Schloss Radibor

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Schloss Radibor

Das Schloss Radibor ist ein Schloss in Radibor im Landkreis Bautzen in der sächsischen Oberlausitz. Das Gebäude des früheren Rittergutes geht im Kern auf eine alte Wasserburganlage zurück. Seit 2021 ist die Anlage wieder in Privatbesitz. Der Baukörper steht aufgrund seiner bau- und ortshistorischen Bedeutung unter Denkmalschutz.[1]

Bereits im 11. Jahrhundert gab es im heutigen Radibor einen Herrensitz.[2][3] Erstmals erwähnt wurde das Gut im Jahr 1397, Besitzer Sigismund Behr, Bürger von Budissin (Bautzen). Von dieser Zeit an wechselten die Besitzer häufig, es folgten u. a. die unbekannte Familie des Gerhard (de) von Bolberitz-Bolbritz,[4] von Plaunitz, 1589 Christoph von Haugwitz, 1605 Christoph von Minckwitz, 1685 Johannes Julius von Burkersroda.[5] 1707 war der Herrensitz und das Rittergut in den Besitz der zumeist in Mecklenburg begüterten Adelsfamilie von Schack gelangt.

Das heutige Schloss wurde zwischen 1701 und 1708, nach anderen Quellen in den Jahren 1719/1720, unter Friedrich Wilhelm von Schack (1688–1749) im Stil des Spätbarock errichtet. 1765 kam das Rittergut Radibor an den General Joseph Baron (Freiherr) von Ried,[6] anderen Archiven zufolge an Obrist-Lieutnant Baron (Freiherr) Ludwig von Ried.[7] Seit 1783 gehörte das Schloss der Witwe Maria Johanna Nepomucena Gräfin von Bolza, ab 1787 verehelichte Gräfin von Gondrecourt.[8] 1805 ging das Rittergut[9] für 80.000 Taler in den Besitz Carl Friedrich Wilhelm von Bose (1760–1818).[10] Von mindestens 1819, Nachweis 1822,[11] bis 1830 ist mit Regierungsrat Johann Georg Geissler[12] ein erster bürgerlicher Gutsherr nachgewiesen. 1848 kam die Familie Swoboda,[13] der Schönburg’schen Kämmerer Victor Leopold Swoboda-Elzenberg,[14] an das damalige Allodial-Rittergut Radibor.[15] 1843 (der noch Minorenn)[16] Reinhard von Voss,[17] ab 1854 Familie von Einsiedel.

Die Angaben der Gutsgröße mit 240 ha des Güter-Adressbuchs Freistaat Sachsen 1925 sind in allen, und teils auf Selbstangaben beruhenden, Flächendaten konkret, davon waren 114 ha Ackerflächen. Eigentümer waren damals die Gräfinnen Elisabeth und Anna von Einsiedel, Verwalter Felix Winkler.[18] Die letzten Besitzer waren u. a. Leutnant Clemens Graf Einsiedel, seine Ehefrau wurde Ehefrau Elizabeth Campell a. d. H. d. Baronets Campbell. Dann folgte die Tochter, Gräfin Helene von Einsiedel-Radibor im Eigentum, bis 1928. Ihr Mann war Rittmeister d. R. und Verweser des Weltadeligen Fräulein-Stiftes Joachimstein, Alfred-Georg Sahrer von Sahr auf Ehrenberg. Ihre Tochter Freifrau Johanna von Welck, geb. Sahrer von Sahr (1875–1956), wurde dann Gutsherrin bis 1945.[19] Sie war verheiratet mit dem späteren Domdechanten des Hochstifts zu Meißen und sächs. Kammerherrn Alfred Freiherr von Welck (1866–1963), der auch als Autor tätig wurde.[20] 1945/1946 erfolgte die Enteignung bei der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone.[21]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden das Objekt vielfältig genutzt, als Schule für sorbische Neulehrer, Internat und LPG-Küche; Leerstand seit den 1990erJahren. 2021 begann eine umfassende Sanierung in privater Hand.

Das Schloss Radibor ist ein stattlicher barocker Putzbau. Die Bauzeit ist in den Zeitraum zwischen 1701 und 1720 datierbar. Es diente als insgesamt doch großzügiger gestalteter Wohnsitz der genannten Familie von Schack. Von der an dieser Stelle ehemals vorhandenen Wasserburg ist das Grabensystem zum Teil heute noch erkennbar. Der zweigeschossige Baukörper baut sich auf einem fast quadratischen Grundriss auf, mit einem schmalen Lichthof im Zentrum. Die Hauptfront wird betont von einem dreiachsigem Giebel versehenden Risalit. Über dem Mittelportal sind zwei um 1910 geschaffene figürliche Halbreliefs angebracht. Im Inneren des alten Herrensitzes führt von einer großzügigen Halle aus eine fünfläufige Treppe in das Obergeschoss. Unter deren Mittelpodest befindet sich der Zugang zum Lichthof und von diesem ein Gang, der zum Garten geht. Im vorderen Teil des Gebäudes erstreckten sich die Wohnräume, im hinteren Teil sind überwölbte ehemalige Wirtschaftsräume. In den großen Räumen des Obergeschosses sind momentan noch fragmentarische Farbfassungen erhalten.

