Tilman Fürniss

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Tilman Fürniss (* 28. April 1948) ist ein deutscher Kinder- und Jugendpsychiater.

Tilman Furniss (1991)

Fürniss promovierte 1974 an der Universität Freiburg mit dem Thema Calcium-Bewegungen und ihre Bedeutung für die Kontrolle der Herzkontraktion: ein Analogcomputermodell der elektro-mechanischen Koppelung des Herzens.[1]

Von 1978 bis 79 war Fürniss Assistenzarzt der Kinderheilkunde, Mitglied des Vertrauensarztsystems Amsterdam und Mitglied der Regierungskommission zu Traumafolgen bei Kindesmisshandlung und -vernachlässigung der Regierung der Niederlande.[2]

Von 1979 bis 1982 war Fürniss Assistenzarzt der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie des Hospital for Sick Children, London.[2]

Er war Assistenzarzt am Royal Free Hospital von 1982 bis 1985, dann von 1985 bis 1987 Oberarzt am Royal Free Hospital und University College Hospital London. Von 1987 bis 1990 war er Leitender Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Tavistock Clinic London.

Von 1990 bis 2013 war Fürniss Hochschullehrer für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität Münster und Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie Münster des Universitätsklinikums Münster.[3][4]

Fürniss sieht die Ursachen für Kindesmissbrauch in der Dysfunktion der Familien der Opfer.[5]

Fürniss entwickelte Methoden, um Kinder nach möglichen Gewaltwiderfahrnissen zu befragen (anatomisch korrekte Puppen, Märchenerzählungen, Befragungen). Kritiker monierten unter anderem „verhörähnliche“ Befragungen von Kindern und Fragestellungen mit impliziter Antwort. Unter anderem beriefen sich eine Mitarbeiterin von Wildwasser bei den Wormser Prozessen und Mitarbeiterinnen von Zartbitter beim Montessori-Prozess auf die Methodik von Fürniss. Die jahrelangen Prozesse endeten mit Freisprüchen für alle Angeklagten, da ein Missbrauch nicht nachgewiesen werden konnte oder nachweislich nicht stattgefunden hatte.[6][7][8][9][10][11][12]

Für seine Befragungsmethoden und -grundlagen geriet Fürniss später in die Kritik. Ursula Enders warf ihm unter anderem suggestive Befragungsmethoden und Nichteinhaltung der fachlichen Mindeststandards, dies schon bei seiner Arbeit in einer Londoner Kinderklinik, vor[13].

Schriften (Auswahl)

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  • Multiprofessionelles Handbuch sexueller Kindesmisshandlung. Göttingen: Verlag für angewandte Psychologie, 2003, 380 Seiten, ISBN 3-8017-0880-2
  • Sexueller Mißbrauch von Kindern. Ein multidisziplinäres Handbuch von Tilman Fürniss. 2000, ISBN 978-3-8017-0880-1

Einzelnachweise

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  1. Katalog der Universitätsbibliothek Freiburg
  2. a b Homepage Tilman Fürniss
  3. UKM Kinder- und Jugendpsychiatrie: Neuer Klinikdirektor, Pressemitteilung, 3. September 2013
  4. Aufgaben und Ämter. Deutsches Ärzteblatt vom 18. Oktober 2013
  5. Melanie Reinke: Das Recht jedes Kindes auf Schutz vor sexuellem Missbrauch: Präventionsarbeit im interkulturellen Kontext. Tectum Verlag, 2002, Seite 30 (online)
  6. Gisela Friedrichsen, Gerhard Mauz: Kot mit Ketchup, Der Spiegel 39, 27. September 1993
  7. Gisela Friedrichsen: Grenzen des Vorstellbaren, Der Spiegel 7, 13. Februar 1995
  8. Doktorspiele gestattet, Der Spiegel 7, 13. Februar 1995
  9. Gisela Friedrichsen, Gerhard Mauz: Blind die Blinden angeführt, Der Spiegel 22, 29. Mai 1995
  10. Tamara Duve: Die Hexenjäger(innen), Spiegel Special 8/1996
  11. Absurd und gefährlich, Der Spiegel 38, 15. September 1997
  12. Gisela Friedrichsen: Hört’s auf mit dem Schmarrn, Der Spiegel 16, 16. April 2007
  13. Ursula Enders: Anhörung. (pdf) Jeder Fall ist ein Fall zu viel. Zartbitter Köln, 24. Juni 2019, S. 3–4, abgerufen am 22. September 2023.