La Tour-de-Peilz

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La Tour-de-Peilz
Wappen von La Tour-de-Peilz
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Waadt Waadt (VD)
Bezirk: Riviera-Pays-d’Enhaut
BFS-Nr.: 5889i1f3f4
Postleitzahl: 1814
Koordinaten: 558219 / 146140Koordinaten: 46° 27′ 55″ N, 6° 53′ 41″ O; CH1903: 558219 / 146140
Höhe: 385 m ü. M.
Höhenbereich: 371–507 m ü. M.[1]
Fläche: 3,26 km²[2]
Einwohner: i12'595 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte: 3863 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
29,5 %
(31. Dezember 2023)[4]
Arbeitslosenquote: 4,5 % (31. Mai 2015)[5]
Website: www.la-tour-de-peilz.ch
Bootshafen von La Tour-de-Peilz
Bootshafen von La Tour-de-Peilz
Lage der Gemeinde
Karte von La Tour-de-PeilzGenferseeLac de BretLac de LussyLac du VernexLac de l’HongrinLac LiosonArnenseeFrankreichKanton BernKanton FreiburgKanton WallisKanton WallisBezirk AigleBezirk Lavaux-OronBlonay – Saint-LégierBlonay – Saint-LégierChardonne VDChâteau-d’OexCorseauxCorsier-sur-VeveyJongnyMontreuxRossinièreRougemont VDLa Tour-de-PeilzVeveyVeytaux
Karte von La Tour-de-Peilz
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La Tour-de-Peilz [ˈtuʁdəˌpɛ] ist eine politische Gemeinde im Distrikt Bezirk Riviera-Pays-d’Enhaut im Kanton Waadt in der Schweiz.

La Tour-de-Peilz liegt auf 385 m ü. M., 1,5 km südöstlich des Bezirkshauptortes Vevey (Luftlinie). Die Stadt erstreckt sich am Nordostufer des Genfersees, das auch als Riviera vaudoise bezeichnet wird, und auf den angrenzenden Hängen, am Fuss des Aussichtsberges Les Pléiades, in der Tourismusregion Vevey-Montreux.

Die Fläche des 3,3 km² grossen Gemeindegebiets umfasst einen Abschnitt am Nordostufer des Genfersees (rund 3 km Seeuferlinie). Südlich der Altstadt ragt die Halbinsel La Becque in den See hinaus. Der Gemeindeboden erstreckt sich vom Seeufer über einen verhältnismässig flachen Uferrandstreifen bis auf die sanft geneigten Hänge unterhalb von Blonay. Auf der Geländeterrasse von Villard wird mit 506 m ü. M. der höchste Punkt von La Tour-de-Peilz erreicht. Im Südosten wird das Gebiet durch den Bach von Burier, im Nordosten durch die Autobahn A9 und im Norden durch den Bach Ognona begrenzt. Auch der Rebhügel Crêt Richard (486 m ü. M.) nördlich der Ognona gehört noch zu La Tour-de-Peilz. Von der Gemeindefläche entfielen 1997 61 % auf Siedlungen, 4 % auf Wald und Gehölze, 34 % auf Landwirtschaft und etwas weniger als 1 % war unproduktives Land.

Zu La Tour-de-Peilz gehören der ehemalige Weiler Burier (390 m ü. M.) und mehrere Weingüter. Nachbargemeinden von La Tour-de-Peilz sind Montreux, Blonay – Saint-Légier und Vevey.

Durch das Gemeindegebiet von La Tour-de-Peilz führte während der Römerzeit die Heerstrasse vom Grossen Sankt Bernhard nach Aventicum (Avenches). Auch aus der gallischen und der burgundischen Zeitepoche wurden einige Spuren entdeckt.

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte 1228 unter dem Namen Turris de Peil und latinisiert Turris Peliana. Im 13. Jahrhundert wurde auch die Bezeichnung Turris Viviaci (Tour de Vevey) verwendet. Die Herkunft des Ortsnamens ist nicht einwandfrei geklärt. Peilz könnte vom römischen Geschlechtsnamen Pellius abstammen oder vom früheren Namen Peys für die Halbinsel La Becque hergeleitet sein.

Das Gemeindehaus/Maison de Commune von La-Tour de-Peilz
Luftbild aus 600 m von Walter Mittelholzer (1919)

Das Gebiet von La Tour-de-Peilz gehörte im 12. Jahrhundert dem Bischof von Sion, der damit die Grafen von Genf belehnte. Diese liessen den Befestigungsturm erbauen und das Lehen durch ein Dienstmannengeschlecht verwalten, das den Namen des Ortes annahm. 1251 brachte Peter von Savoyen zunächst einen Teil, später das ganze Gebiet an sich. Graf Philipp von Savoyen gab dem Ort 1282 das Stadtrecht. La Tour-de-Peilz war einer der wichtigsten Handelshäfen am Genfersee und bedeutender Umschlagsplatz vom Schiffs- auf den Landverkehr. Dadurch erlangte die Stadt schon früh einen gewissen Wohlstand. Am 8. Juni 1476 wurden die Stadt und das Schloss von den Bernern gebrandschatzt.

