Stefan Ottrubay
Stefan Ottrubay (* 13. August 1954 in Zürich[1]) ist ein Schweizer Manager, Vorsitzender der Esterházy-Stiftungen und Aufsichtsratsvorsitzender der Esterhazy Betriebe.[2]
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kindheit und beruflicher Werdegang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ottrubay ist der Sohn von Josef Ottrubay und dessen Ehefrau Magdalena Theresia geb. von Arentschildt.[3][4] Nach Abschluss des Gymnasiums in Luzern[5] studierte er Rechtswissenschaften in Fribourg und Zürich. 1980 wurde er zum Dr. jur. promoviert,[6] 1981 erhielt er in Luzern und Zürich die Zulassung als Rechtsanwalt.[6] Nach erweiterten Studien in den USA[6] an der Columbia-Universität (LL.M.) begann er 1985 seine Laufbahn im Bereich Banken und Versicherungen, die mit Stationen in der Schweiz, London, Prag und Budapest verbunden war.[6][5]
1990 war er als Direktor in der CS Gruppe für den Aufbau einer Privatisierungs- und Unternehmensberatungstochter zuständig; ab 1992 wurde er an die Spitze der neu gegründeten Tochter der Bayerischen Hypobank in Ungarn berufen, deren Leitung er bis 1997 innehatte. Von 1998 bis Ende 1999 betreute er verantwortlich die Restrukturierung und den Verkauf einer mittelgroßen Versicherungsgesellschaft in Ungarn.[6] Er verließ das Unternehmen offiziell auf eigenen Wunsch.[7]
Leitung der Esterházy Betriebe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Dezember 2000 wurde Ottrubay von seiner Tante[8] Melinda Esterházy geb. Ottrubay, der Witwe und Erbin von Paul Esterházy,[9] mit der Leitung der Esterházyschen Stiftungen und Betriebe in Eisenstadt betraut.[10] Bis 2023 war er Generaldirektor der Esterhazy Betriebe; mit der Umwandlung der Esterhazy Betriebe in eine Aktiengesellschaft im Jahr 2023 übernahm er den Vorsitz des Aufsichtsrats.[2]
2009 begründete Ottrubay den Esterházy Art Award in Ungarn, welcher im Zwei-Jahresrhythmus vergeben wird.[11] Der Kunstpreis gilt als wichtigste Leistungsshow für junge ungarische Künstler. Die Kunstwerke werden in einer begleitenden Ausstellung ausgestellt.[12]
Weitere Tätigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ottrubay agiert außerdem unter anderem als Vorstandsmitglied der österreichischen COREAL Immobilien und Verwaltungs- und Beratungs AG,[13] der Schweizer Stiftung Melinda Esterházy de Galántha,[14] der liechtensteinischen Esterhazy – Spirit of East Stiftung,[15] der österreichischen Esterhazy Privatstiftung,[16] der österreichischen Foster Europe Privatstiftung,[17] der österreichischen Esterhazy’sche Familien-Privatstiftung,[18] der österreichischen Familie Esterhazy Gedenk-Privatstiftung[19] sowie als Aufsichtsrat der österreichischen East Wine Participation AG[20] und Geschäftsführer und Gesellschafter von mindestens vier weiteren Gesellschaften.[21][22]
Im März 2023 erschien auf Ottrubays Initiative hin das Weißbuch zum Neusiedler See mit dem Titel Das Ende des Neusiedler Sees? Eine Region in der Klimakrise. Das Weißbuch erklärt die Klima-Herausforderungen der Region Neusiedler See, in der sich verschiedene Interessen vom Tourismus über den Naturschutz bis zur Landwirtschaft und dem kulturellen Erbe überlagern. Mit dem Erscheinen des Buches wurde der öffentliche Diskurs angestoßen.[23][24]
Privates
Ottrubay war 32 Jahre mit der Diplomkauffrau Ágnes Ottrubay verheiratet und hat drei Kinder, die Ehe wurde geschieden.[25]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2004: Burgenlands Manager des Jahres[26]
- 2019: Komturkreuz des Landes Burgenland[1]
- 2023: Ehrenbürgerschaft der Freistadt Eisenstadt[24]
Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während seiner Tätigkeit als Leiter der Esterházy-Stiftungen und -Betriebe sah sich Ottrubay wiederholt Kritik ausgesetzt. Die Familie Esterházy distanzierte sich mehrfach von ihm.[27][28][29][30][31] Insbesondere die nächsten männlichen Verwandten des verstorbenen Fürsten Paul V. Esterhazy sehen sich aus den Stiftungen hinausgedrängt. Der Fürst hatte seine Frau Melinda Esterházy als Universalerbin eingesetzt,[32] die gemäß dem Wunsch ihres verstorbenen Gatten vier Stiftungen gründete.[33] Die bisher angestrengten Gerichtsverfahren konnten die Stiftungen mit ihrem Vorstand Ottrubay jedoch für sich entscheiden.[34] Auch der jahrelange Rechtsstreit um die Burg Forchtenstein wurde im Jänner 2021 beendet. Der Oberste Gerichtshof entschied auch hier zu Gunsten der Stiftung Esterhazy.[35]
Im kulturellen Bereich wurde Ottrubay vorgeworfen, er wolle alle kulturell erfolgreichen Attraktionen im Burgenland unter seine Kontrolle bringen.[36][37][38] Auch wurde 2015 eine Mietverlängerung für die Burgenländischen Haydnfestspiele im Schloss Esterházy zurückgezogen, was für Kritik durch den Veranstalter sorgte, der das Angebot für verbindlich hielt.[39]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stefan Ottrubay (* 1954). Direktionsrat der Esterházy-Stiftungsgruppe. In: Dominik Orieschnig. Das uneindeutige Land. Eine Geschichte des Burgenlands, erzählt durch Objekte, Orte und Menschen. echomedia Buchverlag Wien 2022, ISBN 978-3-903989-22-1, S. 230–233.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stefan Ottrubay auf der Website der Esterházy Privatstiftung, Eisenstadt
- Bernhard Odehnal: Ein Schweizer Fürst im Burgenland. ( vom 7. April 2019 im Webarchiv archive.today) In: Tages-Anzeiger vom 6. April 2019 (Archiv)
- Stefan Ottrubay seit 20 Jahren Chef bei Esterhazy auf ORF vom 23. Juni 2021
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Stefan Ottrubay erhält Komturkreuz auf ORF vom 6. Dezember 2019, abgerufen am 6. Dezember 2019.
- ↑ a b burgenland ORF at red: Neue Vorstände bei Esterhazy Betrieben. 18. November 2023, abgerufen am 4. April 2024.
- ↑ Walter Pellinghausen: Esterházy: Der Winzerkönig. In: Bilanz. 24. September 2010, abgerufen am 4. April 2024.
- ↑ Prof. Josef Ottrubay, der Bruder von Fürstin Melinda Esterházy, verstirbt im 90. Lebensjahr in der Schweiz. In: OTS. Abgerufen am 4. April 2024.
- ↑ a b Esterházy: Der Winzerkönig. In: Bilanz. 24. September 2010, abgerufen am 4. April 2024.
- ↑ a b c d e Universität Luzern: Dr. Stefan Ottrubay. Abgerufen am 4. April 2024.
- ↑ Wiener Städtische: Troubles in Osteuropa ( vom 8. August 2016 im Internet Archive)
- ↑ Josef Votzki: Esterházy-Schatz: Mein Schatz! In: Die Zeit. 28. Dezember 2020, abgerufen am 4. April 2021.
- ↑ Melinda Esterházy. Das Leben der letzten Fürstin Esterházy. Esterházy Privatstiftung, Eisenstadt, abgerufen am 29. Juli 2013.
- ↑ „Ich bin stolz darauf, Steuern zu zahlen“. Interview mit Stefan Ottrubay. Der Standard, 6. Oktober 2011, abgerufen am 29. Juli 2013.
- ↑ Kulturgericht: Esterházy Art Award 2021 in Budapest vergeben kulturgericht.at Kulturgericht, 16. Dezember 2021
- ↑ Artmagazin.cc: Esterházy Art Award 2019 artmagazine.cc Artmagazine, 18. Dezember 2019
- ↑ COREAL Immobilien Verwaltungs- und Beratungs AG, Eisenstadt, Burgenland. Abgerufen am 14. Mai 2019.
- ↑ Stiftung Melinda Esterházy de Galantha. In: lixt.ch. Abgerufen am 14. Mai 2019.
- ↑ Landesverwaltung Liechtenstein – Firmenindex – AFJ. In: handelsregister.li. Abgerufen am 26. Oktober 2019.
