Schneeheide
Schneeheide | ||||||||||||
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Schneeheide (Erica carnea), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Erica carnea | ||||||||||||
L. |
Die Schneeheide (Erica carnea), auch Winterheide oder Frühlingsheidekraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Heidekräuter (Erica) innerhalb der Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae). Sie gedeiht in den Gebirgen West-, Mittel- und Südosteuropas und kommt in Marokko vor.[1] Viele Sorten werden als Zierpflanzen verwendet.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vegetative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die immergrüne Schneeheide bildet niedrige, niederliegende und reich verzweigte Zwergsträucher mit dünnen bogig aufsteigenden Ästchen, die Wuchshöhen von bis zu 30 Zentimetern erreichen.
Die wirtelig zu jeweils viert dicht an den Zweigen angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und -spreite gegliedert. Der Blattstiel ist nur kurz. Die nadelförmige Blattspreite ist im Mittel etwa 7 Millimeter lang, zugespitzt, kahl und glänzend.[2]
Generative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In einem einseitswendigen, traubigen Blütenstand sind viele nickende Blüten angeordnet. Der Blütenstiel ist so lang oder etwas kürzer als die Blüte, er ist dunkelrot und trägt in halber Länge drei kleine eifömig-spitze, rötliche Vorblätter.[2]
Die zwittrigen Blüten besitzen eine doppelte Blütenhülle. Die drei rötlich gefärbten Kelchblätter sind trockenhäutig und 3 bis 5 Millimeter lang. Ein Außenkelch ist nicht vorhanden. Die weiße, hellrosa-, rosafarbene bis rötliche Krone weist eine Länge von 5 bis 7 Millimetern auf und ist schmal-glockig geformt. Aus der Blütenkrone ragen die acht dunklen kurz zweispitzigen Staubblätter heraus.[2] Der Fruchtknoten ist zylindrisch, dunkelrot und kahl.[2] Der Griffel überragt die Staubblätter nur wenig.[2]
Die Kapselfrucht ist etwa 2 Millimeter lang und in die Krone eingeschlossen.[2] Die Samen sind bei einer Länge von etwa 0,75 Millimeter länglich, flachgedrückt mit etwas eingedrückten Flügeln.[2]
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 24.[3]
Ähnliche Arten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Schneeheide ist leicht mit anderen Arten zu verwechseln. Von der Besenheide (Calluna vulgaris) unterscheidet sie sich durch die nadelförmigen Blätter, die jeweils zu viert in Quirlen an den verholzten Stängeln sitzen und einen hellen, knorpeligen umgerollten Rand aufweisen. Von der ebenfalls ähnlichen Grauen Heide (Erica cinerea) unterscheidet sie sich von der Blütezeit, denn die Grauheide trägt ihre Blütenstände von Juni bis August.
Ökologie und Phänologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Schneeheide bildet in ihrer Heimat ausgedehnte Bestände. Sie ist ein Zwergstrauch mit immergrünen, nadelförmigen Blättern als eine Anpassung an nährsalzarme Standorte; es liegt also eine Peinomorphose vor. Die Schneeheide lebt in Symbiose mit einem Wurzelpilz vom Typ der „Ericaceen-Mykorrhiza“. Aus diesem Grund muss sie im Garten mitsamt der Topferde eingesetzt werden, damit der für die Schneeheide überlebenswichtige Pilz erhalten bleibt.
Die Schneeheide ist ein Schnee- und Frühblüher. Die Blütezeit reicht von März bis Juni[2], wird jedoch von Höhenlage und Exposition beeinflusst und kann schon Februar beginnen. Die Blütenknospen sind bereits im Herbst des Vorjahres ausgebildet. Die Blüten sind „Glockenblumen mit Streueinrichtung“. Die Bestäubung erfolgt durch Tagfalter, Bienen usw. Aufgrund der frühen Blütezeit ist die Schneeheide eine wichtige Bienenweide. Selbstbestäubung ist wohl auch durch die ungeflügelten Männchen des Blasenfußes (Taeniothrips ericae) möglich.
Bei Trockenheit spaltet sich die Fruchtwand der Kapselfrüchte, die in der Blütenkrone verborgen sind, auf, sie wirken als Windstreuer. Die sehr kleinen, zahlreichen Samen breiten sich als Körnchenflieger aus.
