Uterustorsion

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Klassifikation nach ICD-10
N85.9 Nichtentzündliche Krankheit des Uterus, nicht näher bezeichnet
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Die Uterustorsion (lateinisch Torsio uteri) ist eine Verdrehung der Gebärmutter von mehr als 45° um die Längsachse des Uterus. Beim Menschen stellt sie eine seltene Komplikation in der Geburtshilfe dar, die oft erst bei einem Kaiserschnitt erkannt wird. Die Ursache ist meist unklar.[1][2]

Die Torsion findet sich meist am Übergang der Zervix zum Corpus uteri mit Drehung nach rechts in zwei von drei Beobachtungen.[3]

Vorkommen und Ursache

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Eine Uterustorsion wird in der Humanmedizin nur selten publiziert. Sehr viel häufiger sind Berichte aus der Tiermedizin.[2]

Meist tritt eine Verdrehung in der Schwangerschaft, typischerweise im letzten Schwangerschaftsdrittel auf mit erheblichen Auswirkungen auf Mutter und das Ungeborene.[3]

Eine Torsion kommt aber auch außerhalb beispielsweise bei großem Uterusmyom (Leiomyom) vor.[4][5]

Bei einer Uterustorsion liegen häufig weitere Besonderheiten vor wie abnormale Kindslage, Myome und Fehlbildungen des Uterus beispielsweise des Müller-Ganges oder der Beckenanatomie, Verwachsungen im Becken, große Ovarialtumoren, Versuch einer Äußeren Wendung, Scherkräfte bei Verkehrsunfall, Hydramnion, Mehrfachschwangerschaft, Extrauteringravidität im Mündungsbereich des Eileiters. Abnormal vermehrte Aktivität des Föten, abnormal lange oder unelastische Zervix, Schwäche am Übergang Corpus uteri und Zervix sowie idiopathische Faktoren werden diskutiert.[2][6]

Klinische Erscheinungen

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In der Schwangerschaft

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Klinische Kriterien sind:

  • plötzlich einsetzende abdominale Schmerzen, Peritonitis mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, geblähtes Abdomen
  • Probleme beim Wasserlassen mit imperativem Harndrang, Nykturie, Oligurie, Hämaturie
  • Vaginale Blutung, heftige Wehen, vorzeitiger Blasensprung

Seltener kann es zum mütterlichen Kreislaufkollaps oder Vorzeitiger Plazentalösung kommen.[2]

Bei einsetzender Wehentätigkeit fällt eine Uterustorsion sehr rasch durch Geburtsstillstand und akute mütterliche oder fötale Stressreaktionen auf, die zu einer Notfalloperation führen.[6]

Bei Nichtschwangeren

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Außerhalb einer Schwangerschaft ist eine Uterustorsion selten, die Klinik ist oft unspezifisch. Symptome wie Abdominalschmerz, Vaginalblutung oder ähnlich treten auf, sobald der Blutfluss durch die Verdrehung unterbrochen wird.[2][3]

Bei Schwangeren stellt eine Uterustorsion einen Notfall dar.[7]

Uterustorsion bei Tieren

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Uterustorsionen kommen bei Tieren deutlich häufiger als beim Menschen vor, am häufigsten beim Hausrind und hier zumeist in der Eröffnungsphase der Geburt. Bei 0,5 bis 1 % der Rindergeburten kommt es zu einer Gebärmutterverdrehung. Begünstigend wirkt die starke Asymmetrie der Gebärmutter bei der Trächtigkeit, da im Normalfall nur ein Kalb in einem der beiden Gebärmutterhörner lokalisiert ist.[8][9] Bei Stuten ist eine Verdrehung viel seltener, da die Eierstöcke mit Bändern stärker fixiert sind und das kräftige Ligamentum ovarii proprium die Uterushörner stabilisiert. Auslöser sind vermutlich Fruchtbewegungen. Bei der Stute treten Uterustorsionen auch häufiger im 8. bis 10. Monat der Trächtigkeit auf.[10][11] Bei Rindern und Stuten kann versucht werden, die Torsion mit einer durch die Scheide eingeführte Torsionsgabel nach Caemmerer zurückzudrehen. Dies ist in 70 % der Fälle möglich. Eine weitere konservative Behandlungsform ist das Wälzen mit einer Erfolgsrate von 95 %.[12] Erst bei Nichterfolg wird eine operative Korrektur notwendig. Gelegentlich kommt eine Uterustorsin auch bei Hunden[13] und Katzen[14] oder Meerschweinchen[15] vor.

