Storymachine
StoryMachine GmbH | |
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Rechtsform | GmbH |
Sitz | Berlin |
Leitung | Philipp Jessen |
Mitarbeiterzahl | rund 100[1] |
Branche | Public Relations |
Website | www.storymachine.de |
Stand: 30. September 2021 |
Die StoryMachine GmbH (Eigenschreibweise StoryMachine) ist eine Public-Relations-Agentur, die in mehreren Zusammenhängen überregionale Bekanntheit durch PR-Aktionen erlangt hat. Die leitenden Mitarbeiter der Agentur sind Kai Diekmann, Michael Mronz und Philipp Jessen. Das Anfang 2018 gegründete Unternehmen hat seinen Sitz in Berlin.[2] StoryMachine beschäftigt rund 100 Mitarbeiter (Stand: Oktober 2021)[1], davon 10 Datenanalysten (Stand: August 2019), „die möglichst früh erkennen sollen, wann Kunden über die sozialen Medien ein Shitstorm droht“.[2]
Heinsberg-Studie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ab März 2020 führte ein Forscherteam um Hendrik Streeck die COVID-19 Case-Cluster-Study in Heinsberg durch. Begleitet wurde die Studie durch eine engmaschige PR-Arbeit von Storymachine bei Facebook und Twitter. Dieses Vorgehen führte zu breiter Kritik in den Medien, da die Berichte von Storymachine den Eindruck erweckten, dass bereits vor Vorliegen der Studienergebnisse auf Maßnahmen zur Lockerung der Beschränkungen bezüglich der COVID-19-Pandemie hingewirkt werden solle. Hierfür seien wissenschaftliche Erkenntnisse noch vor einem üblichen Peer-Review veröffentlicht worden.[3][4] Julia Wandt vom Bundesverband Hochschulkommunikation kritisierte, dass Storymachine von sich aus auf Streeck zugegangen sei.[5] Mronz erklärte dies damit, dass er und Streeck schon lange bekannt seien.[6] Die SPD-Politikerin Sarah Philipp kritisierte diese Konstellation als „unlauteren Wettbewerbsvorteil“, weil Streeck den Auftrag an Mronz vergeben habe.[7][8] Mronz wies die Kritik zurück.[9] Der Wissenschaftsjournalist Joachim Müller-Jung kommentierte, Streeck habe einer fachlich völlig unversierten Marketingagentur „Propaganda-Prokura“ gegeben.[10] Der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) untersuchte die Rolle der Agentur auf mögliche Verstöße gegen das Transparenzgebot.[11][12] Durch ihren Rechtsanwalt ließ Storymachine erklären, Verstöße gegen das Transparenzgebot lägen nicht vor. Außerdem handele es sich bei Storymachine nicht um eine PR-Agentur, sodass der DRPR nicht zuständig sei.[13] Der Journalist Robin Alexander verweist in seinem Buch Machtverfall (2021) darauf, dass der Vorgang nicht nur für Streeck, sondern auch für den NRW-Ministerpräsidenten und späteren CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet den Eindruck der Käuflichkeit erweckt habe.[14]
Ursula von der Leyen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Juli 2019 erklärte die spätere EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, dass sie Beratungsdienste durch Storymachine erhalte. Das Unternehmen unterstütze sie u. a. beim Aufbau ihres Twitter-Accounts. Storymachine sei zu ihrer Zeit als Bundesministerin der Verteidigung an sie herangetreten, sie habe das Angebot jedoch zunächst abgelehnt. Nach ihrer Nominierung zur Kommissionspräsidentin habe sie den Auftrag dann erteilt.[15] Die Kosten zahle von der Leyen aus privater Tasche.[16] Das Thema wurde auch von Medien außerhalb der EU, zum Beispiel in der Schweiz[17] und in Großbritannien[18] aufgegriffen.
Weitere Kunden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Versicherungskonzern Allianz SE beauftragte Storymachine 2018, die Präsenz des Unternehmens bei Instagram zu stärken.[19]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Hannah Knuth, Ann-Kathrin Nezik: Storymachine: Die Scheinfluencer. In: Die ZEIT. 76. Jahrgang, Nr. 40. Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG, Hamburg 30. September 2021, S. 26 (zeit.de).
- ↑ a b Christine Scharrenbroch: Michael Mronz will Olympia 2032 in Region Rhein-Ruhr holen. In: faz.net. 2. August 2019, abgerufen am 28. Oktober 2021.
- ↑ Claudia Tieschky, Luise Checchin: Heinsberg - Zweifel an Arbeit von Agentur Storymachine. Abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Heinsberg: Fragwürdige Arbeit von Storymachine. In: NDR. Abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ Wissenschaftskommunikation - "Es gibt Leitlinien für gute Wissenschafts-PR". In: deutschlandfunk.de. Abgerufen am 25. April 2020.
- ↑ Der Streit über die möglichen Lockerungen der Kontaktsperre - 9punkt - Die Debattenrundschau vom 15.04.2020. In: perlentaucher.de. Abgerufen am 25. April 2020.
- ↑ Landesregierung unterstützt Heinsberg-Studie. In: die-glocke.de. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 13. April 2020; abgerufen am 25. April 2020. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Heinsberg-Studie zu Corona: SPD hinterfragt Seriosität der Studie. In: rp-online.de. Abgerufen am 25. April 2020.
- ↑ Heinsberg-Studie zu Corona: Mronz weist Kritik der SPD zurück. In: presseportal.de. Abgerufen am 25. April 2020.
- ↑ Ist das seriöse Wissenschaft? Blüten der Corona-Pandemie. In: faz.net. Abgerufen am 25. April 2020.
- ↑ PR-Journal - PR-Rat untersucht die Kommunikation von Storymachine zur Heinsberg-Studie. In: pr-journal.de. Abgerufen am 25. April 2020.
- ↑ Uwe Kohrs zu Storymachine und Heinsberg-Protokoll: "Wir müssen aufpassen, wenn Leute meinen, für sie würden keine Spielregeln gelten". In: horizont.net. Abgerufen am 25. April 2020.
- ↑ Das Altpapier am 20. April 2020: Haben die Herren all das denn nicht gelesen? In: mdr.de. Abgerufen am 25. April 2020.
- ↑ Robin Alexander: Machtverfall: Merkels Ende und das Drama der deutschen Politik: Ein Report. Siedler Verlag, 2021, ISBN 978-3-641-27539-6 (google.de [abgerufen am 16. August 2021]).
- ↑ Ursula von der Leyen engagiert Agentur von Kai Diekmann für Social-Media-Auftritt. In: spiegel.de. Abgerufen am 25. April 2020.
- ↑ EU - Kritik an von der Leyen. In: sueddeutsche.de. Abgerufen am 25. April 2020.
- ↑ AFP: Von der Leyen arbeitet nach wie vor mit PR-Firma Story Machine. In: Nau.ch. Abgerufen am 24. April 2020.
- ↑ EU news: Von der Leyen hires controversial PR firm to improve her image. In: express.co.uk. Abgerufen am 25. April 2020.
- ↑ Allianz: Oliver Bäte will Olympia mit 600 Millionen Euro sponsern. In: manager-magazin.de. 20. Juli 2018, abgerufen am 25. April 2020.