Türkische Luftstreitkräfte

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Türk Hava Kuvvetleri
Türkische Luftstreitkräfte
Turkish Air Force

Aktiv
Staat Turkei Türkei
Streitkräfte Türkische Streitkräfte
Typ Teilstreitkraft (Luftwaffe)
Stärke ca. 50.000 (2022)[1]
Standort Hauptquartier Ankara
Leitung
Oberbefehlshaber Recep Tayyip Erdoğan
Generalstabschef General Metin Gürak
Kommandeur der Luftstreitkräfte General Ziya Cemal Kadıoğlu
Insignien
Flugzeugkokarde
Hoheitszeichen (Seitenleitwerk)

Die türkischen Luftstreitkräfte (türkisch Türk Hava Kuvvetleri) wurden 1911 als Unterstützungstruppe innerhalb des Osmanischen Heeres gegründet und am 31. Januar 1944 eigenständig.[2]

Die Luftwaffe verfügt derzeit über rund 60.100 Soldaten und ist damit die zweitgrößte Teilstreitkraft. Sie ist gegliedert in zwei Taktische Luftkommandos in Eskişehir und Diyarbakır, ein Trainingskommando und ein Unterstützungskommando. Das Hauptquartier befindet sich in Ankara. Die türkischen Luftstreitkräfte verfügen über 1940 Luftfahrzeuge, darunter General Dynamics F-16, McDonnell Douglas F-4 und Northrop F-5, Boeing-KC-135-Tankflugzeuge und 86 taktische Transportflugzeuge (u. a. CN-235, Transall C-160, Lockheed C-130 und Airbus A400M).

Sabiha Gökçen und Mustafa Kemal Atatürk

Sabiha Gökçen wurde 1937 erste türkische Pilotin und die erste Kampfpilotin der Welt. Sie war eines von acht Adoptivkindern Mustafa Kemal Atatürks.

Seit dem 18. Februar 1952 gehört die Türkei zur NATO und während des Kalten Krieges bis 1991 unterstützte die Luftwaffe das Bündnis an der Südostflanke des Warschauer Paktes.

Im August 1964 wurde Hauptmann Cengiz Topel in einer F-100 während des Angriffes auf ein Patrouillenboot über Zypern in der Nähe von Denizli/Xeros bei Gemikonağı/Karavostasi von 40-mm-Bofors-Geschützen der Zyprischen Nationalgarde beschossen. Nach dem Ausstieg soll er angeblich zu Tode gefoltert worden sein. Topel war der erste Kampfflugzeugpilot der türkischen Luftwaffe, der während eines Einsatzes ums Leben kam.[3] An diesem Tag hatte die Türkische Luftwaffe auch Napalm-Bomben gegen griechisch-zypriotische Dörfer eingesetzt.[4] Dabei starben mindestens 19 Zivilisten.[5]

Die Luftwaffe beteiligte sich am Militärputsch in der Türkei 1971.

Im Jahr 1974 unterstützte die Luftwaffe in der Operation Atilla die Invasion von Nordzypern.

Die Luftwaffe wurde seit 1978 häufig gegen Stellungen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) im Nordirak (Kandil-Berge) und Syrien eingesetzt. Siehe auch: Konflikt zwischen der Republik Türkei und der PKK.

Die Luftwaffe beteiligte sich am Militärputsch in der Türkei 1980.

Am 26. März 1994 erfolgte im eigenen Land der Luftangriff auf Koçağılı und Kuşkonar gegen kurdische Dörfer.

Von 1. Januar 1997 bis 17. März 2003 beteiligte sich die Luftwaffe an der Operation Northern Watch zur Durchsetzung einer Flugverbotszone im Irak nördlich des 36. Breitengrades.

Von 24. März bis 10. Juni 1999 wurden Flugzeuge der Luftwaffe im Rahmen der NATO-Operation Allied Force gegen die Bundesrepublik Jugoslawien im Kosovokrieg eingesetzt.

Vom 16. Dezember 2007 bis 29. Februar 2008 beteiligte sich die Luftwaffe an der Operation Sonne (türkisch: Güneş Harekatı) im Nordirak zur Bekämpfung von Stützpunkten der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK).

Türkische F-16 in Formation.

