Taharrusch dschama'i

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Taharrusch dschama'i (in manchen Texten Taharrusch dschamai), fälschlich auch Taharrush gamea (arabisch تحرش جماعي Taharrusch dschamā'ī, DMG Taḥarruš ǧamāʿī ‚gemeinschaftliche Belästigung‘,[1] englische Transkription taḥarrush jamāʿī) ist ein Kompositum aus den arabischen Wörtern für Belästigung und gemeinschaftlich. Laut der früheren Kairo-Korrespondentin Julia Gerlach bezeichnet der Begriff zumindest in Ägypten bestimmte Formen von sexuellen Angriffen auf Frauen durch Gruppen von Männern.[2]

Verwendung des Begriffs in Europa

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Erstmals im Deutschen erwähnt wurde der Begriff (in der falschen[3] Transkription taharrush gamea) in einer Stellungnahme des deutschen Bundeskriminalamts (BKA) nach den sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht 2015 in Köln. Am 10. Januar 2016 berichtete Die Welt[4] über die Stellungnahme des BKA. Focus Online[5] griff die Berichterstattung am gleichen Tag auf.

Laut einem Bericht des nordrhein-westfälischen Innenministeriums an den Innenausschuss des Landtags sah das BKA die gemeinschaftlich begangenen sexuellen Belästigungen von Frauen in der Öffentlichkeit als eine in mehreren arabischen Ländern gegebene Erscheinung.[6]

Christoph Ehrhardt, der FAZ-Korrespondent in Beirut, nannte Stellungnahmen von ägyptischen Feministinnen, die sich über die „Karriere“ des Begriffs wunderten. Erhardt bezog sich auch auf die Entstehungsgeschichte des hier vorliegenden Artikels (noch unter dem Titel Taharrush gamea):[7][8]

„Aus einer simplen Vokabel für sexuelle Massenübergriffe ist ein scheinbar genuin arabisches Kulturphänomen mit eigenem Wikipedia-Eintrag geworden.“

Andere Autoren kritisierten, der arabische Begriff sei vor allem aus fremdenfeindlichen Motiven propagiert worden, unter anderem von rechtsgerichteten Politikern und Gruppen.[3][9][10] Die Verwendung des arabischen Begriffs anstelle einer Übersetzung mache das Phänomen beängstigender und exotischer.[3]

Einzelnachweise

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  1. Hans Wehr: Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart. Harrassowitz, Leipzig 1952, S. 134 und 168.
  2. Julia Gerlach, Nana Brink: Frust junger Männer entlädt sich in sexueller Gewalt. In: Deutschlandradio Kultur. 13. Januar 2016, abgerufen am 12. März 2017: „Es gibt aber noch ein anderes Phänomen, das auch unter „taharrush gamea“ in Ägypten so bezeichnet wird. Das sind Angriffe auf Frauen so an Feiertagen, also eher außerhalb von einem politischen Kontext, einfach so in Feierlaune, und wo es auch häufig Angriffe gibt auf Frauen. […]. Und gerade dieses Feiertagsphänomen, wo Frauen zum Beispiel beim Spazierengehen – das sind dann Gruppen von Mädchen, und die werden von Gruppen von Jungs angegriffen […].“
  3. a b c Alex Shams: Neither Taharrush Gamea Nor Sexism Are Arab ‘Cultural Practices’. In: Huffington Post. 21. Januar 2016, abgerufen am 27. Februar 2017 (englisch): „In recent days, a new term has suddenly appeared in the media to describe a supposedly Arab cultural practice: “taharrush gamea.” The term, which is misspelled (the second word should read gama’ei), just means “group harassment” in Arabic, but right-wing commentators are trying their hardest to convince you that it actually means “sexual assault by a bunch of Arab men” or “gang-rape game” and that it’s a normal thing in the Arab World. They’re wrong, of course, on all fronts. But the invention of the term and the sudden currency it has gained in the mainstream Western media tells a darker tale of how xenophobic right-wing groups in Europe have cynically used reports of sexual violence against women to further a deeply racist, anti-refugee agenda.“
  4. Martin Lutz: Das Phänomen „taharrush gamea“ ist in Deutschland angekommen. In: Welt Online. 10. Januar 2016 (online [abgerufen am 13. Januar 2016]).
  5. FOCUS Online: Nach Kölner Sex-Angriffen: BKA will das Phänomen „taharrush gamea“ bekämpfen. Abgerufen am 10. Februar 2019.
  6. Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen: Bericht des Ministeriums für Inneres und Kommunales über die Übergriffe am Hauptbahnhof Köln in der Silvesternacht. (PDF) 10. Januar 2016, abgerufen am 5. Dezember 2018: „Die Tatbegehungsform sexualisierter Gewaltstraftaten durch Gruppen in Verbindung mit Eigentums-/Raubdelikten ist in der Ausprägung der Kölner Gewalttaten in Deutschland bisher nicht aufgetreten. Diese Gewaltstraftaten sind insbesondere von den bereits polizeilich seit längerem verfolgten sogenannten „Antanzdelikten“ deutlich zu unterscheiden. […] Vor diesem Hintergrund hat sich bereits am 08.01.2016 die AG Kripo im Auftrag der Innenressorts von Bund und Ländern damit befasst und beschlossen, dieses Phänomen unverzüglich analysieren zu lassen und dabei auch Erkenntnisse aus dem Ausland einzubeziehen. So liegen dem Bundeskriminalamt Erkenntnisse dazu vor, dass in arabischen Ländern ein Modus Operandi bekannt ist, der als "taharrush gamea" (gemeinsame sexuelle Belästigung in Menschenmengen) bezeichnet wird. Darüber wurde z. B. anlässlich der ägyptischen Revolution von den Medien berichtet. Hierzu wird sich eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe vertiefend mit dem Phänomen befassen und spezifische Bekämpfungskonzepte entwickeln.“
  7. Christoph Ehrhardt: Gewalt gegen Frauen in Ägypten: Wo sexuelle Belästigung Alltag ist. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 15. Januar 2016, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 15. Februar 2017]).
  8. Christoph Ehrhardt: Silvesternacht in Köln: Hatten die Taten System? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 17. Januar 2016, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 15. Februar 2017]).
  9. Abdelmonem et al.: The 'Taharrush' Connection: Xenophobia, Islamophobia, and Sexual Violence in Germany and Beyond. Abgerufen am 27. Februar 2017 (englisch).
  10. Abdelmonem, Angie, Bavelaar, Rahma Esther, Wynne-Hughes, Elisa and Galán, Susana: The 'Taharrush' connection: xenophobia, Islamophobia, and sexual violence in Germany and beyond. (PDF) In: Jadaliyya. Arab Studies Institute, 1. März 2016, abgerufen am 27. Februar 2017 (englisch): „The term “taharrush” has been widely used by Western media and German authorities to portray collective sexual violence as a practice that originates from the Middle East and North Africa and is thus foreign to German and European culture. By connecting Cologne with Egypt in a highly misrepresented way, the media has been able to justify a racist platform against the continued acceptance of migrants and refugees coming to Europe. […] Not surprisingly, far-right leaders have welcomed the connection between sexual violence and refugee/migrant populations across Europe. […] By co-opting feminist demands for women’s emancipation and their right to self-defense, these conservative forces instrumentalize the Cologne sexual assaults for their xenophobic ends.“