Mit der Eroberung der Waadt durch Bern im Jahr 1536 gelangte La Tour-de-Peilz unter die Verwaltung der Vogtei Vevey. Nach dem Zusammenbruch des Ancien Régime gehörte die Stadt von 1798 bis 1803 während der Helvetik zum Kanton Léman, der anschliessend mit der Inkraftsetzung der Mediationsverfassung im Kanton Waadt aufging. 1798 wurde die Stadt dem Bezirk Vevey zugeteilt. Dank seiner Lage an der Waadtländer Riviera zwischen Vevey und Montreux setzte auch in La Tour-de-Peilz Ende des 19. Jahrhunderts der wirtschaftliche Aufschwung ein, und die Stadt entwickelte sich zu einem Fremdenverkehrsort.

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1850 1035
1870 1627
1900 2417
1910 3348
1930 4266
1950 5015
1960 6820
1970 8864
1980 9411
1990 10'197
2000 10'230
2019 11'879

Bevölkerungsentwicklung

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Die Bevölkerungszahl von La Tour-de-Peilz stieg vor allem in der Zeit von 1940 bis 1970 markant an. Seither hat sich der Trend stark verlangsamt, zeigt aber weiterhin nach oben. Das Siedlungsgebiet von La Tour-de-Peilz ist heute lückenlos mit denjenigen von Vevey und Montreux zusammengewachsen.

Mit 12'595 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2023) gehört La Tour-de-Peilz zu den grossen Gemeinden des Kantons Waadt; es ist die drittgrösste Stadt der Region Vevey-Montreux. Von den Bewohnern sind 83,0 % französischsprachig, 5,9 % deutschsprachig und 2,9 % italienischsprachig (Stand 2000).

Blasonierung: „Gespalten von Silber und Rot, darin ein vierzinnig Tor mit in Naturstein gefasstem offenem Portal und beidseitig anschließenden vorgezogenen dreizinnigen Flankentürmen mit zwei untereinander liegenden schwarzen Fenstern in verwechselten Farben.“

Bis Ende des 19. Jahrhunderts war La Tour-de-Peilz ein Acker- und Weinbauernstädtchen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte es sich dank seines milden Klimas und der attraktiven Lage am Genfersee zu einem Erholungs- und Ferienort. Gleichzeitig wurde es zu einem bevorzugten Wohnvorort von Vevey.

Heute bietet die Stadt rund 2500 Arbeitsplätze. Davon werden rund 4 % dem primären Sektor, 11 % dem industriellen Sektor und 85 % dem Dienstleistungssektor zugerechnet (Stand 2001). An den Südhängen der Terrasse von Villard und des Crêt Richard sowie zwischen den oberen Wohngebieten von La Tour-de-Peilz wird auf zahlreichen unzusammenhängenden Flächen Weinbau betrieben. Der fruchtbare Boden und das günstige Klima eignen sich auch für Ackerbau und Gemüsebau.

Trolleybus bei der Haltestelle "La Tour de Peilz-Centre"

Die Stadt besitzt einige Gewerbe- und Handelsunternehmen, darunter die auf Gartenbau spezialisierten Brunner Frères, die Société de gestion EVGE SA und Laboratorien beziehungsweise Büros der Nestlé AG. Das Gewerbe ist stark auf den Tourismus ausgerichtet. Im Weiteren ist La Tour-de-Peilz Standort des Centre d’enseignement secondaire supérieur de l’est vaudois (ein Schul- und Bildungszentrum), sowie zahlreicher weiterer Schulen.

In den letzten Jahrzehnten hat sich La Tour-de-Peilz zur Wohngemeinde mit ausgedehnten Villen- und Einfamilienhausquartieren entwickelt. Viele Erwerbstätige pendeln nach Vevey, Montreux oder Lausanne zur Arbeit.

Der Bahnhof von La-Tour-de-Peilz

Die Gemeinde ist verkehrstechnisch sehr gut erschlossen. Sie liegt an der Hauptstrasse 9, die von Lausanne entlang dem Seeufer via Vevey und Montreux ins Wallis führt. Der nächste Autobahnanschluss (Vevey) an die 1970 eröffnete A9 (Lausanne–Sion) ist rund 3 km vom Stadtkern entfernt.