Bis 2011 wurden alle 270 F-16-Kampfflugzeuge der türkischen Luftwaffe mit dem eigenen Freund-Feind-Erkennungssystem von Aselsan nachgerüstet. Da die Erkennungsprofile der ursprünglich eingebauten US-Versionen nicht geändert werden konnten, entwickelte die Türkei ihr eigenes Freund-Feind-Erkennungssystem. Künftig werden die türkischen Piloten Ziele nach „nationalem Interesse“ identifizieren.[6]

Im Syrisch-Türkischen Konflikt 2012 wurde von der syrischen Luftabwehr vor der syrischen Provinz eine McDonnell F-4 der türkischen Luftwaffe abgeschossen, dabei kamen beide Besatzungsmitglieder ums Leben.

Am 23. März 2014 schoss bei Kessab in Syrien ein türkisches F-16-Kampfflugzeug ein syrisches Militärflugzeug des Typs MiG-23 ab. Der Pilot konnte sich mit dem Schleudersitz retten.[7][8]

Am 24. November 2015 erfolgte der Abschuss einer Suchoi Su-24 der russischen Luftwaffe im türkisch-syrischen Grenzgebiet über der syrischen Provinz Latakia.

Seit 2015 nimmt die Luftwaffe an einer erneuten Offensive gegen die PKK teil, besonders in den Provinzen Hakkâri und Şırnak.

Im Juli 2016 beteiligte sich ein Teil der Luftwaffe an einem Putschversuch.

Im Rahmen der Türkische Militäroffensive in Nordsyrien 2016/17 bombardierten türkische F-16 Kampfjets IS-Stellungen.

Seit dem 20. Januar 2018 werden im Rahmen der Türkische Militäroffensive auf Afrin Stellungen der YPG/YPJ bombardiert.[9]

Nichtbeschaffung F-35 „Joint Strike Fighter“

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US-amerikanische F-35. Die türkische Luftwaffe hatte 116 Jets bestellt.

Als Nachfolger für ältere Jets hatte das türkische Verteidigungsministerium 116[10] F-35 „Joint Strike Fighter“ (JSF) ausgewählt und sich damit aus technischen, politischen und wirtschaftlichen Gründen gegen den Eurofighter Typhoon entschieden, der unter anderem nur begrenzt Tarnkappentechnik besitzt. Die Türkei war als Level-3-Partner der US-Streitkräfte an der Entwicklung der F-35 beteiligt. Das komplette Auftragsvolumen für die 116 Jets betrug 10,4 Milliarden US-Dollar. Die erste F-35 der USA wurde 2014 in Dienst gestellt.

Es liefen umfassende Maßnahmen, einen erheblichen Teil der türkischen F-4- und F-16-Bestände zu modernisieren. Zusätzlich zu den bisherigen 240 F-16 Kampfflugzeugen, welche nahezu sämtlich im Zeitraum von 1987 bis 1999 in der Türkei in Lizenz hergestellt wurden, beschaffte die Türkei ab 2006 weitere 30 F-16-Kampfflugzeuge, um die Übergangszeit bis zur Einführung der neuen F-35-Jets zu überbrücken.[11]

Am 17. Juli 2019 gab die US-amerikanische Regierung bekannt, dass die Lieferung der bestellten F-35 an die Türkei storniert wurde. Grund war der Kauf des russischen Raketenabwehrsystems S-400 durch die türkische Regierung, das nach Ansicht der USA als russisches Spionageinstrument eingesetzt werden kann. Zu den Teilelieferungen aus der Türkei wurde keine Aussage getroffen.[12]

Türk Yıldızları

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Die Staffel Türk Yıldızları (Türkische Sterne) oder auch Turkish Stars sind eine in Konya stationierte türkische Kunstflugstaffel. Aktuell besteht dieses Akrobatikteam (kurz Akroteam, türkisch akrotim) der 134. Flotte der türkischen Luftwaffe (türk. Türk Hava Kuvvetleri) aus elf Piloten. Für die Flugvorführungen werden acht Northrop-F-5-Kampfflugzeuge genutzt.

Dem Oberkommando der Luftwaffe unterstehen direkt:[13]

Die Kampfverbänden unterstehen den beiden taktischen Luftwaffenkommandos, diesen sind folgende Staffeln unterstellt:

  • 1. Taktisches Luftwaffenkommando (Westtürkei, Hauptquartier: Eskisehir) (F-16C/D)
    Eine F-16 der 192. Staffel Tiger Squadron in Balikesir

Zur Flugabwehr stehen zwei Bataillone mit 86 „Rapier“ und acht Feuereinheiten mit MIM-23 HAWK bereit.

