Shōhei Imamura

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Shōhei Imamura (jap. 今村 昌平 Imamura Shōhei; anhören/?; * 15. September 1926 in Tokio; † 30. Mai 2006 ebenda) war ein japanischer Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler. Er zählt als einer der Mitbegründer der japanischen Nouvelle Vague (Nuberu Bagu) zu den einflussreichsten Regisseuren des japanischen Films.

Imamura war der Sohn eines Arztes und schon in frühen Jahren an Theater interessiert. 1945 schrieb er sich in Literaturwissenschaften an der Elitehochschule der Waseda-Universität in Tokio ein. Danach arbeitete Imamura von 1951 an bei der japanischen Filmgesellschaft Shōchiku. Shōhei Imamura war schon in seiner Jugend vom Avantgardetheater[1] und vom Film fasziniert. Nach Kriegsende war er von den frühen Filmen Akira Kurosawas, besonders von Rashomon – Das Lustwäldchen[1], so beeindruckt, dass er bei ihm in die Lehre gehen wollte, was ihm aber nicht gelang. Stattdessen wurde er zum Schüler Ozu Yasujirōs, von dem er das Regiehandwerk lernte und von dessen Ästhetik Imamura stark beeinflusst wurde. In seiner Philosophie des Filmemachens wich Imamura aber völlig von seinem Lehrmeister ab. Er warf ihm vor, nur das „offizielle“ Japan zu zeigen, in dem die Menschen von traditionellen Werten geleitet seien. Imamura dagegen wollte das „wirkliche“ Japan darstellen.

Nachdem er einige Auftragsarbeiten für das Filmstudio Shōchiku erledigen musste, drehte er Filme nach seinen Vorstellungen. Er debütierte 1958 als Filmregisseur mit Nusumareta yokujō. Seine Filmstoffe handeln von der menschlichen Begierde und der daraus resultierenden Gewalt. Während der Krise des japanischen Kinos in den 1970er Jahren drehte Imamura vorwiegend Dokumentarfilme für das Fernsehen. Erst 1979 konnte er mit dem Kriminalfilm Fukushū suru wa ware ni ari (Die Rache ist mein, 1979) die Durststrecke beenden. 1983 gelang ihm mit der alten Legende Die Ballade von Narayama der internationale Durchbruch und gewann damit die Goldene Palme bei den Filmfestspielen von Cannes 1983. Imamura war immer an den „kleinen Leuten“ interessiert, Bauern, Landflüchtlinge in der Stadt oder vom Schicksal geschlagene Prostituierte, das war das soziale Ambiente, das seine unbedingte Sympathie hatte. Sein letztes Werk war ein elfminütiger Kurzfilm für den Episodenfilm 11′09″01 – September 11, für den unter anderem auch Ken Loach und Alejandro González Iñárritu Filme drehten.

In dem 2002 gedrehten südkoreanischen Film 2009 Lost Memories von Lee Si-myung spielt Imamura in einer Nebenrolle einen Historiker.

Imamura starb im Alter von 79 Jahren an Leberkrebs. Er hinterlässt seine Frau Akiko, mit der er fast 50 Jahre verheiratet war und die ihm seit 1997 assistierte, sowie zwei Söhne und eine Tochter. Der Regisseur Takashi Miike war einer von Imamuras Schülern.

Kritik und Bedeutung

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Imamura zählt zu den Mitbegründern der japanischen Nouvelle Vague (Nuberu Bagu), seine Sujets behandeln auch Tabuthemen wie Inzest, die Zwangsprostitution japanischer Frauen durch die Armee (Karayuki-San), Gattenmord (Der Aal) und Elternmord (Die Ballade von Narayama). Trotz dieses drastischen Realismus besaßen seine Filme laut Gerhard Midding „Würde und Erhabenheit.“[2]

„Imamura hingegen übte scharfe Kritik am Materialismus der Nachkriegsgesellschaft und griff Tabus wie Inzest und Pornographie auf. Die breite Leinwand dient ihm als Terrain der Raserei, des sinnlichen Taumels. Seine Bildkompositionen restituierten einen gesellschaftlichen Rahmen, in den Instinkte und Begierden einbrechen.“

Gerhard Midding: Die Welt[2]

„Dank seiner Kompromisslosigkeit und dem Mut, die Klischees der Darstellung Japans im Film immer wieder zu durchbrechen, wurde Imamura neben Akira Kurosawa zu einem der bedeutendsten Regisseure des japanischen Kinos.“

Imamura wurde vielfach für seine Filme ausgezeichnet. So erhielt er unter anderem mehrmals den Japanese Academy Award, den Kinema Junpo Award und den Blue Ribbon Award. Seine Filme Nianchan (1959) und Nippon konchuki (1963) liefen im Wettbewerb der Berlinale, die Filme Die Ballade von Narayama (1983) und Der Aal (1997) erhielten die Goldene Palme bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes. Er war damit der vierte Regisseur, der zwei Mal mit der Goldenen Palme ausgezeichnet worden war.

  • „Ich bin an der Beziehung zwischen dem unteren Bereich des menschlichen Körpers und dem unteren Bereich der Gesellschaft interessiert.“[3]
  • „Es ist um einiges leichter gehorsam zu sein und zum Establishment zu gehören, aber dies ist nicht meine Lebenseinstellung. Ich versuche immer, die Gesellschaft mit meinen Filmen komplett zu verändern.“[4]

Filmografie (Regie)

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Artikel

Einzelnachweise

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  1. a b c Regie-Legende: Japanischer Filmemacher Imamura gestorben. In: Spiegel Online. 30. Mai 2006, abgerufen am 9. Juni 2018.
  2. a b Gerhard Midding: Shohei Imamura (1926-2006). In: welt.de. 31. Mai 2006, abgerufen am 7. Oktober 2018.
  3. Nelson Kim: Shohei Imamura. Great Directors, Issue 27. In: sensesofcinema.com. Senses of Cinema, Juli 2003, abgerufen am 6. Juni 2023 (englisch).
  4. Richard Phillips: Japanese film director Shohei Imamura speaks to the World Socialist Web Site. In: wsws.org. World Socialist Web Site, 19. September 2000, abgerufen am 6. Juni 2023 (englisch).