Tjeker

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Sikal)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Tjeker / Tscheker / Sikal in Hieroglyphen
G47Z1 k
G1
rZ1T14 A1 Z3
N25

Ṯ3k3r[1]
Tjeker
G47Z1 k
G1
Z4
r Z1
T14N25
Z2

Ṯkr
Tjeker, Tscheker, Tjekar, Tjekel, Tschekal, Tschekel, Sikal
Darstellung der Peleset und Tjeker in Medinet Habu

Tjeker (auch Sikal, nach Lesung von Breasted Sikeler;[2] keilschriftlich eventuell ši-ka-la-iu-u aus KURURUši-ki/e-la; neuägyptisch Tjekker, Tscheker, Tschekel, Tschekar, Tschekal) sind bereits unter Ramses III. als eines der Seevölker belegt.[3] Daneben wird im Reisebericht des Wenamun der Ort Dor eindeutig als eine von ihnen beherrschte Stadt genannt.[3]

In den Seevölker-Schlachten von Ramses III. und Merenptah, ikonografisch in Medinet Habu dargestellt, tragen die Tjeker einen markanten „Schilfblatt-Helm“ beziehungsweise eine „Schilfblatt-Kopftracht“. Im Gegensatz zu den Šekeleš und Wešweš sind die Tjeker in gelber Farbe hellhäutiger zu sehen.

Während die Tjeker im Verbund mit den Dananu und den Peleset (Philister) in der Schlacht sowohl an Land als auch auf Schiffen kämpfen, treten die Šekeleš und die Wešweš nur in der Seeschlacht in Erscheinung. In einem Onomastikon des Amenemope (frühes 11. Jahrhundert v. Chr.) werden die Städte Askalon, Aschdod, und Gaza aufgeführt, dann die Völker der Šardana, Tjeker und Philister. Daraus wurde geschlossen, dass Seevölker u. a. Teile des nördlichen Palästina beherrscht hatten, wie Siedlungen an der Küste vor dem Karmelgebirge und dem Tal von Akkon sowie eventuell Tel Dan.[4] Im Reisebericht des Wenamun, eines Priesters im Amun-Tempel in Karnak, berichtet dieser von seiner Mission nach Byblos, wo er Zedernholz kaufen will. Als er Dor erreicht, „eine Stadt der Tjeker“, lässt ihm der Herrscher Beder 50 Brote, einen Krug Wein und ein Rinderbein bringen. Später sieht Wenamun elf Schiffe der Tjeker im Hafen von Byblos, die Beder geschickt hat, um ihn verhaften zu lassen. Nach der Niederlage gegen Ramses III. siedelten sich die Tjeker im Gebiet von Dor bis Byblos und die Peleset südlich von ihnen in der Region Aschdod an. Unklar bleibt der Verbleib der Šekeleš und Wešweš, wobei eine Landnahme in den Gebieten der Tjeker und Peleset nicht belegt ist.

In einem in Ugarit gefundenen Text fordert der hethitische Großkönig vom Stadtpräfekten Ugarits die Überführung eines Mannes, der in der Gewalt von Šikaläern (ši-ka-la-(iu)-u = Leute von Šikala[5]) war, um mehr über dieses Fremdvolk zu erfahren. Die Šikaläer werden als „die in Schiffen wohnen“ bezeichnet. Eine Verbindung zu den Tjekern[6] wurde ebenso vorgeschlagen wie eine Verbindung zu den Šekeleš[7] der ägyptischen Quellen. Das Epitheton „die in Schiffen wohnen“ erhielten jedoch alle Länder beziehungsweise Regionen, die über mehrere Seeschiffe verfügten, sodass diese Bezeichnung nicht als spezieller Beiname der Šikaläer anzusehen ist.

Die Herkunft der Tjeker ist ungewiss und strittig. Teilweise wird ihr Name mit den Teukrern verbunden, wonach sie ursprünglich aus der Troas stammen könnten, aber auch aus Kreta oder Zypern; auch eine Herkunft aus Thrakien bzw. Makedonien lässt sich nicht ausschließen.[8] Rainer Hannig identifiziert die Tjeker mit einem eteokretischen Stamm.[9] Yasur-Landau betont nach neueren Untersuchungen allerdings, dass das Gesamterscheinungsbild der Tjeker im Zusammenhang mit materiellen Gütern nicht mit einer Herkunft aus der Ägäis übereinstimmt.[3] Hinsichtlich ihrer Bewaffnung, Tracht und Kopfbedeckung lassen sich die Tjeker auf ägyptischen Darstellungen nicht von den Philistern und Dananu unterscheiden.[8]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Frederik Christiaan Woudhuizen: A Historiographic Outline. In: Frederik Christiaan Woudhuizen: The Ethnicity of the Sea Peoples. = De etniciteit van de zeevolken. Erasmus Universiteit, Rotterdam 2006, S. 35–42, hier S. 36, (zugleich: Dissertation, Erasmus Universiteit, Rotterdam 2006; Digitalisat).
  2. James H. Breasted: Ancient records of Egypt. Historical documents from the earliest times to the Persian conquest. Band 4: The twentieth to the twenty-sixth dynasties. Reissued. Russell & Russell, New York NY 1962, S. 59.
  3. a b c A. Yasur-Landau: The Philistines and Aegean migration at the end of the late Bronze Age. Cambridge u. a. 2010, S. 170–171.
  4. Eric H. Cline: 1177 v. Chr. Der erste Untergang der Zivilisation. Aus dem Englischen von Cornelius Hartz. Theiss, Darmstadt 2015, ISBN 978-3-8062-3195-3, S. 225.
  5. Manfred Weippert: Historisches Textbuch zum Alten Testament (= Das Alte Testament deutsch. Ergänzungsreihe. 10). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010, ISBN 978-3-525-51693-5, S. 208, Anmerkung 50.
  6. u. a. Edward Noort: Die Seevölker in Palästina (= Palaestina antiqua. 8). Kok Pharos Publishinghouse, Kampen 1994, ISBN 90-390-0012-3, S. 85 f.
  7. In letzter Zeit u. a. Paolo Poccetti: Language relations in Sicily: Evidence for the speech of the Σικανοί, the Σικελοί and others. In: Olga Tribulato (Hrsg.): Language and Linguistic Contact in Ancient Sicily. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2012, ISBN 978-1-107-02931-6, S. 49–94, hier S. 51, (mit weiteren Belegen für diese These).
  8. a b Heike Sternberg-el Hotabi: Der Kampf der Seevölker gegen Pharao Ramses III. (= Archäologie, Inschriften und Denkmäler Altägyptens. 2). Leidorf, Rahden (Westfalen) 2012, ISBN 978-3-86757-532-4, S. 49.
  9. R. Hannig: Die Sprache der Pharaonen. Großes Handwörterbuch Ägyptisch – Deutsch. Mainz 2006, S. 1039.