  • Am 19. Januar 2001 geriet eine CASA CN-235 der türkischen Luftstreitkräfte (TAF 097) in der Nähe von Kayseri ins Trudeln und stürzte ab. Alle drei Insassen starben dabei.[18]
  • Am 23. Mai 2006 kollidierten in der Nähe der Insel Karpathos ein griechisches und ein türkisches Kampfflugzeug des Typs F-16 bei einem Abfangmanöver.[19] Griechenland beansprucht einen nationalen Luftraum mit einer Breite von 10 Seemeilen (etwa 19 Kilometern) jenseits der eigenen Küstenlinien.[20] Die Türkei erkennt aber nur sechs Seemeilen (etwa 11 Kilometern) an, was der Breite der nationalen Seegebiete entspricht. Wegen Konflikten in der Ägäis standen Griechenland und die Türkei seit 1974 bereits drei Mal am Rande eines Krieges.[21]
  • Am 17. Januar 2018 flog eine CASA CN-235 der türkischen Luftstreitkräfte (98-148) in der Nähe von Hodulluca Mevkii, Distrikt Yalvaç, Provinz Isparta, in einen schneebedeckten Hügel und wurde zerstört. Die Maschine befand sich auf einem Trainingsflug von und zum Flugplatz Eskişehir. Alle drei Insassen starben dabei.[22]
Commons: Türkische Luftstreitkräfte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. International Institute for Strategic Studies (Hrsg.): The Military Balance 2023. 123. Auflage. Taylor & Francis, 2023, ISBN 978-1-03-250895-5, S. 141–144.
  2. Die türkische Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. In: Flieger Revue Extra Nr. 12, Berlin 2006, S. 35 und 41
  3. http://www.whatson-northcyprus.com/interest/lefke/topel.htm
  4. https://books.google.ch/books?id=_v7IH8x_dJoC&pg=PA185&redir_esc=y#v=onepage&q&f=false
  5. https://www.israelnationalnews.com/news/349470
  6. Türkei bereitet Krieg gegen Israel vor, israelnetz.com
  7. Focus Online: Türkische Armee schießt syrisches Kampfflugzeug ab vom 23. März 2014
  8. ABC News: Turkish Jets Down Syrian Warplane Near Border vom 23. März 2014
  9. brk/dpa/Reuters: Türkei: Kampfjets bombardieren Stellungen der kurdischen YPG. In: Spiegel Online. 20. Januar 2018, abgerufen am 17. Februar 2024.
  10. TGNA Approves Turkey’s F-35 PSFD Phase Participation (Memento vom 27. Juli 2014 im Internet Archive)
  11. F-35 statt Eurofighter in der Türkei Handelsblatt: Eurofighter fällt bei Türken durch
  12. Der Tag: USA werfen Türkei endgültig aus F-35-Programm - n-tv.de. www.n-tv.de, 17. Juli 2019, abgerufen am 17. Juli 2019.
  13. Länderinformation des österreichischen Verteidigungsministeriums
  14. Airbus Defence and Space: Türkei akzeptiert ihre erste A400M. Flugrevue, 5. April 2014, abgerufen am 14. August 2014.
  15. Türkei stellt RF-4E außer Dienst. www.flugrevue.de, 12. März 2015, abgerufen am 15. März 2015.
  16. Unfallbericht der Kollision über Ankara am 1. Februar 1963, Viscount, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 27. Juli 2018.
  17. Unfallbericht der Kollision über Ankara am 1. Februar 1963, DC-3, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 27. Juli 2018.
  18. Unfallbericht CN-235 TAF 097, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 25. November 2018.
  19. Artikel bei stern.de
  20. Issues of Greek - Turkish Relations: National airspace. In: Hellenic Republic – Ministry of Foreign Affairs. 14. Juni 2018, abgerufen am 15. April 2020 (englisch).
  21. Griechenland / Türkei: Ein Pilot stirbt bei Kollision zweier Kampfflugzeuge. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung – FAZ.NET. 23. Mai 2006, abgerufen am 15. April 2020.
  22. Unfallbericht CN-235 TAF 98-148, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 25. November 2018.