Simplonpass

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Simplonpass
Passo del Sempione
Simplonpass mit Monte Leone, Breithorn und Hübschhorn
Simplonpass mit Monte Leone, Breithorn und Hübschhorn
Himmels­richtung Nord Süd
Passhöhe 1995 m ü. M. [1]
Kanton Kanton Wallis Wallis Schweiz Schweiz
Wasser­scheide Taferna, Saltina, Rotten Chrummbach, Diveria (Doveria), Toce (Po)
Talorte Brig (Schweiz) Domodossola (Italien)
Ausbau Passstrasse
Erbaut 1800–1805
Sperre Ganzjährig offen
Gebirge Walliser Alpen (West)
Leone-Gruppe (Ost)
Profil
Denzel-Skala SG 1–2 SG 1–2
Ø-Steigung 6,4  % (1321  m / 20,5  km) 4,2  % (1732  m / 41  km)
Max. Steigung 9  % 9  %
Karte
Simplonpass (Leone-Gruppe)
Simplonpass (Leone-Gruppe)
Koordinaten 645225 / 122198Koordinaten: 46° 14′ 59″ N, 8° 1′ 30″ O; CH1903: 645225 / 122198
REGION1-BEZ=REGION2-BEZ

Der Simplonpass (italienisch Passo del Sempione) ist ein 1995 m ü. M.[1] hoher Gebirgspass im Schweizer Kanton Wallis und trennt die Walliser Alpen im Westen von der Leone-Gruppe im Osten.

Der Simplonpass verbindet das Rhonetal im Schweizer Kanton Wallis mit dem Val d’Ossola in der italienischen Provinz Verbano-Cusio-Ossola und dem Lago Maggiore. Auf der Südseite überragt ihn das vergletscherte Fletschhorn; etwas nordwestlich befindet sich das Spitzhorli (2736 m ü. M.).[2] Am Pass gibt es zwei natürliche Seen, den Rotelsee und den Hopschusee; zwei weitere sind künstlich angelegt worden.

Da um den tiefsten Punkt der Wasserscheide ein Feuchtgebiet liegt, führen die Verkehrswege östlich oberhalb vorbei, weshalb der Scheitelpunkt der Passstrasse 2006 m ü. M. erreicht. Sie beginnt auf der Nordseite in Brig und führt am Hospiz vorbei. Jenseits folgt das bereits südländisch wirkende Dorf Simplon und die Grenzgemeinde Gondo. Es handelt sich um die Hauptstrasse 9, eine Nationalstrasse dritter Klasse. In Italien geht sie in die Strada Statale 33 del Sempione über, welche durch das Val Divedro entlang Iselle und Varzo führt. Dahinter folgt Domodossola.

Auch der Alpenpässe-Weg führt hier herüber; seine 14. Etappe verläuft noch etwas weiter östlich und erreicht sogar 2032 m ü. M., bevor es zum Hospiz (1998 m ü. M.) hinabgeht.

In der Nähe des Passes führt der zwischen 1898 und 1921 gebaute Simplontunnel (ein Eisenbahn-Basistunnel) unter dem Monte-Leone-Massiv hindurch.

Um die Mitte des 17. Jahrhunderts wurde der Saumpfad über den Pass vom Inhaber des Salzmonopols, Kaspar Stockalper, ausgebaut, heute Via Stockalper. Auf der Passhöhe errichtete er den Spittel und in Gondo ein Lagerhaus, den sogenannten Stockalperturm. Die Ware wurde in dieser Zeit mit Maultieren über den Pass geführt (das sogenannte „Säumen“). Diese traditionelle Methode des Warentransportes war im Wallis bis ins 20. Jahrhundert gebräuchlich.

Der Pass bekam seine überregionale Bedeutung erst, nachdem Napoleon I. von 1801 bis 1805 eine befestigte Passstrasse hatte bauen lassen, um den Pass für seine Artillerie befahrbar zu machen. Seit dieser Zeit konnte der Simplon von Postkutschen genutzt werden. 1801 wurde auf Napoleons Befehl mit dem Bau des Simplon-Hospizes begonnen, das 1831 durch die Augustiner-Chorherren des Hospizes auf dem Grossen St. Bernhard vollendet wurde. (Bereits 1235 hatte der Johanniterorden auf dem Simplon und zu dessen Fuß in Salgesch ein Hospiz gegründet[3]).

