Tetra (Unternehmen)
Koordinaten: 52° 12′ 4″ N, 8° 20′ 58,6″ O
Tetra GmbH
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1951 |
Sitz | Melle, Deutschland |
Leitung | Lars Borrmann, Eric Beukeboom, Jeremy Smeltser, Ehsan Zargar, Joanne Chomiak[1] |
Mitarbeiterzahl | 406 (am Standort Melle)[2] 850 (gesamt)[3] |
Umsatz | 144 Mio. EUR[2] |
Branche | Aquaristik & Gartenteich |
Website | www.tetra.net |
Stand: 2019 |
Tetra ist ein deutscher Hersteller von Fischfutter, Wasserpflegeprodukten und aquaristischem Zubehör. Das Unternehmen gehört zum US-Mischkonzern Spectrum Brands und hat seinen Sitz in der Stadt Melle im Landkreis Osnabrück. Mit einem weltweiten Marktanteil von 80 % zählt Tetra zu einem der weltweit bedeutenden Herstellern im Bereich Aquaristik.[4]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gründung und erste Entwicklungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Tetra wurde 1951 von H. Ulrich Baensch in Hannover als Tropenhaus gegründet.[5] Baensch züchtete bereits Anfang der 1950er-Jahre tropische Zierfische,[6] zu einer Zeit, in der diese noch mit Lebendfutter gefüttert werden mussten. Dieses Futter war sowohl schwierig zu beschaffen als auch mit gesundheitlichen Risiken für die Fische verbunden. Baensch plante, dieses Problem durch ein spezielles industriell herzustellendes Trockenfischfutter zu lösen, um die Aquaristik als Hobby einer breiteren Masse zugänglich zu machen.[7] 1953 gründete Baensch das BioMin-Labor, in dem er ausführliche Tests durchführte und an einem geeigneten Fischfutter arbeitete.[5] Auf der Grundlage von tierischen und pflanzlichen Rohstoffen erfand er ein dafür geeignetes Verfahren. Der Name des ersten Futters „TetraMin“ setzt sich zusammen aus Tetra (griechisch „vier“) und Min (letzte Silbe von „Vitamin“). TetraMin kam 1955 in den weltweiten Handel.[8] Der Entwicklung des Fischfutters TetraMin folgte eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Produkte, die in zahlreichen Patentanmeldungen mündete.[5] So erfand Baensch mit seinem Unternehmen neben dem modernen Trockenfischfutter verschiedene revolutionäre Verfahren und Apparaturen für die Aquaristik wie ein Verfahren zur Züchtung von Lebendfischfutter, Filter- und Temperaturregelvorrichtungen für Aquarien, Futtersiebe, Schüttgutbehälter für Tierfutter, Abschäumer für Aquarien und später auch Futterautomaten.[9]
Umbenennung und Wachstum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1961 stieg H. Ulrich Baenschs Sohn Hans A. Baensch, der später den Tetra Verlag gründete, in das Unternehmen ein. 1962 verlegte Baenschs Unternehmen mit damals 20 Mitarbeitern seinen Firmensitz nach Melle in Niedersachsen und firmierte fortan als Tetra Kraft Werke. Zu dieser Zeit meldete Baensch 15 Patente auf Fischfutterherstellungsverfahren und 20 Warenzeichen an. Darüber hinaus erschien 1962 erstmals die Aquaristikzeitschrift von Tetra, die Wasserfloh-Post.[5] In den Folgejahren setze ein starkes Wachstum ein, sodass Tetra Anfang der 1970er-Jahre expandierte und ein Zweigwerk in Offelten eröffnete.[10]
Weltweite Expansion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1974 kaufte die amerikanische Firma Warner-Lambert Tetra.[6] Im Folgejahr hatte das Unternehmen rund 400 Mitarbeiter und 16.000 m2 Produktionsfläche.[11] In den 1980er-Jahren brachte Tetra mit Tetra Pond eine eigene Marke für das wachsende Gartenteichsegment heraus. Sie umfasste Futter, Pflege und Technik. Mitte der 1990er-Jahre eröffnete das Unternehmen Standorte in Blacksburg und Morris Plains in den USA. In Melle wurden fortan Lager und Logistik konzentriert.[5] Bis zum Ende der 1990er-Jahre konnte Tetra seinen weltweiten Marktanteil auf 80 % steigern.[4] Im Jahr 1999 ging Tetra eine Kooperation mit dem Osnabrücker Zoo ein, der seitdem das Tetra-Aquarium mit Salzwasserbereich und Süßwasserbereich betreibt.[12] Im Dezember 2002 veräußerte der Pfizer-Konzern, der Warner-Lambert in der Zwischenzeit übernommen hatte, Tetra an Triton, einen unabhängigen europäischen privaten Aktienfonds. Knapp drei Jahre später wurde das Unternehmen vom amerikanischen Konsumgüterkonzern Spectrum Brands übernommen.[13] Im Dezember 2006 verlegte Tetra seinen Versand- und Verpackungsstandort von Offelten nach Melle.[10]
Unternehmensstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Tetra besitzt neben dem Standort Melle weltweit Niederlassungen in Frankreich, Großbritannien, Italien, Polen, Japan, Singapur und den USA. Insgesamt hat die Tetra-Gruppe Vertretungen in über 90 Ländern und verkauft seine Produkte in über 120 Ländern.[14] Als wichtigster Absatzmarkt für Tetra entwickelten sich dabei die Vereinigten Staaten.[15][6] Das Unternehmen verkauft mehr als 1700 verschiedene Produkte und setzt jährlich über 50 Mio. Dosen TetraMin ab (Stand 2013).[16]
Produkte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Produktpalette von Tetra gliedert sich in die Bereiche Aquarium, Gartenteich und Terrarium. Hier wird jeweils Futter für Fische, Krebstiere und Reptilien angeboten, sowie Pflegeprodukte, unter anderem für die Wasserpflege, Wasseraufbereitung, Antialgenmittel, Wassertests und Arzneimittel. Seit 2006 bietet Tetra ebenfalls Aquarien an.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2006: IF Design Award in der Kategorie Freizeit/Lifestyle[17]
- 2016: Deutsche Standards: Marke des Jahrhunderts[6]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Tetra GmbH: Impressum, abgerufen am 12. August 2024
- ↑ a b Northdata: Tetra GmbH, Melle, abgerufen am 29. November 2021
- ↑ Marita Kammeier: Schüler entdecken das Berufsleben, im Meller Kreisblatt, 30. März 2019, S. 19
- ↑ a b Thomas K. McCraw (Hrsg.): Creating Modern Capitalism How Entrepreneurs, Companies, and Countries Triumphed in Three Industrial Revolutions, 1997, ISBN 9780674256200
- ↑ a b c d e Tetra GmbH: Geschichte, abgerufen am 29. November 2021
- ↑ a b c d Christoph Lützenkirchen: Tetra hat sich seinen eigenen Markt geschaffen, Die Wirtschaft, 25. August 2016, S. 10
- ↑ Florian Langenscheidt (Hrsg.): Deutsche Standards: Marken des Jahrhunderts, 2006, S. 514
- ↑ Hermann Simon: Hidden Champions des 21. Jahrhunderts: Die Erfolgsstrategien unbekannter Weltmarktführer, Campus, Frankfurt a. M. 2007, ISBN 978-3-593-38380-4, S. 16
- ↑ Patent DE1047521B: Verfahren zur Züchtung von lebendem Fischfutter aus Eiern des Kleinkrebses Artemia salina. Angemeldet am 19. Oktober 1957, veröffentlicht am 24. Dezember 1958, Anmelder: Biomin-Laboratorium Ilse Baensch, Erfinder: Heinz Ulrich Baensch.
- ↑ a b Kirsten Tirre: Tetra zieht aus: Gebäude steht für 600.000 Euro auch bei Ebay zum Verkauf, in Neue Westfälische Zeitung, 9. Februar 2006
- ↑ Klaus Piefel: Im Jubiläumsjahr ein Besuch bei Tetra, TI. Tatsachen und Informationen aus der Aquaristik. 9. Jg., Nr. 30, 1975, S. 3
- ↑ Cornelia Achenbach: Wurzelwerk und Seeufer: Aquarium im Osnabrücker Zoo erneuert, in Neue Osnabrücker Zeitung, 26. Oktober 2021, abgerufen am 30. November 2021
- ↑ Florian Langenscheidt (Hrsg.); Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer : Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Köln: Deutsche Standards Editionen, 2010. - ISBN 978-3-86936-221-2. S. 595 f.
- ↑ Deutschland – ein Land voller Weltmarktführer ( vom 4. August 2009 im Internet Archive)
- ↑ Mai Trinh Le: Keine Butter bei die Fische: Tetra stellt tonnenweise Futter für Zierfische her, in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 7. November 2013, Nr. 259/2013, S. 12
- ↑ Gerhard Placke: Fast lautlos auf den ersten Platz vorgearbeitet, in Neue Osnabrücker Zeitung Ausgabe Stadt, 23. Oktober 2013
- ↑ Tetra AquaArt In: IF Design Award, abgerufen am 21. Februar 2022