- ↑ Esterhazy Privatstiftung, Eisenstadt, Burgenland. In: FirmenABC. Abgerufen am 14. Mai 2019.
- ↑ Foster Europe, Foundation for strong European Regions, Eisenstadt, Burgenland. In: FirmenABC. Abgerufen am 14. Mai 2019.
- ↑ Esterhazy'sche Familien-Privatstiftung, Eisenstadt, Burgenland. In: FirmenABC. Abgerufen am 14. Mai 2019.
- ↑ Familie Esterhazy Gedenk-Privatstiftung, Eisenstadt, Burgenland. In: FirmenABC. Abgerufen am 14. Mai 2019.
- ↑ East Wine Participation AG, Eisenstadt, Burgenland. In: FirmenABC. Abgerufen am 14. Mai 2019.
- ↑ Wirtschaftsauskünfte / Firmenbuch-Informationen zu Herr Dr. Ottrubay Stephan. In: FirmenABC. Abgerufen am 14. Mai 2019.
- ↑ Kid Möchel: Der ernome Reichtum des Adels: das Esterhazy-Imperium. In: Kurier. 23. Januar 2019, abgerufen am 7. Juli 2019.
- ↑ Die Region Neusiedler See stellt sich der Klimakrise meinbezirk.at MeinBezirk.at, 21. März 2023
- ↑ a b Magistrat Eisenstadt: Verleihung Ehrenbürgerschaft an Dr. Stephan Ottrubay. 28. Juni 2023, abgerufen am 9. Juli 2024.
- ↑ Petra Klikovits: Leise Scheidung! Das neue Leben der Ágnes Ottrubay. 17. Mai 2023, abgerufen am 21. September 2023.
- ↑ Kurt Hahofer: Manager des Jahres. Hrsg.: Wirtschaft im Blick. Wirtschaftsbund Burgenland, Eisenstadt Dezember 2017, S. 7.
- ↑ Andrea Hodoschek: Esterházys gehen gegen Ottrubay in die Offensive. (kurier.at [abgerufen am 5. Februar 2017]).
- ↑ Esterházy Stiftungen – jetzt spricht die Familie. In: esterhazy.net. Abgerufen am 31. August 2016.
- ↑ Stellungnahme zum Teilabriss der Burg Schwarzenbach – Familie Esterházy de Galantha. In: Familie Esterházy de Galantha. (esterhazy.net [abgerufen am 5. Februar 2017]).
- ↑ Stellungnahme Haydn Festspiele Eisenstadt 2016 – Familie Esterházy de Galantha. In: Familie Esterházy de Galantha. (esterhazy.net [abgerufen am 5. Februar 2017]).
- ↑ Stellungnahme von Paul-Anton Esterházy. In: esterhazy.net. Abgerufen am 31. Januar 2019.
- ↑ Thomas Orovits: Burg Forchtenstein bleibt Eigentum der Esterhazy-Stiftungen. In: Kurier. 11. Juni 2019, abgerufen am 4. April 2024.
- ↑ Wolfgang Weisgram: Ottrubay-Esterházy vs. Esterázy-Esterházy. In: Der Standard. 2. Februar 2019, abgerufen am 19. Juli 2023.
- ↑ Matthias Benz: Esterhazy: Ein Schweizer modernisiert das Erbe des berühmten Adelsgeschlechts. 22. Dezember 2019, abgerufen am 19. Januar 2021.
- ↑ Kronen Zeitung (Hrsg.): Burg Forchtenstein: Streit ist entschieden. Wien 12. Januar 2021, S. 29.
- ↑ Andrea Hodoschek: Macbeth im Burgenland. In: Kurier. 5. Juli 2015, abgerufen am 31. August 2016.
- ↑ Gerald Felber: Wellenkamm und Tiefenschlamm. Hrsg.: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr. 200, 27. August 2016, S. 14.
- ↑ Aus für Haydnfestspiele im Schloss. In: burgenland.orf.at. 4. September 2015, abgerufen am 31. August 2016.
- ↑ Christoph Irrgeher: Zerwürfnis - Haydntage müssen Schloss Esterházy verlassen. In: Wiener Zeitung. 4. September 2015, abgerufen am 4. April 2024.
Personendaten | |
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NAME | Ottrubay, Stefan |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Manager |
GEBURTSDATUM | 13. August 1954 |
GEBURTSORT | Zürich |