Am 2. April 1861 wurde der Abschnitt Lausanne-Villeneuve der Bahnlinie von Lausanne nach Sion mit einem Bahnhof in La Tour-de-Peilz eröffnet. Zudem existiert auf Gemeindegebiet noch die SBB-Haltestelle Burier. Ab 1888 verkehrte entlang des Seeufers die Tramway Vevey–Montreux–Chillon–Villeneuve, eine elektrische Strassenbahn. Sie war die erste elektrisch betriebene Bahn der Schweiz und wurde 1957 durch den Trolleybus Vevey–Villeneuve ersetzt, welcher heute von der Gesellschaft Transports publics Vevey-Montreux-Chillon-Villeneuve (VMCV) betrieben wird.

Museen und Freizeit

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Das Schloss La Tour-de-Peilz am Seeufer beherbergt seit 1987 das Schweizer Spielmuseum (Musée Suisse du jeu). Gleich neben dem Schloss befindet sich der Hafen, vor dem Eisenbahnzeitalter ein wichtiger Handelshafen, heute zum Sportbootshafen umgebaut. Das Seeufer von der Grenze zu Vevey bis zur Halbinsel La Becque ist als Erholungs- und Freizeitzone gestaltet.

Sehenswürdigkeiten

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Schloss La Tour-de-Peilz von der Seeseite
Schloss La Tour-de-Peilz

Die reformierte Pfarrkirche Saint-Théodule stammt im Kern aus dem 14. Jahrhundert, wurde aber in den Jahren 1792 bis 1796 umgestaltet. Der Kirchturm diente früher als Stadttor.[6] Ferner ist ein Teil der ehemaligen Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert in die Kirche integriert und bildet heute die Nordwand des Schiffes und der Sakristei; die Glasfenster wurden in den 1960er Jahren angefertigt. Vor der Kirche steht der Freiheitsbrunnen (Fontaine de la liberté).

Das Schloss La Tour-de-Peilz wurde 1251–1257 unter Peter von Savoyen erbaut. Es steht direkt am Seeufer, auf der Nordseite des ehemaligen Handelshafens. Nach seiner Zerstörung durch die Eidgenossen blieb das Schloss lange Zeit als Ruine stehen und wurde erst Mitte des 18. Jahrhunderts wieder instand gesetzt. Es wurde 1979 von der Gemeinde La Tour-de-Peilz erworben, steht mit seinen beiden Rundtürmen, der Umfassungsmauer und dem Wohntrakt seit 1973 unter Denkmalschutz und beherbergt das Schweizer Spielmuseum.

Überwiegend aus dem 18. Jahrhundert stammt das Haus Hugonin, ein ehemaliger Herrensitz, in dem heute die Gemeindeverwaltung untergebracht ist. Auf einem Hügel nahe dem Seeufer steht das Schloss Sully (1882 erbaut), derzeit im Besitz von Shania Twain. Am Hang oberhalb von La Tour-de-Peilz befindet sich der Herrensitz Domaine de la Doges (benannt nach der ehemaligen Besitzerfamilie Doges), der 1711 errichtet wurde. Im Garten steht ein Turm, der wahrscheinlich älter als der Landsitz ist und früher als Wach- und Signalturm oder auch als Windmühle diente.

Die britische Schriftstellerin Bryher, ihre Lebensgefährtin, die Dichterin H. D. (Hilda Doolittle) und Bryhers Ehemann, der Schriftsteller Kenneth Macpherson lebten ab 1929 in der von Alexander Ferenczy und Hermann Henselmann im Bauhaus-Stil errichteten Villa Kenwin, Chemin de Vallon 19, die ein idealer Raum zum Wohnen und Arbeiten, für kreatives Schaffen, Konzerte und Feste sein sollte.

Auf rund 40 bis 60 Meter unter der Wasseroberfläche liegt das Wrack der Hirondelle vor La Tour-de-Peilz. Der Raddampfer sank, nachdem er am 10. Juni 1862 auf eine Felsformation aufgelaufen war. Heute ist das Wrack ein beliebtes Ziel für Wracktaucher.[7][8]

Die Gemeinde ist seit 1982 mit Ornans im französischen Département Doubs verschwistert, wo der hier verstorbene Gustave Courbet geboren war.[9]

Persönlichkeiten

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In Tour-de-Peilz wohnhaft:

Commons: La Tour-de-Peilz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. Demandeurs d’emploi, chômeurs et taux de chômage par commune. (XLS, 115 kB) Statistique Vaud, Département des finances et des relations extérieures (Statistik Waadt, Departement für Finanzen und auswärtige Angelegenheiten), archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. September 2015; abgerufen am 14. Juni 2015 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.scris.vd.ch
  6. Isabelle Roland: L’église de La Tour-de-Peilz. (Schweizerische Kunstführer, Nr. 505). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1992, ISBN 978-3-85782-505-7.
  7. Hirondell (CH). wracktauchen.ch, zugegriffen: 11. Juni 2011
  8. Tauchplätze Westschweiz, Marco Kohmann, zugegriffen: 11. Juni 2011
  9. Website der Gemeinde – Jumelage La Tour-de-Peilz – Ornans, abgerufen am 23. Januar 2018