Mädchen mit Blumen, Foto: Annemarie Schwarzenbach, aufgenommen am Simplonpass 1939
Schweizerisches Literaturarchiv SLA, Nachlass Schwarzenbach, A-5-19-001

Im September 1910 überflog Jorge Chávez Dartnell von Brig kommend den Pass und überquerte damit als Erster mit einem Motorflugzeug den Alpenhauptkamm. Er stürzte bei der Landung in Domodossola aus 10–20 m Höhe ab und erlitt dabei tödliche Verletzungen.[4][5]

Steinerner Adler nahe dem Strassenscheitel von Erwin Friedrich Baumann

Grosse Bedeutung hatte der Pass während des Zweiten Weltkriegs. Seine Südflanke wurde von der Grenze zu Italien bis auf die Passhöhe militärisch stark ausgebaut. Geschichtlicher Zeuge ist unter anderem das Fort Gondo.[6] Aus dieser Zeit stammt auch das Wahrzeichen des Simplonpasses, der Steinadler.

Bei Planung der Nationalstrassen Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Passstrasse als A9 in das entsprechende Netz aufgenommen. In den 1970er und 1980er Jahren erfolgte mit zahlreichen Brücken, z. B. Ganterbrücke, und Galerien ein wintersicherer Ausbau. Dabei wurde die historische Napoleonstrasse auf weiten Strecken zerstört. Heute gilt der Simplon als der bestausgebaute Passübergang der Schweiz und hat sich zu einer Transitstrecke für den Schwerverkehr entwickelt, die jährlich von rund 80.000 Lastwagen (Stand 2007) befahren wird. Obwohl es sich bei der Simplonstrasse um eine Nationalstrasse handelt, kann der Pass auch mit dem Fahrrad befahren werden.

Der Pass ist ein Schiessplatz für regelmässige Übungen der Artillerie der Schweizer Armee.[7]

Im Simplongebiet können Wanderungen unternommen werden, so z. B. der Stockalperweg[8] vom Simplon-Hospiz vorbei am Alten Hospiz bis zum Dorf Simplon und weiter durch die Gondoschlucht[9] nach Gondo und zur Goldmine Gondo; Gehzeit ca. 4½ Stunden. Der Simplonpass wird von Brig bis Domodossola mit dem schweizerischen Postauto erschlossen. Die Fahrzeit beträgt 1 Stunde 40 Minuten.

Auf dem Simplonpass findet jährlich am ersten Sonntag im Monat Mai die Motorradsegnung Simplon statt.

Giro d'Italia auf dem Simplonpass vor dem Simplon-Hospiz am 20. Mai 2023

Der Simplonpass wurde im Rahmen der Tour de Suisse bereits 20-mal überquert (Stand 2023). Die Erstbefahrung fand im Jahr 1949 statt, wobei sich der Schweizer Martin Metzger den Bergpreis auf der Kuppe des Anstiegs sicherte. Die weiteren Überquerungen folgten in den Jahren 1952, 1955, 1956, 1958, 1961, 1963, 1964, 1966, 1968, 1969, 1975, 1978, 1980, 1981, 1994, 1995, 2010, 2012 und 2017.[10]

Giro d’Italia

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Der Giro d’Italia überquerte den Simplonpass erstmals im Jahr 1963 im Rahmen der 12. Etappe. Die Strecke führte über 214 Kilometer von Biella nach Leukerbad, wobei auf der Passhöhe die vorletzte Bergwertung des Tages abgenommen wurde.[11] Mit Vito Taccone erreichte der spätere Etappensieger die Kuppe des Simplonpass als Erster.[12] Im Jahr 1965 wurde erneut die Ostauffahrt befahren, ehe sich das Ziel in Saas-Fee befand.[13] Die Bergwertung auf der Passhöhe sicherte sich mit Italo Zilioli erneut ein Italiener.[12] Nach 20-jähriger Abwesenheit kehrte der Simplonpass im Jahr 1985 ins Programm des Giro d’Italia zurück, wobei er diesmal in der ersten Rennhälfte vor dem Grossen St. Bernhard befahren wurde.[14] Er stellte damals den höchsten Punkt der 68. Austragung dar. Die Bergwertung (Cima Coppi) sicherte sich damals der Kolumbianer Reynel Montoya.[12] Im Jahr 2006 wurde erstmals die Westauffahrt des Simplonpass befahren, die als Anstieg der 1. Kategorie klassifiziert wurde. Der Pass stellte das letzte große Hindernis des Tages dar, ehe die Etappe in Domodossola zu Ende ging.[15] Sieger der Bergwertung wurde der Italiener Fortunato Baliani.[12]