  • S. Liu, L. Zhou, B. Song, D. Liu, C. Zheng, X. Wu, Z. Wei, X. Chen: Uterine torsion complicated by severe placental abruption in the second trimester: a case report and literature review. In: BMC pregnancy and childbirth. Band 23, Nummer 1, Januar 2023, S. 51, doi:10.1186/s12884-023-05377-z, PMID 36681791, PMC 9863092 (freier Volltext) (Review).
  • F. L. Yin, H. X. Huang, M. Zhang, X. K. Xia, H. Xu, T. Liu, D. Liu, H. G. He: Clinical analysis of uterine torsion and fibroids in full-term pregnancy: A case report and review of the literature. In: The Journal of international medical research. Band 48, Nummer 6, Juni 2020, S. 300060520920404, doi:10.1177/0300060520920404, PMID 32485116, PMC 7273568 (freier Volltext) (Review).
  • R. Sparić, M. Pervulov, A. Stefanović, J. Tadić, M. Gojnić, S. Milićević, M. Berisavac: Torkvacija Uterusa U Terminskoj Trudnoći [Uterine torsion in term pregnancy]. In: Srpski arhiv za celokupno lekarstvo. Band 135, Nummer 9–10, 2007, S. 572–575, doi:10.2298/sarh0710572s, PMID 18088045.

Einzelnachweise

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  1. L.H. Clemens, Babett Ramsauer, K. Vetter, M Hänel: Uterustorsion in der Schwangerschaft nach einem Reitunfall. In: Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie. 2011, Band 215, Nummer S 01 doi:10.1055/s-0031-1293426.
  2. a b c d e John P O’Grady: Malposition of the Uterus, In: emedicine
  3. a b c S. Singh, S. Tayade, D. Patel: Torsion in Uterus: An Obstetrical and Gynaecological Emergency. In: Cureus. Band 16, Nummer 2, Februar 2024, S. e54839, doi:10.7759/cureus.54839, PMID 38533137, PMC 1096334 (freier Volltext) (Review).
  4. J. Qin, I. Wijangco, M. Rashad, M. Sugi, S. Young: A Case Report of Uterine Torsion in a Postmenopausal Female with a Large Leiomyoma. In: Journal of radiology case reports. Band 18, Nummer 1, 2024, S. 1–7, doi:10.3941/jrcr.v18i1.5035, PMID 38910588, PMC 1118877 (freier Volltext).
  5. G. Barnabas, S. Mathew, M. Shamassi, M. Rafique: Non-gravid uterine torsion associated with small bowel obstruction. In: Journal of surgical case reports. Band 2024, Nummer 2, Februar 2024, S. rjae045, doi:10.1093/jscr/rjae045, PMID 38370590, PMC 1087177 (freier Volltext).
  6. a b J. G. Jensen: Uterine torsion in pregnancy. In: Acta obstetricia et gynecologica Scandinavica. Band 71, Nummer 4, Mai 1992, S. 260–265, doi:10.3109/00016349209021049, PMID 1322618 (Review).
  7. V. Gaikwad, S. Aramandla, S. Gaikwad: A Case Report of Uterine Torsion: An Obstetric Emergency During Pregnancy. In: Cureus. Band 16, Nummer 1, Januar 2024, S. e52538, doi:10.7759/cureus.52538, PMID 38371075, PMC 1087010 (freier Volltext).
  8. Johannes Richter: Tiergeburtshilfe. Georg Thieme Verlag, 1993, ISBN 978-3-489-53416-7, S. 232.
  9. D. Klaus-Halla, B. Mair, C. Sauter-Louis, H. Zerbe: Torsio uteri beim Rind: Therapie sowie Verletzungsrisiko für die Kuh und Prognosestellung für das Kalb. In: Tierärztliche Praxis. Ausgabe G, Grosstiere/Nutztiere. Band 46, Nummer 3, Juni 2018, S. 143–149, doi:10.15653/TPG-170680, PMID 29902813.
  10. Johannes Richter: Tiergeburtshilfe. Georg Thieme Verlag, 1993, ISBN 978-3-489-53416-7, S. 239.
  11. Masaru Satoh, Tohru Higuchi, Satoshi Inoue, Tadahiro GOTOH, Harutaka MURASE, Yasuo Nambo: Factors affecting the prognosis for uterine torsion: the effect of treatment based on measurements of serum progesterone and estradiol concentrations after surgery. In: Journal of Equine Science. 2017, Band 28, Nummer 4, S. 163–167 doi:10.1294/jes.28.163.
  12. Johannes Richter: Tiergeburtshilfe. Georg Thieme Verlag, 1993, ISBN 978-3-489-53416-7, S. 237.
  13. Ernst-Günther Grünbaum: Klinik der Hundekrankheiten. Georg Thieme Verlag, 2007, ISBN 978-3-8304-1021-8, S. 753.
  14. S. Kimura, W. Huang, E. V. Williams, K. C. Cosford: Recognizing uterine torsion as a differential diagnosis in pregnant cats with severe anemia to provide appropriate and timely care in the absence of a definitive presurgical diagnosis. In: The Canadian veterinary journal = La revue veterinaire canadienne. Band 65, Nummer 5, Mai 2024, S. 457–461, PMID 38694738, PMC 1101792 (freier Volltext).
  15. Karl Gabrisch: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche, 2010, ISBN 978-3-8426-8024-1, S. 76.