Temozolomid

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Strukturformel
Struktur von Temozolomid
Allgemeines
Freiname Temozolomid
Andere Namen

4-Methyl-5-oxo-2,3,4,6,8-pentazabicyclo[4.3.0]nona-2,7,9-trien-9-carboxamid

Summenformel C6H6N6O2
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 85622-93-1
EG-Nummer (Listennummer) 630-358-9
ECHA-InfoCard 100.158.652
PubChem 5394
ChemSpider 5201
DrugBank DB00853
Wikidata Q425088
Arzneistoffangaben
ATC-Code

L01AX03

Wirkstoffklasse

Zytostatikum

Eigenschaften
Molare Masse 194,15 g·mol−1
Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]

Gefahr

H- und P-Sätze H: 302​‐​315​‐​319​‐​335​‐​350​‐​360
P: 201​‐​261​‐​305+351+338​‐​308+313[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Temozolomid (Handelsnamen Temodal®, Temodar[2]) ist ein oral und intravenös verabreichtes alkylierendes Zytostatikum. Temozolomid wird zur simultanen, adjuvanten und gleichsam palliativen Therapie von Glioblastomen in Kombination mit Strahlentherapie eingesetzt.

Wirkung und Pharmakokinetik

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Das alkylierende Zytostatikum wirkt antineoplastisch, indem in der Tumorzelle die DNA-Replikation gestört wird.

Die Substanz ist eine Prodrug, die erst im Körper durch Metabolisierung aktiviert wird. Temozolomid wird spontan hydrolytisch gespalten, so dass MTIC entsteht (= 5-(3-N-methyltriazen-1-yl)-imidazol-4-carboxamid). MTIC ist ebenfalls sehr instabil und zerfällt in saurer Lösung rasch in die Produkte AIC (= 5(4)-aminoimidazol-4(5)-carboxamid) und Diazomethan, welches nach Protonierung methylierend wirkt.[3] Diazomethan methyliert dann Basen der DNA. Liegt diese Base in einer Promotorregion eines Gens, führt die Methylierung zu einer Inaktivierung des Gens, das dann also nicht mehr exprimiert wird. Auf diesem Weg wird in den meisten Fällen der Zelltod herbeigeführt. Manche Tumorzellen besitzen allerdings einen Reparaturmechanismus, wodurch sie resistent gegenüber diesem Wirkstoff werden.

Der Vorteil von Temozolomid gegenüber dem älteren Wirkstoff Dacarbazin (DTIC) liegt darin, dass die Aktivierung bis hin zum Diazomethan vollkommen spontan abläuft. Dacarbazin muss dagegen enzymatisch aktiviert werden.

Die Resorption erfolgt rasch, die maximale Wirkstoffkonzentration wird bereits nach etwa 20 Minuten erreicht. Die Plasmahalbwertszeit liegt bei 1,8 Stunden.

Temozolomid kann die Blut-Hirn-Schranke überwinden, wodurch es sich zur Anwendung bei Hirntumoren eignet.

Zugelassen ist Temozolomid für Erwachsene mit einem erstdiagnostizierten Glioblastom zur First-Line-Therapie mit adjuvanter Radiotherapie. Des Weiteren gibt es die Zulassung für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen bei rezidivierendem oder nicht auf die Standardtherapie anschlagendem malignem Gliom. Ein Einsatz bei malignem Melanom wird teilweise durchgeführt.[4] Es gibt hierzu jedoch keine offizielle Zulassung.[5]

Als Nebenwirkungen können Thrombozytopenie und Neutropenie auftreten.

Zudem wurde über das Auftreten von Fällen schwerer Lebertoxizität unter der Behandlung mit Temozolomid berichtet. Es gab einige Fälle von Leberschaden inklusive letalem Leberversagen. Die Schädigung der Leber kann auch erst nach einigen Wochen nach Behandlungsbeginn und auch nach dem Absetzen erfolgen.[6] Aufgrund dessen gibt es besondere Empfehlungen zur genauen Überwachung der Leberfunktion bei Behandlung mit Temozolomid.

Einzelnachweise

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  1. a b Datenblatt Temozolomide bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 23. April 2011 (PDF).
  2. FDA Datenblatt Temodar (PDF) Letzte Revision Februar 2011 (englisch).
  3. Newlands, E. S.; Stevens, M. F. G.; Wedge, S. R.; Wheelhouse, R. T.; Brock, C.: Temozolomide: a review of its discovery, chemical properties, pre-clinical development and clinical trials. In: Cancer Treatment Reviews. Band 32. W. B. Saunders Company Ltd., 1997, S. 35 - 61.
  4. M. R. Middleton, J. J. Grob, N. Aaronson, G. Fierlbeck, W. Tilgen, S. Seiter, M. Gore, S. Aamdal, J. Cebon, A. Coates, B. Dreno, M. Henz, D. Schadendorf, A. Kapp, J. Weiss, U. Fraass, P. Statkevich, M. Muller, N. Thatcher: Randomized phase III study of temozolomide versus dacarbazine in the treatment of patients with advanced metastatic malignant melanoma. In: J Clin Oncol. Band 18, 2000, S. 158–166.
  5. Chemotherapien für Melanompatienten mit inoperablen Metastasen. Archiviert vom Original am 7. November 2014; abgerufen am 6. November 2014.
  6. Wichtige Informationen: Auftreten schwerer Lebertoxizität im Zusammenhang mit Temozolomid.