Nonylphenolethoxylate

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Tergitol NP-40)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Allgemeine Strukturformel der Nonylphenolethoxylate

Nonylphenolethoxylate (NPE oder NPEO) stellen eine Gruppe von nichtionischen Tensiden dar, die sich von den Nonylphenolen ableiten und in der Anzahl der hydrophilen Ethoxy-Einheiten der Polyethylenglycol-Seitenkette unterscheiden.

Nonylphenolethoxylate sind in der No-Longer-Polymers-Liste enthalten.[1]

Ihre häufigste Verwendung finden sie in Reinigungsmitteln. Aufgrund der Gefahren hat die Industrie in einer freiwilligen Selbstverpflichtung 1986 zugesichert, diese Substanz innerhalb der EU nicht mehr in Wasch- und Reinigungsmitteln für den Privatgebrauch zu verwenden. Im Jahre 1992 wurde der Verzicht auf industrielle Reinigungsmittel erweitert. Im Jahr 2003 wurde die Verwendung von Nonylphenolethoxylaten und Nonylphenolen in der EU stark eingeschränkt.[2]

Sicherheitshinweise
CAS-Nummer

9016-45-9

EG-Nummer

500-024-6

ECHA-InfoCard

100.105.533

GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [3]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 315​‐​319​‐​411
P: 273​‐​280​‐​302+352​‐​305+351+338​‐​332+313​‐​337+313 [3]
Zulassungs­verfahren unter REACH

besonders besorgnis­erregend: ernst­hafte Auswirkungen auf die Umwelt gelten als wahrscheinlich[4]; zulassungs­pflichtig[5]

Im Jahr 1984 wurde entdeckt, dass Nonylphenolethoxylate in Kläranlagen zu 4-n-Nonylphenolen, welche auf viele Organismen toxisch wirken, abgebaut werden und bedeutende Mengen davon in die Gewässer gelangen.[6] In Gewässern ist insbesondere die hormonaktive (östrogene) Wirkung auf Wasserorganismen problematisch. Die Bioakkumulationsfähigkeit ist sehr hoch (> 1000).

In einer Studie der Umweltorganisation Greenpeace wurden Rückstände der NPE in 52 von 78 Textil-Produkten (zwei Drittel) aus Geschäften in 18 Ländern nachgewiesen. Es handelt sich dabei durchweg um Markenartikel, die in Billiglohnländern hergestellt wurden. Für Verbraucher haben die untersuchten Artikel keine unmittelbar gesundheitsschädigende Auswirkung.[7]

Analog zu Nonylphenol darf es nach Eintrag 46 des Anhangs XVII der REACH-Verordnung[8], bis auf wenigen Ausnahmen, nicht in Konzentrationen über 100 mg/kg in Produkten für die gewerbliche Reinigung, Haushaltsreinigung, Textil- und Lederverarbeitung, Emulgator in Melkfett, Metallverarbeitung, Herstellung von Zellstoff und Papier, kosmetische Mittel, sonstige Körperpflegemittel, und Formulierungshilfsstoffe in Pestiziden und Bioziden, verwendet werden.

Seit dem 3. Februar 2021 wird mit dem Eintrag 46a des Anhangs XVII[9] Nonylphenolethoxylate zusätzlich in Textilien auf eine Konzentration von 100 mg/kg beschränkt, wenn davon ausgegangen werden kann, dass sie in einem normalen Lebenszyklus gewaschen werden (außer gebrauchte Textilerzeugnisse oder Textilien aus recycelten Material).[10]

Anhang 46a zählt folgende Stoffe zur Gruppe der Nonylphenolethoxylate:[9]

Name Nonylphenol, ethoxyliert 4-Nonylphenol, ethoxyliert Isononylphenol, ethoxyliert 4-Nonylphenol, verzweigt, ethoxyliert Nonylphenol, verzweigt, ethoxyliert
Strukturbeschreibung
CAS-Nummer 9016-45-9 26027-38-3 37205-87-1 127087-87-0 68412-54-4
EG-Nummer 500-024-6 500-045-0 609-346-2 500-315-8 500-209-1
ECHA-Infocard 100.105.533 100.105.552 100.130.672 100.105.797 100.105.700
100.193.631
PubChem 24773 24773 92035818 7700 24773
Wikidata Q72426 Q72501390 Q111656851 Q72496648 Q124217778
Beschreibung farblose Flüssigkeit[11] hellgelbe Flüssigkeit[12] farblose Flüssigkeit[13] farblose bis hellgelbe Flüssigkeit mit mildem Geruch[14] farblose bis hellgelbe Flüssigkeit mit aromatischem Geruch[15]
Dichte 1,06 g/cm3[11] 1,05 g/cm3[12] 1,04 g/cm3[13] 1,06 g/cm3[15]
Schmelzpunkt 5 °C[12] −20 – +45 °C[13] 3,8 °C[14] < 0 °C[15]
Siedepunkt 57–58 °C[11] > 250 °C (Zersetzung)[14] 250 °C[15]
Dampfdruck 1,4 hPa bei 25 °C[11] < 0,01 hPa bei 20 °C[14]
Löslichkeit löslich in Wasser (153 g/l bei 25 °C)[11] mischbar mit Wasser[13] mischbar mit Wasser[14] löslich in Wasser[15]
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
Gefahr[3]
Gefahr[12]
[13]
Achtung[14]
Gefahr[15]
H-Sätze 302​‐​318​‐​400 302​‐​318​‐​412 411 302​‐​319​‐​412 302​‐​318​‐​411
P-Sätze 273​‐​280​‐​305+351+338​‐​501 280​‐​301+312+330​‐​305+351+338+310 273​‐​391​‐​501 264​‐​270​‐​273​‐​280​‐​301+312​‐​305+351+338 264​‐​270​‐​273​‐​280​‐​301+312​‐​305+351+338
LD50 >3000 mg·kg−1 (LD50Kaninchentransdermal)[13] ~515 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[14]

