember 1177 Kairo.[17]

Saladin erneuerte seinen Angriff erst im März 1179.

Zweifellos war die Schlacht ein großartiger Sieg der Kreuzfahrer. Als das Königreich Jerusalem schon verloren schien, wurde es durch die bemerkenswert mutige Führung des damals gerade sechzehnjährigen und schon von Lepra gezeichneten Königs Balduin gerettet. Die kleine Armee der Christen hatte Saladin eine verheerende Niederlage zugefügt. Der Preis des Sieges war allerdings hoch: Raimund, der Leiter des Hospitals der Johanniter in Jerusalem, berichtet von 1.100 gefallenen Christen und weiteren 750 schwer Verwundeten, die seinem Hospital zur Heilbehandlung anvertraut wurden.[2]

Weder König Balduin noch sein Heer zweifelten daran, dass sie den Sieg nur einem Eingriff Gottes zu verdanken hatten. Bald tauchten Berichte auf, der heilige Georg, dessen Kathedrale in Lydda während der Schlacht von Saladins Vorhut belagert worden war, sei auf dem Schlachtfeld an der Seite der Christen kämpfend gesehen worden. Zum Dank für den Sieg errichteten die Kreuzfahrer bald auch ein Benediktinerkloster auf dem Schlachtfeld, das der heiligen Katharina von Alexandria geweiht wurde, deren Gedenktag am Tag der Schlacht begangen wird.[17]

  • Baha ad-Din: The Rare and Excellent History of Saladin. ed. D. S. Richards, Ashgate, 2002.
  • Wilhelm von Tyrus: Willemi Tyrensis Archiepiscopi Chronicon. ed. R. B. C. Huygens. Turnholt, 1986.
  • Bernard Hamilton: The Leper King and His Heirs. Baldwin IV and the Crusader Kingdom of Jerusalem. Cambridge University Press, 2000.
  • Malcolm Cameron Lyons / David Edward Pritchett Jackson: Saladin. The Politics of the Holy War. Cambridge University Press, 1982.
  • Steven Runciman: A History of the Crusades. Vol. II: The Kingdom of Jerusalem and the Frankish East, 1100–1187. Cambridge University Press, 1952.
  • R. C. Smail: Crusading Warfare, 1097–1193. Cambridge University Press, 1956.

Einzelnachweise

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  1. a b Jean Richard: The Latin kingdom of Jerusalem. Band 1. North-Holland Pub. Co., Amsterdam 1979, ISBN 0444850929, S. 149
  2. a b c R. Röhricht: Beiträge zur Geschichte der Kreuzzüge. Berlin 1874. Band II, S. 128
  3. Ralph-Johannes Lilie: Byzanz und die Kreuzfahrerstaaten. Studien zur Politik des byzantinischen Reiches gegenüber den Staaten der Kreuzfahrer in Syrien und Palästina bis zum vierten Kreuzzug (1096–1204). Fink, München 1981, ISBN 3-7705-2042-4, S. 205–208 (Poikila byzantina 1).
  4. R. Röhricht: Beiträge zur Geschichte der Kreuzzüge. Band II. Berlin 1874, S. 127 f.
  5. R.C. Smail: Crusaing Warfare 1097–1193. Cambridge 1995, S. 92 f.
  6. J.L. Lamonte: Feudal Monarchy in the Latin Kingdom of Jerusalem 1100–1291. Cambridge 1932, S. 159
  7. Louis de Mas-Latrie: Chronique d’Ernoul et de Bernard le Trésorier. Jules Renouard, Paris 1871, 6, S. 44.
  8. Der Orden verbreitete diesen Mythos teilweise selber; so auf der offiziellen europäische Präsenz des „Military and Hospitaller Order of Saint Lazarus of Jerusalem“ lazarus-orden.eu abgerufen am 14. März 2016 um 22:35), während die internationale Website des Ordens (st-lazarus.net (Memento des Originals vom 6. März 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.st-lazarus.net abgerufen am 14. März 2016 um 22:38) diese Umstände bereits nicht mehr erwähnt und korrekt die Schlacht von La Forbie 1244 als ersten gesicherten Beleg für ein militärisches Engagement des Ordens nennt.
  9. Kay Peter Jankrift: Leprose als Streiter Gottes. Institutionalisierung und Organisation des Ordens vom Heiligen Lazarus zu Jerusalem von seinen Anfängen bis zu Jahre 1350. Münster 1996, S. 73–85, bes. S. 56 f. (= Vita regularis, Band 4).
  10. Auch dieser Umstand untermauert die enorme zahlenmäßige Überlegenheit Saladins. – B. Hamilton: The Leper King and his Heirs. S. 134.
  11. B. Hamilton: The Leper King and his Heirs. S. 134.
  12. B. Hamilton: The Leper King and his Heirs. S. 134 f.
  13. a b M. C. Lyons, D. E. P. Jackson: Saladin. S. 122
  14. Mitunter wird auch Balduin von Ibelin als bevorrechtigter Anführer der Attacke genannt, da er als Lehensinhaber der Region über die bessere Ortskenntnis verfügte.
  15. B. Hamilton: The Leper King and his Heirs. S. 135
  16. B. Hamilton: The Leper King and his Heirs. S. 135 f.
  17. a b B. Hamilton: The Leper King and his Heirs. S. 136.