Thalliumbromidiodid

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Kristallstruktur
Struktur von Thalliumbromidiodid
_ Tl+ 0 _ Br und I
Kristallsystem

kubisch

Raumgruppe

Pm3m (Nr. 221)Vorlage:Raumgruppe/221

Koordinationszahlen

Cs[8], Br und I[8]

Allgemeines
Name Thalliumbromidiodid
Andere Namen
  • KRS-5
  • Thalliumbromoiodid
Verhältnisformel Tl(Br,I)
Kurzbeschreibung

roter, geruchloser Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 76363-73-0
Wikidata Q2408885
Eigenschaften
Molare Masse 311,53 g·mol−1
(Mittelwert bei 42 % TlBr und 58 % TlI)
Aggregatzustand

fest

Dichte

7,37 g·cm−3 [2]

Schmelzpunkt

414,5 °C[2]

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[4] ggf. erweitert[3]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 300​‐​330​‐​373​‐​411
P: 260​‐​264​‐​273​‐​284​‐​301+310​‐​310[3]
MAK

0,1 mg·m−3 [1]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Thalliumbromidiodid Tl(Br,I), auch bekannt unter der in der Industrie verwendeten Codebezeichnung KRS-5, ist eine anorganisch-chemische Mischkristallverbindung. Man kann es als Mischverbindung aus Thallium(I)-bromid und Thallium(I)-iodid auffassen. Besondere Bedeutung hat diese Verbindung aufgrund ihrer außergewöhnlichen optischen Eigenschaften in der Infrarotspektroskopie.

Industriell verwendetes Thalliumbromidiodid setzt sich typischerweise formal aus 42 % Thallium(I)-bromid und 58 % Thallium(I)-iodid zusammen und besitzt demnach eine mittlere molare Masse von 311,53 g/mol. In der Kristallstruktur nimmt Thallium (Tl+) 100 % der Kationen-Plätze ein, während die Anionen-Positionen statistisch zu 42 % von Bromid (Br) und zu 58 % Iodid (I) besetzt sind, es handelt sich also um einen Mischkristall.

Das rote Salz kristallisiert im kubischen Kristallsystem in der Raumgruppe Pm3m (Raumgruppen-Nr. 221)Vorlage:Raumgruppe/221 und ist isotyp zur Caesiumchloridstruktur. Die Kristalle sind sehr weich, sie weisen nach Knoop eine Härte von nur 40 K auf (Vergleich: Diamant hat 7000 K). Ähnlich wie Kaliumbromid ist es ein kaltfließendes Material und daher leicht verformbar.

Thalliumbromidiodid weist einen hohen Brechungsindex auf, die je nach Wellenlänge zwischen 2,73 (bei 0,5 µm) und 2,15 (bei 50 µm) liegt. Daraus resultieren relativ geringe Verluste bei der Reflexion (vgl. fresnelsche Gleichungen), so liegt der maximale Transmissionsgrad eines 1 mm dicken KRS-5-Fensters im infraroten Bereich bei etwa 72 % (2 Reflexionen).[5] Vergleicht man dies mit anderen Materialien, wie ZnSe, KBr oder AMTIR, so fällt auf, dass Thalliumbromidiodid eine etwa gleichbleibend hohe Transmissionsgrad über einen großen Wellenlängenbereich (2–50 µm) besitzt. Zum Vergleich, Quarzglas weist zwar einen höheren Transmissionsgrad auf, jedoch nur in kleineren Wellenlängenbereichen (90 % bei 0,3–2 µm; 80 % bei 100–600 µm). Diamant hingegen zeigt einen großen Bereich mit hohem Transmissionsgrad (bis zu 65 %), allerdings ist Diamant wesentlich teurer und schwieriger zu verarbeiten.

In Wasser löst es sich nur zu etwa 0,05 %. Dagegen ist es in einigen polaren, organischen Lösungsmitteln löslich, wie etwa Ethylenglycol oder Dimethylsulfoxid (DMSO). Zudem kann es sich in alkalisch-wässrigem Medium sowie bei Vorhandensein von Komplexbildnern lösen.

Die gute Durchlässigkeit für infrarotes Licht macht Thalliumbromidiodid zu einem idealen Material zur Herstellung von Fenstern, Linsen und Filtern für optische Geräte, die im Infrarotbereich arbeiten, zum Beispiel Infrarotkameras oder Infrarotspektrometer. Der hohe Brechungsindex ermöglicht eine weitere Anwendung im infrarotspekroskopischen Bereich, die ATR-Spektroskopie, bei der die abgeschwächte Totalreflexion zur Untersuchung von Oberflächeneigenschaften genutzt wird.

Thalliumbromidiodid ist als Thalliumverbindung als potentiell giftig anzusehen. Allein seine geringe Löslichkeit in Wasser, bedingt durch den Gehalt an Thallium(I)-iodid, macht seine Handhabung im Bereich der Spektroskopie sicherer. Besondere Vorsicht sollte jedoch geboten sein, denn Thalliumbromidiodid löst sich in einigen organischen Lösungsmitteln. Gelöste Thalliumsalze sind außerordentlich giftig.

Einzelnachweise

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  1. a b c Sicherheitsdatenblatt TlCl, TlBr, KRS-5, KRS-6, kristallin (Memento vom 13. Dezember 2015 im Internet Archive) (PDF; 121 kB) bei Korth Kristalle GmbH, abgerufen am 18. April 2013.
  2. a b c Physikalische Daten KRS-5 (Tl(Br-J)) (Memento vom 12. August 2014 im Internet Archive) bei Korth Kristalle GmbH, abgerufen am 18. April 2013.
  3. a b Datenblatt Thallium(I) bromide bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 24. April 2011 (PDF).
  4. Nicht explizit in Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP) gelistet, fällt aber mit der angegebenen Kennzeichnung unter den Gruppeneintrag thallium compounds, with the exception of those specified elsewhere in this Annex im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  5. Thallium Bromoiodide (KRS-5) Optical Crystals. International Crystal Laboratories, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. Januar 2010; abgerufen am 4. Mai 2010.