Risikobewertung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verzweigtes ethoxyliertes Nonylphenol wurde 2016 von der EU gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 (REACH) im Rahmen der Stoffbewertung in den fortlaufenden Aktionsplan der Gemeinschaft (CoRAP) aufgenommen. Hierbei werden die Auswirkungen des Stoffs auf die menschliche Gesundheit bzw. die Umwelt neu bewertet und ggf. Folgemaßnahmen eingeleitet. Ursächlich für die Aufnahme der Verbindungsgruppe waren die Besorgnisse bezüglich hoher (aggregierter) Tonnage und anderer gefahrenbezogener Bedenken sowie als potentieller endokriner Disruptor. Die Neubewertung fand ab 2016 statt und wurde vom Vereinigten Königreich durchgeführt. Anschließend wurde ein Abschlussbericht veröffentlicht.[16][17]

  • Ismail-H. Acir, Klaus Guenther: Endocrine-disrupting metabolites of alkylphenol ethoxylates – A critical review of analytical methods, environmental occurrences, toxicity, and regulation. In: Science of The Total Environment. Band 635, 2018, S. 1530–1546, doi:10.1016/j.scitotenv.2018.04.079, PMID 29874777 (englisch).
  • T. B. Chokwe, J. O. Okonkwo, L. L. Sibali: Distribution, exposure pathways, sources and toxicity of nonylphenol and nonylphenol ethoxylates in the environment. In: Water SA. Band 43, Nr. 4, 2017, S. 529–542, doi:10.4314/wsa.v43i4.01 (englisch).

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Publications Office of the European Union (Hrsg.): Notification of new chemical substances in accordance with directive 67/548/EEC on the classification, packaging and labelling of dangerous substances – No-longer polymer list, version 2. 23. November 2007 (europa.eu).
  2. Richtlinie 2003/53/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18. Juni 2003 zur 26. Änderung der Richtlinie 76/769/EWG des Rates über Beschränkungen des Inverkehrbringens und der Verwendung gewisser gefährlicher Stoffe und Zubereitungen (Nonylphenol, Nonylphenolethoxylat und Zement). 17. Juli 2003.
  3. a b c d e Eintrag zu Nonylphenolethoxylat, Isomere in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 3. Januar 2023. (JavaScript erforderlich)
  4. Eintrag in der SVHC-Liste der Europäischen Chemikalienagentur, abgerufen am 29. März 2021.
  5. Eintrag im Verzeichnis der zulassungspflichtigen Stoffe der Europäischen Chemikalienagentur, abgerufen am 29. März 2021.
  6. W. Giger, P. H. Brunner, C. Schaffner: 4-Nonylphenol in sewage sludge: accumulation of toxic metabolites from nonionic surfactants. Science, 225(4662), 1984, S. 623–625, doi:10.1126/science.6740328.
  7. Greenpeace Pressemitteilung vom 23. August 2011.
  8. Anhang XVII REACH, Eintrag 46.
  9. a b Anhang XVII REACH, Eintrag 46a.
  10. Anhang XVII der REACH-Verordnung. In: Helpdesk. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 15. Februar 2021, abgerufen am 2. November 2021.
  11. a b c d e Datenblatt NP-40 Alternative - CAS 9016-45-9 bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 13. Dezember 2021 (PDF).
  12. a b c d e f Datenblatt Nonoxynol 9 bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 13. Dezember 2021 (PDF).
  13. a b c d e f Isononylphenol-ethoxylate (technical) – LGC Standards. In: lgcstandards.com. Abgerufen am 13. Dezember 2021.
  14. a b c d e f g Datenblatt NP9 bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 13. Dezember 2021 (PDF).
  15. a b c d e f g h Datenblatt IGEPAL® CO-630, average Mn 617 bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 13. Dezember 2021 (PDF).
  16. Europäische Chemikalienagentur (ECHA): Substance Evaluation Conclusion and Evaluation Report.
  17. Community Rolling Action Plan (CoRAP) der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA): Nonylphenol, branched, ethoxylated, abgerufen am 6. März 2022.
  18. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Nonoxinol 40: CAS-Nr.: nicht vergeben, Wikidata: Q1996360.
  19. Helenius, A. & Simons, K. (1975): Solubilization of membranes by detergents. In: Biochim. Biophys. Acta. Bd. 415, S. 29–79. PMID 1091302, doi:10.1016/0304-4157(75)90016-7.
  20. Calbiochem Booklet: A Guide To The Properties And Uses Of Detergents, 2001 (PDF; 597 kB).