Im Jahr 2023 führte der Giro d’Italia im Rahmen der 14. Etappe erneut über den Simplonpass. Der Pass stellte auf dem Weg von Sierre nach Cassano Magnago die einzige Schwierigkeit des Tages dar und war als Bergwertung der 1. Kategorie klassifiziert. Wie im Jahr 2006 wird die Westauffahrt befahren, an deren Ende sich der Italiener Davide Bais die Bergwertung sicherte.[16][17]

Erster Fahrer auf der Passhöhe
Jahr Etappe Bergwertung Fahrer Auffahrt
1963 12. Etappe GPM ItalienItalien Vito Taccone West
1965 14. Etappe GPM ItalienItalien Italo Zilioli West
1985 18. Etappe Cima Coppi Kolumbien Reynel Montoya West
2006 14. Etappe 1. Kategorie ItalienItalien Fortunato Baliani Ost
2023 14. Etappe 1. Kategorie ItalienItalien Davide Bais Ost
  • Hans-Niklaus Müller: Landschaftsgeschichte Simplon (Walliser Alpen, Schweiz). Gletscher-, Vegetations- und Klimaentwicklung seit der Eiszeit. Institut für Geographie und Geoökologie, Karlsruhe 2005, ISBN 978-3-934987-10-4.
  • Michel François Delaloye (Hrsg.): Simplon. Histoire, Géologie, Minéralogie. Fondation Bernard et Suzanne Tissières, Martigny 2005, ISBN 2-9700343-2-8.
  • Thomas Köppel, Stefan Haas (Hrsg.): Simplon. 100 Jahre Simplontunnel. AS-Verlag, Zürich 2006, ISBN 3-909111-26-2 (dreisprachig D/I/F).
  • Renato Arnold: Simplonpass. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 19. Dezember 2012.
Commons: Simplonpass – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Lage & Höhen gemäss Swisstopo (Karten der Schweiz)
  2. Spitzhorli auf ETHorama
  3. Conrad Brunner: Über Medizin und Krankenpflege im Mittelalter in Schweizerischen Landen (= Veröffentlichungen der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. Band 1). Orell Füssli, Zürich 1922, S. 99.
  4. Corina Kolbe: Flugpionier Jorge Chávez : Alptraum überm Alpenkamm spiegel.de/einestages, 22. September 2010, abgerufen am 24. September 2018.
  5. Tollkühner erster Alpenflug über den Simplon In: Zeitblende von Schweizer Radio und Fernsehen vom 16. September 2020
  6. Fort Gondo
  7. Schiessplatz Simplon-Bergalpe (Memento vom 31. Mai 2013 im Internet Archive) (PDF; 4 kB) Abgerufen am 11. September 2019.
  8. Der Stockalperweg. Abgerufen am 25. Mai 2018.
  9. Gondoschlucht. Abgerufen am 25. Mai 2018.
  10. Statistik-Dokument Tour de Suisse. Abgerufen am 15. Mai 2023.
  11. 1963 Giro d'Italia results by BikeRaceInfo. Abgerufen am 15. Mai 2023.
  12. a b c d CyclingCols - Simplonpass/Passo del Sempione. Abgerufen am 15. Mai 2023.
  13. 1965 Giro d'Italia results by BikeRaceInfo. Abgerufen am 15. Mai 2023.
  14. 1985 Giro d'Italia by BikeRaceInfo. Abgerufen am 15. Mai 2023.
  15. 2006 Giro d'Italia. Abgerufen am 15. Mai 2023.
  16. Stage 14 of the Giro d’Italia 2023: Sierre, Cassano Magnago. Abgerufen am 15. Mai 2023 (englisch).
  17. Giro d'Italia 2023 Stage 14 results. Abgerufen am 22. Mai 2023.