Das Schloss liegt in einem Park mit älteren Baumbestand. Hier befinden sich zwei Pavillonbauten. 1993 fand unter der Deutschen Stiftung Denkmalschutz eine erste Notsicherung statt.[22] 2024 folgte die Sanierung der besagten Kavaliershäuser.[23]

Commons: Schloss Radibor – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Schloss, Hrsg. Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Bonn 2022/2023.
  2. Otto Moser: Markgrafenthum Oberlausitz. In: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Hrsg. Gustav Adolf Poenicke, Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Selbstverlag, 1859, S. 12–14.
  3. Vgl. (Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Radibor), In: Wikisource.
  4. Hans von Schack: Beiträge zur Geschichte der Grafen und Herren von Schack. I. Wilhelm Baensch, Berlin 1884, S. 121 f. (Digitalisat)
  5. Neues Lausitzisches Magazin. 1860. Hrsg. Oberlausitzsche Gesellschaft der Wissenschaften. Gottlob Traugott Leberecht Hirche. In: Neues Lausitzisches Magazin, Band 36. Inhalts-Uebersicht des Dom-Stifts-Archivs zu Budissin, Druck von H. Jungandreas, Selbstverlag, Görlitz 1860, S. 477–478. (Digitalisat)
  6. Ried, Joseph Heinrich Freiherr von. (k. k. Feldmarschall-Lieutnant und Ritter des Maria-Theresien-Ordens), geb. zu Offenburg in Baden 1720, gest. Günzburg 11. September 1799, In: Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich, Band (Theil) 26, Druck und Verlag K. K. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1874, S. 79–80.
  7. Die Oberlausitz als besondere Abtheilung von Sachsens Kirchen-Galerie. Lief. 41. 1861. Druck Ernst Blochmann Dresden, Verlag Hermann Schmidt, Dresden 1861, S. 161. (Digitalisat)
  8. Walter von Boetticher: Geschichte des Oberlausitzischen Adels und seiner Güter 1635–1815. Band 2. v. Rex; zu Solms. II. Sonnenwaldische Unterlinie. Selbstverlag der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, Görlitz, Oberlößnitz 1913, S. 593–894 (Digitalisat).
  9. Die Oberlausitz als besondere Abtheilung von Sachsens Kirchen-Galerie. Lief. 41. 1861. Druck Ernst Blochmann Dresden, Verlag Hermann Schmidt, Dresden 1861, S. 161. (Digitalisat)
  10. Graf Solms-Laubach: Geschichte des Grafen- und Fürstenhauses Solms, §. 15., Frankfurt am Main 1865, S. 171–455. (Digitalisat)
  11. Fr. Hennicke: Allgemeiner Anzeiger der Deutschen. Num. 332. Verlag Becker, Gotha, Donnerstags, den 5. Dezember 1822, S. 3603. (Digitalisat)
  12. Leipziger Zeitung 1830. No. 204. Leipzig. Donnerstags den 26. August 1830, S. 2348. (Digitalisat)
  13. Wolf von Tümpling: Geschichte des Geschlechts von Tümpling. 2. Band, Hermann Böhlau, Weimar 1892, S. 430. (Digitalisat)
  14. Victor Leopold Swoboda-Elzenberg war viermal verheiratet, u. a. m. (Ernestine von Tümpling)
  15. D. Obst: Leipziger Zeitung №. 21. B. G. Teubner, Sonntags, den 21. Januar 1849, S. 302. (Digitalisat)
  16. Kinder d. Louise Gräfin Hahn, geb. von Wolffradt-Lüssow, geb. 1783, und d. Ferdinand Graf Hahn-Grabowhöfe (Sohn des Astronomen Friedrich von Hahn). 1811 Hochzeit m. Major Carl von Voss-Kummin. Kinder: Hermann von Voss-Puchow, Ida von Voss, verh. von Lücken-Grabenitz, Albert von Voss-Kummin, Reinhard von Voss-Radibor.
  17. Reinhard von Voss, In: G. C. F. Lisch (Hrsg.): Geschichte und Urkunden des Geschlechts von Hahn. Band 4, In Commission in der Stiller’sche Hofbuchhandlung, Schwerin, Rostock 1856, S. 333. (Digitalisat)
  18. Ernst Ullrich, Ernst Seyfert: Landwirtschaftliches Adressbuch der Güter und Wirtschaften im Freistaat Sachsen. 1925. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter und Güter bis zur Grösse von ungefähr 15 ha herab mit Angabe der Gutsgeigenschaft, der Grundsteuereinheiten, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen, 3. Auflage, In: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band IX., I. Kreishauptmannschaft Bautzen, Amtshauptmannschaft Bautzen, Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig Juli 1925, S. 22.
  19. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. Teil B (Briefadel). 91. Jahrgang. 1941. Justus Perthes, Gotha Oktober 1940, S. 555–556.
  20. Alfred Freiherr von Welck: Lebensbilder. Selbstverlag, Radibor 1943. (DNB Autor)
  21. In: Sachsens-Schlösser.
  22. Vgl. Georg Dehio/Nachf. (Hrsg.): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Sachsen. Band 1: Regierungsbezirk Dresden. Deutscher Kunstverlag, München 1996, ISBN 978-3-422-03043-5, S. 861.
  23. Sanierung der Kavaliershäuser von Schloss Radibor. In einem Park mit altem Baumbestand., Hrsg. Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Bonn September 2024.

Koordinaten: 51° 14′ 43″ N, 14° 23′ 44,5″ O