Die Schneeheide gilt auch als Futterpflanze für die Raupen des Heidekrauteulchens und des Heidekraut-Blütenspanners. Sie wird in der Regel nicht alt, immerhin wurde schon ein 33 Jahre altes Sträuchlein beobachtet.[2]
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verbreitungsgebiet
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sie gedeiht in den Gebirgen West-, Mittel- und Südosteuropas und kommt in Marokko vor.[1] Die Schneeheide ist vor allem in den Alpen, aber auch im Alpenvorland anzutreffen. Es gibt Fundangaben von Marokko, Spanien, Frankreich, Sizilien, Italien, der Schweiz, Deutschland, Österreich, Tschechien, Slowenien, Serbien, Kroatien, Montenegro, Albanien, Rumänien, Nordmazedonien und Griechenland.[4]
Sie gedeiht vom Tal bis in die alpine Höhenstufe. In den Allgäuer Alpen steigt die Schneeheide bis in eine Höhenlage von 2423 Meter am Hochrappenkopf in Bayern auf.[5] In Graubünden erreicht sie am Parpaner Rothorn sogar eine Höhenlage von 2650 Metern.[2]
Standort
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anders als die meisten anderen Heidekrautarten ist sie zumeist auf Kalkböden und besonders häufig auf Dolomitgestein zu finden. Man findet sie vor allem in Bergkiefernbeständen, in trockenen Waldkiefern-, Lärchen- und Schwarzkieferwäldern (ist beispielsweise dort namensgebend für den Schneeheidekiefernwald, Erico-Pinetum) sowie kleinflächig in eigenen, von ihr dominierten Zwergstrauchheiden im Bereich der Waldgrenze. In die untersten Bereiche der kalkalpinen Blaugras-Horstseggenrasen reicht sie noch hinein.
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 2 (subalpin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[6]
Taxonomie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erstveröffentlichung von Erica carnea erfolgte 1753 durch Carl von Linné. Der Name Erica carnea L. nom. cons. wurde gegenüber Erica herbacea L. nom. rej. konserviert. Ein weiteres Synonym für Erica carnea L. nom. cons. ist Erica mediterranea L.[1]
Inhaltsstoffe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blätter der Schneeheide enthalten Ericolin und Arbutin.[2]
Verwendung als Zierpflanze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Zierpflanze in Parks und Gärten ist sie ein idealer Bodendecker an sonnigen bis halbschattigen Standorten, der zu einer sonst sehr blütenarmen Zeit reichlich Blüten trägt. Ihre volle Wirkung entfaltet die Schneeheide, wenn sie in größeren zusammenhängenden Flächen gepflanzt wird. Als Zierpflanze wird sie seit dem frühen 19. Jahrhundert im Garten verwendet. Die verschiedenen Sorten, deren Blütenfarben von Weiß bis Purpurrot reichen, wurden hauptsächlich in England gezüchtet. Es wurden Sorten mit auffälligen Laubfarben selektiert.
Trivialnamen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für die Schneeheide bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Bröl (Graubünden im Unterengadin), Brüsch (St. Gallen bei Sargans), Brui (Graubünden bei Oberhalbstein), Bruuch (Graubünden) rote Grampen (Tirol), Haadach (Kärnten, Tirol), Riblehard (Allgäu), Sendach (Kärnten) und Senden (Tirol).[7]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heinz-Dieter Krausch: Kaiserkron und Päonien rot. Hamburg 2003.
- Xaver Finkenzeller, Jürke Grau: Alpenblumen. Erkennen und bestimmen (= Steinbachs Naturführer). Mosaik, München 2002, ISBN 3-576-11482-3.
- Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Erica carnea im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 15. Januar 2016.
- ↑ a b c d e f g h i j k Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 3, Verlag Carl Hanser, München 1966. S. 1701–1705.
- ↑ Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 734.
- ↑ B. Valdés (2009+): Erica. Datenblatt Erica carnea In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1.
- ↑ Erica carnea L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 19. März 2021.
- ↑ Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 142. (eingescannt).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Erica carnea L., nom. cons., Schnee-Heide. auf FloraWeb.de
- Schneeheide. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Thomas Meyer: Heide Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).