Krikoiddruck

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Sellick-Handgriff)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Als Krikoiddruck (Cricoiddruck) oder Sellick-Handgriff bezeichnet man den mit der Hand gegen den Ringknorpel des Kehlkopfs ausgeübten Druck, der die Speiseröhre im Bereich der oberen Ösophagusenge während einer endotrachealen Intubation oder einer Maskenbeatmung[1] verschließen soll.

Ziel des Krikoiddrucks war die Vermeidung einer Regurgitation von Mageninhalt in die Luftröhre und in der Folge eine Aspiration in die Lunge während des Intubationsmanövers. Er kam vor allem bei der Narkoseeinleitung des nicht-nüchternen Patienten, der Rapid Sequence Induction (RSI) (Ileuseinleitung) zur Anwendung.

Der Nutzen und die Effektivität des Krikoiddrucks wird in der neueren Literatur bezweifelt, möglicherweise ist sogar eine Erhöhung des Aspirationsrisikos mit ihm verbunden. In zunehmendem Ausmaß wird er nicht mehr eingesetzt.[2][3] Der Routineeinsatz des Krikoiddrucks zu Intubation im Rahmen einer Reanimation wird nicht empfohlen.[4] Ebenso wird empfohlen bei der Intubation von nicht-nüchternen Kindern auf den Krikoiddruck zu verzichten.[5]

1961 erfolgte die Erstbeschreibung des Krikoiddrucks durch Brian Arthur Sellick (1918–1996).[6] Allerdings war schon 1774 in Großbritannien eine solche Technik zur Verhinderung des Erbrechens bei Ertrinkungsopfern beschrieben worden.[7]

Das BURP-Manöver (Backward Upwards Rightward Pressure) wird prinzipiell ähnlich durchgeführt, hat jedoch zum Ziel, die Intubationsbedingungen bei schwieriger Intubation zu verbessern.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Walied Abdulla: Interdisziplinäre Intensivmedizin. Urban & Fischer, München u. a. 1999, ISBN 3-437-41410-0, S. 14.
  2. D. Steinmann, H. J. Priebe: Krikoiddruck. In: Anaesthesist. 58(7), Jul 2009, S. 695–707. Review. PMID 19554271; dazu: A. Timmermann, C. Byhahn: Krikoiddruck: Schützender Handgriff oder etablierter Unfug? (Editorial). In: Anaesthesist. 58(7), Jul 2009, S. 663–664. PMID 19547935.
  3. A. Gobindram, S. Clarke: Cricoid pressure: should we lay off the pressure? In: Anaesthesia. 63(11), Nov 2008, S. 1258–1259. PMID 19032264.
  4. C. D. Deakin u. a.: European Resuscitation Council Guidelines for Resuscitation 2010 Section 4. Adult advanced life support. Resuscitation. 81(10), Okt 2010, S. 1305–1352. PMID 20956049.
  5. Handlungsempfehlung zur Rapid-Sequence-Induction im Kindesalter. Vom Wissenschaftlichen Arbeitskreis Kinderanästhesie der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI). In: Anästh Intensivmed. 48, 2007, S. S88–S93.
  6. B. A. Sellick: Cricoid pressure to prevent regurgitation of stomach contents during induction of anaesthesia. In: The Lancet. Vol 2, 1961, S. 404–406. PMID 13749923.
  7. M. R. Salem, B. A. Sellick, J. O. Elam: The historical background of cricoid pressure in anesthesia and resuscitation. In: Anesth Analg. 53, 1974, S. 230–232. PMID 4593092.