Timotschanen

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Die Timotschanen (lat. Timociani) waren ein südslawischer Stamm und lebten im 9. Jahrhundert im heutigen Serbien. Die Timotschanen siedelten am Timok (lat. Timacus) in der Provinz Moesia superior oder auch Obermösien (heutiges Serbien).

Im Zuge der bulgarischen Expansion kam es dort um 814/815 zu Eroberungsfeldzügen und Christenverfolgungen, wobei es auch zu christlichen Martyrien sowie Massakern an Gefangenen kam. Die Timotschanen wurden 818 erstmals erwähnt, als eine Gesandtschaft von ihnen in Begleitung des Fürsten Borna bei Kaiser Ludwig dem Frommen um Schutz gegen die Bulgaren ersuchte. 819 unterstützten die Timotschanen Fürst Ljudevit von Unterpannonien in dessen Rebellion gegen die Oberherrschaft des Fränkischen Reiches.

827 eroberte Khan Omurtag während seines Angriffs auf das Fränkische Reich das neue Siedlungsgebiet der Timotschanen und machte die Provinz dem Bulgarischem Reich tributpflichtig. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Bulgarische Reich auf dem Zenit seiner Macht. Im 12. Jahrhundert wurden die Timotschanen noch einmal in einem bulgarischen Text erwähnt.

Der fränkische Chronist Einhard schrieb:

„Timocianorum quoque populum, qui dimissa Bulgarorum societate, ad imperatorum venire ac dicioni eius se permittere gestiebat, ne hoc efficeret, ita intercepit ac falsis persuasionibus inlexit, ut, omisso quod facere cogitabat, perfidiae illius socius et adiutor existeret.“

„(sinngemäß) Die Leute vom Timacum flüchteten vor der Gesellschaft der Bulgaren und stellten sich selbst unter dem Schutz des (fränkischen) Kaisers. Sie informierten den Kaiser durch einen Gesandten und ließen sich in Unterpannonien nieder, wo Liudewitus regierte. Liudewitus (dt. Ludwig, dux Segestria) gelang es, die Timociani (dt. Timotschanen) durch falsche Versprechungen für seine Sache zu gewinnen.“[1]

Der Ausdruck societate wird von einigen Forschern so ausgelegt, dass die Leute vom Timacum selbst Bulgaren oder deren Verbündete (lat. societas) gewesen seien.[2] Dabei knüpfen sie an eine Legende an, nach der sieben slawische Stämme an der Gründung des Bulgarischen Reiches beteiligt waren.[3] Im Laufe der Zeit wurde von zahlreichen Stämmen angenommen, einer dieser sieben Stämme zu sein. Dies konnte noch nicht bewiesen werden.

Diese Thesen sind auch zu bezweifeln, vielmehr kann societate als unterworfene Bevölkerung ausgelegt werden. Dazu ist jedoch der Hintergrund zu sehen. In diesem Gebiet wurden die letzten 200 Jahren besonders starke, sprachlich sehr verschiedene Truppen am Eisernen Tor und an der Trajansbrücke stationiert, deren Familien im Umfeld (auch am Timok) siedelten. Dieser Limesabschnitt wurde also besonders stark gegen Barbaren-Einfälle aus dem Norden gesichert um die Donauprovinzen zu schützen. Diese Taktik versagte, als der Angriff der Bulgaren (aus Thrakien kommend) von der Südseite her erfolgte. Dies führte zur einzig möglichen Fluchtroute der geplünderten Überlebenden nach Westen, wo das Frankenreich Schutz versprach.

Die byzantinische Geschichtsschreibung erwähnt im Vorfeld zahlreiche Stämme unterschiedlichster Sprachfamilien, die hier stationiert, angesiedelt bzw. letztmals genannt wurden, was auf eine multikulturelle, zumindest teilweise christianisierte Bevölkerung aus allen Gegenden des Barbaricum hindeutet, die am besten als Südslawen zu bezeichnen sind.[4] Der fränkische Chronist Einhard (†840) benannte diese Kriegsflüchtlinge nach dem Fluss, von dem sie kamen.

Die Tatsache, dass fränkische Chronisten aufzeichneten, wie die Timotschanen gegen die expandierenden Bulgaren rebellierten und flüchteten, deutet darauf hin, dass die Gegend des Timoks und seine Bevölkerung serbo-byzantinischer Herkunft ist. In den Annales regni Francorum („Annalen des Fränkischen Reiches“) werden die Timotschanen, Guduscani sowie die Branitschewzen, geführt von Borna, als Serben bezeichnet.[5]

Einzelnachweise

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  1. Einhard, Vita Karoli Magni, 205.43, 206.3–7.
  2. Predrag, K.; The Slavs of Mid-Danube Basin and the bulgarian Expansion in the first half of 9th century.
  3. Theophanes der Bekenner (†818) Breviarium historicum desf Patriarchen Nicephorus (806–815, †828).
  4. Curta, F.; The making of Slavs.
  5. Срђан Рудић: Споменица академика Симе Ћирковића: Homage to Academician Sima Ćirković. Istorijski institut, 2011, ISBN 978-86-7743-091-7 (google.de [abgerufen am 5. Mai 2020]).