Synkretismus
Synkretismus bezeichnet die Synthese von Ideen oder Philosophien zu einem neuen System oder Weltbild. Der Begriff wird besonders in der Religionswissenschaft, der Psychotherapieforschung, aber auch in der Linguistik und Literaturwissenschaft angewendet.
In ethnologischen Zusammenhängen mit dem Kulturwandel wird der Begriff Synkretismus bisweilen auch für die Verschmelzung anderer Kulturelemente zu neuen Formen verwendet.
In einigen Sprachen bezeichnet der Begriff synkretistische Politik die Vermischung von Positionen des linken und rechten politischen Spektrums,[1] wie es etwa in Catch-all-Parteien und Querfront-Strategien der Fall ist.
Synkretismus darf nicht mit der Herrschaftsform bzw. Staatsverfassung der Synkratie verwechselt werden.
Religionswissenschaft
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Religionswissenschaft bezeichnet Synkretismus eine Vermischung von Religionen und religiösen Gebräuchen. Es gilt die Voraussetzung, dass die betroffenen Ideen oder Philosophien zuvor inhaltlich voneinander abgegrenzt waren und dass sie als religiös-philosophische Teilaspekte auf einen Absolutheitsanspruch verzichten. Synkretismus nimmt vielmehr die Aspekte unterschiedlicher Religionen mehr oder weniger bewusst auf und formt sie zu etwas Neuem. Neben so entstandenen synkretistischen Religionen kommt es in volksreligiösen Kulten zu Formen von Synkretismus.
Linguistik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In der Linguistik bezeichnet Synkretismus das Zusammenfallen von Beugungsformen.
Psychotherapie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Laut Klaus Ottomeyer arbeiten Psychotherapeuten synkretistisch, um das Verstehen jedes Einzelnen in seiner Besonderheit zu ermöglichen, was bei manualisierten Verfahren, dem Abarbeiten einzelner vorgegebener Module, oft auf der Strecke bleibt und den Therapieerfolg verunmöglicht.[2]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Akkommodation (Religion)
- Inkulturation
- Genresynkretismus und Eklektizismus als synkretistische Mischung von Kultur- und Stilelementen in Literatur, Musik, sowie darstellenden und bildenden Künsten
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wolfgang Greive, Raul Niemann: Neu glauben. Religionsvielfalt und neue religiöse Strömungen als Herausforderung an das Christentum. Gütersloher Verlagshaus Mohn, Gütersloh 1990, ISBN 3-579-02168-0.
- Anselm Günthör: Sind alle Religionen gleich? Die Antwort Papst Benedikts XVI. Fe-Medienverlag, Kißlegg 2007, ISBN 978-3-939684-12-1.
- Volker Drehsen, Walter Sparn (Hrsg.): Im Schmelztiegel der Religionen. Konturen des modernen Synkretismus. Kaiser, Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 1996, ISBN 3-579-00247-3.
- Ulrich Berner: Synkretismus – Begegnung der Religionen. In: Joachim G. Piepke (Hrsg.): Kultur und Religion in der Begegnung mit dem Fremden. Steyler Verlag, Nettetal 2007, ISBN 978-3-8050-0544-9, S. 47–74.
- Ulf Hannerz: The World in Creolization. In: Africa. Band 57 (1987), S. 546–559.
- Berner Ulrich: Untersuchungen zur Verwendung des Synkretismusbegriffes. Harrassowitz, Wiesbaden 1982.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- hr2-Radio-feature: „Ich bin religiös flexibel“ (MP3; 11,8 MB)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ siehe etwa en:Syncretic politics, fr:Syncrétisme idéologique, nl:Syncretische politiek, es:Sincretismo político, in Italien hingegen it:Trasversalismo
- ↑ Klaus Ottomeyer: Ökonomische Zwänge und menschliche Beziehungen: Soziales Verhalten und Identität im Kapitalismus und Neoliberalismus, Lit Verlag; 2., veränderte Edition (25. November 2014), ISBN 978-3-643-50618-4