T'Andernaken, al op den Rijn (auch: Tandernaken, al op den Rijn) war einst ein sehr bekanntes Volkslied in West- und Südeuropa, ursprünglich in Mittelniederländisch verfasst. Es handelt von der Unterhaltung zweier Mädchen, die in Andernach am Rhein während ihres sehr persönlichen Gespräches vom Liebhaber einer der beiden belauscht werden.
Als kompletteste Version findet sich das Lied im Antwerps Liedboek – Een schoon liedekens Boeck (Antwerpener Liederbuch – ein schönes Liedchenbuch) von 1544 unter der Nummer 149 als Een oudt liedeken (Ein altes Liedchen).
T'Andernaken, al op den Rijn
1.
T'Andernaken, al op den Rijn,
daer vant ic twee maechdekens spelen gaen;
die eene dochte mi, aen haer aenschyn,
haer ooghen waren met tranen ombevaen:
‘nu segt mi, lieve ghespele goet,
hoe sweert u herte, hoe truert uwen moet,
waer om ist, dat woudys mi maken vroet?’
-‘Ic en cans u niet gesagen;
tis die moeder diet mi doet,
si wil mijn boel veriagen, veriagen.’
2.
-‘Och lieve ghespele, daer en leyt niet an,
den mey die sal noch bloeyen;
so wie zijn liefken niet spreken en can,
die minne mach hem niet vermoeyen.’
-‘Och, lieve ghespeelken, dats quaet sanck,
den mey te verbeyden valt mi te lanc;
het soude mi maken van sinnen also cranc,
ic soude van rouwe sterven.
Ic en weets mijnder moeder geenen danc,
si wil mijn boel verderven, verderven.’
3.
- ‘Och, lieve ghespele, daer en leyt niet an,
nu schict u herteken al in vreden.’
- ‘Mijn moeder plach te spinnen, des en doet si niet,
Es existieren verschiedene Textversionen mit sechs und mit zwanzig Strophen, darin in der 20-Strophen-Version auch die Schönheit der Stadt Andernach geschildert wird. Der Niederländer Tijling (Tÿling, Tyling) gilt als erster Komponist, der die Melodie T'Andernaken in Satz gebracht hat. Er lebte um die Mitte des 15. Jahrhunderts, darüber hinaus ist nichts von ihm bekannt. Sein Werk findet sich in einem der Trienter Codices (ca. 1433–1445). Ein überliefertes Manuskript für Blasinstrumente vom Hofe Alberts von Preußen, in dem das Wort Krumbhörner sich als Bassstimme findet, gibt Hinweise auf den Instrumentensatz zum Spielen der textlosen polyphonischen Versionen des Liedes. Ein Tonsatz von Paul Hofhaimer vereinigte drei Stimmen in einer Tabulatur für Orgel. Ein si-placet-Altus (lat. si placet – wenn beliebt) in Mensuralnotation wurde der Tabulatur von Hans Kotter angefügt, die der Kommentar als von einandern darzu zuschlagen charakterisiert: „von anderem dazu (separat) zu spielen“.[2] Die erste Strophe von Tandernaken findet sich in einem niederländischen Quodlibet.
↑Florimond van Duyse: Het oude Nederlandsche lied. Tweede deel. Martinus Nijhoff / De Nederlandsche Boekhandel, Den Haag und Antwerpen 1905; Sp. 1050–1054
↑ abJan Willem Bonda: De meerstemmige Nederlandse liederen van de vijftiende en zestiende eeuw (Die mehrstimmigen niederländischen Lieder des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts). Uitgeverij (Verlag) Verloren, Hilversum 1996; ISBN 90-6550-545-8 (ISBN 0-393-09530-4), S. 89–90 und 596–598